9. Krebsfrüherkennung – Alle Fragen

In Österreich gibt es verschiedene Untersuchungen zur Früherkennung von Krebserkrankungen wie Brustkrebs, Prostatakrebs, Darm- krebs und Hautkrebs. Die Teilnahme an diesen kostenlosen Untersuchungen ist wichtig, da Krebs so rechtzeitig erkannt werden kann. Durch eine frühe Diagnose und Therapie steigen die Heilungschancen von Krebs.

Krebsfrüherkennung im Überblick

Was versteht man unter Krebsvorsorge und warum ist sie wichtig?

Die Krebsvorsorge ist sehr wichtig, denn Krebs ist die zweithäufigste Todesursache in Österreich. Zum einen gibt es die primäre Vorsorge, die primäre Prophylaxe , damit die Erkrankungen gar nicht erst entstehen. Wir wollen Risikofaktoren im Rahmen von Untersuchungen erkennen und versuchen, diese auszuschalten, wie beispielsweise Bluthochdruck und Übergewicht.

Zum anderen gibt es die Krebsfrüherkennung, denn wir wollen die Erkrankung, wenn sie bereits aufgetreten ist, möglichst früher erkennen und versuchen, sie im frühesten Stadium zu therapieren, optimal natürlich zu heilen. Das bekannteste Screening ist wahrscheinlich das Brustkrebs-Früherkennungsprogramm.

Frauen ab dem vierzigsten Lebensjahr sollten zur Mammographie gehen. Das ist eine Screening-Untersuchung, bei der mittels einer Mammographie, das ist ein Röntgen der Brust, geschaut wird, ob es Veränderungen im Gewebe gibt, die bösartig sein könnten. Sollte man diese erkennen, kann man sie biopsieren, das bedeutet ein Stückchen entnehmen und untersuchen, ob sie bösartig sind. Daraufhin können wir weitere Schritte einleiten.

Es werden alle Frauen gescreent, es gibt es keine Ausnahme, wir beginnen nur ab einem gewissen Alter. Dasselbe gibt es auch bei Männern, nämlich die Prostatakrebs Vorsorge.

Bei welcher Ärztin/welchem Arzt kann ich Untersuchungen zur Krebsvorsorge machen?

Vorsorgeuntersuchungen und Krebsvorsorgeprogramme sollten bei niedergelassenen Ärzten durchgeführt werden, denn diese haben einen Kassenvertrag. Es gibt auch die Gesundheitszentren der Krankenkasse, bei denen sie durchgeführt werden können.

Die Mammographie wird nicht beim allgemeinen Internisten durchgeführt, sondern beim niedergelassenen Radiologen.

Welche Krebsvorsorge ist in welchem Alter sinnvoll?

Die Vorsorgeuntersuchungen können von allen Personen ab dem achtzehnten Lebensjahr, die den Wohnsitz in Österreich haben, kostenlos wahrgenommen werden. Es ist ein großer Appell, dass dies auch gemacht wird.

Bei den Frauen sollte, ab dem zwanzigsten Lebensjahr, eine jährliche Kontrolle beim Gynäkologen durchgeführt werden. Dabei wird ein Krebsabstrich gemacht, Sie kennen das vielleicht als PAP-Ergebnis oder Untersuchung und ein Abstrich vom Gebärmutterhals. Ab dem zwanzigsten Lebensjahr wird auch die Brust jährlich abgetastet. Das sollte man auch selber machen, am besten monatlich, unmittelbar nach der Menstruationsblutung. Tasten Sie Ihre Brust selber ab und schauen Sie, ob Veränderungen, wie Knötchen, zu spüren sind.

Ab dem vierzigsten Lebensjahr ist die Mammographie, eine Röntgenuntersuchung der Brust, durchzuführen. Wir haben in Österreich ein großartiges Programm, bei dem man vom fünfundvierzigsten bis zum neunundsechzigsten Lebensjahr eine Einladung per Brief dazu bekommt.

Eine Untersuchung, die Männer und Frauen durchführen sollten, ist die Dickdarmspiegelung oder primär ein Stuhltest. Sie geben Ihren Stuhl ab und es wird untersucht, ob verstecktes Blut enthalten ist, dieses kann man nämlich nicht mit freiem Auge sehen. Früher hat man den Hämoccult-Test gemacht, heute gibt es den weiterentwickelten FIT-Test, welcher auch verstecktes Blut im Stuhl untersucht. So kann man Polypen oder Darmkrebs, der leicht blutet, entdecken.

Die Dickdarmspiegelung ist eine Untersuchung, bei der wir mit einem Schlauch, der vorne eine Kamera besitzt, den Darm untersuchen. Dabei wird geschaut, ob Krebs oder ein Polyp sichtbar sind. Die Dickdarmspiegelung wird auch Koloskopie genannt und ist Vorsorge und Therapien in einem. Wenn ich einen Polypen sehe, das ist eine Vorstufe, aus der sich Krebs entwickeln kann, dann kann man diesen gleich entfernen. Das ist ein Vorteil der Koloskopie gegenüber dem Hämoccult-Test.

Die Hautuntersuchung gehört auch zur Vorsorgeuntersuchung, man sollte sie auch  regelmäßig selbst durchführen. Suchen Sie Ihre Haut ab, wo Sie Muttermale haben und wo sich etwas verändert hat. Die Hautuntersuchung wird beim Hautarzt durchgeführt, dieser kann Veränderungen unter dem Mikroskop genau betrachten.

Männer sollten ab dem zwanzigsten Lebensjahr eine Selbstuntersuchung, ein Abtasten der Hoden durchführen, um zu schauen, ob es Veränderungen gibt. Ab dem fünfundvierzigsten Lebensjahr sollten regelmäßige Untersuchungen beim Urologen gemacht werden. Dieser führt einen Tastbefund und eine Blutabnahme, um den PSA-Wert zu kontrollieren, durch.

Welche Möglichkeiten zur Krebsvorsorge habe ich?

Wir in Österreich haben einen gewissen Nachholbedarf, was die Vorsorgeuntersuchungen speziell bei den Krebsvorsorgeuntersuchungen angeht. Eine Umfrage, die in den letzten Wochen durchgeführt wurde, hat gezeigt, dass mehr als ein Viertel der Österreicher, die für Vorsorgeuntersuchungen infrage kommen, diese Untersuchungen noch nie gemacht haben. Das bedeutet, dass wir einen Bedarf an Weiterentwicklung haben, damit wir als Bevölkerung die kostenlosen Vorsorgeprogramme auch wirklich annehmen.

Als Ausgangslage in Österreich haben wir für uns als Bürger, Patienten, sozialversicherte und nicht sozialversicherte Menschen ein gutes allgemeines Vorsorgeprogramm. Es nennt sich Gesundheitscheck und wird von den Krankenkassen kostenlos für die Interessierten angeboten. Dieser kann einmal jährlich in Anspruch genommen werden und beinhaltet verschiedenste Vorsorgemaßnahmen.

  • Es beinhaltet ein ausreichendes ärztliches Gespräch, eine Harnuntersuchung, eine Blutuntersuchung, ein Hörtest, ähnliche und ganz wichtig, spezielle Bereiche, die sich mit der Krebsvorsorge befassen. Dazu zählen Darmkrebskrebs bis HPV und Brustkrebs Früherkennungsprogramme. Dieser Service der Kassen kommt für alle infrage, die das sechzehnte Lebensjahr vollendet haben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Krebsfrüherkennung im Überblick“

Brustkrebs früh erkennen

Welche Untersuchungen gibt es bei der Brustkrebsvorsorge?

Hinsichtlich der Brustkrebsvorsorge ist die Nummer eins, die Selbstabtastung, die jede Frau durchführen sollte. Am besten einmal monatlich, nach der Menstruationsblutung, um zu schauen, ob Veränderungen, wie Knötchen zu finden sind.

Bei der jährlichen Untersuchung beim Frauenarzt erfolgt eine Untersuchung der Brust, sie wird abgetastet, um Veränderungen zu erkennen. Ab dem vierzigsten Lebensjahr ist eine Mammographie empfohlen, eine Röntgenuntersuchung der Brust. So können Veränderungen erkannt werde, die man selbst, der Frauenarzt oder die Frauenärztin nicht ertasten können.

In dieser Röntgenuntersuchung kann man, wenn Veränderungen vorhanden sind, untersuchen, ob sie bösartig sind oder nicht. Das Ergebnis, auch BIRADS genannt, wird in die Kategorien eins bis fünf eingeteilt und steht oben auf Ihrem Befund. Wenn alles gut aussieht, wird es im Rahmen der Kontrollen weiter kontrollieren. Wenn es bösartig sein könnte, muss man es weiter abklären, indem man ein Stückchen der Veränderung biopsiert und untersucht.

Wie kann ich selbst zur Brustkrebsvorsorge beitragen?

Die Selbstuntersuchung der Brust sollte jede Frau ab dem achtzehnten Lebensjahr durchführen. Tasten Sie Ihre Brust von Beginn an einmal im Monat ab. Am besten nach der Menstruationsblutung, denn durch die Hormone kann das Drüsengewebe härter oder weicher sein. Tasten Sie, ob eine Veränderung spürbar ist.

Wenn es sich um ein Knötchen handelt, fühlen Sie, ob man es leicht verschieben kann oder ob es weh tut. Alles, was weh tut, sollte unbedingt weiter untersucht werden. Knötchen, die sich gar nicht verschieben lassen, gehören unmittelbar mittels Mammographie abgeklärt.

Ab welchem Alter und wie oft sollte ich zur Brustkrebsvorsorge gehen?

Die Brustkrebsvorsorge mit der Untersuchung, der Selbstabtastung und der Abtastung beim Frauenarzt oder der Frauenärztin ist ab dem zwanzigsten Lebensjahr empfohlen. Die Mammographie, die Röntgenuntersuchung der Brust, ist ab dem vierzigsten Lebensjahr empfohlen.

In Österreich gibt es das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm. Frauen ab dem fünfundvierzigsten bis zum neunundsechzigsten Lebensjahr erhalten alle zwei Jahre einen Brief, in dem sie zur Mammographie eingeladen werden.

Übernimmt meine Krankenversicherung die Kosten der Brustuntersuchung?

Die Brustkrebsvorsorge in Österreich ist ein modellhaftes Vorzeigeprojekt, das vor einigen Jahren in die Praxis übergeführt wurde. Es hat vorher auch Pilotprojekte gegeben. Das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm gilt grundsätzlich für Frauen in der Altersgruppe von fünfundvierzig bis neunundsechzig.

Es gibt die Möglichkeit, über Briefe eingeladen zu werden. Die E-Card wird ab diesem Alter automatisch freigeschaltet, sodass man sich alle zwei Jahre direkt an ein radiologisches Institut wenden kann, um sich einen Termin auszumachen. Es braucht keine Überweisung, um diesen Service in Anspruch nehmen zu können. In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Ergebnisse im Hinblick auf die Sterblichkeit in Österreich ganz gut sind, dass das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm wirkt.

Wenn man in der Altersgruppe zwischen vierzig und fünfundvierzig ist, beziehungsweise ab siebzig, kann man sich in das Brustkrebsfrüherkennungsprogramm einschreiben lassen, ein sogenanntes „Opt-in“. Man muss hierbei selbst tätig werden, Sie können sich telefonisch oder über die Internetseite www.frueh-erkennen.at einen Termin ausmachen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Brustkrebs früh erkennen“

Gebärmutterhalskrebs früh erkennen

Welche gynäkologischen Untersuchungen gibt es zur Krebsfrüherkennung?

Für die Abklärung von gynäkologischen Krebserkrankungen, ist der Krebsabstrich, der PAP-Abstrich wichtig. Dieser Abstrich vom Gebärmutterhals wird im Rahmen der jährlichen Kontrolle durchgeführt und tut nicht weh.

Die entnommenen Zellen werden auf einen Objektträger aus Glas gestrichen und unter dem Mikroskop betrachtet. So kann erkannt werden, ob die Zellen verändert aussehen, also nicht mehr die normale Struktur haben und ob es vielleicht sogar bösartige Zellen sind.

Wenn dem so ist, muss das natürlich weiter abgeklärt werden. Es wird eine genauere Untersuchung mit dem Mikroskop gemacht und der Frauenarzt oder die Frauenärztin kontrolliert, ob die Zellen bösartig aussehen. Bei einem Verdacht auf bösartige Zellen muss ein Stückchen des Gewebes entnommen werden, eine Biopsie , nach der man das Material genauer untersuchen kann.

Was sagen die Resultate des PAP-Abstriches aus?

Wenn der Gynäkologe oder die Gynäkologin den Krebsabstrich macht, werden Zellen der Gebärmutter entnommen. Diese werden auf ein Glas, auf einen Objektträger aufgetragen und gefärbt. Es wird nach dem PAP gefärbt, benannt nach dem griechischen Arzt Papanicolaou, der den Test und die Färbemethode erfunden hat.

Unter dem Mikroskop wird geschaut, wie sich die Zellen anfärben. Das Ganze wird in die Stufen PAP I bis PAP V eingeteilt, dabei bedeutet PAP I, dass die Zellen unauffällige sind und normal aussehen. PAP V bedeutet, dass die Zellen sehr wahrscheinlich Krebszellen sein könnten. Wenn man das Ergebnis eines PAP V oder PAP VI erhält, müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um nachzuweisen oder auszuschließen, dass es sich um Krebs handelt.

Wie oft sollte ich zur gynäkologischen Untersuchung gehen?

Eine gynäkologische Untersuchung sollte einmal im Jahr stattfinden. In diesem Rahmen werden der Krebsabstrich und ein Tastbefund der Brust durchgeführt. Der Gynäkologe oder die Gynäkologin schaut, ob Veränderungen in der Brust zu ertasten sind. Sollte das der Fall sein, gibt es eine Überweisung zur Mammographie, zum Röntgen der Brust.

Welche Untersuchungen zur gynäkologischen Krebsvorsorge werden von den Krankenversicherungen gezahlt?

Die HPV-Vorsorgeuntersuchung für Frauen ist ein wichtiges Element der Krebsvorsorge. Das gilt für alle Frauen ab achtzehn Jahren, man hat einmal jährlich das Recht auf den kostenlosen HPV-Abstrich, den sogenannten PAP-Abstrich.

Es gibt zusätzlich die Möglichkeit, einen HPV-Test durchzuführen. Dieser ist allerdings nicht im kostenlosen Programm der Krankenkassen enthalten und muss privat bezahlt werden. Die Kosten belaufen sich auf fünfzig und hundert Euro. Es wird empfohlen, den HPV-Test ab einem Alter von dreißig Jahren durchführen zu lassen.

Kann ich mich gegen HPV impfen lassen?

Im Bereich der gynäkologischen Krebserkrankungen gibt es seit Februar einen wesentlichen Fortschritt zu mehr Qualität und Sicherheit für die Patientinnen. Das bereits bestehende, kostenlose Kinderimpfprogramm wurde für alle Personen, vom neunten bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr, um die HPV-Impfung erweitert. Früher war die Impfung mit hohen Kosten verbunden, diese werden heute vom Gesundheitsministerium übernommen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Gebärmutterhalskrebs früh erkennen“

Prostatakrebs früh erkennen

Welche Untersuchungen gibt es bei der Prostatakrebs-Früherkennung?

Die Prostatakrebs-Früherkennung sollte unbedingt wahrgenommen werden. Ich bin im Grunde kein großer Freund davon zu sagen, dass Männer dies machen oder Frauen das. Wir wissen aber, dass Männer und ihre Gesundheit manchmal ein bisschen vernachlässigt werden. Deshalb mein besonderer Appell an die Männer, dass eine regelmäßige Kontrolle beim Urologen, ab dem fünfundvierzigsten Lebensjahr, unbedingt notwendig ist.

Der Urologe oder die Urologin macht dabei einen rektalen Tastbefund, wobei er die Prostata ertastet. Man kann fühlen, ob sie sehr hart ist, was sie nicht sein sollte oder, ob sie weich ist. Der Urologe macht auch eine Blutabnahme, wobei der PSA-Wert, ein Eiweiß im Blut, untersucht wird.

Prinzipiell können die Prostata oder die Prostata-Zellen den PSA-Wert erzeugen. Krebszellen in der Prostata erzeugen jedoch einen deutlich erhöhten PSA-Wert, dieser könnte ein Hinweis darauf sein, dass Prostatakrebs vorliegt. Das muss aber nicht sein, es müssen erst weitere Abklärungen folgen. Ein erhöhter PSA-Wert könnte zum Beispiel auch durch eine Entzündung der Prostata oder eine Dickdarmspiegelung, die kurz davor gemacht wurde, bedingt sein.

Der PSA-Wert alleine sagt nichts aus, auch bei einem niedrigen PSA-Wert kann man Prostatakrebs haben. Deshalb ist die Kombination aus einer digitalen, rektale Untersuchung sehr gut. Der Urologe oder die Urologin tastet mit den Finger die Prostata ab und schaut, wie sie sich anfühlt. Wenn man beides zusammennimmt, kann man eine gute Aussage machen. Wenn es den Verdacht gibt, dass Prostatakrebs besteht, folgen weitere Untersuchungen.

Ab welchem Alter und wie oft sollte ich zur Prostatakrebs-Früherkennung?

Die Prostatakrebs-Früherkennung, der Besuch beim Urologen oder der Urologin, sollte ab dem fünfundvierzigsten Lebensjahr einmal jährlich stattfinden.

Muss ich die Untersuchungen zur Prostatakrebs-Früherkennung selbst zahlen?

In dem gratis Gesundheitscheck der Krankenkassen ist auch eine Prostatauntersuchung vorgesehen. Empfohlen ist diese für Männer ab fünfzig Jahren, allerdings nicht mehr für Männer nach dem siebzigsten Lebensjahr. Da ist die fachliche Meinung und Evidenz diejenige, dass eine solche Untersuchung dann keine große Wirkung mehr hat. Innerhalb der Altersgruppe von fünfzig bis siebzig Jahren wird es jedoch empfohlen.

Gerade bei dieser Vorsorgeuntersuchung gibt es widersprüchliche Studienergebnisse. Führen Sie daher ein intensives Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin, ob Sie diese wirklich in Anspruch nehmen wollen. Prostatakrebs ist nämlich eine Krebsart, die sich sehr langsam entwickelt und ein relativ geringes Gefährdungspotential hat.

Man muss speziell dann, wenn es für weiterführende Untersuchungen notwendig ist, beispielsweise für Biopsien, genau abwägen, ob man diese Untersuchung im Einzelfall wirklich durchführen lässt oder, ob es nicht besser wäre, sie zu unterlassen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Prostatakrebs früh erkennen“

Hautkrebs früh erkennen

Welche Untersuchungen gibt es zur Hautkrebsfrüherkennung?

Zu der Hautkrebsfrüherkennung muss man eines sagen, der Hautkrebs ist die einzige Krebsart, die man mit dem freien Auge erkennen kann. Daher ist es ganz wichtig, dass ich eine genaue Selbstuntersuchung auf Veränderungen mache. Das kann man bei der Haut gut und strukturiert, vom Kopf bis zu den Zehen machen.

Natürlich sollte man auch einmal jährlich zum Hautarzt gehen. Dieser kann die Hautveränderungen mit dem Mikroskop und einem speziellen Licht noch genauer unterscheiden und erkennen, ob es bösartig aussieht oder nicht. Wenn ja, müssen weitere Schritte eingeleitet werden.

Wann sollte ich eine Hautuntersuchung machen?

Die Hautuntersuchung sollte im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen, ab dem achtzehnten Lebensjahr, einmal jährlich beim Hautarzt stattfinden. Die Selbstuntersuchung sollten Sie zweimal jährlich durchführen.

Wir wissen, dass es ein paar Risikofaktoren gibt, beispielsweise ein heller Hauttyp, wenn wir uns lange in der Sonne aufhalten oder wenn wir viele Sonnenbrände gehabt haben. Das ist natürlich nicht gut für die Haut.

Bei der Selbstuntersuchung sollte systematisch vom Scheitel bis zu den Zehen vorgegangen werden. Schauen Sie auch auf der Kopfhaut unter den Haaren, es wird empfohlen dazu einen Föhn zu verwenden.

Wie mache ich eine Hautselbstuntersuchung?

Bei der Hautselbstuntersuchung ist es wichtig, dass Sie wirklich alle Stellen untersuchen. Hautkrebs kann an allen Stellen der Haut auftreten, von der Kopfhaut bis zu den Zehen, auch die Zwischenräume dürfen nicht vergessen werden. Wir sollten zur Unterstützung einen Spiegel verwenden, um vorne und hinten alles sehen zu können.

Es gibt die ABCDE-Regel, mit der man mögliche Veränderungen beurteilen kann. Der Buchstabe „A“ steht für Asymmetrie, wir schauen welche Form das Muttermal hat. Dann betrachten wir „B“, die Begrenzung, ob das Muttermal scharf oder zackig begrenzt ist. Dann schauen wir, welche Farbe, auf Englisch „Color“, die Hautveränderung hat. Ist das Muttermal dunkel, vielfarbig oder hat sich die Farbe sogar verändert? Dann betrachten wir „D“, den Durchmesser, ob es größer geworden ist. Zuletzt bleibt „E“, für die Ebenheit, ob die Hautveränderung plötzlich einen Buckel hat oder sich rau anfühlt.

Die ABCDE-Regel sollte ich bei allen meinen Veränderungen immer wieder anwenden. So kann man den Verlauf im Auge behalten, eine Veränderung der Größe, Farbe und Oberfläche sollte unmittelbar durch einen Dermatologen, also einen Hautarzt oder eine Hautärztin weiter abgeklärt werden.

Wird eine Hautuntersuchung von der Krankenkasse bezahlt?

Was die Hautkrebsvorsorge betrifft ist es so, dass von den Kassen einmal jährlich ein Hautcheck bei einem Facharzt für Dermatologie, einem Dermatologen bezahlt wird. In Deutschland gibt es gute Erfahrungen mit Screening-Programmen.

Wir in Österreich haben in diesem Bereich einen Nachholbedarf. Es wäre im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung von Hautkrebs wichtig, dass man solche Screening-Programme, ähnlich wie beim Brustkrebs entwickelt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Hautkrebs früh erkennen“

Darmkrebs früh erkennen

Welche Untersuchungen gibt es bei der Früherkennung von Darmkrebs?

Bei der Früherkennung von Darmkrebs haben wir zwei Möglichkeiten. Die erste ist die einfache Möglichkeit der Stuhluntersuchung auf verstecktes Blut, welches man nicht mit freiem Auge sehen kann. Es gibt Verfahren, die erkennen lassen, ob verstecktes Blut enthalten ist.

Blut gibt uns einen Hinweis darauf, ob ein Polyp vorhanden ist oder bereits Darmkrebs besteht. Der Hämoccult-Test oder neuer, der FIT-Test, bestimmt mit Antikörpern, ob Blut enthalten ist. Wenn dem so ist, wird eine Dickdarmspiegelung, eine Koloskopie angeordnet.

Dafür wird der Darm zuerst entleert, es muss am Tag davor eine spezielle Flüssigkeit getrunken werden. Im Rahmen der Koloskopie wird dann mit einem Schlauch, der vorne eine Kamera hat, den gesamten Dickdarm entlang gefahren. Nur entleert kann man alle Falten der Darmwand gut beurteilen, den gesamten Dickdarm bis zum Blinddarm, dem Übergang zum Dünndarm.

Es wird nach Veränderungen gesucht, zum Beispiel einem Polypen. Aus diesem kann über die Zeit Darmkrebs entstehen, daher wird diese Ausstülpung mittels einer Schlinge im Rahmen der Darmspiegelung abgetragen. Danach wird er untersucht, um festzustellen, ob er bösartig oder gutartig war.

Manchmal sieht man schon deutlich stärkere Veränderungen, die auf Darmkrebs hindeuten. Während der  Dickdarmspiegelung kann ein wenig Gewebe entnommen werden. Diese Biopsie wird dann darauf untersucht, um welche Veränderung es sich handelt.

Der Abstand zwischen den Spiegelungen ist davon abhängig, was zuvor entdeckt worden ist. War die vorherige Koloskopie komplett unauffällig, reichen zehn Jahren. Wenn  Veränderungen sichtbar waren, bekommen Sie am Ende der Untersuchung gesagt, wann Sie wieder kommen sollen.

Wie läuft eine Darmspiegelung ab?

Eine Dickdarmspiegelung tut heutzutage nicht mehr weh. Sie wird ambulant durchgeführt, es gibt kaum einen Grund, diese stationär durchzuführen. Aunahmen sind, wenn Sie einen sehr niedrigen Blutdruck haben oder es Ihnen beim Entleeren des Darms nicht gut geht.

Vor der Darmspiegelung ist es wichtig, den Darm komplett zu entleeren. Sie bekommen ein Getränk oder Säckchen, das man in Wasser auflöst und trinken muss. Nur wenn die Darmwand gut beurteilt werden kann, kann auch eine gute Aussage getroffen werden.

Es gibt mittlerweile die sanfte Dickdarmspiegelung, die sanfte Koloskopie. Wenn Sie es möchten, können Sie während der Untersuchung schlafen. Sie bekommen dann eine Spritze, mit der Sie in einen leichten Dämmerschlaf fallen. So bekommen Sie die Untersuchung nicht mit, haben keinerlei Schmerzen und am Ende der Untersuchung wachen Sie wieder auf.

Übernimmt meine Krankenversicherung die Untersuchung zur Darmkrebsfrüherkennung?

Die Darmkrebsfrüherkennung oder Darmkrebsvorsorge ist ein Bestandteil des jährlichen Gesundheitsschecks. Für Personen ab fünfzig Jahren wird es empfohlen, die Stuhluntersuchungen auf Blut und eine Koloskopie alle zehn Jahre durchführen zu lassen.

Das derzeitige Darmkrebsvorsorgeprogramm funktioniert relativ gut, es gibt aber bereits eine gute Weiterentwicklung, die voraussichtlich nächstes Jahr kommen wird. Es handelt sich um ein Screening-Programm, wie beim Brustkrebs.

Welche Unterschiede gibt es bei der Kostenübernahme der Darmkrebsfrüherkennung innerhalb Österreichs?

Es ist für uns Patienten wichtig zu wissen, dass es von der Gesellschaft für Gastroenterologie ein Qualitätszertifikat im Zusammenhang mit dem Hauptverband gibt. Es gibt Qualitätskriterien, wie man bei der Darmkrebsvorsorgeuntersuchung, der Koloskopie, vorgehen sollte.

Nicht alle Ärzte, die eine Koloskopie anbieten, sind in diesem Programm drinnen. Für mich als Patient ist es wichtig, dass ich kontrolliere, ob der betreffende Arzt dieses Qualitätszertifikat hat. Wenn er im Rahmen des Qualitätszertifikats arbeitet, ist eine Sedierung für den Patienten beinhaltet.

Wenn er außerhalb des Programms arbeitet, kann es durchaus sein, dass es für Sie eine Kostenbeteiligung an der Sedierung gibt. Insgesamt gibt es verschiedene Arten von Sedierungen. Wenn man eine spezielle Form dessen in Anspruch nehmen will, kann es sein, dass man Zuzahlungen leisten muss. Einen Teil bekommen Sie, abhängig von Ihrer Krankenkassen, zurück.

Hier geht es zum Video-Interview: „Darmkrebs früh erkennen“

Lungenkrebs früh erkennen

Welche Untersuchungen gibt es zur Lungenkrebsfrüherkennung?

In Österreich gibt es kein Screening-Programm zur Früherkennung von Lungenkrebs. Das gibt es aber mittlerweile in Amerika und es laufen Studien, ob ein Vorsorge-Screening hinsichtlich Lungenkrebs gemacht werden sollte. Es ist vielleicht nicht bei allen Patienten sinnvoll, wie wir es beispielsweise beim Darmkrebs oder Brustkrebs machen, aber vielleicht bei den Risikogruppen.

Wann sollte ich zur Lungenfachärztin/zum Lungenfacharzt gehen?

In Österreich gibt es keine Screening-Untersuchungen hinsichtlich Lungenkrebs. Sie sollten jedochunbedingt zum Lungenfacharzt gehen, wenn Sie einen lang andauernden Husten haben, der einfach nicht vergeht und für den es keinen Grund gibt. Ein weiterer Grund wäre ein Leistungsknick, wenn Sie plötzlich enorm schwach sind und immer wieder Atemnot haben, das gehört unbedingt durch den Lungenfacharzt weiter abgeklärt.

Zu den Risikogruppen zählen nach wie vor zum Großteil die Raucher. Das Rauchen ist nach wie vor leider viel zu häufig in Österreich. Wir können nicht oft genug sagen: „Bitte hören Sie auf zu rauchen, denn es ist ein großer Risikofaktor.“ Wenn Sie rauchen, gehen Sie bitte regelmäßig zum Lungenfacharzt.

Dieser macht ein Lungenröntgen, welches bei starken Rauchern mit Husten sicher bereits einmal durchgeführt wurde. Es kann auch eine Lungenfunktion durchgeführt werden, um zu sehen, wie viel Lungenvolumen noch da ist. Je nach Ergebnissen erhalten Sie weitere Kontrolluntersuchungen.

Am besten ist es natürlich, wenn Sie ganz mit dem Rauchen aufhören. Wenn das aber nicht möglich ist, lassen Sie bitte regelmäßige Untersuchungen beim Lungenfacharzt durchführen.

Übernimmt meine Krankenkasse Lungenuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung?

Bei Lungenkrebs ist es so, dass es in Österreich derzeit keine Initiativen im Hinblick auf eine Früherkennung oder ein Vorsorgeprogramm gibt. Wenn jedoch Symptome oder Risikofaktoren vorliegen, kann jederzeit ein Lungenfacharzt die entsprechenden Untersuchungen kostenlos für den Patienten durchführen lassen.

Wir sehen, dass sich diesbezüglich in Amerika ganz neue Screening-Programme entwickelt haben, die eine gute Wirkung erzielen. Ich gehe davon aus, dass in den nächsten Jahren auch in Österreich ein solches Screening-Programm für die Lungenkrebsvorsorge entwickelt wird.

Hier geht es zum Video-Interview: „Lungenkrebs früh erkennen“

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Geprüft Dr. Gerald Bachinger und Prim. Priv.-Doz.in Dr.in Birgit Grünberger: Stand März 2023 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.
ambulant
Die Behandlung erfolgt ohne einen nächtlichen Aufenthalt im Krankenhaus.
Biopsie
Entnahme von verdächtigen Gewebeproben, um eine Krebserkrankung oder entartete Zellen zu diagnostizieren. Gewebeproben werden je nach Organ mit verschiedenen Techniken entnommen und unter dem Mikroskop beurteilt.
Eiweiße
(Proteine)
Eiweiße, auch bekannt als Proteine, sind Makromoleküle, die aus Ketten von Aminosäuren bestehen. Sie spielen eine entscheidende Rolle im Aufbau und der Funktion von Zellen und Geweben im Körper.
Gastroenterologie
Fachbereich der Medizin, der sich mit den Funktionen und Krankheiten des Magen-Darm-Traktes befasst.
HPV-Test
Probenentnahme aus dem Gebärmutterhals, ähnlich wie bei einem PAP-Abstrich. Durch verschiedene Testverfahren wird anschließend überprüft, ob die Probe HPV-Viren enthält.
Koloskopie
(Darmspiegelung)
Untersuchung des Darms mit einem dünnen Schlauch. Mit einer kleinen Kamera kann die Darmschleimhaut untersucht werden und mithilfe kleiner Instrumente auch Proben entnommen werden.
Mammographie
Bildgebendes Verfahren zur Untersuchung der Brust, das mithilfe von Röntgenstrahlen mögliche Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig erkennen kann
PAP-Abstrich
(Papanicolaou-Färbung, Pap-Test)
PAP ist die Abkürzung für Papanicolaou. So wird die Färbung von Zellproben bezeichnet, benannt nach dem Erfinder dieser Methode. Der PAP-Abstrich ist eine Methode zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Beim PAP-Abstrich werden mithilfe einer Bürste oder einem Spatel Zellproben aus dem Gebärmutterhals abgeschabt. Diese Proben werden anschließend eingefärbt und unter dem Mikroskop beurteilt.
Prophylaxe
(Vorbeugung)
Maßnahmen, die der Verhütung sowie Vorbeugung von Krankheiten beziehungsweise deren Folgen dienen. Anders als eine Bedarfstherapie wird eine Therapie zur Prophylaxe zur Vorbeugung einer Erkrankung oder deren Folgen durchgeführt und nicht nur bei Symptomen.
rektale
(den Mastdarm/Enddarm betreffend)
Bei der rektalen Untersuchung wird der Mastdarm/Enddarm (Rektum) untersucht. Dafür führt die Medizinerin/der Mediziner Finger oder andere Instrumente über den Anus in den Enddarm ein.
Screening
Ein Screening ist eine vorbeugende Untersuchung, die darauf abzielt, Krankheiten oder gesundheitliche Risiken frühzeitig zu erkennen, bevor Symptome auftreten. Das Ziel ist es, Erkrankungen in einem frühen Stadium zu entdecken, um die Behandlungschancen zu verbessern und schwere Verläufe zu verhindern.
stationär
Vor oder nach der Behandlung befindet sich die Patientin/der Patient mindestens eine Nacht im Krankenhaus.