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Vorurteile und Diskriminierung können krank machen

Zeit um dankbar zu sein

Wer Vorurteilen oder Diskriminierung ausgesetzt ist, ist laut einer neuen Studie der Krankenkasse IKK classic gefährdeter, an Ess- und Schlafstörungen, chronischen Kopfschmerzen oder Migräne, Burnout und Depressionen zu leiden. Vorurteile und Diskriminierung zeigen sich in vielen Formen und viele Menschen sind sich über die eigene vorgefasste Meinung über andere oft nicht bewusst. 

Betroffene von Diskriminierung erkranken häufiger

Die Studie „Vorurteile & Diskriminierung machen krank“ der IKK classic bringt Erkenntnisse hervor, die uns zum Nachdenken anregen sollten: 70 Prozent der Befragten, die von Diskriminierung betroffen waren, gaben an, dass sie Schlafstörungen haben. 60 Prozent leiden unter Depressionen und 37 Prozent unter Angststörungen. Eine weitere Studie von SORA im Auftrag der Arbeiterkammer zeigt, dass in Österreich sogar jedeR Zweite von Diskriminierung betroffen ist. Demnach ist auch jedeR Zweite von den potenziellen Gesundheitsrisiken betroffen. 

Es muss sich dabei nicht unbedingt, um offenes, aggressives Verhalten handeln, schon subtilere „Mikroaggressionen“, wie Tuscheln, unhöfliche Behandlung oder verächtliche Blicke, können für den Betroffenen herabwürdigend sein. Eine vielleicht sogar nett gemeinte Aussage wie „Du schaust aber gar nicht krank aus“, wie sie die 27-jährige Bloggerin Rea Strawhill, die an ME/CFS erkrankt ist, öfters zu hören bekommt, kann für eine chronisch kranke Person kränkend sein. „Man sieht mich ja nur dann, wenn es mir gut genug geht, um hinauszugehen. Was man nicht sieht, sind die schlechten Tage, die darauf folgen, an denen ich ruhen muss, weil ich gegen meine Symptome ankämpfe und sonst kaum etwas tun kann.“, erzählt Rea über ihre Erfahrungen mit Vorurteilen. Die Aussage könnte nämlich so verstanden werden, dass man ihr nicht glaubt.

Rea klärt in ihrem gleichnamigen Blog über ihre Erkrankung und die damit einhergehenden Herausforderungen auf, um mehr Bewusstsein dafür in der Gesellschaft zu schaffen. Denn über das Vorhandensein von Vorurteilen und Diskriminierung herrscht in der Bevölkerung weitgehend Aufklärung, jedoch nicht über die weite Verbreitung des Phänomens und seine Auswirkungen. Nur 38% der Befragten sind sich ihrer eigenen Vorurteile überhaupt bewusst, so die Studie der IKK classic. 

Was ist das Problem an Vorurteilen?  

Unser Gehirn liebt Schubladen. Wir teilen die Welt in Bilder und Begriffe ein, denn sie können uns dabei unterstützen, mit Situationen besser umzugehen. In unserem Denken ist ein junger Mensch gesund und leistungsfähig. Aber in der Realität gibt es eben sehr viele junge Menschen, die nicht gesund sind. Ein Vorurteil hilft uns also dabei, Erlebnisse zu verknüpfen, die wir schon kennen. Manchmal passt das aber nicht mit der Realität zusammen und Menschen, die immer wieder mit Stereotypen konfrontiert sind, leiden sehr darunter. Laut Studie der IKK classic sind vor allem Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranke und Personen aus der LGBTQIA+-Community  von den Konsequenzen betroffen.

Was können Betroffene tun? 

Viele unserer Vorurteile passieren unterbewusst und können nicht von uns gesteuert werden. Es ist wichtig, uns selbst darüber bewusst zu werden, dass wir Vorurteile haben und daraus Diskriminierung entstehen kann. Was besonders hilft, um Vorurteile abzubauen, ist der persönliche Kontakt, aber auch Role Models in Film und Fernsehen können dazu beitragen, vorgefertigte Meinungen zu ändern. Sie können diese, wenn sie falsch eingesetzt werden, im schlimmsten Fall aber auch verstärken.

In einer akuten Situation von Diskriminierung sollte man versuchen, Ruhe zu bewahren. Wenn Sie handeln möchten, fragen Sie Ihr Gegenüber nach den Gründen für das Verhalten und machen Sie ihm oder ihr klar, dass Sie mit seinem oder ihrem Verhalten nicht einverstanden sind. Lassen Sie sich nicht provozieren. Am besten sucht man sich UnterstützerInnen in der Umgebung, die emotional in der Situation beistehen können. Es gibt auch Situationen, wo man beobachtet, wie sich andere über eine Person lustig machen. Zum Beispiel aufgrund ihres Aussehens, der Art und Weise wie sie spricht oder weil sie etwas auf eine bestimmte Art und Weise tut. Die größte Hilfe in diesem Moment ist es, wenn man dieser Person zur Seite steht und ausspricht, dass es nicht in Ordnung ist, sich lustig zu machen. 

Rea empfiehlt Betroffenen von Vorurteilen: „Du schuldest niemandem etwas  außer dir selbst. Niemand hat das Recht, dir vorzuschreiben, wie du dein Leben leben sollst. Erinnere dich immer daran: es ist dein Leben, und nur du entscheidest darüber, was für dich richtig ist.“ 

Vorurteile und Diskriminierung sind nicht nur ein medizinisches Problem, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, der wir behutsam begegnen sollten. Ein erster Schritt kann sein, sich selbst zu fragen, ob man Vorurteile gegen eine andere Gruppe hat und ob diese wirklich berechtigt sind. Durch persönliche Begegnung auf Augenhöhe kann man das wohl am besten herausfinden. 

Weitere Informationen

  • Hotline gegen Diskriminierung und Intoleranz (Österreich)
    Die Hotline hört sich die Diskriminierungsfälle der Betroffenen an und verweist die Betroffenen je nach Anliegen an die richtige Antidiskriminierungsstelle weiter.
    Weitere Informationen
  • Antidiskriminierungsstelle des Bundes (Deutschland)
    Die MitarbeiterInnen im Beratungsteam bieten eine Erstberatung an, also eine Einschätzung zu Ihrem Fall, damit Sie über das weitere Vorgehen entscheiden können.
    Weitere Informationen
  • Humanrights (Schweiz)
    Die Fachstelle sensibilisiert, informiert und vernetzt beteiligte AkteurInnen rund um Diskriminierung und Rassismus in der Schweiz.
    Weitere Informationen

Die Studie „Vorurteile und Diskriminierung machen krank“ der IKK classic findet man HIER. 

AutorIn: selpers Red.

Bildnachweis: Bigstock