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Darreichungsformen von Medikamenten – Ist Spritze gleich Spritze?

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Welche Darreichungsformen von Medikamenten fallen Ihnen spontan ein? Tabletten und Tropfen sicherlich, vielleicht auch Inhalationen oder Zäpfchen. Und natürlich Spritzen. Doch das sind bei Weitem nicht alle Darreichungsformen von Medikamenten. Gerade bei den Spritzen gibt es große Unterschiede. Verbessern Sie Ihr Hintergrundwissen und erfahren Sie hier die wichtigsten Arzneimittelverabreichungen mit ihren Vor- und Nachteilen.

Die wichtigsten Darreichungsformen von Medikamenten: Vor- und Nachteile

Orale Einnahme: Tabletten, Tropfen und Co.

Besonders häufig werden Arzneimittel oral, das heißt über den Mund, eingenommen. Alles, was Sie schlucken, zählt zu dieser Darreichungsform: Tabletten, Kapseln, Flüssigkeiten, Kautabletten und so weiter. Die orale Verabreichung hat viele Vorteile: Sie ist besonders einfach und patientInnenfreundlich, außerdem ist sie kostengünstig. (Hier finden Sie hilfreiche Tipps rund um das Schlucken von Tabletten und Kapseln.)

Allerdings ist der Weg des Medikaments kompliziert: Es muss erst das Verdauungssystem passieren, bis es dann über das Blut im Körper verteilt wird. Das dauert eine Weile und kann bei bestimmten Wirkstoffen zu Magen- und Darmproblemen führen. In vielen Fällen ist es daher sinnvoller, das Arzneimittel direkt dorthin zu bringen, wo es auch wirken soll.

Gezielte Medikamentengabe an bestimmte Körperstellen:

Je direkter ein Arzneimittel am „Zielort“ gegeben wird, umso schneller wirkt es dort. Außerdem kann die Dosis geringer ausfallen und Nebenwirkungen sind seltener. Schließlich muss das Medikament nicht erst den ganzen Körper durchlaufen, sondern landet direkt dort, wo es wirken soll. Je nach Körperstelle und Erkrankung wurden deshalb viele direkt wirkende Darreichungsformen von Medikamenten entwickelt: Augentropfen, Nasenspray, Ohrentropfen, Scheidenzäpfchen oder Inhalationen für die Lunge sind nur einige Beispiele.

Injektionen: Spritze ist nicht gleich Spritze

In vielen Fällen bringt man das Medikament mit einer Injektion, also mittels Spritze, in den Körper. Für Patienten und Patientinnen fühlt sich eine Spritze immer ähnlich an. Tatsächlich macht es aber einen großen Unterschied, wohin genau das Medikament gespritzt wird:

In die Haut: Intradermale Injektion

In einigen Fällen durchdringt die Nadel nur die oberen Hautschichten und das Medikament wird direkt in die Haut gespritzt. Bei dieser Arzt der Injektion sieht man eine runde Verdickung, die sogenannte „Quaddel“. Intradermale Injektionen werden zum Beispiel bei Allergietests durchgeführt und müssen vom Arzt oder der Ärztin persönlich gesetzt werden.

Knapp unter die Haut: Subkutane Injektion

Bei einer subkutanen Injektion wird das Arzneimittel in die Unterhaut gespritzt. Von dort aus verteilt es sich nur allmählich und geht gleichmäßig in den Körper über. Diese Art zu spritzen verwendet man zum Beispiel bei Impfungen oder auch bei Insulingaben wegen Diabetes. Üblicherweise werden nur kleine Wirkstoffmengen subkutan gespritzt.

In den Muskel: Intramuskuläre Injektion

Bei dieser Darreichungsform von Medikamenten spritzt man die Arzneimittel direkt in einen Muskel. Die Vorteile: Muskeln sind gut durchblutet und kommen auch mit größeren Medikamentenmengen gut zurecht. Die Wirkstoffe gelangen schneller in den Körper als bei der subkutanen Injektion. Für die intramuskuläre Injektion sind jedoch längere Spritzen erforderlich. Wichtig ist die richtige Technik, damit das Medikament nicht versehentlich in die Blutbahn oder ins Unterhautgewebe gespritzt wird. Intramuskuläre Injektionen setzt man meist in den Gesäßmuskel, in den Oberarm oder den Oberschenkel.

Direkt ins Blut: Intravenöse Injektion

Soll die Wirkung des Medikaments besonders schnell einsetzen, ist eine intravenöse Injektion die Technik der Wahl. Bei dieser Darreichungsform spritzt man das Arzneimittel direkt in die Vene und damit in den Blutkreislauf. Oft merkt man schon nach wenigen Sekunden die einsetzende Wirkung, allerdings fällt der Medikamentenspiegel auch schnell wieder ab. Eine intravenöse Spritze darf nur ein Arzt oder eine Ärztin setzen, um Fehler in der Technik zu vermeiden.

Weitere Infos zu den Darreichungsformen von Medikamenten

Wie Sie sehen, gibt es viele Möglichkeiten eine Spritze zu verabreichen. Sie haben noch Fragen zu den Darreichungsformen von Medikamenten? Dann fragen Sie doch bei Ihrer nächsten Spritze einfach mal nach. Die meisten ÄrztInnen freuen sich über interessierte PatientInnen und erklären Ihnen gerne mehr.

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Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

Bildnachweis: AV Bitter | Bigstock