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Drei hilfreiche Dinge der Brustkrebs Diagnose – Betroffene erzählen

Zeit um dankbar zu sein

Eine Brustkrebs Diagnose stellt das ganze Leben auf den Kopf und viele unbekannte Ängste und Fragen kommen auf. In diesem Beitrag erzählen unsere Gastautorinnen, was ihnen nach ihrer Brustkrebs Diagnose geholfen hat und machen anderen Betroffenen Mut.

Nicole Kultau

Zu allererst: Wenn ich die Möglichkeit hätte, könnte ich eine ganze Reihe an hilfreichen Dingen nennen, die mir nach meiner Brustkrebsdiagnose geholfen haben. Aber dies bedeutet noch lange nicht, dass sie für jemand anderes hilfreich sind, gerade, weil unsere Lebenslinien so unterschiedlich verlaufen und geprägt sind. Was dem einen scheinbar leicht gelingt, erscheint dem anderen völlig unmöglich. Dir möchte ich gerne mit auf deinen Weg geben, ganz gleich ich welcher Behandlungsphase du gerade steckst: Hab Geduld mit dir! Ich weiß nur zu gut, wie sehr man an mancher Stelle mit sich hadert, weil vieles nicht mehr möglich oder der Behandlungsweg noch so weit erscheint. Aber vieles wird wieder leichter werden, Vertrauen in uns selbst wird wieder zurückkehren und ganz viel Mut und Selbstvertrauen. Ganz bestimmt…

Aber zurück zum Thema:

  • Der vielleicht erste und entscheidenste Faktor im Umgang mit meiner Erkrankung war, dass ich trotz des großen Schocks und vieler Ängste und Sorgen die mich bewegten, die Diagnose annahm. Und dies geschah innerhalb kürzester Zeit. Dadurch erlangte ich als Patientin, Frau, Mutter, sehr schnell meine Handlungsfähigkeit zurück. Dies beruhigte mich in meinem Sein als Mensch und vermittelte mir das Gefühl, dem ganzen Geschehen als Patientin nicht hilflos ausgeliefert zu sein. Viele hilfreiche Tipps und erworbenes Wissen über die unterschiedlchsten Quellen, unterstützten zudem meinen Weg als mündige Patientin und retteten mir im besten Fall mein Überleben.

 

  • Zudem tat es mir sehr wohl, mich mit Menschen und Dingen zu umgeben, die mein Herz berührten und meine Seele streichelten. Allen voran mein Sohn, dem noch dazu mein ganzes Augenmerk galt, damit er diese auch für ihn schwere Zeit, gut überstehen konnte. Mit meinen Herzmenschen Zeit zu verbringen, jedes gemeinsame Lachen und ehrliche Anteilnahme, schenkte mir großen Mut, Zuversicht und das wertvolle Gefühl, dass mein Sohn und ich gehalten und aufgefangen werden, ganz gleich, was ist und noch sein wird. Vor Energiefressern und vermeintlichen Karmakennern, lernte ich schnell Abstand zu nehmen. Wenn dies auch nicht bedeutete, dass ich mich immer vor ihnen schützen konnte…

 

  • Das Schreiben in meinem Tagebuch half mir in einem unvorstellbaren Ausmass, mit all dem Neuen durch die Diagnose und Therapien umzugehen. Es half mir Ängste in Worte zu fassen und erlebtes besser zu verarbeiten. Denn nicht immer konnte ich mit vertrauten Personen über all das Sprechen, was mich gerade bewegte. Mein Tagebuch schenkte mir Trost, nahm all den Ballast auf, der mich zu ersticken drohte. In ihm fanden aber auch viele philosophischen Betrachtungen über das Leben ihren Platz und wertvolle Mut-Anker, die mich in schweren Stunden beim Zurückblättern daran erinnerten, was ich alles in meinem Leben gemeistert habe.

Nicole Kultau

Nicole Kultau ist 41 Jahre alt, als sie 2010 die Diagnose Brustkrebs erhält. Für die alleinerziehende Mutter eines schwer mehrfachbehinderten Sohnes ist von dem Moment an nichts mehr so, wie es einmal war. Tagebuchartig erzählt sie in 15 Kapiteln auf ihrem Blog „Prinzessin uffm Bersch – Diagnose Brustkrebs“ ihre bewegende Geschichte. Auf ihrem Blog stellt sie zudem facettenreiche Persönlichkeiten und Organisationen vor und gibt Anregungen für die Krankheitsbewältigung. Auch auf Instagram macht Sie sich für andere Betroffene stark. Nicole Kultau ist eine berufstätige Mutter, aktiv als Patientenvertreterin und in der Hospizbewegung und setzt sich für eine INKLUSIVE Gesellschaft ein.

Hier finden Sie die Patientenschulung „Tagebuch schreiben zur Unterstützung bei Krebs“

Claudia Altmann-Pospischek

Meine 3 Herzenstipps:

#1 Wähle Dir Ruhe und Besonnenheit als Deine Begleiter

Auch wenn es unmittelbar nach der niederschmetternden Diagnose schwerfällt, so ist es generell von Vorteil, alles daran zu setzen, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Ja, ich weiß, das ist wesentlich leichter gesagt als getan. Schließlich befindet man sich von jetzt auf gleich in einer belastenden Ausnahmesituation. Doch genau dann sind Ruhe und Besonnenheit besonders wertvolle Begleiter. Was wäre die Alternative?Nervenzusammenbruch? Lethargie? Selbstaufgabe? All das wird Dir langfristig nicht weiterhelfen. Es bleibt, was es ist: Krebs. Je rascher Du es schaffst, die Diagnose anzunehmen und das Beste daraus zu machen, desto eher bist Du auf dem sicheren Weg zu Heilung bzw. Stabilisierung.

#2 Öffne Dein Ventil für Trauer, Wut und Angst

Die Gewissheit, eine bösartige Tumorerkrankung in sich zu tragen, ist schmerzhaft. Man durchwandert tiefe, dunkle, steinige Täler, die Nicht-Betroffene nie zu Gesicht bekommen werden. In diesen Niederungen angekommen, müssen Trauer, Wut und Angst ein geeignetes Ventil finden. Es tut gut, mal alles rauszulassen, stundenlang zu heulen und mit seinem Schicksal zu hadern – danach wird die Welt wieder in einem helleren Licht erscheinen. Jede geweinte Träne reinigt Deine Seele. Jedes an die Wand geschmissene Kissen baut Deine Wut ein Stück weit ab. Ich würde generell zu einer professionellen psychoonkologischen Begleitung raten. Es ist keine Schande, sich helfen zu lassen – ganz im Gegenteil: Es zeugt von Reflektiertheit. Hier kann ich aus eigener Erfahrung die Krebshilfe mit einer Bandbreite an Gratis-Angeboten empfehlen.

#3 Suche Dir Verbündete, die Dich unterstützen

Früher oder später kommt der Punkt, an dem Du Dich unweigerlich im freien Fall befindest. Irgendwo im nirgendwo. Im Sturzflug, rasant, immer weiter abwärts ins tiefe schwarze Loch. Genau dann bedarf es eines Netzes, in das man sich guten Gewissens fallen lassen kann und das einen sicher auffängt. Was ich damit meine? Ein ineinandergreifendes Beziehungsgeflecht, getragen von Herzensmenschen, die Dir in dieser Notsituation ihre Hilfe anbieten. Familie, FreundInnen, Bekannte, die Dir Verständnis entgegenbringen, Dich nach Kräften unterstützen und Dir einfach „nur“ zuhören. All das ist von unschätzbarem Wert. Wer sich seine persönliche „Task Force“ aufbaut, wird davon enorm profitieren. Vom flexiblen Krankenhaustaxi über den Einkaufsservice bis hin zu nächtlichen Telefonplauderstunden – es gibt bestimmt geeignete Menschen für diese oder jene „Aufgabe“ in Deinem Umfeld.

Mag.a Claudia Altmann-Pospischek

Claudia studierte Publizistik und Englisch und war im Medienbereich tätig. 2013 erkrankte sie unheilbar an metastasiertem Brustkrebs und engagiert sich seither als Brustkrebsaktivistin. Sie fungiert als PatientInnenvertreterin und beschäftigt sich in erster Linie mit dem Thema Arzt/Ärztin-PatientInnenkommunikation. In ihrem Blog Claudias Cancer Challenge schreibt sie täglich über ihr Leben als Krebsbetroffene. Für ihre Arbeit wurde sie 2016 mit dem myAID Award und 2017 mit dem Löwenherz ausgezeichnet. Auch auf Instagram klärt sie über die Erkrankung auf und engagiert sich für andere Betroffene.

Hier finden Sie die Patientenschulung „Schlagfertigkeit für KrebspatientInnen“

Susan Sommerfeld

3 hilfreiche Dinge nach meiner Diagnose:

1. die Natur die mir Freiheit und Gelassenheit gab

2. der Sport der mir die Kontrolle über mein Leben zurück gab

3. die Liebe und Zuneigung von meinem Partner sowie das Verständnis von Freunden und Familien

Dank euch ♥️

Susan Sommerfeld

Susan Sommerfeld ist Stand Up Paddle Instructor, Palliativpatientin und Mitbegründerin von der Online-Plattform Cancer Unites. Seit 2014 bloggt sie über ihre Brustkrebserkrankung und unterstützt dadurch andere Betroffene.

Hier findest du Susans Blog
Hier findest du Susans Instagram

Doris

Ich wurde gefragt, welche 3 Dinge mir nach meiner Diagnose geholfen haben, um damit vielleicht anderen Betroffenen helfend zur Seite stehen zu können. Wie bei allem im Leben ist es meiner Meinung nach immer wichtig, seinen eigenen Weg zu gehen und auf sein Bauchgefühl zu hören. Dazu aber später mehr J

1. Meine beiden Männer

Mein größter Halt nach der Diagnose waren mein Herzmann und mein Seelenhund Rudi! Ich bin davon überzeugt, ohne die Beiden wäre ich heute nicht mehr da! Gerade für meinen Herzmann war die gesamte Situation auch unglaublich belastend und schwer zu ertragen. Zwischen den ganzen hormonellen Achterbahnfahrten und Todesängsten war er dennoch immer mein sicherer Hafen. Mein Ruhepunkt. Mein Kraftanker. Es waren gerade die vermeintlich „simplen“ Dinge die mir oft Kraft geschenkt haben! Zum Beispiel war es unglaublich wertvoll, dass wir so offen über unsere Ängste sprechen konnten! Generell hatten wir einen sehr offenen Austausch über die Erkrankung. Auch die schwerste Entscheidung unseres Lebens haben wir gemeinsam getroffen, nachdem wir alle Möglichkeiten besprochen hatten. Danke mein Schatz für alles <3

Unseren Rudi haben wir kurz nach der Diagnose über eine Annonce gefunden und es war Liebe auf den ersten Blick. Glaubt ihr an das Schicksal? Ich in dem Fall zu 100%!!! Rudi ist so ein spezieller feinfühliger Hund, der sofort spürt, wenn etwas nicht stimmt. Ich muss immer noch schmunzeln, wenn ich daran zurückdenke, wie sehr er uns in dieser schweren Zeit zum Lachen gebracht hat. Wenn es mir nach den Chemos nicht so gut ging, ist Rudi nicht von meiner Seite gewichen und hat sich ganz fest an mich ran gekuschelt. Ich bin immer noch so dankbar für diese süße kleine Fellnase. Danke mein Rudimann <3

2. Bauchgefühl!

Meiner Meinung nach gibt es nicht DEN einen Weg, den man gehen sollte, damit alles gut wird. Ich habe es oben schon angedeutet, dass es in meinen Augen so wichtig ist, dass jeder seinen eigenen Weg findet, der sich für einen selbst gut anfühlt. Und dabei ist es egal, ob es um die Gesundheit oder um andere Dinge im Leben geht. Auch als Mutter handle ich so oft einfach intuitiv nach meinem Bauchgefühl, egal was andere Menschen davon halten. Damals hatte mir mein Bauchgefühl gesagt, ich soll mir unbedingt eine Zweitmeinung einholen und was soll ich euch sagen, es war die beste Entscheidung die ich treffen konnte. Denn in dem ersten Brustzentrum wurde ich sehr unter Druck gesetzt, alles sofort zu entscheiden und die Eingriffe machen zu lassen. Ich habe mich gefühlt, als obich nur noch eine Woche zu leben hätte!!! In dem zweiten Brustzentrum hat man uns, gerade in Bezug auf die Schwangerschaft, mehr mit einbezogen und uns auch andere Optionen offengelassen. Ich fühlte mich wieder viel mündiger und selbstbestimmter in meinem ganzen Handeln.

„HÖRT AUF EUER BAUCHGEFÜHL“

Belastet euch nicht zusätzlich mit Dingen, die ihr eigentlich nur für andere macht! Zum Beispiel habe ich viele Frauen getroffen, die es bewundert haben, dass ich ohne Perücke oder sonstige Kopfbedeckungenrumgelaufen bin. Wie oft habe ich von anderen gehört, sie würden das auch so gern machen, trauen sich aber nicht. Aus den verschiedensten Gründen: Nachbarn tuscheln, Leute starren, man sieht die Krankheit sofort usw. Ich wünsche mir für jeden von euch, dass ihr es schafft das euch all diese Dinge egal sind! Denn es geht in allererster Linie darum, dass es euch gut geht.

3. Harry Potter & Co

Ja richtig gelesen! Mir hat es eine Zeitlang total geholfen, in irgendwelche Fantasiewelten abzutauchen. Einfach mal alles andere ausblenden! Ich liebe es, mir dann vorzustellen welche Rolle ich wohl spielen würde oder welche Zauberkräfte ich gern hätte J Sicherlich ist es eine Art der Verdrängung, aber manchmal brauche ich genau das, um mal durchatmen zu können oder besser mit solchen Schicksalsschlägen zurecht zu kommen. Auch nach dem Tod meiner Mama hat es mir sehr geholfen Harry Potter, Herr der Ringe und noch ein paar Serien zu schauen. Ich konnte somit dem „Hier und Jetzt“ kurzfristig entfliehen. Vielleicht ist dies ja für den Einen oder anderen auch eine gute Möglichkeit kurzzeitig mal Abstand von allem zu bekommen.

Es gibt noch einige andere Dinge dir mir sehr geholfen haben, aber diese 3 waren tatsächlich die, welche mir sofort in den Sinn gekommen sind. Einen zusätzlichen Punkt möchte ich aber gern noch ansprechen, weil er in meinen Augen auch so unglaublich wichtig ist. AKZEPTANZ!

Es gab in jeder schweren Phase die ich bisher in meinem Leben hatte, diesen Moment wo ich begonnen habe, die Situation zu akzeptieren so wie sie ist! Ich halte mir dann immer vor Augen, dass ich die Vergangenheit sowieso nicht ändern kann und versuche das Beste aus der Situation zu machen und konzentriere mich auf die Gegenwart. Natürlich klingt das jetzt so einfach, das ist es aber natürlich nicht! Es ist ein sehr emotionaler anstrengender Weg dorthin.

Doris

Doris unterstützt andere Betroffene auf Instagram und klärt über ihre Erkrankungen Brustkrebs und Lipödem auf.

Hier findest du Doris Instagram

Autorin: Nicole KultauClaudia Altmann-Pospischek, Susan Sommerfeld, Doris

Bildnachweis: siam.pukkato | beigestellte Fotos