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Langzeitfolgen einer Krebserkrankung

Langzeitfolgen einer Krebserkrankung

Es ist für die Betroffenen die schönste Nachricht überhaupt: Der Krebs ist geheilt. Doch leider heißt geheilt nicht automatisch gesund. Denn auch Jahre später können sich Langzeitfolgen einer Krebserkrankung zeigen. Mitunter sogar verursacht durch die Therapien, die den Krebs zunächst bekämpft haben. Diese können das Leben der PatientInnen auf verschiedene Weise beeinträchtigen. Beratung und Hilfe für ihre spezielle Situation finden sogenannte Langzeitüberlebende bei ganz unterschiedlichen medizinischen und sozialen Angeboten.

Psychische und physische Langzeitfolgen einer Krebserkrankung

Abhängig davon, an welcher Art von Krebs jemand erkrankt war und wie dieser behandelt worden ist, können nach der Therapie verschiedene Langzeitfolgen der Krebserkrankung auftreten – sowohl seelische als auch körperliche. Dazu gehören zum Beispiel Knochen- und Muskelschwund, chronische Müdigkeit, Unfruchtbarkeit, Schlafstörungen, Störungen der Sexualität und chronische Schmerzen.

Menschen, die nach einer erfolgreichen Krebstherapie ständig unter starken Schmerzen leiden, können leicht abhängig werden von Schmerzmitteln. Hier ist eine enge Absprache mit dem behandelnden Arzt nötig. Auch auf Herz und Gefäßsystem können einige Medikamente, die in der Krebstherapie verwendet werden, sich langfristig auswirken. Vor allem PatientInnen, die sogenannte Tyrosinkinase-Hemmer oder Mittel, die das Immunsystem beeinflussen, genommen haben oder nehmen, sollten sich deshalb sicherheitshalber von einer Kardiologin/einem Kardiologen beraten und gegebenenfalls behandeln lassen.

Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck

Menschen, die als Kinder oder Jugendliche an Krebs erkrankt waren, sollten ihre Gesundheit in den Jahren und Jahrzehnten danach immer gut im Blick behalten. Denn auch wenn sie geheilt sind, bleiben für den Rest des Lebens gewisse Risiken für weitere Erkrankungen bestehen. Das betrifft zum Beispiel Bluthochdruck oder Störungen des Fettstoffwechsels. Die Wahrscheinlichkeit, als Langzeitüberlebender daran zu erkranken, ist Studien zufolge höher als bei Menschen, die keinen Krebs überstanden haben. Wird die Folgeerkrankung frühzeitig entdeckt, kann sie behandelt werden.

Die Angst davor, dass der Tumor wiederkommt

Zusätzlich zu den körperlichen Folgen der Tumorerkrankung leiden viele Langzeitüberlebende auch unter einer seelischen Belastung. Die Angst, dass der Tumor wiederkommt, und Depressionen sind typische Probleme, mit denen die Betroffenen kämpfen. Häufig kommen auch finanzielle Sorgen hinzu. Eine Leipziger Studie im Rahmen des Forschungsprojektes AYA (Adolescents and Young Adults) kommt zu dem Schluss, dass die psychologische Versorgung von KrebspatientInnen noch verbessert werden kann. Demnach berichtet jede und jeder Zweite der befragten 18- bis 39-Jährigen von Ängsten. Gründe sind vor allem die berufliche und finanzielle Situation, auch Freundschaften und soziale Beziehungen haben sich im Laufe der Krebserkrankung häufig massiv verändert.  Die jungen Menschen vermissen den StudienautorInnen zufolge vor allem Angebote, mit ihrer Angst umgehen zu können, und die Möglichkeit, gemeinsam mit gleichaltrigen KrebspatientInnen an Programmen zur Bewegungs- und Entspannungstherapie teilnehmen zu können.

Wichtig für Langzeitüberlebende nach Krebs: Die psychologische Versorgung verbessern

„Eine Krebserkrankung kann junge Menschen zwingen, viele noch nicht verwirklichte Lebenspläne ganz und gar zu streichen. Ihre Ausbildung, Karrierevorhaben, Partnerschaft oder auch ihr Kinderwunsch sind davon existenziell beeinflusst“, betont Professor Mathias Freund, Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs. „In dieser Altersgruppe liegt die Überlebenschance bei über 80 Prozent. Das bedeutet aber auch, dass die jungen Frauen und Männer sehr oft mit Langzeitfolgen der Krebserkrankung und deren intensiven Therapien kämpfen“, so Freund. Auch das deutsche Robert-Koch-Institut weist kritisch darauf hin, dass die psychologische Betreuung von KrebspatientInnen noch nicht fest in der Regelversorgung von Krebskranken verankert ist. Dabei sei eine bedarfsgerechte psychoonkologische Versorgung über den gesamten Krankheitsverlauf hinweg wichtig.

Nicht aus dem Blick verlieren sollten wir Angehörige von KrebspatientInnen sowie Pflegekräfte: Diese können ebenso wie die Erkrankten selbst unter den Folgen des Tumors und der entsprechenden Therapie leiden. Die Symptome können denen ähneln, die sich auch bei der Patientin oder dem Patienten zeigen: chronische Müdigkeit und Schlafstörungen, Depressionen, Appetitverlust.

Für Betroffene, Angehörige und Pflegekräfte ist es wichtig, die möglichen Langzeitfolgen einer Krebserkrankung zu kennen. So können diese beim Krebsüberlebenden besser erkannt werden und der Patient erhält schneller die nötige Hilfe.

Autorin: Claudia Füßler

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