2. Was passiert auf einer Intensivstation

Versorgung auf der Intensivstation

Beatmungsformen

Eine zentrale Bedeutung auf der Intensivstation hat die Unterstützung der Atmung. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Welche Form der Beatmung notwendig und sinnvoll ist, entscheidet Ihr betreuendes Ärzteteam, nach Möglichkeit in Absprache mit Ihnen oder Ihren Angehörigen.

Nicht-invasive Beatmung

Bei der nicht-invasiven Beatmung atmen PatientInnen selbstständig. Über eine Maske über der Nase oder über dem ganzen Gesicht, oder über einen durchsichtigen Helm wird unter einem kontinuierlichen Druck zusätzlicher Sauerstoff angeboten. Diese Form der Beatmung kann zu Beginn etwas unangenehm sein und das Gefühl vermitteln keine Luft zu bekommen, da man gegen einen Widerstand atmen muss. Wegen der Maske oder dem Helm ist die nicht invasive Beatmung für Menschen mit Platzangst manchmal problematisch.

Invasive Beatmung

PatientInnen, die aufgrund einer schweren Schädigung der Lunge oder anderer schwerer Erkrankungen, vorübergehend nicht selbst atmen, müssen mehr oder weniger invasiv beatmet werden. Dabei wird durch den Mund ein Plastikschlauch (Tubus) in die Luftröhre eingeführt. Man spricht davon, dass die/der PatientIn intubiert ist. Das Invasivbeatmungsgerät übernimmt durch Hin- und Herspringen zwischen zwei Druckniveaus das Aus- und Einatmen für die Patientin oder den Patienten, die/der aber immer auch spontan dazu atmen kann und soll. PatientInnen sollten im Rahmen der intensiven Beatmung so tief schlafen wie es nötig ist, damit sie die Beatmung tolerieren. Dabei ist es immer das Ziel, die Patientin/den Patienten so wach wie möglich zu haben. Da der Tubus durch die Stimmritze in die Luftröhre reicht, kann man mit dem Tubus nicht sprechen.

Luftröhrenschnitt (Tracheotomie)

Ein Luftröhrenschnitt kann notwendig sein, wenn PatientInnen auf eine langfristige Beatmung angewiesen sind. Durch einen kleinen Schnitt unterhalb des Kehlkopfs wird eine Kanüle eingesetzt, die eine Verbindung durch die Haut zur Luftröhre schafft (Tracheostoma). Die Anlage der Kanüle erfolgt unter Narkose. Sind PatientInnen länger auf diese Form der Beatmung angewiesen, können sie erlernen mit der Kanüle zu sprechen. Nach Entfernung der Kanüle, verschließt sich der kleine Schnitt meist innerhalb von 48 Stunden von selbst oder muss unter Narkose chirurgisch verschlossen werden.

Sedierung und Tiefschlaf

Einige PatientInnen auf einer Intensivstation befinden sich vorübergehend im „künstlichen Tiefschlaf“. In der Medizin wird dieser Zustand auch als “Sedoanalgesie” oder „Analgosedierung“ bezeichnet. Der „künstliche Tiefschlaf” wird durch schlafanstoßende Medikamente und Schmerzmittel eingeleitet und aufrechterhalten. Er dient dazu, den Körper zu entlasten, den Heilungsprozess zu fördern und notwendige unangenehme Prozeduren (z.B. Verbandswechsel, kleine chirurgische oder diagnostische Eingriffe), die im Behandlungsprozess notwendig sind, auszuhalten. Ziel ist es dabei, einerseits den Schlafzustand so tief wie nötig, aber gleichzeitig die PatientInnen so wach wie möglich zu halten.

Die Phase des Erwachens kann sich über mehrere Tage oder Wochen hinziehen und sowohl für PatientInnen, als auch für Angehörige herausfordernd sein. Das liegt daran, dass PatientInnen in dieser Zeit unter Umständen sehr unruhig sein können, sich eventuell nicht auskennen und auch Sie als Angehörige eventuell nicht erkennen.

Verhalten von PatientInnen in der Aufwachphase

PatientInnen verhalten sich in dieser Phase manchmal ungewöhnlich.

  • Sie sind unruhig und lassen sich schwer beruhigen. Man muss dann unterscheiden ob sie Schmerzen haben oder verwirrt sind und sich nicht auskennen (Delir).
  • Sie unternehmen undeutliche Sprechversuche.
  • Sie können Fragen nicht beantworten.
  • Sie erkennen ihre Angehörigen nicht.
  • Sie sind verwirrt und wissen nicht wo sie sind und weshalb sie dort sind. 

Dieses Verhalten ist in der Aufwachphase bei IntensivpatientInnen häufig und kann auch bei jüngeren PatientInnen länger andauern.

Tipps für Angehörige für die Aufwachphase

  • Haben Sie keine Angst Ihre/n AngehörigeN zu besuchen.
  • Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr/e AngehörigeR vielleicht noch nicht ganz sie/er selbst ist.
  • Halten Sie Besuche kurz, wenn Sie das Gefühl haben Ihr Besuch beunruhigt Ihre/n AngehörigeN.
  • Sprechen Sie Ihre Unsicherheiten und Sorgen gegenüber dem Pflegepersonal oder den ÄrztInnen an. Diese werden Ihnen erklären, wieso Ihr/e AngehörigeR so reagiert. 

Geräte und technische Ausstattung auf der Intensivstation

Häufig müssen auf der Intensivstation einzelne oder mehrere Organfunktionen der PatientInnen vorübergehend teilweise oder vollständig von Geräten übernommen werden. Deshalb ist das Bett von IntensivpatientInnen von piepsenden Maschinen umgeben, die durch Schläuche oder Kabel mit diesen verbunden sind. Die Signale und Töne der Geräte sind wichtig, um das Personal laufend über den Zustand der PatientInnen zu informieren. Auch wenn gerade niemand bei der Patientin/dem Patienten im Zimmer ist, werden diese wahrgenommen und jemand aus dem Intensivteam reagiert darauf. Je nach Dringlichkeit kann das sofort sein oder auch mit etwas Verzögerung. 

Welche Geräte werden auf der Intensivstation wozu eingesetzt?

Was meist auf den ersten Blick ins Auge sticht, sind die verschiedenen Schläuche, die mit den PatientInnen verbunden sind. Damit können unter anderem Werte wie der Blutdruck gemessen, Harn aus der Blase abtransportiert oder Essen verabreicht werden. Weitere Schläuche verbinden die PatientInnen je nach Bedarf mit zusätzlichen Geräten.

Das Elektrokardiogramm, kurz EKG, zeichnet über Elektroden auf dem Brustkorb die Herzaktivität der PatientInnen auf und zeigt diese auf einem Monitor an. Das Intensivteam kann daran erkennen, ob es Probleme mit dem Herzschlag gibt.

Über Infusomaten und Spritzenpumpen (Perfusoren) werden PatientInnen kontinuierlich und in kontrollierter Dosis Flüssigkeiten und Medikamente verabreicht.

Ein Beatmungsgerät unterstützt PatientInnen beim Atmen, indem es der Patientin/dem Patienten mit Sauerstoff angereicherte Einatemluft anbietet: über eine Maske oder einen Helm kann die/der PatientIn gegen einen Widerstand, der hilft die Lunge zu blähen, mit mehr oder weniger Unterstützung durch das Beatmungsgerät atmen (continuous positive airway pressure, kurz CPAP). Mit einem Plastikschlauch (Tubus), der über den Mund oder die Nase in die Luftröhre vorgeschoben wird, kann die/der PatientIn im schweren Lungenversagen auch vollständig beatmet werden. Näheres über die verschiedenen Beatmungsformen erfahren Sie unter „Versorgung auf der Intensivstation“.

Ein Dialysegerät kann die Funktion der Nieren zu großen Teilen übernehmen. Es reinigt das Blut von (körpereigenen) Giftstoffen und entfernt überschüssiges Wasser aus dem Körper. Ist eine Blutwäsche (Dialyse) nur kurzfristig nötig, wird das Dialysegerät mittels eines als Katheter bezeichneten Schlauches mit einem Blutgefäß z.B. des Halses verbunden. Muss eine langfristige Dialyse erfolgen, kann mithilfe einer Gefäß-Operation am Arm ein dauerhafter Zugang (Shunt) geschaffen werden.

Die ECMO (Herz-Lungen-Maschine) kann zeitweise die Funktion des Herzens und/oder der Lunge zu großen Teilen übernehmen. Durch einen Schlauch im Hals oder in der Leiste fließt das Blut zur Maschine. Dort wird es mit Sauerstoff angereichert, um dann über einen weiteren Schlauch wieder in den Körper zurückgepumpt zu werden. Die ECMO kann entweder nur die Lungenfunktion oder – je  nach Anlage der blutführenden Schläuche – auch die Herzfunktion entlasten.

Downloads

  • Glossar Intensivstation Auf der Intensivstation werden häufig kompliziert klingende Fachbegriffe und Abkürzungen verwendet. In diesem Glossar werden die wichtigsten Begriffe einfach erklärt.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
4.5/5 - (110)

Geprüft Ao. Univ.-Prof.in Dr.in med. Barbara Friesenecker & DGKP Michael Urschitz: Stand Februar 2021 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.