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Zertifizierte Brustkrebszentren: Was Sie wissen sollten – eine Übersicht

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Für Laien ist es schwer zu beurteilen, welche/r Ärztin/Arzt die notwendige Erfahrung mitbringt, um eine bösartige Erkrankung der Brust rechtzeitig zu diagnostizieren und bestmöglich zu therapieren. Zertifizierte Brustkrebszentren helfen Ihnen dabei: Das Zertifikat eines Brustzentrums zeigt, dass die notwendige Kompetenz des Brustkrebszentrums mit all seinen ExpertInnen von einer neutralen und angesehenen Stelle geprüft und für gut erachtet wurde.

BrustkrebspatientInnen können beruhigt und sicher sein, dass sie die derzeit bestmögliche Therapie in solchen zertifizierten Brustkrebszentrum erfahren werden.

Viele PatientInnen stellen sich die Frage, ob die Behandlung in anderen Ländern (wie etwa England oder USA) besser ist. In zertifizierten Brustzentren werden nachweislich die modernsten Therapiemethoden angewandt und es ist sichergestellt, dass jede/r PatientIn diese auch erhält.

Insbesondere das Bestreben, Brustkrebserkrankungen aktiv zu erforschen, macht die zertifizierten Brustkrebszentren zu absoluten Spezialisten mit modernstem Fachwissen. Neben dem Kernteam arbeitet eine Vielzahl von Berufsgruppen in Brustzentren daran, Frauen bei der Bewältigung ihrer Krankheit bestmöglich zu unterstützen. PsychotherapeutInnen, SozialarbeiterInnen, speziell ausgebildete onkologische Fachschwestern, KrankengymnastInnen, SchmerztherapeutInnen sowie PerückenanbieterInnen ergänzen das Team der Brustkrebszentren optimal.

Die Entstehungsgeschichte von Brustkrebszentren

Untersuchungen belegen, dass es in jenen Ländern, in denen Brustkrebs in der Vergangenheit effektiver behandelt wurde, eigene Zentren für Brustkrebs gab. In diesen Zentren behandelt ein Team aus SpezialistInnen die Brustkrebs-PatientInnen. Brustkrebs wurde zu einer fachübergreifenden Erkrankung.

Um die Bildung von solchen Zentren zu fördern, formulierten SpezialistInnen in Deutschland einen Anforderungskatalog, den Brustkrebszentren erfüllen müssen. Da Begriffe wie Brustzentrum oder Brustkrebszentrum aber rechtlich nicht geschützt waren, wurden Zertifizierungen für Brustkrebszentren eingeführt. Heutzutage vergibt ein Zertifizierungsausschuss der Deutschen Gesellschaft für Senologie (Lehre von den Erkrankungen der weiblichen Brust) und der Deutschen Krebsgesellschaft ein international hoch angesehenes Zertifikat (ONKOZERT – es wird auch in Österreich vergeben), das auf einem speziell entwickelten Anforderungskatalog beruht. Alle heutigen zertifizierten Brustkrebszentren erfüllen die hohen Anforderungen des Zertifikatsausschusses.

Auch die Europäische Union hat die Forderung gestellt – zu der sich u.a auch Österreich verpflichtet hat – dass möglichst alle Frauen mit der Diagnose Brustkrebs in zertifizierten interdisziplinären Brustgesundheitszentren behandelt werden sollen. Das Zetrifikat, das dafür innerhalb der EU vergeben wird, heißt EUSOMA. Die gängigsten Zertifikate in Österreich sind ONKOZERT und Doc-CERT.

Welche Anforderungen müssen zertifizierte Brustkrebszentren erfüllen?

Die Anforderungen, die ein zertifiziertes Brustkrebszentrum erfüllen muss, orientieren sich neben der Anzahl der behandelten PatientInnen pro Jahr auch an folgenden Kriterien:

  • der Erfahrung der radiologischen DiagnostikerInnen und der befundenen PathologInnen,
  • dem Wissen der StrahlentherapeutInnen,
  • dem Umgang mit Chemotherapien und Hormontherapien,
  • dem Wissen um die genetischen Zusammenhänge des Brustkrebses und
  • der Ausbildung eines Netzwerkes aller verantwortlichen ÄrztInnen in der Umgebung des Brustzentrums.

Zum Kernteam zählen zusammen mit den FrauenärztInnen, die seit einigen Jahrzehnten die Therapie von Brustkrebs in Eigenverantwortung durchführen, insbesondere:

  • RadiodiagnostikerInnen (Mammographien und Kernspintomografien),
  • StrahlentherapeutInnen (Bestrahlung),
  • PathologInnen (Befundung des Gewebes) und
  • OnkologInnen (Chemotherapie).

Kein zertifiziertes Brustkrebszentrum in der Nähe – was nun?

Wenn es kein zertifiziertes Brustkrebszentrum in Ihrer Nähe gibt, sollte Sie sich dennoch überlegen, ob Sie die längere Anreise nicht trotzdem in Kauf nehmen wollen. Diese Entscheidung ist natürlich abhängig von den möglichen Alternativen vor Ort. Ihr Frauenarzt kann Ihnen hierbei behilflich sein. Die Krebshilfe bzw. etwaige Selbsthilfegruppen für Brustkrebserkrankte können ebenfalls wichtige Anlaufstellen für Informationen sein.

Eine tagesaktuelle Auflistung aller Brustkrebszentren in Österreich finden Sie auf der Website der Österreichischen Krebshilfe:

https://www.krebshilfe.net/services/spezial-zentren/zertifizierte-brustgesundheitszentren/

und in der Broschüre „Brustkrebs“ der Österreichischen Krebshilfe.

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

Bildnachweis: Bigstock