Krebs ist nicht nur für die Betroffenen eine große Herausforderung, die das Leben auf den Kopf stellt und existenzielle Fragen aufwirft. Auch die Kinder krebskranker Eltern haben in dieser Situation spezielle Bedürfnisse, die leider zu oft ignoriert werden. Doch wie spricht man mit Kindern über Krebs? Welche Schwierigkeiten können auftreten? Wir geben Ihnen Anregungen zum Thema Krebs und Familie – sowie unterstützende Buchempfehlungen am Ende des Artikels.
„Ich will Dich nicht mehr sehen!“, ruft Lilly empört, rennt in ihr Zimmer und knallt laut die Tür zu. Matthias F. packt traurig die letzten Sachen in seine Kliniktasche. Sein Darmkrebs ist zurückgekehrt, er muss dringend operiert werden. Dass seine Tochter Lilly sich nicht von ihm verabschieden will, macht ihn traurig. Doch Lilly kann mit ihrer Wut und ihrer Angst nicht anders umgehen, sie ist acht Jahre alt.
Krebs in der Familie: Erkrankte und Angehörige sind mit sich selbst beschäftigt
Manchmal sind Erkrankte und erwachsene Angehörige bei einer Krebserkrankung so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass sie das Leid ihrer Kinder nicht wahrnehmen. Diese werden zum Tagesordnungspunkt, der mühsam organisiert werden muss. Die Erwachsenen können den Alltag selbst kaum stemmen und erleben die Kinder als Belastung. Wer bringt sie in den Kindergarten oder in die Schule, kocht Essen und fährt sie zum Sport?
Die Kinder sollen funktionieren oder gar für Unbeschwertheit und Fröhlichkeit zwischendurch sorgen. Doch eine Familie besteht nicht nur aus Einzelpersonen, sie ist auch ein System, in dem alle miteinander in Beziehung stehen. Wenn eine Person in diesem System krank ist, betrifft es alle. Manchmal wird erst offensichtlich, wie sehr auch die Kinder von der Erkrankung ihrer Eltern betroffen sind, wenn diese verhaltensauffällig werden. Nach Informationen der deutschen Krebsgesellschaft zeigen sich bei mindestens 10 Prozent der betroffenen Kinder Wutanfälle, ein Leistungsabfall in der Schule oder Depressionen.
Kinder brauchen jedoch nicht erst dann Unterstützung, wenn ihre Verzweiflung schon so weit fortgeschritten ist, dass sich ihr Verhalten ändert. Aber worauf sollten Angehörige achten und was können sie tun?