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Was PatientInnen ihren ÄrztInnen verheimlichen und warum das problematisch ist

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Aktuelle Studien ergeben: PatientInnen verheimlichen ihren ÄrztInnen manchmal wichtige Informationen. Das Verschweigen von medizinisch relevanten Informationen kann jedoch schwerwiegende Folgen haben. Warum und was verschwiegen wird und wieso Sie als PatientIn ihrer Ärztin/ihrem Arzt möglichst alles anvertrauen sollten, erläutern wir in diesem Beitrag.

Die Gründe für das Verschweigen sind vielseitig

Zwei US-Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der PatientInnen ihren ÄrztInnen medizinisch wichtige Informationen, wie etwa Symptomatik, Lebensstil oder Ernährungsweise, vorenthalten. In den Untersuchungen wurden ProbandInnen auch gebeten, die Ursachen für das Verschweigen von wichtigen Informationen zu erläutern. Häufige Gründe waren, dass die PatientInnen keinen schlechten Eindruck hinterlassen oder kein „schwieriger Fall“ sein wollten. Ebenfalls dachten einige, dass ihnen sowieso nicht geholfen werden könne. Andere wiederum schämten sich und verschwiegen deshalb medizinisch relevante Informationen.

Der Hauptgrund für das Verschweigen von wichtigen Informationen liegt in der unterschiedlichen Meinung zwischen der PatientIn/dem Patient und der Ärztin/dem Arzt. 46 beziehungsweise 31 Prozent der StudienteilnehmerInnen nannten Meinungsverschiedenheiten als Hauptgrund für das Verschweigen von Informationen. Es kommt auch häufig vor (32 bzw. 24 Prozent), dass die PatientInnen die Anweisungen der Ärztin/des Arztes nicht verstehen und daher nicht alle medizinisch relevanten Details erwähnen.

Die Problematik ist weitverbreitet

Ein Großteil der ProbandInnen gab an, schon mindestens einmal der Ärztin/dem Arzt wissentlich wichtige Informationen vorenthalten zu haben (81 sowie 61 Prozent). Insgesamt haben also rund 70 Prozent der befragten PatientInnen zumindest einmal medizinisch wertvolle Informationen verschwiegen. Insbesondere Frauen, junge Menschen und jene Personen, die ihre Gesundheit im Vergleich zu anderen als eher schlecht einstuften, verheimlichten in beiden Studien am häufigsten. Die Schlussfolgerung der WissenschaftlerInnen lautet daher: Ein großer Teil der PatientInnen verlässt die Praxis, ohne genau zu wissen, was zu tun ist.

Die Ergebnisse der US-Studie basieren auf Aussagen von rund 4500 ProbandInnen, die mithilfe von Online-Befragungen (MTurk und SSI) erhoben und analysiert wurden. Der Fragenkatalog wurde von ÄrztInnen, PsychologInnen u.a von der University of Iowa und der University of Saint Joseph und PatientInnen begutachtet und durch Pretests geprüft.

Warum aber fragen PatientInnen bei Unklarheiten nicht nach oder weisen auf ihre abweichende Meinung hin?

Die Mehrheit der PatientInnen hat Angst davor entweder geringgeschätzt oder belehrt  zu werden(64 beziehungsweise 82 Prozent der Befragten). Auch wollen viele Befragte nicht über ihr ungesundes Verhalten verurteilt werden (61 und 76 Prozent der Fälle). Auch Peinlichkeit bzw. Scham spielen bei der Verheimlichung von Informationen eine große Rolle (50 beziehungsweise 61 Prozent der Befragten).

Dennoch: Vertrauen Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt!

Das Problematische am Verschweigen von medizinisch relevanten Informationen liegt darin, dass es im schlimmsten Fall zu Fehlbehandlungen führen kann. Daher: Erzählen Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt alles, was für eine richtige Diagnose und erfolgreiche Therapie Ihrer Erkrankung wichtig ist – für das Wohl Ihrer Gesundheit.

Tipps für eine bessere Kommunikation

Um zu vermeiden, dass Sie bei Ihrem nächsten ÄrztInnenbesuch wichtige Informationen nicht erwähnen, können Sie im Vorfeld Ihre Symptome und Beschwerden sowie alles weitere, das medizinische Relevanz besitzt, aufschreiben. Dazu zählen etwa auch der eigene Lebensstil, Bewegung und Sport und die Ernährungsweise. Das Führen eines PatientInnentagebuchs ist ebenfalls eine gute Methode. Hier können Sie Ihre eigenen Beschwerden und Symptomatik festhalten, um etwaige Zusammenhänge zu erkennen und diese dann der Ärztin/dem Arzt mitteilen zu können. Je mehr Informationen Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt zur Verfügung stellen, desto besser kann auf Sie eingegangen werden. Machen Sie sich bereits im Vorhinein Gedanken über etwaige Fragen, die Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt gerne stellen möchten. Zögern Sie nicht, auch unangenehme Themen anzusprechen – Ihr Körper wird es Ihnen danken!

Hilfestellungen bei der Auswahl von geeigneten Fragen für Ihre ÄrztIn/Ihren Arzt finden Sie hier: https://selpers.com/waehlen-sie-ihr-tool/

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

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