Blog | Lebensqualität

Tanzen bei Rheuma: So unterstützt Tanzen die Rheumatherapie

Tanzen-und-Rheuma

Tanzen trainiert die Gelenke, Knochen, Sehnen und Bänder, sorgt für Ausdauer und macht Spaß. Für Rheumaerkrankte ist jedoch die Verunsicherung groß, ob diese Form der Bewegung nicht doch schaden könnte. Wer an chronisch ziehenden, reißenden Schmerzen am Stütz- und Bewegungsapparat leidet, hat oft Hemmungen sich jenseits der Krankentherapien zu bewegen. Sie fragen sich, ob ein Wiener Walzer mit Rheumatoider Arthritis überhaupt schmerzfrei ausgeführt werden? Vielleicht lindert ein Rumba oder Salsa sogar die Beschwerden? Wie ist das mit der eingeschränkten Beweglichkeit? Hier erfahren Sie mehr über das Tanzen bei Rheuma!

Wichtig beim Tanzen und Rheuma: Die Gelenksanatomie berücksichtigen

Der Aufbau des Gelenks spielt dabei eine wesentliche Rolle. Das Knorpelgewebe in der Gelenkskapsel ist nicht mit Blutgefäßen versorgt. Durch abrupte Bewegungen, wie zum Beispiel beim Tennis spielen, würde hier großer Druck auf die Kapsel kommen. Die im Inneren vorhandene Gelenksschmiere, die Synovia, versorgt den Knorpel mit Nährstoffen. Das passiert bei jeder sanften, bewusst ausgeführten Bewegung. Vorsichtige, federnde Bewegungen beim Tanzen sind für das Gelenk wie eine Versorgung mit Balsam, man kann es mit dem Ölen einer quietschenden Türe vergleichen. Tanzen kann also das Gelenk in seiner Funktion verbessern.

So unterstützt Tanzen erfolgreich eine Rheumatherapie

Klar ist: Nicht alle Tanzstile eignen sich für RheumapatientInnen. Klären Sie deshalb im Vorhinein auf jeden Fall mit Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt ab, welche Tänze in Frage kommen.

An Ihre Möglichkeiten angepasste Choreographien schonen Ihre Gelenke, weil die Bewegungsabläufe – richtig ausgeführt – federnd sind. Die Muskeln werden trainiert und gestärkt, dadurch haben Sie mehr Gleichgewicht und Balance im Alltag. Durch die neu gewonnene Koordination und Beweglichkeit können Sie sich gezielter bewegen, weil Sehnen, Knochen und Bänder stärker werden. So vermeiden Sie Fehlbelastungen.

Die Bewegung zum Rhythmus der Musik regt die Endorphinproduktion an, was zu einer Schmerzlinderung führt. Zusätzlich kurbeln Sie Ihr Herz- Kreislaufsystem an, und verbessern Ihren Stoffwechsel. Wenn Sie regelmäßig Tanzen, wirkt sich das positiv auf die Gewichtsabnahme aus. Weniger Körpergewicht bedeutet weniger Belastung für Ihre Gelenke. Auch Ihre Atmung profitiert, weil Ihr Körper mit mehr Sauerstoff versorgt wird.

Neben diesen rein körperlichen Vorteilen gibt es auch positive Auswirkungen auf das Sozialleben und die Psyche. Wer tanzt, berührt Körper und Seele, das sorgt für Wohlbefinden. Die Bewegung zum Rhythmus der Musik gibt Ihnen ein Gefühl von Freiheit und Selbstbewusstsein, und führt zu mehr Lebensfreude. Emotionen werden geweckt und Ihre Sinne stimuliert. Durch die Kommunikation mit Ihrer Tanzpartnerin oder Ihrem Tanzpartner finden Sie Gleichgesinnte und Ihre Sozialkontakte werden gefördert, wie eine Studie der University of Illinois zeigt.

Diese Benefits machen das Tanzen zu einem idealen Hobby. Die österreichische Rheumaliga hat dazu 2017 den 1. Tanzsalon in Österreich für Rheumabetroffene ins Leben gerufen. Hier konnten begeisterte Teilnehmer am eigenen Körper erfahren, wie es sich anfühlt, aktiv mitzumachen. Dabei spielt es keine Rolle ob klassisch oder modern, als Anfänger oder Fortgeschrittener, allein oder mit Partner getanzt wird. Im Vordergrund steht das Wohlfühlen mit der Bewegung.

5,6,7,8,… und los!? Vor dem ersten Tanzschritt ist folgendes zu tun

Besprechen Sie Ihr Vorhaben mit Ihrer Ärztin/ Ihrem Arzt und klären Sie eventuelle Bewegungseinschränkungen ab. Achten Sie darauf maximale Belastungen zu vermeiden.

Führen Sie Ihre individuell abgestimmte Krankengymnastik jedenfalls weiterhin aus. Tanzen ersetzt diese gezielten Übungen nicht. Wenn Sie Schmerzen verspüren, teilen Sie das Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt mit. Gehen Sie das Ganze langsam an, und machen Sie sich selbst keinen Druck, auch wenn manche Bewegungen nicht funktionieren. Tanzen soll vor allem Spaß machen.

Mehr zum Thema Rheuma:

Podcast mit Rheuma-Experte 

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

Bildnachweis: f9photos | Bigstock