7. Betreuung auf der Intensivstation – alle Fragen

Der Aufenthalt auf einer Intensivstation stellt für Angehörige von Betroffenen eine Ausnahmesituation dar und wirft oftmals viele offene Fragen und Unsicherheiten auf. Zwei langjährige MitarbeiterInnen eines Intensivteams beantworten häufig gestellte Fragen rund um die medizinische und pflegerische Betreuung auf einer Intensivstation und geben Angehörigen einen Einblick in den Aufenthalt und den Ablauf während des Besuches auf einer Intensivstation.

Die Intensivstation verstehen

Wann muss man auf die Intensivstation?

Die Frage, wann eine Patientin auf eine Intensivstation muss, ist oft gar nicht so leicht zu beantworten.

Einer der Gründe, warum man auf eine Intensivstation muss, ist,

  • weil man schwer krank ist,
  • weil man besonders überwacht werden muss,
  • weil Organfunktionen unterstützt werden müssen,
  • weil Organfunktionen teilweise ersetzt werden müssen,
  • und weil ein Mensch ohne Intensivmedizin im Stadium einer schweren Erkrankung unter Umständen sterben würde.

Warum kommt man manchmal nach einer Operation geplant auf die Intensivstation?

Warum man nach einer geplanten Operation auf die Intensivstation kommt, kann man damit erklären,

  • dass Operationen in der heutigen Zeit unter Umständen große Operationen sind,
  • dass die Menschen, die wir operieren, unter Umständen viele Vorerkrankungen mitbringen und das unter Umständen auch in hohem Alter.

Das heißt, dass im Gegensatz zu früher Risikopatientinnen auch große Operationen haben können und dadurch auf jeden Fall nach einer Operation, die unter Umständen mit Komplikationen verlaufen kann,

  • es kann bluten während einer Operation,
  • es kann der Blutdruck abfallen während einer Operation,
  • es können andere Komplikationen eintreten.

Und in der Nachsorge nach so einer Operation, in der Phase des Aufwachens, ist eine besondere Überwachung aller Organe, Funktionen und ein sicheres Aufwachen dann nur auf der Intensivstation gewährleistet.

Intensivstation gibt Sicherheit für die Patientinnen, die betreut werden und ermöglicht Patientinnen, die auch schwer erkrankt sind, bevor sie operiert werden und diese Operationen unbedingt brauchen, dann sicher betreut werden und unter Umständen sehr, sehr gut, in gutem Zustand wieder in ihr vorheriges Leben zurückkommen können. Ohne Intensivmedizin wäre so etwas sehr wahrscheinlich nicht möglich.

Wann wird man von der Intensivstation auf eine Normalstation verlegt?

Wie lange man auf einer Intensivstation bleiben muss und wann man wieder auf die Normalstation zurückverlegt wird, ist auch für jeden Patienten individuell zu entscheiden.

Ganz wichtig ist, dass sich die Patientin auf der Intensivstation in ihren Organfunktionen, und das betrifft das Herz, die Niere, die Leber, das Gehirn, das Kreislaufsystem, so weit stabilisiert haben muss,

  • dass ohne größere Unterstützung diese Organe wieder selbstständig funktionieren,
  • dass die Patientin sich mit ihrem Hirn auch soweit erholt hat, auch das Gehirn ist nur ein normales Organ, dass sie wieder versteht, worum es geht,
  • dass sie bei Therapien mitmachen kann,
  • dass selbstständiges Essen wieder möglich ist,
  • dass es möglich ist, sich selbst im Bett wieder aufzusetzen,
  • dass bei der Mobilisierung es möglich ist, selber auch wieder mitzuhelfen,

sodass die Betreuung auf einer entweder Observationsstation als Step-Down-Unit von der Intensivstation oder sogar einer Normalstation

  • mit weniger Pflegepersonen,
  • mit weniger Physiotherapeuten,
  • mit weniger personellen Aufwand,
  • mit keinen Geräten mehr

möglich und vor allen Dingen sicher möglich ist für die Patientin.

Das muss das jeweilige Ärztinnenteam und Pflegeteam gemeinsam entscheiden, wann die Patientin so weit ist, dass sie es auf einer nachgeordneten Einheit, also Observationsstation oder auch Normalstation wieder mit der Unterstützung, die dort möglich ist und die viel weniger ist als auf einer Intensivstation, wann die Patientin in der Lage ist, dort sicher den weiteren Weg zu gehen.

Was ist eine Intermediate Care Unit und wann wird man dorthin verlegt?

Eine Intermediate Care Unit oder auch zu Deutsch eine Überwachungsstation oder Observationseinheit dient in erster Linie als Bindeglied zwischen Intensivstation und Normalstation. Wieso Bindeglied? Manche therapeutischen Ansätze, aber auch aus Sicht der Pflegepersonen kann es notwendig machen, sozusagen einen Zwischenstopp von Intensivstation zur Normalstation einzulegen. Und diesen Bereich decken die so genannten Intermediate Care Units ab.

Hiermit wird Überwachung, Diagnostik, Therapie und auch Pflege in einem Zwischending zwischen hochtechnisiert und Normalstation angeboten. Es gibt andere Personaleinsätze, andere Überwachungsmöglichkeiten und andere Therapiemethoden.

Aber am Ende ist es eigentlich eine Zwischenstation auf dem Weg, um Sie wieder fit zu bekommen.

Welche Aufgaben haben die ÄrztInnen auf der Intensivstation?

Ärztinnen auf der Intensivstation haben neben der medizinischen Versorgung der Patientinnen eine komplexe Aufgabe:

Sie sind die Teamleaderinnen und müssen versuchen, das gesamte Team, alle auf der Intensivstation arbeitenden Personen zusammenzubringen, zu koordinieren, Personen zu rufen, die man braucht in der komplexen Versorgung von Patientinnen, die besondere Bedürfnisse haben.

Und was das Allerwichtigste ist: Ärztinnen müssen entscheiden, welche Patientinnen auf die Intensivstation kommen.

Es gibt Patientinnen, die unter Umständen zu gut sind für eine Intensivstation, die nach einer Operation oder nach einer ausführlichen Behandlung es gut im Bereich einer Observationsstation oder auch einer Normalstation schaffen können, weil sie gut bei Kräften sind, weil der Kopf gut funktioniert, weil sie viel Energiereserven haben, sie selbstständig und selbstbestimmt ihre Dinge erledigen können.

Und auf der anderen Seite gibt’s Patientinnen, die für eine Intensivstation zu schlecht sind. „Wie kann man für eine Intensivstation zu schlecht sein?“, werden Sie sich fragen. Und das ist eine auch für uns Ärztinnen ganz schwierig zu beantwortende Frage. Und wir müssen uns bei jeder Patientin, die wir auf die Intensivstation übernehmen, die schwer krank ist in der Vorgeschichte, viele Begleiterkrankungen mitbringt, eine große Operation vor sich hat, überlegen, wie gut das Reha-Potenzial, das Rehabilitations-Potenzial dieser Person ist und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, wenn man das Mühsal einer langen Intensivtherapie, die beschwerlich ist, die Schmerzen machen kann, die für Patientinnen oft schwer auszuhalten ist, ob man diese Situation auf sich nimmt, weil danach ein gutes Leben steht.

Wenn man technisch mögliche Dinge auf der Intensivstation nur macht, weil sie möglich sind, Patientin davon aber keinen Nutzen mehr hat, dann haben wir die Situation, wo wir in das große Thema der Übertherapie kommen, wo wir im Endeffekt technisch mögliche Dinge tun, ohne dass Patientin davon profitiert, wo wir Leiden verlängern, wo wir Sterben hinauszögern, und wo dieses gute Leben am Ende des Lebens, das sich jeder von uns, auch wir als Ärztinnen und als Pflegepersonen wünschen, wo wir dieses Ziel dann nicht erreichen können.

Diese Entscheidung zu treffen ist eine der wichtigsten Aufgaben von uns Ärztinnen auf Intensivstationen, dort gute Entscheidungen zu treffen, diese Entscheidungen mit Ihnen als Patientinnen, mit Ihnen als Angehörige möglichst rechtzeitig auch zu besprechen. Und das ist eine ganz große Herausforderung unserer modernen Medizin und Intensivmedizin, die sehr viel möglich macht, die sehr viel Gutes bewirkt, die sehr viele Menschen in ein gutes Leben zurückbringt, geheilt in ein gutes Leben zurückbringt, diejenigen Menschen, die davon nicht profitieren, darüber aufzuklären und ihnen auch den Weg in die Palliativmedizin und damit einen Weg in ein gutes Leben am Ende des Lebens ohne Intensivmedizin zu ermöglichen.

Eine der schwierigen Aufgaben, denen wir uns täglich auch als Ärztinnen auf einer Intensivstation stellen müssen.

Was sind die Aufgaben des Pflegepersonals auf der Intensivstation?

Die Aufgaben der Pflegepersonen auf den Intensivstationen ist nicht so einfach zu beantworten, weil sämtliche Bereiche, in denen die Pflegepersonen tätig sind, teilweise hochkomplex und aber doch wieder sehr einfach zu beschreiben sind.

Was bedeutet das? Die Frage ist immer: Warum sind in dem Intensivsetting Profis notwendig?

Die Patientinnen und Patienten, die wir in meistens 12-Stunden-Schichten betreuen, sind nach Operationen oder nach Unfällen oder schweren Erkrankungen instabil, sind schwer erkrankt. Und die Aufgabe meiner oder unserer Kolleginnen und Kollegen ist dahingehend, die Vitalzeichen der Patientinnen und Patienten zu überwachen, genauso aber die Grundbedürfnisse eines jeden Menschen zu befriedigen.

Was bedeutet das?

  • Wir sind für die Versorgung der Körperpflege zuständig.
  • Wir positionieren die Patientinnen und Patienten anders im Bett.
  • Wir versorgen Wunden.
  • Wir setzen Pflegehandlungen, die notwendig sind, um Infektionen zu vermeiden, um Druckgeschwüre zu vermeiden.
  • Wir arbeiten interdisziplinär mit den Kolleginnen und Kollegen der Ärzteschaft, den Therapeutinnen in sämtlichen Bereichen zusammen, um am Ende das bestmögliche Outcome für unsere Patientinnen und Patienten zu gewährleisten.

Was bedeutet das für uns? Wir sind ständig maximal, je nachdem, welche Größe die Intensiveinheiten haben, für zwei oder drei Patientinnen und Patienten zuständig. Das klingt, wenn man es das erste Mal hört, zwei Patienten, wenig. Aber wenn diese Menschen schwer erkrankt sind, sind wir durchaus den ganzen Tag und die ganze Nacht beschäftigt. Und wir versorgen die Patientinnen nicht nur in den Grundbedürfnissen, sondern wir sind auch dafür verantwortlich, Therapie zu verabreichen, die vorher in den Visiten festgelegt worden sind. Wir erarbeiten Therapiekonzepte wie Ernährung, wie mit den Physiotherapeuten, die Mobilisation.

Die Aufgabe der Pflegepersonen im Intensivbereich ist sehr, sehr vielseitig und wir sind sozusagen, um es zusammenzufassen, der Dreh- und Angelpunkt für sämtliche Professionistinnen und Professionisten, die bei der Betreuung Ihrer Angehörigen oder für Sie als Patient zuständig sind.

Wie helfen Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und psychologische Betreuung den PatientInnen?

Die Frage, wie unsere begleitenden Helfer auf der Station mit Ihnen als Patientinnen Gutes tun können, ist vielfältig zu beantworten.

Physiotherapeutinnen sind dazu da, dass sie Ihnen als Patientinnen helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Das fängt ganz einfach am Anfang, wenn man noch schwer krank ist mit der Atemtherapie an, dass man lernt wieder zu husten, aktiv zu atmen, tief ein- und auszuatmen geht, geht über die Mobilisierung, sprich das Sitzen quer am Bett, das Aufstehen aus dem Bett, das Gehen mit Gehhilfe am Gang, die sogenannte Mobilisierungstherapie, geht weiter über Lagerungstherapien spezieller Art, wenn man Patientinnen nicht wirklich aus dem Bett mobilisieren kann, weil sie dazu noch zu schlecht wären. Also Physiotherapie ist dazu da, den Körper zu mobilisieren und Patientinnen wieder fit und gut für ihr Leben auf der Normalstation zu machen, um dort wieder selbstständig die Dinge erledigen zu können.

Die Ergotherapie hat eine etwas andere Aufgabe. Ergotherapie oder Spieltherapie dient dazu, das Gehirn anzuregen, wieder aktiv zu werden, mitzudenken, Depression zu vermeiden, die lange Zeit auf einer Intensivstation, wo es unter Umständen auch langweilig sein kann, durch Spiele, durch Schreiben, durch handwerkliche Tätigkeiten zu unterstützen und auch hier Patientin wieder in ein aktives Leben zurückzubringen.

Dann haben wir die Gruppe der Logopädinnen. Auf der Intensivstation ist es so, dass durch die Beatmung und den Beatmungsschlauch, der durch den Mund über die Stimmritze in die Luftröhre geht, die komplette Mechanik im Kehlkopf gestört sein kann. Und das betrifft jetzt nicht nur den Schluss der Stimmenritze, sondern auch das Schlucken. Und man muss, wenn man länger beatmet ist, vor allen Dingen auch wenn man über den Hals den Zugang dann wählt in einer Langzeitbeatmung, die sogenannte Tracheostomie, und wir werden mit Ihnen da später auch noch drüber sprechen, dass man dann diesen kompletten Bereich des Kehlkopfes, des Schlucken muss, auch des Gaumensegels wieder aktivieren muss. Und man muss teilweise wieder neu schlucken lernen. Das ist etwas, was eine wesentliche Aufgabe der Logopädie auf der Intensivstation ist.

Die psychologische Betreuung auf einer Intensivstation ist wichtig für Sie als Patientinnen und natürlich auch für Sie als Angehörige, weil die, gerade wenn der Aufenthalt auf einer Intensivstation ein langer ist, sehr belastend sein kann. Man hat Angst, man ist unruhig, man weiß nicht, wo der Weg hingeht. Es gibt Höhen und Tiefen, es gibt Rückschläge. Und in dieser Phase psychologische Betreuung in Anspruch zu nehmen, wenn Sie als Patientin in der Lage sind, selbst mit einem Psychologen zu kommunizieren, ausgesprochen hilfreich.

Für alle unsere Angehörigen, die sich Sorgen machen, ist es sehr wichtig im Gespräch, jetzt nicht nur mit uns Ärztinnen und Pflegepersonen, sondern auch mit einer Person, die von außen dazukommt und vielleicht auch die Seele dann etwas mehr im Auge hat, sich die Dinge, die einen belasten, von der Seele reden zu können. Das kann dabei helfen einen guten Weg zu finden, durch diese schwierige und anstrengende Zeit auf der Intensivstation zu kommen.

Schlussendlich möchte ich erwähnen, das sind jetzt so die Professionals, die auf der Intensivstation uns unterstützen, und nicht zuletzt kann die Intensivstation nur gut laufen bis hin zum kleinsten Glied.

  • Alle Personen, die uns helfen, die Intensivstation sauber zu halten, keimfrei zu halten, die tagtäglich mit uns gemeinsam die Räume in einen Zustand bringen, dass Sie dort sicher liegen können, wenn Sie Patientin sind, dass Sie sich als Angehörige dort sicher aufhalten können.
  • Und selbstverständlich unsere Techniker, die die Geräte warten, wenn wir mit Geräten weite Fahrten in Operationssäle, in die Computertomographie oder in den Magnetresonanztherapie machen, wo man weit und lang unterwegs ist.

Dass alle diese Dinge funktionieren, ist auch Teil der Arbeit, die dieses Team der unterschiedlichsten Menschen, die auf einer Intensivstation zusammenarbeiten, erledigen muss.

Was ist das Therapieziel auf der Intensivstation

Das Therapieziel auf der Intensivstation ist, so wie eigentlich das Therapieziel immer in der Medizin wäre, einen Patienten in sein eigenes gutes Leben zurückzubringen, Patienten zu heilen, dem Patienten möglichst gut wieder in sein Leben zu verlassen, dass er selbstständig, selbstbestimmt wieder alle die Dinge tun kann, die ihm wichtig sind. Das ist generell ein Ziel, das wir Ärztinnen haben.

Auf der Intensivstation ist es deswegen manchmal schwierig, weil wir mit Ihnen als Patientinnen dort nicht kommunizieren können.

Sie kommen zu uns. Sie haben viele Dinge vorher besprochen, wenn es um technische Dinge geht, wie wird die Operation verlaufen. Sie wissen, dass Sie auf die Intensivstation kommen. Trotzdem ist in der heutigen Zeit oft nicht besprochen, was Sie sich wünschen, wenn der Verlauf nach einer Operation sehr kompliziert wird, sprich: Sie werden nicht schnell wach. Sie können nicht mit uns sprechen. Die Organfunktionen sind schlecht und werden schlechter. Und wir als betreuende Ärztinnen auf der Intensivstation haben keine Ahnung, was Ihre Wünsche und Wertvorstellungen im Leben sind.

Es sei denn, Sie hätten vorgesorgt.

Vorsorge treffen würde bedeuten, dass Sie eine Patientinnenverfügung gemacht haben,

  • in der Sie festlegen, was Ihnen wichtig ist, was Sie sich wünschen, wenn eine Situation schlechter wird.
  • Dass Sie sich genau darüber im Klaren werden, welche Dinge Sie nicht mehr als therapeutische Optionen haben wollen.

Das ist im Gespräch mit Ihren behandelnden Ärztinnen genauestens festzulegen und zu definieren. Und das ist je nach Konstellation individuell zu entscheiden. Wenn man Patientinnen mit ihren Vorerkrankungen gut kennt und die Risiken einer Operation oder einer therapeutischen Handlung gut kennt, dann weiß man auch als Ärztin, wo der Weg hingehen kann, wenn es nicht gut läuft und könnte das besprechen.

Am allerbesten wäre, wenn Sie als Patientin mit Ihrer Patientinnenverfügung, wo Sie das schriftlich festhalten, zusätzlich einen Vorsorgebevollmächtigten bestimmen. Das ist eine Person Ihres Vertrauens, mit der Sie besprochen haben, was Sie sich in bestimmten Fällen wünschen, wenn Sie sich selbst dazu nicht äußern können.

Diese vorsorgebevollmächtigte Person ist dann eine Person, die im Gespräch mit dem Ärztinnenteam, wenn es um schwerwiegende Entscheidungen geht, z.B. „Werden wir hier weitermachen, oder werden wir eher palliativmedizinisch tätig werden, weil die Chance, dass es gut wird, nicht so groß ist?“ Wenn diese Entscheidungen zu treffen sind, dann kann die Vorsorgebevollmächtigte, die Sie gut kennt, die Ihre Wünsche und Wertvorstellungen gut kennt, Ihren mutmaßlichen Willen sehr gut in diese Diskussion mit dem ärztlichen Team einbringen.

Sprich diese Situation, zu vermeiden, dass man mit technisch möglichen Dingen Leben verlängert, Leiden hinauszögert, Sterben hinauszögert, weil man Entscheidungen nicht trifft, weil man den Willen von Ihnen als Patientin nicht gut kennt, kann man vermeiden, indem man gut vorsorgt, indem man sich vorher überlegt, wo der Weg hingehen soll, wenn es schlechter wird.

Und man muss sich ganz klar darüber sein, dass man nicht deswegen schlechter behandelt wird, weil man über diese Dinge gesprochen hat. Davor haben viele von Ihnen Angst, dass wenn man sagt „Gewisse Dinge möchte ich nicht“, dass man dann auch andere Dinge nicht bekommen würde. Ganz im Gegenteil: Wenn wir gut wissen, was Sie wünschen, was Sie für sich wollen, dann tun wir uns bei unseren Entscheidungen, die wir treffen müssen, wesentlich leichter und können Sie in ein Leben zurückbringen, das Sie sich gewünscht haben, oder Sie mit einem guten Leben am Ende des Lebens, ohne Sie zu quälen, ohne Ihr Leiden zu verlängern, mit guter Palliativmedizin, ohne Angst, ohne Stress, ohne Schmerzen, nicht alleine den Weg eines Sterbens in Würde gehen lassen, der manchmal auch auf der Intensivstation ein möglicher Weg ist und über den man auch frühzeitig reden muss.

Wenn man diese Dinge frühzeitig anspricht, dann ist meine Erfahrung, dass man Ihnen und Ihren Angehörigen damit sehr viel Angst und Bedenken, die sonst unausgesprochen sind, nehmen kann, und dass die Behandlungskette im Krankenhaus wesentlich besser und sicherer und für Sie positiv ablaufen kann.

Haben Sie also keine Angst davor, diese Dinge anzusprechen. Sie machen es für sich besser, und Sie machen uns als Behandlerinnen die Entscheidungen leichter, Entscheidungen nach Ihrem Willen auch zu treffen.

Welche Prognose hat mein/e Angehörige/r wenn er/sie auf de Intensivstation kommt?

Wenn Patientinnen zu uns auf die Intensivstation kommen, dann ist eine ganz häufige Frage, die sowohl von Ihnen als Patientin als auch von Ihnen als Angehöriger gestellt wird: „Wie wird es sein? Wie lange wird mein Angehöriger, oder wie lange werde ich auf der Intensivstation liegen müssen? Wird es wieder gut werden oder eher nicht?“ Das ist die Frage nach der Prognose.

Die Prognose ist für uns oft gut zu stellen, wenn die Situation sehr klar ist. Und dann werden wir Ihnen auch sagen: „Sie haben wenig Vorerkrankungen, Sie sind noch nicht sehr alt. Sie haben eine Operation, die Sie wahrscheinlich gut überstehen werden, wenn Sie wenig Komplikationen haben. Das kann sehr gut gehen. Sie werden wenige Tage bei uns sein, und dann wird hoffentlich sich dieser Spuk auflösen und Sie in ein gutes Leben zurückkommen.“ Das können wir Ihnen so oft sagen.

Wenn die Situation komplizierter ist, Sie sind ein älterer Mensch, aber nicht nur, das gilt auch für junge Menschen, die viele Vorerkrankungen mitbringen, die komplizierte Erkrankungen in ihrem Leben haben, schon über lange Zeit chronisch krank sind, denen man größere Operationen empfiehlt, weil die Lebensqualität damit verbessert werden soll. Wenn Sie in so einer Konstellation kommen, ist die Abschätzung der Prognose für uns oft nicht leicht. Und das ist genau der Fall, den wir vorher besprochen haben, wo man die Themen ansprechen muss, was Sie für sich wünschen, wenn Komplikationen eintreten und es unter Umständen nicht gut wird.

Es geht um das gute Leben am Ende des Lebens. Es geht darum, Therapieziele zu definieren, mit Ihnen zu besprechen, wo Ihr Rehabilitationspotenzial liegt. Kann man ein Ziel, das Sie erreichen wollen, für sich realistischerweise erreichen, oder muss man dieses Therapieziel ändern und sagen: „Wenn große Komplikationen eintreten, wenn es schwierig wird und die Situation so ist, dass wir glauben, Sie kommen nicht in dieses Leben, das Sie sich wünschen würden, sprich man würde ein schwerer Pflegefall werden, wenn man Intensivmedizin über lange Zeit ausdehnt und den Patienten nicht in ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben zurückbringen kann, ihn technisch am Leben erhalten könnte“, das muss besprochen sein. Und das ist etwas, was mit der Prognose eng zusammenhängt und wo wir lernen müssen, Sie als Patientinnen, als Angehörige, das uns als Ärztinnen zu fragen. Und wir als Ärztinnen müssen sehr viel mehr lernen, dieses Thema auch mit Ihnen rechtzeitig anzusprechen.

Dann wird die Situation, in der wir uns alle befinden, wenn es schwierig ist, deutlich entlastet werden, und wir werden sicherere und bessere Entscheidungen für Sie als Patientinnen und als Angehörige in der Kommunikation treffen können.

Was bedeuten die Aussagen „die/der PatientIn ist stabil“ und „der Zustand ist kritisch“?

Wir verwenden in der Auskunft mit Ihnen oft den Ausdruck “Der Patient ist stabil“ oder „Der Patient hat sich verschlechtert. Er ist jetzt in einem kritischen Zustand.“ Was bedeutet das für Sie und für den Patienten?

Ein Patient, der stabil ist, ist nicht notwendigerweise ein guter Patient oder ein Patient auf dem Weg der Besserung. Stabil heißt nur, dass sich ein Zustand auf einer Ebene eingependelt hat. Und aus dieser Stabilität heraus kann der Patient, wenn er schwer krank war, eine große Operation gehabt hat, sich verbessern und gesund werden, oder er kann sich auch verschlechtern und wieder kränker werden.

Seine Organfunktionen können schlechter werden. Dann würde man sagen: „Der Zustand ist wieder weniger stabil. Der Patient wird kritischer krank.“ Das heißt, mehrere Organsysteme wackeln. Da gehört die Niere dazu, bis hin zur künstlichen Nierenwäsche. Da gehört das Herz-Kreislauf-System dazu, wo wir das Herz mit Medikamenten unterstützen müssen. Wo wir schauen müssen, dass genug Zirkulation, also das Blut vom Herz im Körper herumgepumpt wird, um die Organe mit Sauerstoff zu versorgen. Wir müssen die Leberfunktion stabilisieren. Wir müssen das Gehirn stabilisieren, die Lungenfunktion, eine wichtige Funktion. Wo wir also in vielen Organsystemen mehr unterstützen müssen bis hin zu Organfunktionen ersetzen. Das wäre dann wieder ein kritischer Zustand, den wir versuchen zu stabilisieren und aus dieser Stabilisierung zu verbessern und wieder zu stabilisieren, bis wir schlussendlich in der besten Variante ankommen, die geht.

Das heißt: Sie brauchen keine Unterstützung für Ihre Organe mehr. Sie sind selbstständig in der Lage zu reden, zu essen, unter Umständen auch schon im Bett zu sitzen, vielleicht sogar schon ein bisschen aufzustehen. Das ist dann die Stabilität, die wir am Ende brauchen, bevor Sie von der Intensivstation entlassen werden.

Also das kann auf der Intensivstation in Wellen der Stabilisierung nach der Operation kritischer werden durch eine Infektion, sich wieder stabilisieren und besser werden. Ein Verlauf, der für Sie als Patientin am mühsamsten, für die Angehörigen, die ihre Patientinnen betreuen, oft sehr mühsam mitzuerleben. Auch dieses Schwanken zwischen gut und schlecht. Ganz klassischer Verlauf, für einen komplexen Verlauf auf der Intensivstation zwischen Stabilität und kritischer Erkrankung, bis wir es dann hoffentlich schaffen, Sie als Patientin in einen Zustand zu bekommen, wo Sie von uns weggehen können auf die Observationsstation oder die Normalstation und dort weiter betreut, schlussendlich gesund nach Hause entlassen werden.

Was passiert, wenn sich die Prognose meiner/meines Angehörigen deutlich verschlechtert?

Wenn Sie von Ihrem aufklärenden Arzt hören, dass sich die Prognose verschlechtert, dann ist damit gemeint, dass die Wahrscheinlichkeit, gut aus einer Intensivtherapie auszusteigen, sprich in absehbarer Zeit mit guten Organfunktionen, mit gutem Gehirn, mit guter Gedächtnisleistung auf die Normalstation zu kommen und wieder nach Hause zu gehen, dass diese Wahrscheinlichkeit abnimmt, dass Sie unter Umständen dabei sind, sich zu verschlechtern.

Und wenn die Prognose sehr schlecht wird, dann würden wir mit Ihnen auch ansprechen, dass es sich im Endeffekt darum dreht, dass Sie sterben könnten, dass wir überlegen müssen, wie lange ein Weitermachen, ein Steigern der Therapie sinnvoll ist, dass wir in dem Bereich der oberen Grenzen dessen kommen, was sinnvoll machbar ist, und dass wir diese Therapiezieländerung „Weg von Heilung, hin zu Palliativmedizin und zu sterben in Würde“, dass diese Entscheidung ansteht, dass wir diese Entscheidung als ärztliches Team treffen müssen, uns überlegen müssen: „Können wir das uns gesetzte Ziel erreichen oder nicht?“ Und dass wir Ihnen dann als Angehörige ganz klar kommunizieren müssen, dass die Prognose mittlerweile so schlecht ist, dass wir Patientin nicht aus der Intensivstation wegbekommen werden, dass die Organfunktionen sich nicht stabilisieren lassen und dass Patientin in den Weg eines friedlichen Sterbens in Würde gehen wird.

Das ist etwas, was wir mit Ihnen ansprechen müssen, was wir ausführlich erklären müssen, wo es darum geht, gut zu kommunizieren.

Und die schlechte Prognose ist die Prognose, wo wir über das Sterben, und das kann er seine Intensivstation sehr friedlich und sehr gut von uns gelenkt werden, gemeinsam mit den Pflegepersonen, die am Bett arbeiten und sich um Ihre Angehörigen kümmern, die Sie mit unterstützen. Also in der Gemeinsamkeit dieser Arbeit am Bett eines sterbenden Patienten auf der Intensivstation sollten Sie sich als Angehörige gut aufgehoben und gut begleitet fühlen.

Wie wird entschieden, wenn die Patientin/der Patient ihren/seinen Willen nicht kommunizieren kann?

Die Situation, dass auf einer Intensivstation Sie als Patientin Ihren Willen nicht kommunizieren können, ist eine häufige.

Sie kommen zu uns auf die Intensivstation und haben vorher nicht festgelegt, was Sie sich wünschen, und der Aufenthalt auf der Intensivstation ist nicht geplant. Für diesen Fall haben wir das Problem, dass wir mit Ihnen selbst nicht sprechen können und dass wir über Ihre Angehörigen versuchen müssen, herauszufinden, was Ihr mutmaßlicher Wille ist. Damit Angehörige das tun dürfen, über Sie sprechen dürfen, uns Auskünfte geben dürfen, müssen Sie nach dem neuen Erwachsenenschutzgesetz, das seit Juli 2018 gilt, in eine Stellvertreterposition gesetzt werden.

Das heißt: Wir würden einen der Angehörigen, die Sie besuchen kommen, bitten, eine gesetzliche Vertretung für Sie zu übernehmen, das beim Erwachsenenschutzverein registrieren zu lassen, und dieser gesetzliche Vertreter ist dann die Person, die uns Ihren mutmaßlichen Willen bei Entscheidungsfragen kommuniziert.

Wenn aus dem Kreis Ihrer Angehörigen das keiner machen möchte, müssen wir über das Gericht einen gerichtlichen Stellvertreter bestimmen lassen, das ist die neue Bezeichnung des alten Wortes Sachwalter, der dann wiederum bei Entscheidungen, die nicht notfallmäßig getroffen werden, mitbestimmen muss, in welche Richtung die Entscheidung, die wir als Ärztinnen treffen, gehen kann.

Dieses Problem, vor dem wir stehen, dass wir, wenn mehrere Angehörige an Ihrem Bett stehen und z.B. nicht einer Meinung wären, was Sie sich wünschen würden, dieses Problem zu vermeiden können nur Sie selber, indem Sie für sich eine Patientinnenverfügung machen, in der Sie festlegen, was Sie sich wünschen und was Sie sich nicht wünschen, und in der Sie einen Vorsorgebevollmächtigten bestimmen aus dem Kreis der Menschen, die Sie umgeben, mit dem Sie über die Ihnen wichtigen Dinge im Leben, vor allem auch über die wichtigen Dinge des Lebensendes gesprochen haben, und der dann von Ihnen autorisiert als Ihr Vertreter Ihren mutmaßlichen Willen in der Diskussion mit uns einbringen kann.

Auf diese Weise wären wir als behandelndes Teams sicher, dass der Mensch, mit dem wir sprechen, wirklich derjenige Mensch ist, der Sie am besten kennt und mit dem Sie diese Dinge des Lebens besprochen haben.

Wenn Sie das nicht selbst bestimmen und diese Dinge dem Zufall überlassen, müssen wir als Ärztinnen entscheiden, wem wir mehr Glauben schenken, wenn bei den Angehörigen eine nicht einheitliche Meinung besteht.

Und es wäre für alle wesentlich einfacher, schwierige Entscheidungen zu treffen, wenn Sie als Patientin selbst im Zuge der Selbstbestimmung, die Ihnen jetzt mit diesem neuen Erwachsenenschutzgesetze möglich gemacht wird, wenn Sie das selbst für sich bestimmen und in die Hand nehmen.

Das ist etwas, was wir noch ganz, ganz selten in der Klinik sehen. Und es ist uns ganz wichtig, Ihnen diese Dinge gut zu erklären.

Und gesetzliche Vertretung zu übernehmen als Angehöriger für den Patienten, der vor Ihnen im Bett liegt, ist eine wichtige Funktion. Es muss ganz klar sein, dass Sie in dieser Stellvertreterfunktion nicht entscheiden müssen, ob der Patient jetzt stirbt oder nicht stirbt, ob wir weitermachen oder nicht weitermachen. Das sind Entscheidungen, die medizinisch von uns getroffen werden müssen. Aber Sie haben die Funktion in der Rolle des Stellvertreters, die Wünsche und Wertvorstellungen zu bestimmten Fragestellungen, die sich ergeben im Zuge der Diskussion um schwierige Entscheidungen des Menschen einzubringen, den Sie vertreten. Und das ist eine ganz wichtige Aufgabe.

Und jeder von Ihnen, ob Patient oder Angehörige, sollte sich überlegen, dass diese Dinge rechtzeitig, für jeden eigentlich jetzt, zu erledigen wären: Eine Patientenverfügung machen und einen Vorsorgebevollmächtigten zu bestimmen. Nur dann können Sie sicher sein, dass Ihre Wünsche und Wertvorstellungen umgesetzt werden, wenn Sie nicht für sich selbst sprechen können. Und das ist eine Situation, die wir auf der Intensivstation sehr oft haben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Die Intensivstation verstehen”

Was passiert auf einer Intensivstation

Was passiert auf der Intensivstation? Wie werden PatientInnen auf der Intensivstation versorgt?

Die Frage „Was passiert auf der Intensivstation?“ stellt man sich als Angehöriger oder als Patient immer wieder. Wie kann ich diese Frage am besten beantworten?

Wir versuchen, als Team, das bedeutet bei der Erstaufnahme für Sie als Patient zusammen mit den Ärztinnen und dem Pflegepersonal, Sie immer nach einstudierten, standardisierten Abläufen bei uns aufzunehmen. Was bedeutet das? Die Arbeit auf der Intensivstation, ob Mediziner oder Pflegepersonen, wird teilweise mit der Fliegerei verglichen. Wieso der Fliegerei? Piloten in ihrer täglichen Arbeit arbeiten immer nach Checklisten: Landung – Checkliste, Start – Checkliste.

Bei uns kann man das in der Arbeit der Intensivmedizin und -pflege gut vergleichen. Wenn Sie bei uns postoperativ oder aufgrund Ihrer schweren Erkrankung auf der Intensivstation aufgenommen werden müssen, arbeiten wir im Team diese Checklisten ab. Wir bekommen eine detaillierte Übergabe von den Kolleginnen und Kollegen, die Sie zu uns auf die Station transferieren und beginnen dann, wenn diese Übergabe beendet ist, mit unseren einstudierten Abläufen.

Wieso sind einstudierte Abläufe für uns wichtig? Wir verringern so die Anzahl an Fehlern, die durchaus menschlich sind und passieren können, vermitteln aber gleichzeitig für den Patienten, aber auch für das Team vor Ort, Sicherheit. Und Sicherheit ist in diesen Bereichen, in denen wir arbeiten, ein wesentlicher Faktor, und darauf legen wir großen Wert.

Wie läuft die Beatmung bei PatientInnen ab, die Probleme beim selbständigen Atmen haben?

Probleme beim selbstständigen Atmen sind ein altbekanntes Problem von Patientinnen, die schwer erkrankt sind.

Wir haben das ganz häufig im Rahmen von Lungenentzündungen, auch von chronischen Lungenerkrankungen, dass Patientinnen das Gefühl haben, dass Atmen sehr anstrengend ist, dass sie weniger Luft bekommen. Das kann das Einatmen, aber auch das Ausatmen betreffen. Und schlussendlich können wir als Ärztinnen messen, indem wir Blut abnehmen, wie die Blutgase, also der Sauerstoffgehalt im Blut und der Kohlendioxidgehalt im Blut sich zueinander verhalten, um festzustellen, wann wir eingreifen müssen und in eine Beatmungssituation übergehen müssen.

Man kann sich dann entschließen und das auch mit Ihnen als Patientin gut besprechen, dass wir nicht-invasiv beatmen, sprich mit Masken arbeiten, die man eng über die Nase oder eng über das Gesicht oder auch als Helm über den Kopf stützt und im Endeffekt Druck auf die Lunge macht, um den Sauerstoff aus der Luftröhre über die kleinen Atemwege, die Alveolen, die Lungenbläschen ins Blut zu drücken. Das geht über einige Zeit oftmals sehr gut. Und wenn Sie nicht zu schwer krank sind, können Sie sich aus dieser Situation erholen, und man kann dann diesen Helm oder die Gesichtsmaske oder die Nasenmaske wieder abnehmen. Sie sind gesund, und das Problem ist gelöst.

Sollte sich der Zustand verschlechtern und wir mit nicht-invasiver Beatmung, also Maske, Maske, Helm nicht ausreichend dafür sorgen können, dass Sie genug Sauerstoff im Blut haben und Ihr Kohlendioxid ausscheiden können und Ihre Atemarbeit, die Sie aufwenden müssen, um ein- und auszuatmen, so anstrengend wird, dass Sie sich erschöpfen, dann müssen wir invasiv beatmen, sprich:

  • Wir machen Ihnen eine kurze Narkose.
  • Wir schieben einen Beatmungsschlauch meistens durch den Mund, manchmal über die Nase durch den Mund über die Stimmritze in die Luftröhre bis ungefähr kurz bevor die Luftröhre nach links und rechts in beide Lungen aufteilt.
  • Und wir würden Sie dann an ein Beatmungsgerät hängen. Das ist so etwas, was hier hinter mir steht. Und dieses Beatmungsgerät würde Sie beim Atmen unterstützen können oder Sie, wenn Sie selbst nicht mehr in der Lage sind, ausreichend zu atmen, bis hin zu vollständig beatmen.
  • Wir würden wiederum in Ihrem Blut messen, wie sich die Werte verändern
  • und würden dann, wenn Sie sich verbessern, Sie wieder mehr selbst schnaufen lassen
  • und Sie schlussendlich aus dieser Beatmung Situation herausholen, den Schlauch am Mund oder Nase entfernen.
  • Und wenn Ihre Lungenfunktion sich stabilisiert hat, könnten Sie dann wieder auch ohne dieses Beatmungsgerät sich verbessern.
  • Wir kommen zurück auf nicht-invasive Beatmung mit unseren Masken oder dem Helm
  • und schlussendlich in die Phase der Heilung, wo Sie dann ohne diese technischen Hilfsmittel wieder selbst schnaufen können, wo Atmen nicht mehr anstrengend ist und wo die Blutgaswerte, also der Sauerstoff- und der CO2-Gehalt in Ihrem Blut ausgeglichen sind und Sie sich nach einer Phase der schweren Lungenfunktionsstörung wieder gut erholt haben.

Das ist das, was wir anstreben und was meistens auch gut gelingt.

Wann muss man einen Luftröhrenschnitt machen?

Für den Fall, dass wir sehr lange aus dieser Beatmungssituation nicht herauskommen, und auch das ist sehr individuell für Sie als Patientin zu entscheiden, auf manchen Stationen macht man diesen Luftröhrenschnitt sehr frühzeitig. Auf unserer Station machen wir es eher später, weil wir die Nebenwirkungen, die man hat, in der Funktion aufs Schlucken, z.B. bei älteren Menschen, sehr fürchten. Aber das ist wie gesagt individuell zu entscheiden.

Dann kann man diesen Schlauch, der durch Mund und Stimmritze läuft, hier unten an den Hals verlegen und hat dann für Patientinnen, die lange an der Beatmung sein müssen, einen sicheren Atemweg. Man hat den Mund und die Stimmritze frei und damit einen ganz großen Störfaktor, wenn man den Kopf und den Hals bewegt, dann stört dieser Schlauch extrem, macht einen Würgereiz, macht einen starken Hustenreiz. Das kann man durch diese Tracheotomie vermeiden. Man kann neben der Tracheotomie mit einer Spezialkanüle schlucken und auch sprechen. Das heißt: Patientinnen, die immer wieder Beatmung z.B. in der Nacht brauchen, immer wieder Unterstützung durch einen Respirator brauchen und das über lange Zeit meistens, würde man Tracheotomien, diesen Weg über den Hals wählen. Und wenn man sich erholt, kann man diesen Tracheostoma wieder entfernen, diese kleine Wunde zunähen. Manchmal, je nachdem wie das angelegt ist, geht die Wunde auch spontan wieder zu. Und man hat dann wieder eine stabile Situation ohne Beatmungsschlauch.

Grund für Tracheotomie kann manchmal auch Tumoren im Bereich des Kehlkopfes sein, wo man im Endeffekt keine natürlichen Atemwege durch das Tumorwachstum herstellen kann. Und dann würde man als Dauerlösung ein Tracheostoma wählen, wo der Patient sprechen kann, je nachdem unter Umständen auch schlucken kann, und wo er mit diesem Tracheostoma bis ans Ende seines Lebens versorgt bleibt.

Also es sind alle diese Möglichkeiten möglich. Und das Tracheostoma ist eine vor allen Dingen in der Intensivmedizin gute Möglichkeit, Patientinnen sicher und weniger belastend für Sie als Patientin zu beatmen.

Wie läuft die Ernährung auf der Intensivstation ab?

Die Ernährung auf der Intensivstation ist für das betreuende Pflegepersonal sowie auch für die Ärztinnen und Ärzte ein großes Thema. Wieso? Weil man als Angehöriger, aber auch als Patient Ernährung immer mit einem Gesundheitszustand in Verbindung bringt.

Was meine ich damit? Wenn wir oder wenn Sie selber zuhause privat an einer Grippe erkranken und die ersten 2, 3 Tage im Bett verbringen, wer denkt da an Ernährung? Die wenigsten. Wir versuchen mit Mühe, überhaupt Flüssigkeit zu uns zu nehmen. und je nach Schwere des grippalen Infektes überhaupt das Bett zu verlassen.

Ähnlich kann man sich die Ernährung auch auf der Intensivstation vorstellen. Je nachdem, welches Krankheitsbild Sie zu uns gebracht hat, ob postoperativ oder aufgrund der Erkrankung hat auch eine eigene Ernährungstherapie mit sich. Was bedeutet das? Wir versuchen, Sie so schnell wie möglich selbstverständlich mit den notwendigen Kalorien bzw. auch mit der notwendigen Energie zu versorgen, die Sie benötigen, um die Schwere Ihrer Erkrankung auch gut zu überstehen.

In den meisten Fällen ist es in den ersten Stunden nur durch Flüssigkeiten möglich, die wir mit allen möglichen Vitaminen, die unser Körper oder unser Organismus braucht, um zu funktionieren, bestücken. Wenn sich Ihr Zustand etwas bessert, versuchen wir Sie natürlich so schnell wie möglich, und das wäre der Optimalfall, mit normaler Nahrung, die Sie auch zu Hause oder sonst irgendwo zu sich nehmen, zu versorgen.

Lässt Ihr Gesundheitszustand diese Ernährung nicht zu, gibt es für uns Möglichkeiten, Sie künstlich zu ernähren. Im Normalfall versuchen wir das über eine Sonde, die wir über die Nase in den Magen einlegen und Sie dort mit flüssiger Ernährung, die genau auf Ihre Bedürfnisse bezüglich Kalorien, Eiweiße, Proteinen, Fett ausgerechnet und vorbereitet wird, zu ernähren.

Sobald Sie einen Wachheitszustand erreichen, der ausreichend ist, um wieder selbst zu schlucken, reduzieren wir selbstverständlich diese künstliche Ernährung. Und unser aller Ziel bzw. das Ziel für Sie als Patient muss natürlich sein, selbst wieder normal essen zu können.

Im Intensivbereich, aber nicht nur hier, sondern generell im Krankenhaus, können wir auch auf die Expertise der Diätologinnen und Diätologen zurückgreifen. Und eine oft gestellte Frage ans betreuende Pflegepersonal ist immer: „Darf ich meinem Mann, meiner Frau mal auch etwas mitnehmen, was sie gerne isst?“ Selbstverständlich, in Absprache mit dem Personal und natürlich je nachdem, wie sich der Gesundheitszustand entwickelt, kann man auch die Lieblingsspeise des Angehörigen zu uns auf die Station mitnehmen.

Warum schläft meine Angehörige/mein Angehöriger so viel und ist oft nicht ansprechbar?

Warum Patientinnen auf der Intensivstation viel schlafen und oft schwer ansprechbar sind, kann ganz unterschiedliche Gründe haben.

Als erstes auf einer operativen Intensivstation, wo der Patient durch eine große Operation gegangen ist, ist Grund dafür die allgemeine Entzündungsreaktion im Körper. Durch den großen Schnitt bei der Operation, dadurch, dass man den Brustkorb eröffnet, den Bauch aufmacht, den Darm auf die Seite legt, große Operationen macht, reagiert der Körper mit einer großen allgemeinen Entzündung, die dann dazu führt, dass auch das Gehirn sich in einem Dysfunktions-Syndrom befindet, sprich, dass das Gehirn nicht richtig funktioniert. Was man daran sieht, dass der Patient unruhig werden kann oder auch sehr müde werden kann.

Zusätzlich verwenden wir Medikamente, die Schmerzen nehmen, nach großen Operationen, die diese Unruhezustände dämpfen, damit für Patientinnen die Situation aushaltbar ist, wenn sie bei uns im Bett liegen.

Und das alles zusammen führt dazu, dass sich der Wachheitszustand, wenn Sie so auf unserer Intensivstation liegen, stark verschlechtern kann, dass Sie weniger wach sind, dass Sie schläfrig sind, dass Sie nicht gut ansprechbar sind, dass Sie Ihre Personen ums Bett herum nicht erkennen können, dass eine Kommunikation im Sinne von Sprechen schlecht möglich ist, dass auch Ja/Nein-Fragen unter Umständen schlecht möglich sind. Das ist also etwas, was auf der Intensivstation sehr, sehr häufig ist und wo erst mit der Verbesserung des Zustandes, dass die Entzündungsreaktion zurückgeht, der Körper heilt, dass wir weniger Medikamente brauchen, die Schmerzen nehmen und die Stress nehmen, dass Sie wacher werden, dass die Dysfunktion der Organe und auch des Gehirns zurückgeht, weil Sie sich erholen und weil Sie besser werden. Und dann allmählich kommt man aus diesem Sedierungszustand, wie wir das nennen, heraus. Man wird wacher, man kennt sich wieder aus, und man kann wieder kommunizieren.

Also ganz wichtig: Dieses Nichtansprechbarsein gehört fast zu einer großen Operation im Intensivbereich dazu und wird, wenn man sich als Patientin erholt, dann automatisch besser. Und man muss ein bisschen Geduld haben. Das kann Tage und manchmal, wenn ein schwieriger Verlauf mit diesen Wellen ist, den ich vorher angesprochen habe, immer wieder mal schlechter und besser werden, bis es schlussendlich hoffentlich dann gut ist.

Was ist der Unterschied zwischen Koma und Tiefschlaf?

Der Unterschied zwischen Koma und Tiefschlaf ist, wenn man Sie als Patientin anschaut, primär nicht zu erkennen. Was man sieht, ist, dass Sie tief schlafen, dass Sie primär nicht weckbar sind, dass man nicht mit Ihnen kommunizieren kann. Die Ursachen für das Koma und für den Tiefschlaf sind andere.

Ein Koma entsteht z.B. durch ein schweres Trauma. Sie haben einen schweren Sportunfall mit einer Schädelverletzung. Sie haben eine Vergiftung. Sie haben eine Reanimation, also Sie sind wiederbelebt worden und davor eine Phase, wo das Gehirn schlecht durchblutet war. Das Gehirn schwillt an. Die Hirnfunktion ist durch diese Dinge so gestört, dass Sie nicht wach sind, dass man mit Ihnen nicht kommunizieren kann und Sie komatös sind. Das ist ein Zustand, der sich nicht einfach aufheben lässt.

Und dann haben wir diesen Zustand des Tiefschlafes, den man auch in Fernsehsendungen immer wieder so hört. Wir mögen diesen Ausdruck eigentlich nicht so gerne, weil auf der Intensivstation der Tiefschlaf eigentlich nicht das Ziel ist, sondern der angemessene Schlaf, so tief wie nötig, aber so wach wie möglich unser Ziel ist. Aber wir reden jetzt vom Tiefschlaf im Vergleich zum Koma. Der Tiefschlaf ist ein Zustand, den wir als Anästhesistinnen hervorrufen, indem wir ihnen Medikamente geben, die Ihr Gehirn in einen Zustand des Schlafes versetzen, damit Sie Dinge, die wir machen, aushalten können, damit wir Ihre Organe vor Überlastung schützen, wenn Sie sehr schwer krank sind. Und das ist ein Zustand, der reversibel ist und den wir aufheben können, indem wir weniger Medikamente geben.

Aus dem Tiefschlaf aufwachen ist manchmal etwas, was auch Tage und Wochen dauern kann, wo eine Phase des Verwirrtseins dabei sein kann. Wir nennen das in der intensivmedizinischen Sprache ein Delir. Das ist unabhängig vom Alkoholgenuss. Sie werden den Ausdruck des Delirs eher nur in Zusammenhang mit Alkohol kennen. Das Delir auf der Intensivstation ist ein Zustand, wo man verwirrt ist, wo man sich nicht auskennt, wo man unter Umständen unruhig ist oder auf der anderen Seite auch eher sehr ruhig und fast komatös sein könnte. Beides möglich. Und über diesen Zustand im Endeffekt kommt man aus dem Tiefschlaf heraus durch Aufheben der Medikation, die wir geben, wieder in den Normalzustand des Hirns und ist dann wieder ansprechbar.

Also ein grundlegender Unterschied, vor allen Dingen in der Entstehung dieses Bewusstseinsverlustes, von dem wir sprechen, wenn wir von Koma oder Tiefschlaf reden.

Was nehmen PatientInnen in Koma und Tiefschlaf wahr?

Was Patientinnen im Zustand eines Komas oder des Tiefschlafes wahrnehmen, ist schwer zu sagen.

Wir denken, dass Kommunikation, oder vielleicht denken das nicht alle von uns, ich sollte besser sagen. Ich denke, dass Kommunikation neben der Kommunikation, wo wir mit Patientinnen reden können und Antworten bekommen, und sei es Antworten nur durch Augenblinzeln, jedenfalls aktive Kommunikation, denke ich, gibt’s eine andere Möglichkeit auch der Kommunikation durch Berührung, wo Patientinnen Gerüche erkennen können. Das Riechen ist ein sehr aktives altes Gehirnteil, das sehr lange funktioniert. Wo Patientinnen unter Umständen Stimmen mitbekommen, die vielleicht nicht unbedingt zuordnen können, aber die dann doch irgendwo ins Bewusstsein eindringen.

Und wir fordern unsere Angehörigen eigentlich immer auf, auch wenn Patientinnen im Koma oder im Tiefschlaf sind, mit Ihnen als Patientin zu sprechen, Ihnen Dinge aus der Zeitung vorzulesen, Musik vorzuspielen, Ihnen Dinge aus dem persönlichen Leben zu erzählen. Wir hängen Bilder am Bett auf. Also wir versuchen, auch wenn der Patient sich im Koma oder im Tiefschlaf befindet, das Gehirn möglichst doch in irgendeiner Form anzuregen und dazu zu bekommen, sich wieder einzuklinken und Situationen wieder zu erkennen.

Wie läuft das Aufwachen aus dem Tiefschlaf ab? Was nehmen PatientInnen währenddessen wahr?

Das Aufwachen aus dem Tiefschlaf oder besser dem angepassten Schlaf auf einer Intensivstation ist eine oft sehr schwierige Phase.

Was Sie als Angehörige in der Situation mitbekommen, ist, dass der Patient unruhig ist, dass er versucht, die Augen aufzumachen. Sie versuchen, mit ihm zu reden, und er wehrt Sie ab und versucht sich irgendwie zu äußern und kann sich dann nicht äußern, weil der Beatmungsschlauch noch im Mund ist. Sie merken, Sie wollen kommunizieren. Der Patient will etwas sagen, kann nicht, wird immer noch unruhiger. Es ist die Aufwachphase nach einer großen Operation und nach einer längeren Phase der intensiven Therapie, wo Organfunktionen in Mitleidenschaft gezogen waren, oft eine schwierige Phase. Und es dauert oft länger, bis das Gehirn sich wieder so einklinkt, dass der Patient Sie erkennen kann, dass er Ihre Stimme zuordnen kann, dass er Fragen, die Sie stellen, versteht und darauf adäquat antworten kann.

Das ist eine Phase, die für Sie als Angehörige oft sehr belastend ist, weil Sie das Gefühl haben, der Patient würde gerne zu Ihnen was sagen. Er kann aber nicht, und Sie würden ihm gern was sagen. Und es kommt nicht an. Und es ist so eine Situation, wo einfach keine Gemeinsamkeit herzustellen ist. In dieser Phase empfehlen wir dann immer, die Besuche kurz zu halten, wenn Sie merken, dass Ihr Angehöriger sehr unruhig wird, wenn Sie da sind, weil die Kommunikation eben noch nicht gut funktioniert.

Und irgendwann kommt immer der Punkt, wo das Hirn sich umdreht, wo der Patient plötzlich das Gefühl hat, er kann verstehen, wo Sie merken: Er erkennt Sie, wo Sie merken, er kann mit Augen Kontakt aufnehmen. Sie können mit dem Patienten wieder sprechen und wo die Kommunikation dann plötzlich sehr viel besser und schlussendlich auch gut ist.

Also diese Phase dauert, diese Phase kann schwierig sein. Lassen Sie sich nicht zu sehr von dieser Phase ins Bockshorn jagen. Und haben Sie nicht zuviel Angst. Bei großen Operationen, bei alten Menschen, bei Menschen mit Vorerkrankungen, auch wenn sie jung sind, Covid z.B. als klassisches Thema, ist das Gehirn immer mitbetroffen, und die Patientinnen, auch wenn sie jung sind, sind immer verwirrt, wenn sie länger auf der Intensivstation gelegen sind.

Das ist etwas, womit wir gut umgehen können. Wir müssen die Patientinnen dann unter Umständen wieder ein bisschen tiefer schlafen lassen, damit sie nicht zu unruhig sind. Wir lassen sie erneut wieder aufwachen. Wir kommunizieren diese Dinge mit Ihnen gut. Und wir versuchen Ihnen zu erklären, dass das Aufwachen auf der Intensivstation nach einem größeren Eingriff und einem längeren Aufenthalt immer ein Prozess ist und nicht heißt: Morgen um zehn wacht der Patient auf, macht die Augen auf und sagt: „Hallo!“ Das funktioniert für Intensivpatientinnen auf der Intensivstation normalerweise so nicht.

Wozu sind die ganzen Geräte auf der Intensivstation da und warum piepsen viele davon?

Sie als Angehöriger oder Sie als Patientin oder Patient kennen sicher aus den diversesten Fernsehsendungen, die die Medien Ihnen versuchen zu suggerieren, eine Intensivstation: Überall sind Monitore, überall sind Maschinen, überall piepst und blinkt es. Tatsächlich ist es auch im realen Leben so, dass dies durchaus vorkommen kann.

Man darf aber nicht glauben, dass jeder Patient, der bei uns auf der Intensivstation behandelt wird, auch an jedes Gerät, das wir besitzen, angeschlossen wird.

Wir minimieren initial unser Gerätemanagement auf unser sogenanntes Basismonitoring. Das sind immer diese Monitore, die Sie sehen, auch im Fernsehen oder auch wenn Sie irgendwo eine Routineuntersuchung machen, wo wir Ihre Vitalzeichen wie Blutdruck oder Puls z.B. routinemäßig einfach kontrollieren, und erweitern dann, je nach Ihrem Zustand oder nach Erfordernissen der Erkrankung, unser Monitoring.

Und warum piepsen die jetzt ständig? Pflegepersonen, aber auch die Medizinerinnen und Mediziner müssen, wenn sich Ihr Gesundheitszustand verändert oder aufgrund von medikamentösen Therapien einfach Blutdruck z.B. niedriger wird oder höher wird oder auch Ihr Pulsschlag sich verändert, müssen wir auf diese Veränderungen aufmerksam gemacht werden, weil diese Veränderungen teilweise von uns bewusst herbeigeführt werden.

Und deswegen, wenn Sie als Angehöriger z.B. Ihren Vater oder Ihre Mutter bei uns besuchen, kann es durchaus dazu kommen, dass ständig irgendetwas piepst. Keine Angst – diese Alarmtöne oder diese visuellen Alarmzeichen sind bewusst und dienen dazu, um frühzeitig gesundheitliche Veränderungen Ihres Angehörigen fürs Personal erkennbar zu machen.

Wozu dienen Spritzenpumpen bzw. Infusomaten (Perfusoren)?

Die Infusomaten bzw. auch die Spritzenpumpen dienen im intensivmedizinischen Setting dazu, die notwendigen Medikamente, die Sie als Patient oder Ihr Angehöriger benötigt, um z.B. den Kreislauf aufrecht zu erhalten.

Wie Sie sich sicher vorstellen können: Wenn Sie künstlich beatmet werden und dabei einen Atemunterstützungsschlauch sozusagen in Ihrem Rachen haben, können Sie logischerweise nicht schlucken.

Deswegen müssen wir aber trotzdem Medikamente, die Sie unbedingt brauchen, um eben z.B. den Kreislauf aufrechtzuerhalten oder Ihnen notwendige Medikamente verabreichen zu können, die Sie während der Operation, aber auch danach schlafen lassen oder Sie keine Schmerzen haben, bekommen Sie von uns meistens über sogenannte Spritzenpumpen und Infusomaten verabreicht.

Warum sind die besonders zu erwähnen? Weil in den meisten Intensiveinheiten diese Gerätschaften immer in der Höhe des Kopfes der Patientinnen und Patienten bzw. Ihres Angehörigen positioniert sind und diese wie vorher auch schon erwähnt in den meisten Fällen immer piepsen, ständig zu tauschen sind usw.

Wir verwenden sozusagen diese Spritzenpumpen, um die notwendigen Therapien, aber auch Vitamine, Ernährung und so weiter in den Patienten zu infundieren und ihn so mit den notwendigen Dingen, die er braucht, vor allem ununterbrochen zu versorgen.

Wozu wird ein Blutwäschegerät bzw. eine Dialyse eingesetzt?

Die Blutwäsche oder Dialyse ist eine Methode, die Nierenfunktion zu ersetzen. Wenn Patientinnen eine große Operation haben, einen großen Unfall haben, wo viel Muskelgewebe kaputtgeht, kann es sein, dass die Nierenfunktion sich im Rahmen des Multiorgan-Dysfunktions-Syndroms ist, wo mehrere Organe gleichzeitig betroffen sind oder auch als Nierenversagen alleine außer Kraft geht.

Die Nierenfunktion kann relativ gut mit einer Nierenwäsche, dies kann jetzt entweder bei uns Hämofiltration heißen oder Dialyse heißen, sind ein bisschen unterschiedliche Verfahren. Damit kann man die Nierenfunktion komplett ersetzen. Das geht auf einer Intensivstation sehr, sehr gut. Und Ziel wäre, dass Patientinnen, die im Rahmen einer Operation in dieses Nierenversagen gegangen sind, sich wieder erholen in ihrer Nierenfunktion und mit ihrer eigenen Niere wieder die Station verlassen.

Internistische Patientinnen, die chronisch in ihrer Nierenfunktion schlechter werden und dann in die Dialyse gehen, haben als Endziel nicht die Erholung ihres Organs, sondern die Transplantation.

Also diese Dialysesituation kann akut auf einer operativen Station diese schwierige Situation des Multi-Organversagens überbrücken, und nachher funktioniert alles wieder. Oder im chronischen Nierenversagen, wenn die Niere langsam immer schlechter wird trotz der Therapie bei internistischen Patientinnen schlussendlich in einer Transplantation münden.

Was ist eine Herz-Lungen-Maschine und wozu wird sie eingesetzt?

Die Frage nach der Herz-Lungen-Maschine betrifft jetzt sicherlich nicht alle, auch hochklassigen Intensivstationen, ist ein Gerät, das auf Klasse-3-Intensivstationen meistens mit einer Herzchirurgie im Hintergrund, nicht immer, verwendet wird, wo wir, und das sagt der Name schon, sowohl die Herzfunktion als auch die Lungenfunktion unterstützen können.

Wir können die linke und die rechte Herzseite unterstützen. Wir können die Lungenfunktion mehr unterstützen und das Herz weniger unterstützen. Da gibt’s ganz unterschiedliche Arten, diese Herz-Lungen-Maschine anzuwenden, unterschiedliche technische Möglichkeiten auch.

Wichtig ist, dass die Herz-Lungen-Maschine ein Gerät ist, das vorübergehend die Herz- oder Lungenleistung ersetzt.

Wir stellen das Herz in einen Art Ruhezustand. Wir übernehmen die Beatmungsunktion der Lunge mit diesem Gerät und geben dem Körper die Möglichkeit, sich zu erholen, dem Herz die Möglichkeit, wieder Kraft zu sammeln, um wieder gut pumpen zu können, der Lunge die Möglichkeit, sich zu erholen, ohne dass wir zu invasiv beatmen müssen, mit hohen Drucken die Lunge kaputt machen. mit hoher Sauerstoffkonzentration die Lunge kaputt machen. Wir setzen die Lunge ein bisschen zur Ruhe, machen unsere Therapie, versuchen die Organe wieder etwas besser in ihre Funktion zu bekommen und müssen uns schlussendlich aus der Herz-Lungen-Maschine wieder zurückziehen –entweder in die Funktion unserer eigenen Organe zurück, die das wieder übernehmen müssen, oder wir gehen mit der Herz-Lungen-Maschine als sogenanntes Bridge to Transplant in eine Transplantationssituation.

Wenn sich die Lungenfunktion nicht erholt, wird die Lunge transplantiert. Wenn sich die Herz Funktion nicht erholt, wird das Herz transplantiert.

Die Herz-Lungen-Maschine anzuwenden, und das ist etwas, was manchmal schwierig zu erklären ist, nur um Herz Lungenfunktion zu unterstützen, aber in einer Situation, wo wir nicht transplantieren können, dann wäre es ein Bridge to Nowhere, das heißt, diese Brücke führt nirgendwo hin, weil wir nicht transplantieren können. Und wenn diese Funktion der Erholung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gegeben ist, dürfen wir auch eine Herz-Lungen-Maschine nicht anwenden.

Auch das sind schwierige Entscheidungen, die zu treffen sind. Und auch da wäre es wichtig, Ihre Wünsche und Wertvorstellungen zu kennen, wenn wir diese Entscheidungen treffen müssen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Was passiert auf einer Intensivstation”

Aufenthalt auf der Intensivstation

Kann ich die Intensivstation vor einer geplanten Aufnahme besuchen?

Prinzipiell obliegt der Besuch der Intensivstation vor einer Aufnahme bei einer geplanten Operation oder Untersuchung immer dem zuständigen Personal vor Ort. Mein Tipp: Bei Aufnahme in das Krankenhaus mit dem zuständigen Stationspersonal abklären: Ist es möglich, die Intensivstation zu besuchen? Wenn ja, nutzen Sie die Gelegenheit, weil wir gute Erfahrungen damit gemacht haben, Ängste im Vorhinein schon den Patientinnen oder für Sie als Angehörige zu nehmen und im Nachhinein Komplikationen bzw. auch weiter bestehende Ängste zu verringern.

Wie kann ich mich auf die Intensivstation vorbereiten?

Wie kann man sich am besten auf einen Aufenthalt auf einer Intensivstation vorbereiten?

Einige von Ihnen werden bereits im Vorbereitungsgespräch für eine große Operation erfahren, dass sie nach der Operation auf einer Intensivstation sein werden, weil die Betreuung der Organfunktionen nach großen Operationen, nach Bluttransfusionen, nach anderen Komplikationen, die sein könnten oder die wahrscheinlich sind bei ganz großen Operationen, dann einer intensiven Behandlung bedürfen, dass Sie sich erholen können.

Sie sind schon auf genau der richtigen Homepage gelandet, wo man sich über diese Dinge vorher in Ruhe erkundigen kann. Und Sie können beim Durchlesen des Intensivkapitels auf derselben Homepage hoffentlich viele Fragen für sich beantwortet finden und auch Bilder als Eindrücke bekommen, wie so eine Intensivstation ausschaut.

Und ansonsten ist es wahrscheinlich je nach Intensivstation auch möglich, sich vorher eine Intensivstation anzusehen. Das wird nicht überall gehen. In Zeiten von Covid wird es gar nicht gehen. Aber im Endeffekt wäre das eine Möglichkeit.

Und ansonsten denke ich, ist das Gespräch mit Ihren behandelnden Ärztinnen, die Ihnen diese Intensivstation nahelegen als Option nach der Operation, das Gespräch mit dem Anästhesisten, der Sie aufklärt über die Narkose und die anschließende Intensivbehandlung, ein ganz wichtiges, wo Sie die Fragen und Unsicherheiten, die Sie haben zu diesem Thema, stellen müssen, und die Sie dann hoffentlich gut erklärt bekommen.

Warum kann eine Patientenverfügung sinnvoll sein und wie wird sie erstellt?

Eine Patientenverfügung ist deswegen sinnvoll, weil sie Ihre Wünsche und Wertvorstellungen zu einem Zeitpunkt vermittelt, wo Sie selbst nicht für sich sprechen können, wo wir als behandelnde Ärztinnen mit Ihnen nicht über das sprechen können, was Sie sich wünschen, wenn schwierige Entscheidungen anstehen.

Eine Patientenverfügung zu errichten, ist nicht so leicht, das gut zu machen. Sie können im Grunde eine Patientenverfügung mit jeder Ärztin machen.

  • Das kann Ihr Hausarzt machen.
  • Das kann Ihr Anästhesist mit Ihnen machen.
  • Das kann der Chirurg mit Ihnen machen.

Jede Ärztin ist legitimiert, eine Patientenverfügung zu erstellen.

Und wenn Sie z.B. wenig Zeit haben, weil die Operation dringlich ist, weil Sie im Endeffekt nicht mehr Zeit haben, zum Notar oder zum Rechtsanwalt zu gehen, weil Sie auch keine Zeit haben, mit dem Arzt Ihres Vertrauens jetzt wirklich sich Stunden hinzusetzen und das zu machen, dann genügt es eigentlich, eine Beachtliche Verfügung, also ohne das Erfüllen der Formkriterien aufzuschreiben, was Sie sich wünschen, wenn eine gewisse Komplikation, die Sie mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen, eintritt.

Das können Sie, wie gesagt, immer und zu jedem Zeitpunkt aufschreiben. Und wenn Sie das aufgeschrieben haben, gilt das immer als eine zu beachtende Willensäußerung und wäre für uns ganz wichtig.

Was ist eine Vorsorgevollmacht und wie komme ich dazu?

Mit der Patientenverfügung einhergehend wäre es ganz wichtig, dass Sie eine Vorsorgevollmacht erstellen.

Eine Vorsorgevollmacht ist ein Dokument, in dem Sie einen Menschen bestimmen, der für Sie sprechen soll, wenn Sie selbst in einer schwierigen Situation keine Entscheidungen treffen können, weil Sie nicht in der Lage sind zu sprechen, zum Beispiel auf einer Intensivstation im Zustand des Multi-Organversagens, beatmet, mit Nierenwäschegerät, mit der Herz-Lungen-Maschine voll versorgt, aber nicht in der Lage, sich zu äußern.

Dieser Mensch sollte ein Mensch sein, mit dem Sie über die Ihnen wichtigen Dinge Ihres Lebens und auch Ihres Lebensendes sprechen. Das kann neben den Menschen aus Ihrer Familie auch Ihr Nachbar sein oder ein Freund. Es kann einfach eine Person Ihres Vertrauens sein, mit der Sie diese Dinge besprechen.

Und wenn Sie diese Person einsetzen als Vorsorgebevollmächtigten, dann ist es für uns als Ärztinnenteam, die schwierige Entscheidungen bezüglich Ihres Lebens, Ihrer Wünsche, Ihrer Wertvorstellungen treffen müssen, ein sehr guter Gesprächspartner. Die oder der Vorsorgebevollmächtigte kann Ihren mutmaßlichen Willen in diese Diskussion mit einbringen. Er kann sagen, das hätten Sie so gewollt oder das hätten Sie sich so nicht mehr gewünscht. Für uns ist das eine ganz wichtige Information, wenn es um das gute Leben am Ende des Lebens, um Therapieziel-Änderung „Weg von der Heilung, hin zu Palliativmedizin“, Dinge, die wir täglich auf der Intensivstation für unsere Patientinnen entscheiden müssen. Wenn wir da Ihren Willen und Ihre Wertvorstellungen kennen, tun wir uns wesentlich leichter.

Und der Vorsorgebevollmächtigte könnte uns dabei sehr helfen, weil wir dann auch wissen, dass es die Person Ihres Vertrauens ist, der Sie gut kennt, mit dem Sie drüber gesprochen haben, was Sie sich wünschen und nicht einfach eine Person von 10 Personen, die an Ihrem Bett stehen und die sich unter Umständen auch gar nicht einig sind, was Ihre Wünsche in dieser Situation wären.

Sie können damit für sich die Situation deutlich entlasten und eine bessere Entscheidung in Bezug auf Ihre Wünsche und Wertvorstellungen bekommen.

Wie sieht der Tagesablauf von IntensivpatientInnen typischerweise aus?

Also, für Sie als Angehörigen oder auch als Patient hier den gesamten Tagesablauf eines Intensivpatienten plakativ zu beschreiben, würde den Rahmen unserer Veranstaltung sprengen. Ich versuche aber für Sie ganz kurz, zumindest grob einen routinemäßigen Ablauf für Sie als Patient bzw. als Angehöriger darzustellen.

In der Regel beginnen wir als Team den Tag immer mit der Dienstübergabe. Die Dienstübergabe läuft im Behandlungsteam der Ärzte etwas anders ab als bei den Pflegepersonen, weil die Ärztinnen und Ärzte sich über sämtliche Patientinnen und Patienten einen Überblick verschaffen müssen. Wobei wir als Pflegepersonen den Vorteil haben, dass wir maximal eine geringe Anzahl an Patienten gleichzeitig betreuen.

Was meine ich damit? Die betreuenden Pflegepersonen treffen sich bei Ihnen als Patient direkt am Bett und beginnen die Dienstübergabe mit dem Erkrankungsbild bzw. warum Sie eigentlich hier bei uns auf der Intensivstation behandelt werden.

Im nächsten Schritt diskutieren wir über geplante Behandlungen des Tages, ob eine Operation durchgeführt wird, irgendwelche besonderen Untersuchungen wie z.B. ein CT oder ein MR, planen gewisse Therapien mit den Physiotherapeuten bereits im Vorhinein, um für Sie als Patient einen runden Tagesablauf grob planbar zu machen.

Warum ist das für uns wichtig? Sie können Sie sich sicher vorstellen: Wenn Sie als Intensivpatient zu einer Diagnostik die Station verlassen müssen, können Sie ja das nicht einfach so wie auf einer Normalstation gehend in die Röntgenabteilung, sondern wir müssen Ihre sämtlichen Equipments, die notwendig sind, um Sie optimal zu betreuen, mit Ihnen aus der Station z.B. schaffen. Diese Arbeiten bedürfen für uns als Team eine geraume Vorlaufzeit. Wir brauchen mindestens eine halbe Stunde, um Sie für etwaige Transporte gerecht vorbereiten zu können.

Des Weiteren ist, wenn Sie etwas länger schon auf der Intensivstation betreut werden, genauso ein wichtiger Parameter das Therapeutenteam. Ob Physiotherapie, Logotherapie, Ergotherapie – sämtliche Behandlungen, die für Sie am Tag geplant sind, müssen getaktet werden.

Wenn unsere Dienstübergabe beendet ist, beginnen wir meistens mit der Adaption unserer Gerätschaften. Wir kontrollieren sämtliche Bedienungselemente rund um das Bett. Wir untersuchen Sie auch grob klinisch. Was heißt das? Wenn Sie ansprechbar sind, fragen wir nach Ihrem Wohlbefinden, erkundigen uns über die Orientierung. Wenn Sie nicht ansprechbar sind bzw. noch in einem notwendigen Schlafzustand sich befinden, werden wir die klinische Untersuchung so durchführen, ohne Sie direkt dabei anzusprechen bzw. Sie abzuhören und so weiter.

Wenn das beendet ist, beginnen wir meistens mit der Durchführung Ihrer Körperpflege. Vom Kopf bis Fuß werden Sie dann notwendigerweise, je nachdem, wie Sie zu uns gekommen sind, ob von der Straße, ob Sie bereits operiert worden sind, ob komplexe Wundverbände durchzuführen sind und so weiter, werden von uns durchgeführt.

Währenddessen wird mit dem behandelnden Medizinerteam der Zeitpunkt der Visite definiert. Eine Visite bei einem Intensivpatienten dauert im Schnitt circa 30 Minuten, wobei hier auch das Pflegepersonal einen wesentlichen Beitrag dazu leistet, um über Ihren Zustand zu referieren. Wieso? Weil die Pflegepersonen tatsächlich 12 Stunden bei Ihnen am Bett stehen und somit am besten Auskunft geben können über Ihren Zustand.

Während der Visite wird seitens der Medizinerinnen und Mediziner ebenfalls ein Behandlungsplan erstellt, den wir versuchen, innerhalb von 12 Stunden meistens im Tagesbetrieb, abzuarbeiten.

Bis Mittag sind wir dann hoffentlich mit Körperpflege und Visite und sämtlichen Erstuntersuchungen fertig und beginnen dann am Nachmittag im Normalfall mit sämtlichen Therapiesitzungen: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie kommen zu Ihnen ans Bett und führen die geplanten Therapiemaßnahmen bei Ihnen durch.

Je nachdem, wie Besuchszeiten geregelt sind, wird dann im Laufe des frühen Nachmittags die Besuchszeit stattfinden.

Und gegen Abend hin werden dann nochmal Therapiemaßnahmen definiert und von der Tagschicht die letzten Vorbereitungen getroffen für den Nachtdienst.

Der Nachtdienst läuft im Regelfall etwas ruhiger ab, weil wir großen Wert darauf legen. Selbst wenn Sie sich in einem Zustand befinden, der Sie auch untertags schlafen lässt, versuchen wir auch vor allem im Nachtdienst, einen geregelten Nachtrhythmus zu gewährleisten. Große Untersuchungen oder Therapiemaßnahmen werden in den Nachtstunden nicht durchgeführt, sondern ab Mitternacht in den meisten Fällen ist bis in den Morgenstunden, wenn nicht etwas Akutes dazwischenkommt, beim Patienten oder bei den Patientinnen keine Pflegehandlung, keine medizinische oder diagnostische Maßnahme geplant.

Sie können Sie sich sicher vorstellen, dass jeder Patient oder jede Patientin, die bei uns versorgt sind, individuell behandelt werden müssen. Und somit kommt es natürlich selbstverständlich bei jeden von Ihnen zu Abweichungen.

Wenn Sie als Angehöriger genaue Informationen darüber haben wollen, was mit Ihrem Angehörigen passiert, scheuen Sie sich nicht, das betreuende Behandlungsteam jederzeit darauf anzusprechen, was denn in den nächsten Stunden noch mit dem Angehörigen geplant ist.

Warum wirken manche PatientInnen verwirrt oder verhalten sich anders als gewohnt?

Manche Patientinnen wirken für Sie als Angehörige völlig anders, als Sie sie aus Ihrem privaten Alltag kennen. Sie wirken unruhig. Sie wirken verwirrt. Sie wirken unstet. Sie haben das Gefühl, dass sie auf die Fragen, die Sie stellen, nicht richtig antworten, dass sie drumherum reden, dass sie andere Dinge sagen, die nicht wirklich zu dem Thema passen, über das Sie gerade sprechen. Sie haben das Gefühl, dass die Menschen zu Ihnen oft sagen: „Geh weg! Mit dir mag ich gar nicht reden.“ Das Sie sich weggestoßen fühlen, dass Sie das Gefühl haben, Sie verstehen Ihren eigenen Angehörigen nicht mehr.

Das Gehirn ist wie alle anderen Organe, wie das Herz, wie der Darm, wie die Lunge, wie die Niere, wie die Leber, ein ganz normales Organ. Und wenn das Gehirn im Rahmen eines Funktionsverlustes nicht mehr richtig funktioniert, dann ist das, was Sie als Angehörige sehen, dass der Patient anders ist, dass er Sachen macht, die man nicht glauben kann, dass er einfach nicht mehr richtig reagiert. Dass er sich nicht erinnern kann, dass er Dinge sieht, die gar nicht da sind. Alles so Situationen, in denen Sie sich selbst als Angehörige dann überfordert finden, weil Sie den Weg zu Ihrem Patienten nicht finden.

Also dieser Verwirrtheitszustand auf der Intensivstation ist oft ein Zeichen dessen, dass die Organe im Rahmen des Multiorganversagen, auch das Hirn noch nicht ganz wirklich sich erholt haben und noch nicht ganz gut funktionieren. Und es kann Tage und Wochen dauern, bis das Hirn sich wieder so einklinkt, dass Sie als Angehörige sagen können: „Jetzt ist er wieder der Alte.“ Das kann nach einer Herzoperation unter Umständen ein halbes Jahr dauern.

Warum können die Hände und Füße bei Patientinnen auf der Intensivstation anschwellen?

Warum schauen Intensivpatientinnen auf der Intensivstation oft so anders aus? Man würde sie fast nicht erkennen, wenn man als Angehöriger auf die Station kommt. Und andersherum gedacht: Wir erkennen unsere Patientinnen oft nicht gut, wenn sie uns Wochen nach dem Intensivaufenthalt besuchen kommen.

Was ist die Ursache dafür? Intensivmedizin braucht oft neben den Medikamenten viel Flüssigkeit, weil durch die Entzündungsreaktion im Körper im Rahmen des Multiorganversagens die Gefäße undicht werden, Flüssigkeit aus dem Gefäßinneren ins Gewebe austritt, dieses Gewebe aufquillt und ein Ödem macht, nennen wir das. Ödem ist eine große Flüssigkeitsansammlung im Gewebe. Sie haben oft dann wie Polster auf den Händen. Sie haben oft so ein dickes Gesicht bis aufgequollene Lippen auch. Wenn man so auf dieses Polster draufdrückt, dann bleibt eine Delle bestehen erstmal. Das klassische Kontrollzeichen eines Ödems an Händen und Füßen. Wenn man Ödeme an Händen und Füßen sieht, dann hat der Körper mit Sicherheit mindestens 10 Liter Flüssigkeit im Plus zu dem, was Sie sonst wiegen, das alles nicht im Gefäßsystem bleibt, sondern ins Gewebe rausgelaufen ist und man dort wiederfindet. Klassisches Ödem, verändertes Aussehen.

Im Endeffekt, wenn der Patient sich wieder verbessert, die Gefäßwände wieder abdichten, geht das Wasser zurück in die Gefäße, wird über die Nieren oder übers Nierenwäschegerät, wenn die Nierenfunktion noch nicht gut ist, wieder ausgeschieden. Und das, was den Patienten bis zur Unkenntlichkeit verändert hat durch diese Ödembildung geht alles wieder zurück, wenn der Patient gesund wird.

Und Ödem in der Entstehung und auch im Rückgang ist ein Zeichen für die Schwere der Erkrankung und für die Besserung aus einer schweren Erkrankung.

Warum werden PatientInnen auf der Intensivstation manchmal im Bett fixiert?

Patientinnen im Bett zu fixieren ist eine schwierige Handlung und auf Normalstationen genehmigungspflichtig, anmeldepflichtig.

Warum ist es auf der Intensivstation notwendig, das zu tun, wo doch 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche mindestens eine Pflegeperson im Raum ist immer, manchmal mehrere Pflegepersonen. Wozu muss man Patientinnen anbinden, fixieren?

Intensivpatientinnen haben überall Schläuche. Sie haben Leitungen, wo wir Blutgefäße punktieren, damit wir Flüssigkeiten und Medikamente verabreichen können. Sie haben eine Magensonde durch die Nase legen. Sie haben wichtigen Beatmungsschlauch durch den Mund oder hier durch den Hals liegen. Und Intensivpatientinnen sind oft unruhig. Im Rahmen ihres Delirs, im Rahmen ihrer Unruhe und Verwirrtheit, wenn das Gehirn nicht ordnungsgemäß funktioniert, würden sie anfangen, an allen Schläuchen zu ziehen.

Wir haben die Möglichkeit einer sogenannten Spielmatte. In der Phase, wo Patientinnen noch relativ kontrolliert sich bewegen, kann man diese Spielmatte auf den Bauch legen. Das sind dann Knöpfe und Reißverschlüsse und Haken und alle möglichen Dinge dran. Und dann kann der Patient seine motorische Unruhe befriedigen, indem er an diesen Knöpfen und Dingen herumspielt. Das ist eine gute Möglichkeit, Patientinnen nicht zu fixieren.

Wenn wir aber die Situation haben, dass Patientin zu unruhig ist und trotzdem anfängt, an allen Schläuchen zu ziehen, dann wäre z.B. beim Intensivpatienten eine akzidentelle, eine nicht gewünschte Extubation, also das Herausnehmen des Beatmungsschlauch durch Ziehen eine lebensbedrohliche Situation, weil Intensivpatientinnen oft schwierig wieder zu intubieren sind, also diesen Schlauch wieder hinein zu geben beim Patienten, der aufgequollen ist durch die Flüssigkeitstherapie, die er bekommt, kann das unter Umständen sehr schwierig sein, und der Patient kann in einen Sauerstoffmangel kommen bis hin zu sterben. Wenn die Trachetomie schwierig ist, ist die Situation absolut lebensbedrohlich.

Sich Leitungen herauszureißen, über die Medikamente laufen, die im Schock den Blutdruck stabilisieren, wir haben in einem anderen Kapitel den Schock kurz besprochen, dann ist es eine Situation, bis die Leitung wieder drinnen ist und diese Medikamente wieder verabreicht werden können, kann Patientin in einen Zustand kommen, wo sie bis hin zu wiederbelebt werden muss.

Also der Schutz der Patientin davor, sich selbst zu schaden und lebensnotwendige Leitungen herauszuziehen, benötigt dieses Anbinden.

Auch natürlich rasche Bewegungen, aus dem Bett zu fallen. Auch das ist eine Situation, wo wir Patientinnen schützen müssen, weil wir üblicherweise und wir sind in Österreich personell noch relativ gut ausgestattet im Vergleich zu Deutschland, aber z.B. bei uns für 3 Intensivpatientinnen 2 Pflegepersonen haben, und wir für das Drehen und Waschen eines Patienten 2 Pflegepersonen an einem Bett brauchen. Und da die anderen beiden Patientinnen im Raum niemanden haben, der innerhalb von Sekunden dort sein kann. Weil der eine Patient auch einen Keim hat, weswegen man sich anziehen muss und weswegen man sich auch wieder ausziehen muss, wenn man zum nächsten Patienten geht.

Es gibt ganz viele Situationen, wo wir den Patienten schützen müssen davor, in der Phase, wo er wach werden soll und wo wir ihn nicht zu sehr wieder mit Medikamenten tiefer schlafen lassen wollen, weil das Wachsein eine wichtige Funktion zum Gesundwerden ist, wo wir ihn in dieser Phase eben nicht mit Medikamenten wegsedieren, sondern ihn in der Phase fixieren, damit nichts passieren kann.

Das ist kein Zustand, der über vierundzwanzig Stunden so gemacht wird, aber vorübergehend für die Zeit, wo keiner am Bett steht und den Patienten direkt in der Sekunde daran hindern kann, sich Dinge zu ziehen, ist es auf der Intensivstation regelmäßig notwendig, Patientinnen zu fixieren.

Und wir würden das immer versuchen, ärztlicherseits und auch pflegerischerseits, mit Ihnen zu besprechen und Ihnen das zu erklären.

Wie nehmen Patientinnen ihren Aufenthalt auf der Intensivstation wahr?

Wie nehmen Patientinnen ihren Aufenthalt auf der Intensivstation wahr?

Es gibt Patientinnen, die das Umfeld einer Intensivstation als beruhigend erkennen. Die finden, dass sie dort gut betreut sind. Die Intensivstation gibt ihnen Sicherheit. Das sind Patientinnen, wenn wir ihnen erzählen, dass wir sie verlegen wollen auf die nachgeordneten Einheiten, dann sagen, sie würden lieber noch bei uns bleiben, die Angst vor der Veränderung haben, die Angst haben, sie sind dann weniger intensiv versorgt und sie könnten sich verschlechtern, ohne dass es einer merkt.

Also, das ist so die eine Situation, dass Patientinnen, und das hängt auch ein bisschen von der Umgebung des Raumes ab, wie die anderen Patientinnen in dem Raum sind, ob es sehr unruhig ist, ob in der Nacht das Licht immer wieder angemacht wird, ob Patientinnen unruhig sind und laut sind, unter Umständen auch schreien oder Töne von sich geben, die im Raum die anderen Patientinnen, die schlafen wollen, stören. Da gibt’s ganz viele Faktoren, die beeinflussen, ob sich ein Patient bei uns wohlfühlt. Wenn sich einer wohlfühlt, gibt’s viele Patientinnen, die auch gerne bei uns sind und sich dort sicher fühlen.

Dann gibt’s die anderen Patientinnen, die die Intensivstation als ausgesprochen belastend empfinden. Dass immer jemand da ist, dass immer einer irgendetwas tut, dass es laut ist, dass in der Nacht das Licht an ist, dass man keine Privatsphäre wirklich hat. Das sind die Patientinnen, die dieses Sicherheitsgefühl sehr viel weniger haben und die sagen: „Ich möchte unbedingt da weg.“ Auch für die Angehörigen: Die Besuchszeiten sind beschränkt, weil bei uns es räumlich nicht möglich ist, tagelang Besuchszeiten offen zu halten. Also die Situation, die es für Patientinnen oft sehr unangenehm macht. Und das sind die Patientinnen, die von uns weg wollen und möglichst schnell verlegt werden wollen.

Es ist natürlich unsere ärztliche Entscheidung, gemeinsam mit den Pflegepersonen am Bett zu entscheiden, wann ein Patient sicher von der Intensivstation auf die nachgeordnete Einheit sei, sei sie Intermediate Care, eine Observationsstation oder eine Normalstation verlegt werden kann. Und wir versuchen, diese Entscheidung immer so zu treffen, dass sie sicher für die Patientin ist.

Woran erkennt man, ob PatientInnen Schmerzen haben?

Woran kann man erkennen, ob Patientinnen Schmerzen haben?

Auch das ist keine ganz leichte Frage. Wenn Patientin so wach ist und so adäquat, sprich so gut in ihrem Kopf ist, dass sie auf Fragen antworten kann, dann kann man sie natürlich fragen. Es gibt eine Skala, da kann man sagen: „Wenn Sie sich vorstellen, 1 sind keine Schmerzen, 10 sind die stärksten Schmerzen, die Sie sich vorstellen können. Wo ungefähr befinden Sie sich?“ Dann können Patientinnen, die das gut verstehen, meistens gut drauf antworten, und man kriegt ein Gefühl und kann dann besprechen, dass man das Schmerzmittel erhöht oder ein zweites Schmerzmittel dazu kombiniert. Gibt es alle Möglichkeiten.

Schwieriger ist das Einschätzen von Schmerzen bei Patientinnen, die im Tiefschlaf sind oder die im angepassten sedoanalgesierten Zustand sind, wie wir es lieber nennen, also die sediert sind, die ein Medikament zum Schlafen haben und gleichzeitig noch ein Schmerzmittel haben und in dieser Kombination einfach schläfrig sind, mit denen man nicht klar kommunizieren kann. Da gibt’s für uns als Ärztinnen gute Beurteilungskriterien: Man kann schauen, ob der Patient schwitzt, ob er grimassiert. Man kann also auch mit unterschiedlichen Schmerzskalen versuchen, immer wieder, das ist auch eine Funktion, die die Pflegepersonen für uns regelmäßig am Bett machen, diese Qualität des Schmerzes mit zu erfassen und entsprechend darauf zu reagieren, auch wenn der Patient nicht reagieren und es nicht sagen kann.

Wichtig ist, dass man sich immer wieder mehrfach am Tag Gedanken dazu macht, ob die Unruhe, die der Patient zeigt, als Ursache auch Schmerzen haben könnte, weil dann könnte man diese Schmerzen gut behandeln und dann würde auch unter Umständen die Unruhe weg sein.

Also, das ist eine ganz wichtige Frage.

Und wenn Sie als Angehörige das Gefühl haben, dass Ihr Patient, der da im Bett vor Ihnen liegt, Schmerzen hat, dann ist es etwas, was Sie auf jeden Fall zumindest mit der Pflegeperson, die ja für Sie meistens leichter erreichbar oder schneller erreichbar ist als die Ärztin, das besprechen. Und dann würden Sie, wenn Sie anregen: „Können Sie mal schauen? Ich habe das Gefühl, mein Vater hat Schmerzen.“ Dann ist es etwas, was bei der nächsten Visite besprochen wird oder wo man auch den Doktor holen kann. Wenn es jetzt ein größeres Thema ist und man das Gefühl hat, der Patient hat mehr Schmerzen, kann man natürlich sofort reagieren, und kann dieses Thema besprechen.

Also ganz wichtig: Wenn Sie das Gefühl haben und Sie können es nicht mit Ihrem Angehörigen kommunizieren, besprechen Sie es mit einem von uns, der sich professionell mit Ihrem Angehörigen beschäftigt, also Pflegeperson oder Ärztin, je nachdem, wer da ist. Und dann werden wir versuchen, dieses Problem gemeinsam zu erfassen und auch zu lösen.

Wie können sich IntensivpatientInnen äußern?

Die Frage, wie sich Intensivpatientinnen äußern können, ist eine vielfältig zu beantwortende Frage.

Je nach Zustand des Gehirns können sich Intensivpatientinnen, wenn sie jetzt nicht intubiert sind, sprich keinen Beatmungsschlauch in der Luftröhre haben und damit die Stimmritze blockiert ist, kann man sie einfach fragen, mit ihnen sprechen. Sie können uns erzählen, was in ihrem Kopf vorgeht, und man kann ganz normal kommunizieren.

Wenn Intensivpatientinnen im Endeffekt tiefer sediert sind, sprich sie bekommen Medikamente, um Unruhe zu dämpfen, sie bekommen Medikamente, um Schmerzen zu behandeln, ist die Äußerungsmöglichkeit, auch gerade wenn jetzt noch ein Beatmungsschlauch oder ein Trachestoma, dazu gibt’s ein eigenes Kapitel, wo wir das erklären, da ist der Zugang der Beatmung über den Hals. Wenn in so einem Fall die Kommunikation schwierig ist, dann kann man versuchen, mit Intensivpatientinnen über Augen auf- und zumachen, einmal zumachen, zweimal zumachen, über Hände drücken, drück mir die Hand einmal, drück mir die Hand, zweimal. Am besten bei schlechten Patienten funktioniert der Daumen. Also man nimmt die Hand so, dass man den Druck des Daumens spürt und sagt: „Wenn du mich hörst, drück den Daumen. Hast du Schmerzen, drück einmal. Hast du keine Schmerzen, drück zweimal.“ Also auf diese Art kann man mit Intensivpatientinnen kommunizieren.

Je nach Wachheit haben wir auch die Möglichkeit, dass Intensivpatientinnen auf einem Board mit Buchstaben Wörter formen können. Schreiben ist in der Intensivmedizin oftmals schwierig, weil Patientinnen zwar vielleicht schon gut reden können, aber noch nicht in der Lage sind, durch die Medikamente, die sie bekommen haben, wirklich Worte aufzuschreiben.

Also die Kommunikation ist eine ganz wichtige. Wir versuchen immer ärztlicherseits, wenn wir bei der Visite durchgehen, den Patienten auch anzusprechen, mit ihm zu kommunizieren, zuerst Ja/Nein-Fragen zu stellen und dann auch komplexere Fragen. Und die Pflegepersonen sind immer und ständig damit befasst, mit den Patientinnen zu kommunizieren und herauszufinden, was Patientinnen wollen.

Und ganz wichtig ist, dass man Geräte, die Patientinnen im alltäglichen Leben verwenden, sprich Brille, Hörgerät, Zahnprothesen auf der Intensivstation versucht zu bekommen, sobald der Patient die sinnvoll nutzen kann, weil einer, der nichts sieht, einer, der nichts hört und einer, dass der sich total unwohl fühlt, weil er den Mund nicht aufmachen will, weil er die Zähne nicht im Mund hat und sich geniert, nicht mit Ihnen kommunizieren wird.

Also ganz wichtig: Die Dinge des täglichen Lebens versuchen, sobald es sinnvoll ist, wiederherzustellen und dann mit allen Mitteln zu schauen, dass man mit den Patientinnen in eine Kommunikation kommt. Und da können Sie als Angehörige oft sehr gut helfen, weil Sie manchmal die Äußerungen Ihres Angehörigen besser verstehen als wir, die ihn nicht so gut kennen, und eine Kommunikation zwischen Ihnen manchmal für uns auch sehr hilfreich sein kann. Und Kommunikation ist ganz wichtig und für uns auch ganz wichtig, sowohl für unsere Ärztinnen als auch für die Pflegepersonen als auch die Physiotherapeutinnen, die Logopädinnen, die Ergotherapeutinnen – für alle, die mit den Patientinnen arbeiten, ist eine gute Kommunikation, zu erfassen, was sich Patientin wünscht, wo das Problem liegt, eine ganz, ganz wichtige Aufgabe, die unser täglicher, mehrfacher Job ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Aufenthalt auf der Intensivstation”

Angehörige von IntensivpatientInnen

Was erwartet mich beim Besuch meiner/meines Angehörigen?

Der erste Besuch eines Patienten auf der Intensivstation für Sie als Angehöriger ist selbstverständlich und auch nachvollziehbar mit Ängsten verbunden.

Die größte Frage, die meistens uns als betreuendes Pflegepersonal als erster trifft, ist: „Wie sieht denn mein Angehöriger aus?“ Diese Frage plakativ zu beantworten, ist fast nicht möglich, weil jeder Patient individuell bei uns auf der Intensivstation versorgt wird.

Im Normalfall wird es so handgehabt: Wenn Sie das erste Mal die Intensivstation betreten, immer vorab schon ein detailliertes Gespräch mit einem Mediziner oder einer Medizinerin abgehalten wird. Dabei geht es darum, Sie über die aktuellen Ereignisse bzw. den Krankheitsverlauf aus Sicht der Mediziner aufzuklären.

Als Pflegeperson ist es mir nicht gestattet, Sie über medizinische Fragen aufzuklären. Aber durch den Erstbesuch und den Erstkontakt mit den Medizinern versuchen wir im Vorhinein schon grobe Fragen zu klären.

Wenn dieses Gespräch stattgefunden hat, kommt die betreuende Pflegeperson zu Ihnen in den Aufenthaltsraum oder in den Wartebereich der Intensivstation. Dort führt sie Sie ganz kurz über die notwendigen Hygienemaßnahmen ein und begleitet Sie gemeinsam ans Bett.

Sie sind in keinster Minute alleingelassen. Wir bleiben solange bei Ihnen an der Seite, wie Sie es möchten.

Erfahrungen von uns spielen hier eine große Rolle. Sehr viele Angehörige brauchen während der gesamten Besuchszeit unsere Anwesenheit als Sicherheit. Viele Angehörige wollen in der ersten Phase alleingelassen werden.

Auf jeden Fall versuchen wir individuell für Sie und für Ihren Angehörigen bzw. für die Patienten die optimale Besuchsphase zu gewährleisten.

Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich meine Angehörige/meinen Angehörigen besuche?

Wie soll ich mich verhalten als Angehöriger, wenn ich meinen Angehörigen auf der Station den Patienten besuchen möchte?

Jetzt, in Zeiten von Covid, ganz, ganz, ganz besonders, aber auch sonst gelten auf der Intensivstation sehr viel strengere Hygieneregeln als auf einer Normalstation.

Wir haben auf der Intensivstation Keime, die sich durch die Antibiotikagaben entwickeln in Richtung auch resistenter Keime. Insgesamt haben wir die Situation, wo wir extrem auf Sauberkeit achten. Das heißt, bei uns ist es z.B. üblich, dass sich Angehörige, wenn sie zu Besuchszeiten kommen, streng an die Hygieneregeln halten.

Besuchszeiten hängen auch räumliche Gründe. Wir haben drei Patientinnen in einem Raum.  Mit den Patientinnen wird viel gearbeitet. Es kommen Physiotherapeutinnen, Logopädinnen, Ergotherapeutinnen. Patientinnen werden ins CT oder in die Magnetresonanztherapie oder in den OP gefahren. Deswegen können wir nicht den ganzen Tag Besuchszeit machen.

Also wir machen die Besuchszeiten. In diesen Besuchszeiten versuchen wir, dass im Raum ganz wenig los ist und dass Sie kommen können. Zu diesen Besuchszeiten müssen Sie sich bei uns telefonisch im Raum anmelden. Dann wird die Tür aufgemacht. Sie sollten sich vorher die Hände gewaschen haben mit Seife, die Hände mit Alkohol desinfiziert haben, eine Plastikschürze angezogen haben, und dann können Sie Ihren Angehörigen besuchen.

Wenn Keime im Spiel sind, gibt’s andere Regeln, wo man sich mehr ankleiden muss, einen Übermantel anziehen, mit Haube und Mundschutz, je nachdem, Handschuhe anziehen muss natürlich auch. Also das wird Ihnen von der Pflegepersonen, die Ihren Angehörigen betreut, dann mitgeteilt.

Aber im Grunde ist mal ganz wichtig: Dieses Händewaschen und -desinfizieren, bevor Sie reinkommen und nach dem Sie wieder rausgehen. Das ist ganz, ganz wichtig für uns alle, dass Sie Keime von drinnen nicht mit nach draußen nehmen und von draußen auch nichts mit hereinbringen.

Besuchszeiten sind auf Intensivstationen sehr unterschiedlich geregelt. Je nach Intensivstation, je nach räumlicher Gegebenheit können Sie bis zu immer oder bis auf wenige Stunden am Tag besuchen kommen.

Wir wollen den Besuch von Angehörigen für unsere Patientinnen unbedingt, weil wir in den meisten Fällen das Gefühl haben, dass unsere Patientinnen davon profitieren und der Besuch von Angehörigen ein Weg zurück ins normale Leben ist und Impulse kommen, die das Gehirn aktivieren, die positiv sind.

Für den Fall, dass der Patient gestresst reagiert, weil es sich nicht äußern kann, weil er die Dinge noch nicht einordnen kann, weil er sich noch im Zustand des Delirs, der Verwirrtheit befindet, die oft mit dem Aufwachen verbunden ist, bitten wir Sie dann in Ausnahmefällen auch, den Besuch kurz zu halten, wenn wir merken, der Patient bräuchte fast mehr Medikamente, damit er den Besuch toleriert, und wir wollen das eigentlich nicht, weil wir ihn wach werden lassen wollen. Also in der Phase kurz besuchen. Wenn es ihm besser geht, wenn Patientin sich besser auskennt und im Endeffekt mehr reagiert und Sie erkennt, dann kann man die Besuchszeit wieder länger gestalten.

Also da muss man ein bisschen flexibel sein, und wir würden versuchen, Ihnen zu erklären, warum wir was denken, wenn Sie zu Besuch kommen. Also da gibt’s auf jeder Station auch eigene Regeln.

Wichtig ist die Hygiene.

Ebenfalls wichtig wäre, dass Sie Ihr Handy ausschalten, wenn Sie auf die Station kommen, weil wir schon viele elektrische Geräte dort haben, notgedrungenerweise, und wir elektrische Interaktionen vermeiden wollen. Sie können in den Vorräumen und auf dem Gang gerne telefonieren, aber in den Räumen selber nicht.

Und ansonsten ist einfach die örtliche Situation auf der Intensivstation, wo Ihr Angehöriger liegt, zu beachten. Und das kann sehr unterschiedlich von Station zu Station sein.

Was bedeutet „Besuch durch Angehörige“? Nur die Familie oder auch enge Freunde?

Was bedeutet der „Besuch durch Angehörige“?

Wir haben überall auf unseren Zetteln stehen: Intensivstationen erlaubt den Besuch nur der engsten Angehörigen, weil wir bei uns jetzt auch räumlich bedingt natürlich nicht zehn Leute pro Patient jeden Tag zu Besuch haben können.

Rein rechtlich ist es so, dass der Einzige, der bestimmen kann, wer ihn besucht, der Patient selbst ist.

Nachdem der Patient für sich selbst nicht sprechen kann, wenn er bei uns liegt, zumindest in den meisten Phasen des Anfangs erst einmal, und sich meistens vorher dazu auch nicht geäußert hat, gehen wir davon aus, dass alle Personen, die einen Patienten besuchen kommen, prinzipiell in gutem Willen kommen und dem Patienten auch guttun.

Und wir lassen, wenn jetzt ein Patient z.B. keine engen Familienangehörigen hat und der Nachbar kommt, der ihn täglich versorgt, der für ihn einkaufen geht, mit ihm jeden Tag eine Stunde spazieren geht. Wenn sich diese Person um den Patienten bemüht, der bei uns liegt, dann dürfte auch diese Person zu Besuch kommen.

Wir versuchen, sobald es geht, mit der Patientin, wenn sie aufwacht, zu klären, wer von den Personen, die da gerne kommen würden, wirklich kommen darf und wer erwünscht ist und wer nicht.

Wenn wir das vorher nicht abklären können, manchmal lässt sich das auch über die Familie ganz gut regeln, aber im Grunde genommen sollten auf die Intensivstation eher nur der engere Kreis der Personen, die wirklich mit diesen Patienten befasst sind, kommen, weil es auch für den Patienten sonst zu anstrengend ist. Patientinnen wollen auch oft in der Intensivsituation nicht von irgendwelchen Personen gesehen werden, weil sie dort nicht hübsch aussehen. Das ist etwas, was man respektieren muss.

Und im Grunde genommen kann der Besuch dann frei gestaltet werden auf der Normalstation, wenn der Patient dies wieder selber bestimmen kann.

Bei uns, wie gesagt darf auch der Nachbar kommen, wenn der die Bezugsperson für den Patienten ist.

Aber auch das ist etwas, was von Intensivstation zu Intensivstation individuell geregelt wird und wo Sie sich einfacher erkundigen müssen und erklären müssen, warum Sie diesen Patienten besuchen, wenn Sie jetzt nicht Sohn, Tochter, Mutter oder wie auch immer näher verwandt mit dem Patienten wären.

Ab welchem Alter dürfen Kinder mit auf die Intensivstation, und wie kann ich sie auf den Besuch vorbereiten?

Die Frage, wann und ob Kinder auf die Intensivstation kommen, ist nicht leicht zu beantworten. Man kann sagen, dass man Kinder unter 14 Jahren, das ist der Übergang in die Selbstbestimmtheit von Kindern, nicht auf die Intensivstation lässt. Es gibt Intensivstationen, die das so handhaben. Man kann aber auch sagen: Wenn es Kindern besonders wichtig ist, dass sie auf die Intensivstation zu Besuch kommen, dass man es ihnen möglich macht.

Für manche Kinder mag es einfach nur genug sein, mitzukommen, im Warteraum zu warten, das Gefühl zu haben, dabei zu sein, nicht ausgeschlossen zu sein. Und die wollen gar nicht wirklich ins Zimmer gehen.

Andere Kinder haben das Problem, dass sie auch durch Videofilme, die sie sehen und Videospiele ganz furchtbare Horrorvorstellungen von dem Szenario auf einer Intensivstation haben. Und wenn sie dann hin gehen dürfen und sehen, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist, wie sie denken, das als sehr positiv empfinden.

Also es gibt unterschiedliche Kinder mit unterschiedlichen Vorstellungen, mit unterschiedlichen Wünschen.

Was wir immer sagen, gerade wenn die Kinder auch klein sind, dass man sie darauf vorbereiten muss. Und wir holen immer unseren Psychologen dazu. Wir führen Gespräche mit den Kindern, warum sie zu ihrem Angehörigen wollen. Wir bereiten sie darauf vor, dass Angehörige auf der Intensivstation „anders“ ausschauen – aufgequollen sind, Schläuche in Mund und Nase haben, dass sie sonst Schläuche haben, dass sie bewegungslos im Bett liegen, dass man mit ihnen nicht wirklich so reden kann, wie man normalerweise mit jemandem redet. Und üblicherweise können Kinder dann sehr gut sagen, ob sie reingehen wollen oder ob sie damit zufrieden sind und draußen warten, oder ob sie einfach zu Hause sitzen.

Man zündet gemeinsam eine Kerze an und denkt an den Opa. Auch das ist eine gute Möglichkeit, dieses Besuchen zu gestalten, und zu Hause im Kreis aller, die diese Person, die bei uns auf der Intensivstation liegt, gut kennt, dass man sich gemeinsam hinsetzt und daran denkt und sagt: „Der Opa versteht dich sowieso nicht, der ist im künstlichen Tiefschlaf, der kann mit dir jetzt nicht reden. Aber wenn wir alle an ihn denken, dann spürt er dich auch.“

Also da gibt’s ganz viele Möglichkeiten und es hängt sehr vom Kind ab und seiner Phantasie ab, was das Kind sich wünscht. Und das Wichtigste ist auch hier wieder die Kommunikation mit Ihrem Kind, dass auch wir als Ärztinnen oder Pflegepersonen mit dem Kind sprechen, die Erwartungen des Kindes ansprechen, ihm ein bisschen erzählen, wie es auf der Station ausschaut und dann herausfinden, ob das Kind wirklich rein will. Und wenn das Kind jung ist und rein will, sollte man es möglich machen, ist meine Meinung.

Die ganz kleinen Kinder, wenn wir z.B. bei uns auf der Station schwangere Personen haben, die im Leberversagen bei uns liegen und das Neugeborene auf der Neugeborenenintensiv, da machen wir meist möglich, wenn es infektiologisch für beide geht, für die Mutter und fürs Kind, dass man die entweder irgendwie auf dem Gang zusammentreffen lässt oder das Kind bringt oder der Vater mit dem Kind kommt. Da gibts verschiedene Möglichkeiten. Auch das ist etwas, was man besprechen muss, was individuell sehr verschieden gehandhabt wird.

Aber ich würde sagen, kategorisch zu sagen „Keine Kinder auf die Intensivstation“ ist in meinen Augen nicht richtig.

Wie kann ich mit meiner/meinem Angehörigen kommunizieren, wenn er/sie bei Bewusstsein ist, aber nicht sprechen kann?

Manche intensivmedizinische Maßnahmen bzw. auch intensivpflegerische Maßnahmen machen es notwendig, den Patienten oder Ihren Angehörigen zwar wach zu halten, aber in einer notwendigen Beatmungsform z.B. vorübergehend zu betreuen, die ein Sprechen nicht möglich machen.

Ebenso hat in einem anderen Setting Frau Prof. Friesenecker schon den Luftröhrenschnitt angesprochen, der ein normales Kommunizieren auf einem Weg, den wir gewohnt sind, nicht möglich macht.

Sie als Angehöriger und auch wir als betreuende Pflegepersonen stellt das vor eine große Herausforderung.

Lippenlesen ist nicht jedermanns Sache.

Wir versuchen uns oder auch für Sie als Angehöriger, uns mit den einfachsten Behelfen, damit Abhilfe zu schaffen. Was heißt das? Jeder Patient, der zwar wach ist, aber nicht sprechen kann, wird von uns z.B. mit Stift und Papier ausgestattet, weil, wenn die motorischen Fähigkeiten in den Händen es zulasst, kann man seine Wünsche oder auch die Beschwerden oder Fragen aufschreiben.

Weiters arbeiten wir sehr, sehr viel mit Bildtafeln, wo wir die einfachsten Fragen, wie z.B. „Haben Sie Hunger?“, „Haben Sie Schmerzen?“, „Geht es Ihnen gut?“ bereits vorab gedruckt haben, und wir mit einfachem Zeigen dem Patienten die Fragen stellen.

Was vermieden werden soll, für Sie auch als Angehöriger ist, Fragen zu stellen, die der Patient nicht mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten kann. Sie können sich sicher vorstellen, wenn man einen Satz mit einem Gegensatz beenden möchte, das aber nicht kann, schürt das für den Patienten Unsicherheit.

Weiters darf man auch die modernen Möglichkeiten, die uns durch die technischen Errungenschaften möglich gemacht worden, auch nicht aus den Augen verlieren. Ein Tablet, Gesprächsaufzeichnungen von anderen Angehörigen wie Kindern z.B., denen es nicht möglich ist, die Intensivstation zu besuchen, können für einen Familienvater, der aus dem Familienleben z.B. momentan gerissen wurde, auch eine Art der Kommunikation sein.

Für diejenigen unter Ihnen, für die z.B. aufgrund von aufgrund von anderen Herkunftsländern die sprachliche Barriere eine Schwierigkeit darstellt, sei auch erwähnt, dass die meisten Krankenhäuser mittlerweile auch auf digitalem Weg auch im Nachtdienst an Sonn und Feiertagen Dolmetscherdienste zur Verfügung stellen bzw. Kolleginnen und Kollegen, die andere Sprachen sprechen, auf Listen zusammengefasst werden und in der Dienstzeit, aber auch in der Nicht-Regeldienstzeit, sprich Wochenenden, Sonn- und Feiertagen, zur Verfügung stehen, um eine lückenlose Kommunikation zu gewährleisten und Fragen für alle Beteiligten zu beantworten.

Wie kann ich mit meiner/meinem Angehörigen kommunizieren, wenn er/sie im Tiefschlaf ist?

Eine häufig gestellte Frage, die mir als Intensivpflegeperson immer wieder unterkommt, ist die Frage: „Versteht mich mein Angehöriger überhaupt, wenn er denn hier schläft?“

Meine Meinung dazu ist: Definitiv ja.

Ich gebe Ihnen als Angehöriger den Tipp: Versuchen Sie, so normal wie möglich mit Ihrem Angehörigen zu sprechen, auch wenn dieser momentan in einem Schlafzustand gehalten wird.

Worüber kann ich mit meiner/meinem Angehörigen sprechen?

Die Frage, die uns immer wieder beschäftigt, ist auch: „Worüber kann ich denn mit meinem Angehörigen während des Intensivaufenthalts sprechen?“ Da antworte ich immer mit einer Gegenfrage: „Worüber würden Sie denn zu Hause mit ihm sprechen?“

Wenn Ihr Vater, Ihre Mutter, Ihr Angehöriger z.B. ein großer Fußballfan ist, erzählen Sie ihm die letzten Ergebnisse. Wenn Ihr Angehöriger gerne Musik hört, nehmen Sie Lieblingsmusik mit.

Was für uns ein wesentlicher Orientierungsfaktor auch immer ist: Wenn wir den Patienten in Form einer Pflegehandlung oder ans Bett treten, begrüßen wir immer mit dem Namen. Wir sagen Datum und Uhrzeit, stellen uns immer persönlich vor, um dem Patienten, auch wenn er schläft, immer eine Orientierungshilfe zu geben.

Sehr hilfreich kann hier immer sein, den Patienten an einem signifikanten Punkt wie Handgelenk und der Schulter dabei zu berühren und zu sagen: „Hallo, ich bin da. Ich setze mich neben dir hin und erzähl dir ein bisschen was, was draußen so passiert.“

Kann ich mit meiner/meinem Angehörigen Musik vorspielen? Welche Musik ist geeignet?

Auf die Frage hin: „Kann ich meinem Angehörigen Musik vorspielen?“, antworte ich immer sofort und meistens mit „Ja“, mit dem Punkt: sofern der Angehörige es wünscht.

Wir haben z.B. auch im Intensivbereich mittlerweile mobile Fernseher. Das heißt, wenn die Patientinnen und Patienten sich in der Phase des Aufwachens befinden oder bereits wach sind, aber noch nicht die Intensivstation verlassen können, bieten wir auch hier bei uns in unserem Rahmen normale Fernsehgeräte an.

Ich bringe Ihnen mal ein Beispiel von einem Patienten, den ich betreut habe, der Opernsänger war, war im Rahmen des Intensivsettings etwas unruhig, konnte sich nicht ganz konzentrieren. Die Behandlung war für sämtliche Beteiligte etwas schwierig, bis ihm jemand seinen Lieblings-IPod gebracht hat mit den Opernarien, die er selber gesungen hat. Das Problem war gelöst und ich in meiner Meinung bestärkt, dass Musik auch unterstützen kann.

Wer sind meine Ansprechpersonen auf der Intensivstation?

Die Frage, wer die Ansprechpersonen für Sie auf der Intensivstation sind, wenn Sie als angehörige Personen kommen: Das sind immer das Ärzteteam und die Pflegepersonen.

Beim Ärzteteam ist es manchmal schwierig, weil wir je nach Arbeitszeit bis zu 25 Stunden Diensträder haben und dann zum Teil über 3, 4 Tage immer ein anderer Arzt da ist, wenn Sie kommen, weil nach 24 Stunden derjenige, der Auskunft gibt, nach Hause geht. Das kann die Situation schwierig machen.

Bei den Oberärztinnen ist auch das Dienstrad etwas, was bestimmt, wer zu dem Zeitpunkt da ist, wenn Sie kommen.

Sie können, wenn Sie ein Problem damit haben, dass viele unterschiedliche Personen mit Ihnen sprechen und Dinge unterschiedlich gewichten und Sie an einem Tag etwas hören, was am anderen Tag ein bisschen anders aussieht und es für Sie schwierig ist, darum bitten, dass Sie Auskunft nur von einigen wenigen Personen oder nur vom Fachärzteteam bekommen. Auch diese Dinge kann man individuell festlegen.

Sie können sich auch von Pflegepersonen, die bei Aufklärungsgesprächen dabei sind, nochmal ein bisschen erklären lassen, im Nachhinein nachverdauen, was erzählt worden ist. Pflegepersonen dürfen eigentlich zu ärztlichen Auskünften und ärztlichen Themen keine Auskunft geben. Aber das Gespräch mit der Pflegeperson suchen und sich nochmal aus der Sicht Dinge erläutern lassen kann sehr viel helfen.

Wichtig ist, dass Sie möglichst viel mit uns reden. Und wenn Sie das Gefühl haben, Sie sind nicht gut versorgt, Sie haben nicht die Möglichkeit, ausreichend zu sprechen, sagen Sie uns das. Warten Sie nicht drauf, bis Sie sagen: „Da läuft alles schrecklich und ich kann da eh nicht reden und die erzählen mir nichts“, sondern wenden Sie sich an uns, suchen Sie das Gespräch, und wir werden versuchen, die Dinge möglichst gut zu erklären.

Kann ich auch telefonische Auskunft über den Zustand meiner/meines Angehörigen einholen? Wie läuft das ab?

Die telefonische Auskunft für Angehörige ist schwierig, weil es rein rechtlich eigentlich nicht erlaubt ist, telefonisch Auskunft zu geben, und je nachdem wir unter Umständen auch das Problem haben können, dass die Presse sich bei uns meldet unter dem Vorwand, ein Angehöriger zu sein und dann Auskunft bekommt, was natürlich das Datenschutzgesetz extrem verletzt, was für uns ein Kündigungsgrund sein kann.

D.h.: telefonische Auskunft ist schwierig.

Wir wissen aber auch auf der anderen Seite, dass der Tag für einen Angehörigen besser beginnt, wenn er kurz in der Früh hört, dass sein Angehöriger auf unserer Station die Nacht gut und sicher verbracht hat.

Und wir lösen das Problem so, dass wir aus dem Kreis der Angehörigen eine Kontaktperson bestimmen, die uns anrufen darf. Diese Person darf bei uns in der Früh vor der Morgenübergabe und ab mittags bis zum Abend anrufen. Wenn’s geht, meistens einmal am Tag.

Es gibt immer Auskunft am Bett zur Besuchszeit, wo man persönlich dann mit den besuchenden Angehörigen spricht.

Und die telefonische Auskunft ist für uns etwas, was wir tun, obwohl es eigentlich nicht wirklich erlaubt ist, weil wir glauben, dass es für unsere Angehörigen ganz eine wichtige Qualität ist, auch um den Tag in der Belastungssituation besser verbringen zu können.

Aber auch das ist eine individuelle Entscheidung jeder Intensivstation. Und wenn es telefonisch keine Auskunft gibt, ist das der rechtlich korrekte Weg.

Hierzu gibt’s viele Möglichkeiten, das zu handhaben.

Wie können alle Angehörigen über die neuesten Entwicklungen informiert werden?

Oft haben wir das Problem, dass ein Patient viele Angehörige hat, die an unterschiedlichen Orten der Welt leben und alle natürlich wissen wollen, gerade wenn es enge Angehörige, Kinder z.B. sind, natürlich alle Bescheid wissen wollen.

Wir können unmöglich alle diese Telefonate jeden Tag führen, weil dann müssten wir einen Kollegen dazu abstellen, nur diese Telefonate zu führen.

Das heißt: Auch hier legen wir eine Ansprechperson fest, die uns anruft. Es gibt je nach Situation unter Umständen dann ein Codewort, mit dem der Anrufende sich identifiziert und sagt: „Ich bin der Herr Müller, der Sohn vom Herrn Müller, und mein Codewort ist soundso.“ Der bekommt dann Auskunft.

Und die Aufgabe, und das ist dann auch gut mit allen anderen Angehörigen besprochen, die Aufgabe dieser Auskunftsperson ist dann, wenn er mit uns gesprochen hat, diese Auskunft auf alle anderen Familienmitglieder und Angehörigen im weiteren Sinne, die diese Auskunft haben dürfen, dann zu verteilen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Angehörige von IntensivpatientInnen”

Wie können Angehörige auf der Intensivstation helfen

Welche Rolle spielen Angehörige für die Genesung und Therapie von PatientInnen auf der Intensivstation?

Für Sie als Angehöriger, wenn Ihr Vater, Frau, Mutter und Tochter bei uns im Intensivbereich versorgt werden muss, sind immer große Fragen einhergehend: „Kann ich irgendwie helfen? Was kann ich tun? Kann ich überhaupt was helfen? Oder bin ich überflüssig?“

Fragen über Fragen, die immer individuell zu beantworten sind.

Meine Meinung oder die Meinung, die wir hier im Haus vertreten, ist immer: Bringen Sie sich ein, wenn Sie möchten. Halten Sie Abstand, wenn Sie möchten. Fragen Sie jederzeit und unterstützen Sie.

Was meine ich mit unterstützen? Als Angehöriger kennen Sie Ihren Mann oder Ihre Frau besser als jeder andere.

Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Mann gerne ein Lieblingspolster von sich zuhause haben möchte oder die Lieblings-CD hören will oder Bilder von den Kindern in irgendeiner Art und Weise den Genesungsprozess unterstützen, scheuen Sie sich nicht, uns zu fragen, ob Sie diese Dinge mit auf die Station nehmen dürfen.

Ein Krankenhausaufenthalt ist nicht nur bei uns im Intensivbereich, sondern generell meistens etwas, das Familien oder Angehörige aus dem Alltagsgeschehen reißt. Wir versuchen, den Patientinnen und Patienten trotz der besonderen Situation ein so notwendig wie möglichen Alltag zu gewährleisten. Wir versuchen, Tagesrhythmus von den Patientinnen und Patienten einzuhalten. Wenn es Langschläfer geben sollte, werden wir natürlich die nicht als erste in der Früh aus dem Bett wollen. Wenn es Patientinnen und Patienten gibt, die es gewohnt sind, in der Früh bereits ihre ersten Mahlzeiten z.B. zu sich zu nehmen, auch das versuchen wir so gut wie möglich im Intensivbereich zu gewährleisten.

Was können Sie als Angehöriger tun? Informieren Sie uns. Erklären Sie uns, was für ein Typ Mensch Ihr Angehöriger ist, was er gerne macht, was er gerne tut, wie er sich zu Hause verhält usw. Erklären Sie uns ein bisschen die Familienverhältnisse: Wie viele Kinder sind da, oder welchen Beruf er gemacht hat. Alle diese Dinge nennen wir in der professionellen Pflege ein bisschen die Bibliografie-Arbeit. Wir versuchen, diese Informationen in der Versorgung Ihres Angehörigen täglich mit einfließen zu lassen und so einen optimalen Tagesrhythmus, aber auch Behandlungsverlauf zu gewährleisten.

Kann ich meine Angehörige/meinen Angehörigen auf der Intensivstation berühren? Muss ich dabei etwas beachten?

Meine klare Antwort: Selbstverständlich.

Intensivtherapie oder auch Intensivpflege ist ab und zu mit Unfällen verbunden, mit großen Wunden verbunden, mit Körperflüssigkeiten oder Sekreten, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Im Behandlerteam versuchen wir, wenn Sie zu Besuch kommen zu uns, diese Körperareale, die z.B. von großen Wundflächen betroffen sind, so gut wie möglich abzudecken, damit Sie keine Berührungsangst entwickeln.

Wir legen dann z.B. eine Hand frei oder die Schulter frei des Patienten.

Und das sage ich immer wieder: Berühren Sie unbedingt.

Außer: Ihnen ekelt es. Denn auch Ekel ist ein Gefühl, das jeder Mensch für sich selber entscheiden darf.

Was aber nicht bedeutet, dass Sie Ihren Angehörigen deswegen mehr oder weniger durch diese schwere Zeit helfen.

Fragen Sie ruhig das betreuende Pflegepersonal. Wir stehen Ihnen zur Seite und helfen Ihnen damit, Berührungsängste, wenn von Ihnen gewünscht, gemeinsam zu überstehen.

Was ist ein Intensivtagebuch und was sollte ich beachten, wenn ich eines führen will?

Manche Intensivabteilungen halten während der Behandlung ihres Angehörigen die Strategie, ein Intensivtagebuch zu führen, vor.

Was ist ein Intensivtagebuch? Im Prinzip ist es dasselbe wie ein normales Tagebuch. Sie können als Angehöriger, aber auch wir als Professionisten, Ärzte wie Pflegepersonen, aber auch Therapeutinnen und Therapeuten den Verlauf für Sie als Patient auf der Intensivstation in einem Tagebuch festhalten. Wenn Sie als Angehöriger dieses Tagebuch mitführen wollen, werden Sie von uns dazu eingeladen.

Wenn Abteilungen standardisiert dieses Tagebuch nicht vorhalten, können Sie als Angehöriger selbst z.B. stichwortartig den Verlauf der Patientinnen und Patienten mitdokumentieren.

Warum kann das wichtig sein? Wenn der Patient nach der Versorgung auf der Intensivstation das Geschehnis oder die Geschehnisse versucht zu verstehen, kann ein Tagebuch damit helfen, Belastungen, die nach der Behandlung auftreten, zu verarbeiten.

Wichtig dabei ist, Meilensteine, wie z.B. das erste Mal Augen öffnen, das Entwöhnen von Beatmungsschlauch, das erste Mal selber Essen unbedingt genau zu dokumentieren.

Selbst wenn der Patient sich nicht mehr in einem Tiefschlaf befindet, kann es durchaus möglich sein, dass aufgrund der medikamentösen Therapie auch danach noch Erinnerungslücken entstehen. Das Tagebuch hilft Ihnen als Angehöriger, aber auch den Patientinnen und Patienten mit der belastenden Situation auch danach noch fertig zu werden.

Was soll und darf ich meiner/meinem Angehörigen mit auf die Intensivstation bringen?

Die Frage, die Sie als Angehörige oft an das behandelnde Team stellen: „Was darf ich denn meinem Angehörigen mit auf die Station nehmen?“

In erster Linie, und das ist eine ganz wichtige Regel, sollten große Wertgegenstände wie Computer, große Geldsummen oder Schmuckstücke tunlichst vermieden werden.

Was aber durchaus möglich ist und auch sehr gewünscht wird, vor allem von dem betreuenden Pflegepersonal, sind persönliche Dinge. Was meine ich mit persönlichen Dingen? Das eigene Kopfkissen, das eigene Parfüm, das Lieblingsshampoo.

Wichtig aber auch, und das sind die banalsten Dinge, auf die wir vergessen: die Brille, eine Uhr, Zahnprothesen.

Das alles soll in Summe das Selbstwertgefühl, und aber auch das Selbstfürsorgedefizit der Patienten und Patientinnen auf der einen Seite steigern und aber auch verringern.

Kann ich im Krankenhaus (im Zimmer meiner/meines Angehörigen) übernachten?

Die Frage nach der Möglichkeit der Übernachtung direkt im Patientenzimmer stellt sich meistens gar nicht so oft, weil Sie als Angehöriger meistens durchaus mit der Intensivstation immer negative Gedanken assoziieren. Die meisten sind froh, nicht solange auf der Intensivstation bleiben zu müssen.

Durchaus gibt es aber Häuser oder auch Abteilungen, die es ermöglichen, wenn Sie das möchten, als Angehöriger auf der Intensivstation auch zu übernachten.

Meistens ist es im Erwachsenenbereich nicht üblich. Aber auch hier gilt wieder: bei der Aufnahme einfach nachfragen.

Im Bereich der Kinderintensiv ist das durchaus möglich und wird auch so handgehabt.

Kann ich das Pflegepersonal bei der Pflege meiner/meines Angehörigen auf der Intensivstation unterstützen?

Die Unterstützung der Pflegepersonen bei der Pflege Ihres Angehörigen ist eine oft gestellte Frage.

Ich bin der Meinung: Ja und jederzeit. Dadurch, dass aber im Intensivbereich reglementierte Besuchszeiten notwendig und auch üblich sind, können wir natürlich nicht warten, bis die Körperpflege z.B. oder auch die Durchführung von Mundpflege, Rasur, Haarwäsche usw. in der Besuchszeit durchgeführt wird.

Wenn aber Sie als Angehörige das wünschen und Sie sagen: „OK, ich würde gerne meiner Frau, meinem Mann, meinem Kind einmal die Haare waschen“, besprechen Sie das z.B. mit dem behandelten Pflegepersonal. Und wir ermöglichen das im Rahmen der Besuchszeit.

Wenn Sie sagen, Ihr Angehöriger hat z.B. eine Lieblingssalbe, mit der er sich jeden Abend die Füße eingecremt oder ein Lieblingsrasierwasser bei den Männern, nehmen Sie es mit. Besprechen Sie es mit der Pflegeperson. Sofern keine Berührungsängste bestehen, die aber auch durchaus nachvollziehbar sind, machen wir gemeinsam diese Handlungen. Sie werden von uns professionell angeleitet und können die sehr wohl und auch jederzeit, wenn Sie das möchten, durchführen.

Wie kann ich mit der Wartezeit umgehen, wenn ÄrztInnen/PflegerInnen mir noch keine Auskunft zum Zustand meiner/meines Angehörigen auf der Intensivstation geben können?

Mit die belastendste Situation ist, wenn Sie als Angehöriger mitbekommen, dass der Patient auf dem Weg auf die Intensivstation ist, dass die Operation kompliziert war, unter Umständen war die Intensivstation nicht geplant, und Sie kommen dann auf die Intensivstation oder rufen dort an und Sie hören: Ihr Angehörige ist noch nicht da oder kommt gerade. Wir müssen ihn jetzt erst versorgen. Wir können noch nichts wirklich sagen. Melden Sie sich in zwei Stunden wieder.

Das ist die Situation, wo man selber Angst bekommt, wo man unruhig ist, wo man überhaupt nicht weiß, was abgeht.

Und in der Phase ist es ganz wichtig, dass man den Kopf frei kriegt, dass man eine Runde Luft schnappen geht, dass man eine Kleinigkeit essen geht, dass man jemanden anruft, mit dem man drüber reden kann, dass man versucht, ein bisschen Unterstützung zu bekommen und die Zeit möglichst sicher für die eigene Seele verbringt, bis man dann dieses Erstgespräch mit den behandelnden Ärztinnen treffen kann und dann unter Umständen seinen Angehörigen auch besuchen kann.

Was kann ich für mich selbst tun, um besser mit der Belastung klarzukommen?

Was man für sich selber tun kann, wenn man wochenlang ein- bis zweimal am Tag auf die Intensivstation geht, um seinen Angehörigen zu besuchen, was eine maximal belastende Situation ist, die Auf und Abs mitzuerleben, wenn Patientin besser wird und wieder schlechter wird und wieder ein Rückschlag ist, und dann erholt man sich wieder, und es wird doch noch ganz gut. Sehr belastende Situation für alle, die den Patienten begleiten.

Dann ist es immer wieder ganz wichtig, wenn Patientin eine stabile Phase hat, und wir haben am Anfang über stabile Phase gesprochen, dass man sich unter Umständen eine Auszeit nimmt. Man kann dann auch mal einen Tag nicht besuchen kommt. Schauen Sie in Rücksprache mit der Pflege, mit dem Ärzteteam, dass Sie mal sagen: „Ich komme vielleicht einmal zwei Tage nicht“. Bei uns hier in Innsbruck kann man z.B. auch in einem Heim neben der Intensivstation übernachten, wo andere Angehörige auch übernachten. Eine gute Möglichkeit, unter Gleichgesinnten Probleme zu besprechen.

In so einer stabilen Phase sollte man dann auch mal in die Alpen gehen in Innsbruck, in Wien ein Theater besuchen am Abend, sich Kunst anschauen. Dinge tun, die einen entspannen, wo man für sich selber was Gutes tun kann. Weil es muss Ihnen als Angehörige ganz bewusst sein: Die schwierige Phase für Sie fängt eigentlich dann erst an, wenn der Patient wieder zu Hause in Ihren Händen ist und Sie als Kraft- und Stärkeperson braucht, um sich schlussendlich ganz zu erholen.

Und Sie müssen in der Phase, wo Sie Ihren Angehörigen auf der Intensivstation betreuen, immer wieder versuchen, in Ihr eigenes Gleichgewicht zu finden, unser Angebot der psychologischen Betreuung für unsere Angehörigen anzunehmen. Schauen Sie, dass Sie viel sprechen können, dass Sie sich möglichst nicht abkapseln, auch wenn Ihnen wenig nach reden ist. Mit uns reden, mit der Pflege reden, mit dem Psychologen reden, mit Ihren Angehörigen reden, meditieren, was auch immer ihnen einfällt, im Wald spazieren gehen, sich Auszeiten nehmen, sich auf sich besinnen, Dinge tun, die Ihnen persönlich gut tun, damit Sie dann wieder Kraft haben, Ihren Angehörigen zu begleiten.

Diese Selbstfürsorge für sich in dieser schwierigen Phase ist ganz wichtig. Sie können sonst auch den anderen nicht gut begleiten.

An wen kann ich mich als Angehörige/r auf der Intensivstation wenden, wenn ich mit der Situation nicht zurechtkomme?

Als Angehöriger eines Intensivpatienten kann es durchaus dazu kommen, dass Sie mit der Situation maßlos überfordert sind.

Scheuen Sie sich nicht, diese Situation auch bei uns im Behandlungsteam, ob Medizin oder Pflege, anzusprechen. Es ist keine Schwäche zu sagen: „Mir wird das zu viel. Ich komme mit der Situation nicht zurecht. Ich brauche Hilfe.“ Und dann werden wir selbstverständlich mit Ihnen als Angehöriger in Absprache mit anderen Professionen die notwendige Unterstützung, die Sie vielleicht haben möchten, einleiten.

Wie kann das aussehen?

  • Es gibt diverseste religiöse Unterstützungen im Sinne von einem Seelsorger oder anderen Konfessionen, die ans Bett kommen und mit Ihnen vielleicht ein Gebet sprechen.
  • Zudem gibt es aber auch die professionelle Unterstützung seitens der Psychologie.
  • Auch im Team gibt es professionelle Unterstützungen.
  • Es gibt speziell ausgebildete Pflegepersonen, die sich mit der Thematik der Belastungsstörungen beschäftigt, Sie als Angehörigen direkt vor Ort durch diese schwere Zeit mit begleiten.
  • Außerdem gibt es ausreichend Möglichkeiten, die Sie auch außerhalb der Klinik in Anspruch nehmen können. Ab und zu macht es Sinn für solche Gespräche das Krankenhausareal zu verlassen. Auch hier haben wir Ansprechpersonen, die wir Ihnen zur Verfügung stellen.

Und seien Sie sich versichert: Sie werden als Angehöriger in keinster Weise und zu keiner Zeit alleine gelassen hier im Intensivbereich.

Wohin kann ich mich im Krankenhaus zurückziehen, wenn ich etwas Zeit für mich brauche?

Wenn man als Angehöriger eines Intensivpatienten das Bedürfnis hat, Zeit alleine zu verbringen, sich auf sich selbst zu besinnen, einen klaren Kopf zu kriegen, ist es oftmals notwendig, einen Ort zu finden, wo weniger los ist als auf der Intensivstation, oder in einem Ort, wo man sich selber finden kann.

Wir haben bei uns auf der Station z.B. ein Fischaquarium. Wenn man sich dort hinsetzt in Zeiten wo keine anderen Besucher da sind, ist es durchaus beschaulich und besinnlich, den Fischen zuzuschauen.

Man kann sich in die Cafeteria setzen und ein Buch lesen.

Wenn es dort zu laut ist, gibt’s bei uns auch die Möglichkeit einer Kapelle oder eines Andachtsraumes, der der völlig unabhängig von Religionszugehörigkeit genutzt werden kann als ein Ort der Besinnung und der Ruhe.

Man kann unter Umständen sich in eine stille Ecke irgendwo in einem Park setzen. Dort kann man mit jemandem telefonieren, der einem Ruhe und Kraft gibt.

Alle diese Dinge sind möglich und hängen sehr von den individuellen Bedürfnissen ab.

Im Krankenhaus wirklich einen Ort der Ruhe zu finden, ist oftmals schwierig, und man muss sich diesen Raum unter Umständen auch selbst ein bisschen gestalten.

Hier geht es zum Video-Interview: „Wie können Angehörige auf der Intensivstation helfen”

Geprüft Ao. Univ.-Prof.in Dr.in med. Barbara Friesenecker & DGKP Michael Urschitz: Stand Februar 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.