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Psychoonkologie – mentale Unterstützung für KrebspatientInnen

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Eine Krebsdiagnose ist zunächst ein Schock. Und auch die Behandlung hinterlässt Spuren, am Körper und an der Psyche. Viele KrebspatientInnen sind psychisch sehr belastet, nicht wenige leiden unter Depressionen, Ängsten oder anderen Schwierigkeiten. Die Psychoonkologie hilft, mit Sorgen und Ängsten umzugehen, die eigene Krankheit zu akzeptieren und Zufriedenheit sowie Lebensqualität zu verbessern.

Eine Patientin berichtet über ihre Erfahrungen mit der Psychoonkologie:

Sandra D. ist 48 Jahre alt und hat vor vier Jahren die Diagnose Brustkrebs bekommen. Sie erzählt:

„Direkt nach meiner Operation bekam ich noch in der Klinik das Angebot, mit einer Psychoonkologin zu sprechen. Ich wollte damals aber nicht, ich war mir sicher, dass ich alleine klarkommen würde. Im Nachhinein betrachtet wäre es für mich damals wohl auch zu früh gewesen, über meine Probleme zu sprechen. In der Reha stellte ich jedoch fest, wie hilfreich es für mich war, meine Ängste und meine Wut ansprechen und ausdrücken zu dürfen. Ich lernte Entspannungstechniken und bekam Tipps, die mir den Alltag wirklich erleichtert haben. Einige Wochen, nachdem ich wieder zu Hause war, suchte ich mir dann auch dort eine Psychoonkologin zur Unterstützung.

Eineinhalb Jahre lang ging ich regelmäßig zu ihr, und das tat mir so gut! Meinen Mann und meine Kinder wollte ich nicht zu sehr mit meinen Sorgen belasten, da war es schön, jemanden zu haben, bei dem ich völlig offen sein konnte. Einige Male war meine Familie bei den Sitzungen dabei. Die Psychoonkologin zeigte uns, wie wir besser miteinander ins Gespräch kommen und uns gegenseitig besser verstehen konnten. Das hat unserem Familienleben sehr gut getan.“

Was leistet die Psychoonkologie?

Das Thema Krebs löst viele starke Gefühle aus, die sehr belastend sein können: Angst, Traurigkeit, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Wut, Schuldgefühle und viele weitere Emotionen sind möglich. Es ist nicht leicht, mit so starken Veränderungen und Gefühlen alleine zurechtzukommen, und es ist auch gar nicht notwendig. Die Psychoonkologie unterstützt Krebspatienten und ihre Angehörigen bei der Bewältigung ihrer neuen Lebenssituation.

Die Angebote können sehr unterschiedlich aussehen: Manchmal genügen schon wenige Beratungssitzungen, in denen Sie von Ihren Problemen erzählen und Tipps bekommen. In anderen Fällen ist eine längere Therapie sinnvoll. Die Sitzungen können mit Ihnen alleine stattfinden, Ihre Familie mit einbeziehen oder in kleinen Gruppen mit Menschen in einer ähnlichen Situation stattfinden. Auch die Inhalte sind sehr verschieden und orientieren sich vor allem an Ihren Bedürfnissen. Neben Gesprächen wird in manchen Fällen auch mit künstlerischen Therapien, Bewegungstherapie oder Ergotherapie gearbeitet. Auch psychosoziale Beratungen sind möglich, bei denen es um ganz konkrete, lebenspraktische Fragen geht, zum Beispiel um die finanzielle Situation.

In den letzten 20 Jahren hat es in der Forschung zur Psychoonkologie Tausende Studien gegeben, die die Wirksamkeit eindeutig belegen: Psychoonkologische Interventionen können die Lebensqualität verbessern, Nebenwirkungen und Folgen der Krebserkrankung (zum Beispiel Fatigue) deutlich lindern und Angst, Sorgen und Stress reduzieren.

Hier finden Sie psychoonkologische Angebote:

AnsprechpartnerInnen für KrebspatientInnen sind neben ÄrztInnen auch die psychosozialen Dienste in Krankenhäusern. Auch in Rehakliniken finden Sie viele psychoonkologische Angebote. Idealerweise bietet man Ihnen bereits kurz nach der Diagnose psychoonkologische Unterstützung an. Es ist aber auch gut möglich, dass Sie sich selbst auf die Suche machen müssen.

In Deutschland können Sie zum Beispiel die Therapeutensuche des Krebsinformationsdienstes nutzen: https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/psychoonkologen.php

In Österreich vermittelt die Österreichische Gesellschaft für Psychoonkologie (ÖGPO) Beratungstermine und unterstützt einkommensschwache Patientinnen und Patienten: https://www.oegpo.at/

In der Schweiz können Sie sich an die Schweizerische Gesellschaft für Psychoonkologie wenden, um ein passendes Angebot zu finden:http://www.psychoonkologie.ch/plattform-psychoonkologie.html

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

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