2. Bedeutung eines positiven Tumortests

Auswirkungen eines positiven Tumortests bei Prostatakrebs

Sie haben Prostatakrebs und an dem Krebsgewebe wurde ein Gentest gemacht. Das Ergebnis ist positiv. Das heißt, dass Ihr Tumor eine bestimmte genetische Mutation hat. Beispielsweise nennt man einen Tumor, in dem eine relevante BRCA-2-Mutation gefunden wurde, BRCA-2-positiv.

Welche Auswirkungen hat der positive Test nun auf Ihre Prognose und die Therapie?

Auswirkungen auf die Therapie

Der Test hilft zu beurteilen:

  • Wie der Tumor therapiert werden kann.
  • Ob bestimmte neue Therapien erfolgversprechend sind.
  • Ob zunächst ein Abwarten ohne Therapie sinnvoll ist.
  • Wie oft Kontrollen und Nachsorge-Untersuchungen erfolgen sollten.

Bei all diesen Fragen müssen neben dem Gentest natürlich noch viele weitere Faktoren berücksichtigt werden.

Auswirkungen auf die Prognose

Unbehandelt hätten Tumore mit positivem Gentest eine schlechtere Prognose. Das heißt sie wachsen schneller, bilden eher Metastasen und das Risiko für ein Rezidiv (Wieder-Auftauchen eines zuvor nicht mehr nachweisbaren Tumors) ist höher.

Allerdings verbessern die zusätzlichen Therapiemöglichkeiten bei positivem Gentest die Prognose!
Besonders wichtig für die Auswirkungen auf Therapie und Prognose sind Veränderungen in den sogenannten HRR-Genen, die für die DNA-Reparatur wichtig sind. Zu Therapiemöglichkeiten und HRR-Genen finden Sie mehr Informationen im nächsten Kapitel.

Therapiemöglichkeiten bei Prostatakrebs

Prostatakrebs ist die häufigste Tumorerkrankung des Mannes. Daher ist die Erfahrung mit der Therapie des Prostatakrebs sehr hoch. Darüber hinaus werden die bestehenden Therapiemöglichkeiten immer weiterentwickelt.

In diesem Kapitel geben wir Ihnen zunächst einen kurzen Überblick über die Therapie des Prostatakrebs und gehen dann näher auf eine Therapie ein, für die das Gentest-Ergebnis besonders wichtig ist.

Übersicht der wichtigsten Therapiemöglichkeiten bei Prostatakrebs

  • Hormon-Therapie z.B. mit Testosteron-Hemmern, Blockade des Hormon-Empfängers
  • Bestrahlung
  • Operation: Entfernung von z.B. Prostata und angrenzenden Lymphknoten
  • Chemotherapie
  • Nach Gentest: PARP-Inihibitoren (siehe unten)
  • Abwarten und Beobachten

Therapie des Prostatakrebs

Zur Therapie des Prostata-Karzinoms finden Sie im Kurs „Prostatakrebs Therapie“ genauere Informationen.

HRR-Mutationen und die Therapie mit PARP-Inhibitoren

  • Der DNA-Strang unseres Erbguts kann brechen und muss dann wieder repariert werden. Für die Reparatur sind vor allem die HRR-Gene zuständig.
  • HRR ist die Abkürzung für homologous recombination repair bzw. deutsch homologe rekombinante Reparatur. Der Begriff beschreibt einfach die Technik, die unser Körper bei dieser Reparatur einsetzt.
  • Bekannte HRR-Genveränderungen sind BRCA-1, BRCA-2 und ATM.
  • Die kleine Störung in der DNA-Reparatur führt zu Erbgutveränderungen. Solche Erbgutveränderungen braucht der Tumor z.B. um streuen zu können.
  • Wenn beim Gentest Veränderungen der HRR-Gene im Tumor nachgewiesen wurden, der Gentest daher positiv ist, können PARP-Inhibitoren zur Therapie eingesetzt werden.
  • PARP steht für Poly-ADP-Ribose-Polymerase. Das ist ein Protein, das ebenfalls an der DNA-Reparatur beteiligt ist.
  • PARP-Inhibitoren blockieren dieses Protein und stören so die HRR-Reparatur noch zusätzlich, was meist zum Absterben der Tumorzelle führt.
  • Die bereits vorhandene Reparatur-Störung und die medikamentöse Störung führen sozusagen gemeinsam dazu, dass die Reparatur gar nicht mehr funktioniert.
  • So kann ein positiver Tumor-Gentest zum Einsatz dieser neuen Therapie führen.

Erfahrung mit PARP-Inhibitoren

PARP-Inhibitoren sind erst seit 2020 zur Therapie des Prostatakrebs zugelassen. Es ist also eine ganz neue Therapie. Allerdings gibt es bereits Erfahrung mit PARP-Inhibitoren bei anderen Tumorerkrankungen z.B. dem Eierstockkrebs.

Keimbahntestung bei Prostatakrebs

Bei Tumorpatienten kann man nicht nur einen Gentest des Tumors selbst machen, sondern auch einen Keimbahntest aus dem Blut. Dies kann zum Beispiel sinnvoll sein, wenn der Tumortest positiv war oder auch wenn nicht ausreichend Tumor-Material für den Gentest vorhanden ist.

Keimbahntest nach positivem Tumortest

Etwa die Hälfte der Patienten mit positivem Tumortest, hat diese Veränderungen auch in der Keimbahn. Durch die Untersuchung der Keimbahn mittels einer Blutprobe bekommt man Informationen, die sowohl für einen selbst als auch für Verwandte wichtig sein können.

Daher ist bei positivem Tumortest ein anschließender Keimbahntest zu empfehlen.

Folgen eines positiven Keimbahntests bei Krebspatienten

  • Ein positiver Keimbahntest ist eine Erklärungsmöglichkeit, warum Sie Krebs bekommen haben.
  • Bei einem positiven Keimbahntest ist davon auszugehen, dass die Genveränderung auch in den Krebszellen vorhanden ist. Daher hat er, bei bereits bekanntem Prostatakrebs, die gleiche Bedeutung für Prognose und Therapie wie ein positiver Tumortest.
  • Die Therapie mit PARP-Inhibitoren ist also möglich, auch wenn der Tumor-Test selbst negativ ist oder nicht durchgeführt werden kann.
  • Die Tumorkontrollen und Vorsorgeuntersuchungen für andere Tumore werden intensiviert.
  • Die Vererbung des Krebs-Risiko-Gens ist möglich. Daher ist auch eine Beratung der Angehörigen zu empfehlen.

Stufendiagnostik

Unter Stufendiagnostik versteht man in dem Kontext: Mehrere Gentests, die nacheinander durchgeführt werden, wenn der vorherige positiv war. Beim Prostatakrebs-Gentest bedeutet das:

  • Stufe 1: Tumor-Test, wenn positiv…
  • Stufe 2: Keimbahn-Test des Patienten, wenn positiv…
  • Stufe 3: Keimbahn-Test z.B. des Sohns des Patienten, wenn positiv…
  • Stufe 4: Keimbahn-Test z.B. der Tochter des Sohns des Patienten …

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Thomas Bauernhofer: Stand Juli 2021 | AT-4996 | Quellen und Bildnachweis

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