4. Angehörige von IntensivpatientInnen

Besuch der Intensivstation

Beim Besuch der Intensivstation können Sie einige Punkte beachten, die den Ablauf Ihres Besuchs erleichtern.

Besuchszeiten auf der Intensivstation beachten

Manche Stationen ermöglichen den Besuch von Angehörigen den ganzen Tag. Andere erlauben Besuche nur für einige Stunden am Nachmittag, damit bewusst dafür gesorgt werden kann, dass Sie in dieser Zeit möglichst ungestört sind. Informieren Sie sich am besten im Internet oder telefonisch, wann ein Besuch möglich ist.

Hygienevorgaben auf der Intensivstation beachten

Zum Schutz der PatientInnen gelten auf der Intensivstation besondere Hygieneregeln. Diese stellen sicher, dass keine “fremden” Keime auf die Station gelangen. Waschen und desinfizieren Sie deshalb unbedingt vor und nach Ihrem Besuch auf der Intensivstation Ihre Hände.

Außerdem ist es leider nicht erlaubt Blumen mitzubringen.

Ablauf eines Besuchs auf der Intensivstation

  1. Anmeldung und Einlass
    Meist müssen Sie entweder vor der Intensivstation klingeln oder auf der Intensivstation anrufen. Die verantwortliche Pflegeperson wird Sie hineinlassen. Pflegerische oder medizinische Maßnahmen an PatientInnen können dazu führen, dass Sie warten müssen.
  2. Hygienemaßnahmen
    Beim Betreten der Intensivstation werden Sie darum gebeten, Ihre Hände mit Seife zu waschen und zu desinfizieren. Außerdem tragen alle BesucherInnen auf der Intensivstation eine Plastikschürze. Vielleicht wird Ihnen das Pflegepersonal weitere Hinweise zur Hygiene geben. Möglicherweise ist es zum Schutz Ihrer/Ihres Angehörigen nötig, dass Sie einen Mantel, eine Haube und einen Mundschutz tragen.
  3. Besuch nach Bedarf
    Verbringen Sie nach Möglichkeit Zeit mit Ihrer/Ihrem Angehörigen. Zu Beginn kann es sinnvoll sein, Besuche kurz zu halten, um PatientInnen nicht zu überlasten.
  4. Verlassen der Station
    Desinfizieren Sie Ihre Hände erneut. Geben Sie dem Pflegepersonal Bescheid, dass Sie die Intensivstation jetzt verlassen werden.

Darf ich mein Handy auf der Intensivstation benutzen?

In den Patientenzimmern sollten Sie Ihr Handy ausschalten, da dieses die Funktion der Geräte der Intensivstation beeinflussen könnte.

Kann ich meiner/meinem Angehörigen etwas zu essen oder trinken mit auf die Intensivstation bringen?

Es ist verständlich, dass Sie Ihrer/Ihrem Angehörigen etwas Gutes tun und ihr/ihm das Lieblingsessen oder Getränk mitbringen möchten. Allerdings ist der Magen von IntensivpatientInnen sehr sensibel und sollte nicht überlastet werden. Scharfe Säfte und Obst können beispielsweise bei vielen IntensivpatientInnen Magenschmerzen auslösen. Falls Sie etwas Bestimmtes mitbringen möchten, fragen Sie daher vorher das Pflegepersonal.

Kommunikation mit der Patientin/dem Patienten

Je nach Zustand Ihrer/Ihres Angehörigen ist es ihr oder ihm nur eingeschränkt oder gar nicht möglich, mit Ihnen zu sprechen. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken und gehen Sie so normal wie möglich mit Ihrer/Ihrem Nahestehenden um. Ihre Stimme ist vertraut, gibt Geborgenheit und spendet Trost und Sicherheit.

Kommunikation mit PatientInnen im Tiefschlaf

  1. Halten Sie sich wenn möglich im Blickfeld der Patientin/des Patienten auf, auch wenn sie/er die Augen geschlossen hat.
  2. Orientierung geben: Nennen Sie Ihren Namen, sowie Datum, Zeit und Ort, um der Patientin/dem Patienten eine Orientierungshilfe zu geben.
  3. Scheuen Sie sich nicht davor, Ihre/n AngehörigeN zu berühren, wenn Sie bei ihr/ihm sind. Halten Sie zum Beispiel ihre/seine Hand oder berühren Sie sie/ihn am Arm.
  4. Sprechen Sie mit Ihrer/Ihrem Angehörigen und nicht über sie/ihn. Ihnen fehlen die Worte? Besprechen Sie einfach Themen, die auch zuhause relevant sind.
    • Was sind die letzten Sportergebnisse oder Kulturereignisse?
    • Wie geht es en (Enkel)kindern oder Freunden, was machen sie?
    • Was haben Sie bei Ihrem letzten Spaziergang erlebt?
  5. Lassen Sie sich nicht davon verunsichern, dass Ihr/e AngehörigeR nicht antwortet. Sie können gerne weitererzählen. Ihre Stimme ist vertraut, gibt Geborgenheit und spendet Trost und Sicherheit.

Kommunikation mit PatientInnen die wach sind, aber nicht sprechen können

Manchmal sind PatientInnen wach, können aber trotzdem nicht richtig sprechen. Das kann zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder durch einen Beatmungstubus vorkommen. Einige Tipps, damit die Kommunikation in dieser Situation besser gelingen kann:

  1. Nutzen Sie Block und Stift zur schriftlichen Kommunikation als Hilfe.
  2. Verwenden Sie Bildtafeln, die von der Station bereitgestellt werden können.
  3. Nutzen Sie die moderne Technik, wie Tablets oder Handys, um Sprachaufnahmen vorzuspielen oder schneller schriftlich zu kommunizieren.
  4. Vermeiden Sie Fragen, die nicht mit „ja“ oder „nein“ beantwortet werden können.
    Beispiel:

    • Statt: Wie geht es dir? – Geht es Dir gut?
    • Statt: Wie stark sind deine Schmerzen? – Hast du starke Schmerzen?
    • Statt: Was möchtest du essen? – Möchtest du Pudding?
    • Statt: Wie war die Therapie? – Konntest du heute während der Physiotherapie aufstehen?
  5. Möglicherweise reagiert Ihr/e AngehörigeR mit Unruhe und unkoordinierten Bewegungen auf Ihre Ansprache. Das kann daran liegen, dass sie/er sich nicht auskennt oder antworten will, aber nicht kann.

Auskunft vom Behandlungsteam erhalten und weitergeben

Wenn Ihr/e AngehörigeR auf der Intensivstation ist, sorgen sich meist viele Menschen im Familien- und Freundeskreis um die betreffende Person. Jede/r möchte sofort wissen, wie es der Patientin/dem Patienten geht und wie sich der Zustand verändert. 

Sie können die Kommunikation mit dem betreuenden medizinischen Team durch folgende Punkte erleichtern:

  1. Legen Sie im Angehörigenkreis eine fixe Ansprechperson für das medizinische Team fest. Diese kann die Informationen an alle anderen Angehörigen weiterleiten.
  2. Oftmals ist es auf Intensivstationen üblich, dass ein Codewort vereinbart wird, über das auch telefonisch Auskunft erhalten werden kann.
  3. Stellen Sie Fragen, wenn Sie etwas nicht verstanden haben oder Ihnen der weitere Ablauf der Betreuung und Therapie unklar ist. 

Tipp für die Kommunikation mit allen Angehörigen

Sie sind die Ansprechperson des medizinischen Teams und fühlen sich durch die Weitergabe der Informationen an alle weiteren Angehörigen überfordert? Treffen Sie eine Absprache mit einer weiteren, Ihnen nahestehenden Person und bitten Sie diese Neuigkeiten weiterzuleiten. So finden Sie Ruhe für sich selbst und können sich auf die Begleitung der Patientin/des Patienten konzentrieren.

Downloads

  • Glossar Intensivstation Auf der Intensivstation werden häufig kompliziert klingende Fachbegriffe und Abkürzungen verwendet. In diesem Glossar werden die wichtigsten Begriffe einfach erklärt.

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Geprüft Ao. Univ.-Prof.in Dr.in med. Barbara Friesenecker & DGKP Michael Urschitz: Stand Februar 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.