7. Kopfschmerzen verstehen – alle Fragen

Fast jeder hat hin und wieder mal Kopfschmerzen. Die meisten Kopfschmerzen sind harmlos und verschwinden schnell wieder von selbst. Manche Kopfschmerzen sind aber etwas intensiver und können mit Übelkeit und Schwindel auftreten. Erfahren Sie mehr zur möglichen Ursache Ihrer Kopfschmerzen, was der Unterschied zwischen Migräne, Cluster- und Spannungskopfschmerzen ist und was Sie selbst dagegen tun können. OÄ Dr.in Marion Vigl beantwortet die wichtigsten Fragen zu Entstehung, häufigen Arten und Diagnose.

Kopfschmerzen und ihre Entstehung

Wie ist das menschliche Gehirn aufgebaut?

Sie sehen hier das Gehirn mit den beiden Großhirnhälften. Das werde ich jetzt auseinander klappen. Sie sehen es hier im Querschnitt. Das ist eine Großhirnhälfte. Hier unten setzt sich das Rückenmark fort. Und die Verbindung zwischen den Großhirnhälften und dem Rückenmark ist hier lokalisiert. Das ist der sogenannte Hirnstamm. Das hier Dunklere und Feingeäderte ist das Kleinhirn. Und was Sie hier sehen, das ist der Balken. Das ist die Verbindung zwischen den beiden Großhirnhälften.

Innen drin ist dann noch das Ventrikelsystem. Das ist mit dem Liquor, der Nervenflüssigkeit gefüllt. Die Nervenflüssigkeit ist auch außen herum. Und in der Nervenflüssigkeit ist das Gehirn eingebettet.

Die Hirnhäute sind sozusagen über dem Hirngewebe und zwischen den Knochen lokalisiert. Und in der Tiefe sind die Strukturen, die später auch fallen werden, wie der Thalamus und der Hypothalamus. Diese  sind in der Tiefe des Gehirns lokalisiert.

Wann spricht man von Kopfschmerzen und wie entsteht das Schmerzgefühl im Kopf?

Jeder von uns kennt wahrscheinlich Kopfschmerzen. Kopfschmerz ist ein unangenehmes, ein Schmerzgefühl, das im Kopf wahrgenommen wird. Das Interessante ist, dass die Schmerzempfindung nicht direkt im Hirngewebe wahrgenommen wird, sondern an den Rezeptoren der Hirnhäute.

Was ist der Unterschied zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen?

Man unterscheidet prinzipiell zwischen primären und sekundären Kopfschmerzen.

  • Beim primären Kopfschmerz ist der Kopfschmerz selbst die Erkrankung.
  • Beim sekundären Kopfschmerz ist der Kopfschmerz ein Symptom für eine dahinterliegende Erkrankung wie z.B. eine Erkältung, ein erhöhter Blutdruck, kann auch eine Hirnhautentzündung oder eine Hirnblutung sein.

Stimmt es, dass Frauen häufiger von Kopfschmerz betroffen sind als Männer?

Bei den verschiedenen Kopfschmerzformen sind die beiden Geschlechter unterschiedlich betroffen.

  • Bei der Migräne zum Beispiel ist es bis zur Pubertät so, dass Mädchen und Jungen gleich häufig betroffen sind. Im Erwachsenenalter sind aber die Frauen dann zwei- bis dreimal häufiger betroffen.
  • Während im Gegensatz dazu beim Cluster Kopfschmerz die Männer deutlich häufiger betroffen sind.

Welche Faktoren können Kopfschmerzen verursachen?

Es gibt verschiedenste Ursachen und äußere Faktoren, die Kopfschmerzen verursachen können. Hier muss man unterscheiden, ob dieser Faktor an sich Kopfschmerzen auslösen kann, wie z.B. der Kopfschmerz bei übermäßiger Hitze-Exposition führt zu einem Hitzschlag und zu Kopfschmerzen oder bei einem Migräne-Patienten, wo z.B. ein Aufenthalt in einem überhitzten Raum eine Migräne-Attacke triggern kann.

Weiters gibt es Faktoren wie z.B. Hunger, Flüssigkeitsmangel, Hormonschwankungen, die eben Kopfschmerzen verursachen können, oder auch Verletzungen des Kopfes oder der Halswirbelsäule.

Welche körperlichen Ursachen können Kopfschmerzen verursachen?

Es gibt verschiedenste körperliche Ursachen, die Kopfschmerzen verursachen können, wie zum Beispiel

  • Flüssigkeitsmangel,
  • Hunger,
  • Elektrolytstörungen,
  • Hormonschwankungen
  • und verschiedenste Störungen der Körperorgane.

Wann können Kopfschmerzen Hinweis auf eine Hirnblutung sein?

Es gibt gewisse Warnsymptome, die Hinweis sein können für eine schwerwiegende Erkrankung bei Kopfschmerzen.

  • Wenn Sie z.B. an einem plötzlich aufgetretenen, peitschenschlagartig auftretenden Kopfschmerz vom massivster Intensität leiden, dann kann das z.B. ein Hinweis sein für eine Hirnblutung, ein geplatztes Gefäß.
  • Wenn der Kopfschmerz z.B. auftritt im Zusammenhang mit Fieber, mit epileptischen Anfällen oder einem gestörten Bewusstsein, sollte das auch sehr rasch abgeklärt werden.
  • Oder wenn Sie z.B. blutverdünnende Medikamente einnehmen und einen Sturz auf den Kopf hatten und sich danach ein Kopfschmerz entwickelt, muss man auch immer eine Hirnblutung ausschließen.

Was sind die häufigsten Formen von Kopfschmerz?

Die häufigsten primären Kopfschmerzformen sind

  • der Spannungskopfschmerz,
  • die Migräne mit und ohne Aura
  • und der Cluster-Kopfschmerz.

Der Spannungskopfschmerz ist sicher der am häufigsten auftretende primäre Kopfschmerz. Es leiden ungefähr 30 von 100 Patienten an regelmäßigen Spannungskopfschmerzen.

Die Migräne ist mit 10 bis 15 von 100 Patienten die zweithäufigste Form, ist aber deutlich stärker und ist  sicher der Kopfschmerz, mit dem die Patienten am ehesten einen Arzt aufsuchen.

Und deutlich seltener ist der Cluster-Kopfschmerz mit weniger als ein Patient auf 100. Dieser Kopfschmerz ist aber so heftig, dass die Patienten fast immer den Arzt aufsuchen.

Was sind Medikamenten-Kopfschmerzen und wie erkennt man sie?

Wenn Sie aufgrund eines primären Kopfschmerzes, der sehr häufig auftritt, regelmäßig und häufig Medikamente einnehmen müssen, zum Beispiel an mindestens 15 Tagen pro Monat, kommt es zu einer Chronifizierung des Kopfschmerzes, und zu Ihrem primären Kopfschmerz pfropft sich sozusagen der Medikamenten-Kopfschmerz drauf. Das heißt: Dieser Kopfschmerz ähnelt meist dem ursprünglichen Kopfschmerz. Der kann zum Beispiel wie eine Migräne auftreten oder auch wie ein Spannungskopfschmerz und vergeht wieder, wenn Sie eine längere Medikamentenpause einlegen.

Es kann auch sein, wenn Sie unter einem Medikamentenkopfschmerz leiden, dass Sie zusätzlich an Schwindel leiden, an Konzentrationsstörungen, an Schlafstörungen und einer allgemeinen Müdigkeit.

Was ist eine Trigeminusneuralgie und was kann sie hervorrufen?

Der Nervus trigeminus versorgt das Gesicht sensibel und besteht aus drei Ästen:

  • Der erste Arzt versorgt den Stirnbereich,
  • der zweite Ast die Wange und die Nase
  • und der dritte Ast den Unterkiefer.

Von einer Trigeminusneuralgie spricht man, wenn es zu blitzartig einschießenden, heftigsten Attacken in einem oder mehr dieser drei Äste kommt. Diese Attacken dauern nur wenige Sekunden, können aber bis zu 200 Mal am Tag auftreten.

Es gibt gewisse Trigger für diese Attacken: Wenn der Patient z.B. spricht, kaut, schluckt oder sich im Gesicht berührt, kann es zum Auslösen dieser Attacken kommen.

Es führt oft so weit, dass die Patienten in diesen Schmerzepisoden nicht mehr essen und trinken können.

Warum ist es wichtig zu wissen, welche Art von Kopfschmerzen ich habe?

Es gibt eine Unmenge von verschiedenen Kopfschmerzdiagnosen. Die bis jetzt genannten sind sicher die häufigsten, mit denen Patienten einen Arzt aufsuchen.

Vielleicht wichtig zu sagen ist,

  • dass der Kopfschmerz in den meisten Fällen kein Symptom für eine gefährliche Ursache ist,
  • dass sehr gut die verschiedenen Formen durch das ärztliche Gespräch unterschieden werden können.

Das ist insofern wichtig, da man aufgrund einer korrekten Diagnose auch die gezielte und effektive Therapie einleiten kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Kopfschmerzen und ihre Entstehung”

Häufige Arten von Kopfschmerzen

Wann spricht man von Migräne?

Wenn Sie wiederholt an Kopfschmerzattacken leiden,

  • die halbseitig sind,
  • pochend,
  • pulsierend,
  • von mittlerer bis starker Intensität,
  • und diese Kopfschmerzen 4 bis 72 Stunden andauern,
  • wenn Sie während dieser Kopfschmerzen auch eine Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen haben oder empfindlich sind gegen Licht, Lärm oder Gerüche,
  • und diese Kopfschmerzen sich durch körperliche Anstrengung wie z.B. Treppensteigen deutlich verstärken
  • und Sie üblicherweise ein Ruhebedürfnis haben,

können Sie mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass Sie unter einer Migräne leiden.

Wie entsteht ein Migräne-Anfall?

Die Entstehung der Migräne ist bis zum heutigen Zeitpunkt nicht in allen Einzelheiten geklärt.

Wir wissen einerseits, dass das Gehirn von Migräne-Betroffenen etwas anders funktioniert als von Nichtbetroffenen. Es besteht ein gestörtes Reizverarbeitungssystem. Das heißt: Migräne-Patienten können sich an wiederholte Reize, negativer Reize nicht gewöhnen im Unterschied zu Nichtbetroffenen.

Man kann sich das so vorstellen, dass das Gehirn von Migräne-Patienten immer in Hochspannung ist. Das heißt: Sie können sich nicht entspannen. Und in Zusammenhang mit verschiedenen Auslösern kann das das Migränezentrum triggern.

Man geht in neuesten Untersuchungen zufolge davon aus, dass die Migräne-Attacke von einer Überreaktion der Nervenzellen im Migräne-Zentrum gestartet wird. Dieses befindet sich im Hirnstamm. Das ist die Verbindung zwischen dem Großhirn und dem Rückenmark. Dort kommt es zu einer Überreaktion der Nervenzellen. Es kommt zu einer vermehrten Ausschüttung von Neurotransmittern. Das sind Botenstoffe. Und diese Neurotransmitter führen dazu, dass es zu einer Erweiterung der Gefäße kommt. Die Gefäße werden durchlässiger. Es kommt zum Austritt von Schmerzmediatoren, also von Eiweißstoffen aus dem Blut. Im Hirngewebe und im Bereich der Hirnhäute spielt sich eine Entzündung ab.

Wie wir schon vorhin gehört haben: Der Schmerz wird nur in den Hirnhäuten wahrgenommen. Das führt dann zum sogenannten Migräne-Kopfschmerz: Jeder Pulsschlag führt zu einem starken Kopfschmerz.

Die Übelkeit und das Erbrechen werden so erklärt, dass der Körper das Gefühl hat durch diese vermehrte Ausschüttung von Botenstoffen, als wäre eine Vergiftung vorhanden, und er versucht sich dagegen zu wehren, indem er erbricht und versucht, diese Vergiftung auszuscheiden.

Wie unterscheidet sich Migräne mit Aura und ohne Aura?

Bei der Migräne mit Aura kommt es üblicherweise vor dem Kopfschmerz zum Auftreten von neurologischen Ausfällen.

  • Diese Ausfälle können sein Sehstörungen im Sinne von Flimmerskotomen, dass Sie Teile des Gesichtsfeldes nicht sehen, es können auch bunte Farben sein, Zacken, verschiedenste Sehstörungen.
  • Es können Gefühlsstörungen sein. Das äußert sich meist in Ameisenlaufen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl im Gesicht und Armbereich.
  • Und in seltenen Fällen kann es sogar zum Auftreten von Sprachstörungen kommen.

Diese Ausfälledauer entwickeln sich langsam über die Zeit. Der Name „Aura“ kommt von Aurora, das ist die griechische Göttin der Morgenröte. Und so wie sich die Morgenröte langsam entwickelt, breiten sich auch die Aurasymptome langsam aus und dauern im Maximalfall bis zu einer Stunde.

Was sind Cluster-Kopfschmerzen?

Cluster-Kopfschmerzen sind heftigste Kopfschmerz-Attacken, die gehäuft über Monate bis Wochen auftreten. Das Typische von Cluster-Kopfschmerz ist, dass es ein einseitiger Kopfschmerz ist, der meist um das Auge herum hinter dem Auge wahrgenommen wird, von einer sehr starken bis fast unerträglichen Intensität ist. Im angloamerikanischen Sprachgebrauch spricht man auch von Suicide Headache.

Das Typische beim Cluster-Kopfschmerz ist, dass er auf der Seite des Schmerzes von verschiedenen Symptomen begleitet ist. Das kann ein tränendes Auge sein, ein gerötetes Auge, ein geschwollenes Lied, Herunterhängen des Lids, auch eine Verengung der Pupille. Das kann eine rinnende Nase sein oder eine verstopfte Nase.

Die Cluster-Attacken dauern üblicherweise 15 Minuten bis maximal drei Stunden. Sie treten relativ zur selben Uhrzeit auf und sehr oft aus dem Schlaf heraus.

Im Unterschied zu den Migräne-Patienten besteht kein Ruhebedürfnis. Der Cluster-Patient geht während der Attacke herum, ist motorisch unruhig, teilweise wippen sie mit dem Oberkörper oder öffnen das Fenster, weil sie eine Art Lufthunger haben.

Wie entstehen Cluster-Kopfschmerzen?

Der Entstehungsmechanismus des Cluster-Kopfschmerzes ist bis ist bis heute nicht restlos geklärt.

Einige Hirnregionen wie der Hypothalamus und der Hirnstamm dürften dabei eine wichtige Rolle spielen.

Als Auslöser für eine Cluster Attacke ist das Trinken von geringen Mengen Alkohol, der Aufenthalt in Höhen, aber auch Nitroglyzerin.

Das Interessante ist, dass diese Auslösefaktoren nur während der aktiven Clusterepisode zum Tragen kommen, aber nicht außerhalb.

Wer ist am häufigsten von Cluster-Kopfschmerzen betroffen?

Beim Cluster-Kopfschmerz sind die Männer deutlich häufiger betroffen als die Frauen, nämlich ungefähr dreimal so häufig.

Wann spricht man von Spannungskopfschmerzen?

Wenn Sie unter einem Kopfschmerz leiden,

  • der eher leicht bis mittelstark ist,
  • von der Charakteristik eher dumpf drückend
  • und keine Begleitsymptome, maximal eine leichte Überempfindlichkeit auf Licht oder Lärm bestehen,

dann leiden Sie höchstwahrscheinlich unter einem Spannungskopfschmerz.

Der Spannungskopfschmerz ist meist beidseitig lokalisiert, oft wie ein Reifen, ein zu enges Tuch, eine Haube, und verstärkt sich nicht durch körperliche Routinetätigkeiten. Im Gegenteil, manchmal bringt ein Spaziergang an der freien Luft eine Erleichterung bei Spannungskopfschmerzen.

Der Spannungskopfschmerz kann unterschiedlich lange dauern, von ein paar Minuten bis auch mehrere Tage durchgehend. Meistens können die Patienten ihre Alltagstätigkeiten weiter verrichten. Der Kopfschmerz ist da, aber nicht subjektiv so einschränkend, aber lästig.

Was kann Spannungskopfschmerzen hervorrufen?

Auch bei Spannungskopfschmerz weiß man nicht genau, wie er entsteht. Es ist ein multifaktorieller Kopfschmerz. Das heißt: Wenn mehrere Auslösefaktoren oder Trigger eintreten, kann es zum Auftreten des Kopfschmerzes kommen.

Auslösende Faktoren können sein muskuläre Verspannungen, hier vor allem im Nacken-Schulterbereich. Es können aber auch innere Faktoren wie Stresssituationen oder auch Fieber, Wetterwechsel zum Auftreten eines Spannungskopfschmerzes führen.

Durch die Verspannungen im Nacken-Schulterbereich kommt es zu einer Sensibilisierung der Nervenzellen, und man wird schmerzempfindlicher. Und durch diese vermehrte Schmerzempfindlichkeit kommt es auch wieder zur Verstärkung der Verspannung. Und so kommt es zu einem Teufelskreis, der eben dann zu dieser Art des Kopfschmerzes führen kann.

Wann gelten Spannungskopfschmerzen als chronisch?

Wenn Sie an 15 oder mehr Tagen pro Monat an Spannungskopfschmerz leiden, so leiden Sie an einem chronischen Spannungskopfschmerz. Wenn Sie weniger häufig dran leiden, an einem episodischen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Häufige Arten von Kopfschmerzen”

Risikofaktoren und Prävention

Sind Kopfschmerzen vererbbar?

Kopfschmerzen sind nicht direkt vererbbar, aber es gibt eine familiäre Belastung, auf gewisse äußere Reize mit Kopfschmerzen zu reagieren. Das heißt zum Beispiel: Die Kinder von Migräne-Patienten haben ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko, auch eine Migräne zu entwickeln.

Welche Rolle können Hormonschwankungen bei Kopfschmerzen spielen?

Frauen sind nach der Pubertät zwei- bis dreimal häufiger von Migräne betroffen. Dies steht in Zusammenhang mit dem weiblichen Hormonzyklus. Hier dürfte vor allem der plötzliche Östrogenen-Abfall vor der Menstruation dafür verantwortlich sein, dass eine Migräne-Attacke ausgelöst werden kann. Während hingegen stabile Östrogenspiegel, wie dies der Fall ist im zweiten und letzten Drittel der Schwangerschaft, dürften eher davor schützen, eine Migräne-Attacke zu entwickeln.

Wie hängen Kopfschmerzen und die Psyche zusammen?

Psychische Faktoren beeinflussen die Häufigkeit von Kopfschmerzen. Dies können einerseits langanhaltende Belastungsfaktoren sein, wie Konflikte in der Familie, in der Ehe. Es können Konflikte am Arbeitsplatz sein. Es kann aber auch eine chronische Überforderung im Beruf dazu führen, dass die Migränehäufigkeit zunimmt.

Nachdem ja Körper und Psyche zusammenhängen und gegenseitig beeinflusst bzw. getriggert werden, ist es hier wichtig, die psychischen Faktoren stets mit zu behandeln und auch zu erfragen. Hier ist es wichtig, dass die Patienten einerseits lernen eine Schmerzbewältigung, Entspannungstechniken, aber auch Aktivierung ihrer Ressourcen, Ablenkung vom Schmerz oder eben über längere Zeit auch ein Lösen der Konfliktsituation.

Warum können Kopfschmerzen mit dem Wetter zusammenhängen?

Das Wetter wird oft beschuldigt, Migräne auszulösen, hier vor allem der Föhn oder Wetterwechsel. In den wissenschaftlichen Studien konnte dafür aber kein eindeutiger Beweis gefunden werden. Trotzdem muss man sagen, dass besonders empfindliche Menschen sehr wohl durch das Wetter beeinflusst werden können und dies als Trigger für die die Migräne gelten kann.

Was sind Trigger-Faktoren und sind sie die Ursache von Kopfschmerzen?

Trigger-Faktoren sind auslösende Faktoren. Dies muss klar von den Ursachen von Kopfschmerzen unterschieden werden. Trigger-Faktoren führen bei genetisch veranlagten Menschen dazu, dass Kopfschmerzen ausgelöst werden. Die sind der sogenannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen kann. Wobei man sagen muss, dass bei sehr vielen Kopfschmerz-Attacken trotz genauester Dokumentation kein Trigger gefunden werden kann.

Welche Trigger-Funktionen gibt es?

Es gibt eine Unmenge von Trigger Faktoren.

Der am häufigsten genannte ist der Stress. Hier ist es sicher so, dass nicht das absolute Stressniveau ursächlich ist, sondern eher der Wechsel im Stresslevel. Das heißt: Ein rascher Wechsel von Anspannung zu Entspannung. Sie kennen das wahrscheinlich von sich, dass Sie in den ersten Tagen des Urlaubs, oft am Wochenende eine Migräne erleiden oder nach einer großen Prüfung, einem wichtigen Abgabetermin, wenn die Anspannung nachlässt.

Weiters ist Stress auch bei Spannungskopfschmerz ein ganz relevanter Auslöserfaktor, hier vor allem über die muskuläre Anspannung im Nacken und Schulterbereich, die Ausdruck ist für die inneren Anspannungen, die oft sein können durch intrapsychische Konflikte, Belastungsfaktoren.

Weiters gibt es noch eine Menge an anderen Trigger-Faktoren wie unregelmäßiger Schlaf-Wachrhythmus, unregelmäßiges Essen, zu wenig Trinken, Hormonschwankungen. Es können auch verschiedene Medikamente sein, der Aufenthalt in verrauchten Räumen, zu grelles Licht.

Es gibt in diesen Tagebuchstudien eine Unzahl von verschiedensten Trigger-Faktoren, die einerseits aber auch sehr individuell sind. Und deswegen ist es oft sehr wichtig, die Kopfschmerzen zu dokumentieren, um seine ganz persönlichen, subjektiven Auslöser zu finden und falls möglich auch vermeiden zu können.

Welche Rolle spielt die Ernährung als Trigger-Faktor?

Die Ernährung kann bei einem gewissen Prozentsatz der Patienten Kopfschmerzen auslösen. Hier die allseits Bekannten wie z.B. Schimmelkäse, Wein oder auch Schokolade. Man muss aber dazu sagen, dass dies nur ein kleiner Prozentsatz der Patienten ist und es eine sogenannte z.B. Migräne-Diät nicht gibt. Wichtig ist eher, drauf zu kommen: Gibt es Nahrungsmittel, die bei mir Kopfschmerzen auslösen? Zum Beispiel eine sehr interessante Sache ist, dass die Schokolade jahrzehntelang als Trigger für die Migräne beschuldigt wurde. Neuesten Studien hingegen ist es so, dass dieser Heißhunger vor allem auf Schokolade wahrscheinlich ein Vorbote der Migräne-Attacke ist, weil der Körper schon weiß, dass er die nächsten ein, zwei, drei Tage zu wenig Energiezufuhr haben wird und versucht zu horten. Und das am besten mit Kohlenhydraten. Und hier wahrscheinlich am besten mit Schokolade.

Zusammenfassend muss man sagen, dass es viel wichtiger ist, auf eine regelmäßige Nahrungseinnahme zu achten. Die Nahrungseinnahme sollte in Ruhe ohne Stress erfolgen und auch mit Freude.

Wie kann ich durch eine Änderung meines Lebensstils Trigger-Faktoren vermeiden?

Sie selbst können sehr viel gegen Ihren Kopfschmerz tun, wenn Sie einerseits herausfinden, welche Trigger Faktoren bei Ihnen Kopfschmerzen auslösen und daraus ableitend gewisse Lebensstiländerungen vornehmen.

Meine Empfehlung für Patienten mit häufigen Kopfschmerzen ist: Versuchen Sie, regelmäßig zu leben, einen geregelten Schlaf-Wachrhythmus zu haben, genug zu trinken, immer wieder im Tagesverlauf Pausen einzulegen, Entspannungstechniken zu lernen, diese auch regelmäßig anzuwenden und regelmäßig Ausdauersport zu betreiben.

Was sind erste Maßnahmen, die ich ergreifen kann, wenn sich Kopfschmerzen ankündigen?

Wenn sich eine Migräne-Attacke ankündigt, so würde ich Ihnen empfehlen, soweit es Ihnen möglich ist, sich aus dem Alltag zurückzuziehen, aus dem Beruf, falls möglich, sich reizabzuschirmen in einem dunklen, ruhigen Raum, eventuell die Stirn- und die Schläfenpartie zu kühlen und das von Ihrem Arzt verordnete Medikament einzunehmen. Denn gerade bei der Migräne ist es sehr wichtig, dass Sie so rasch wie möglich ein Medikament nehmen.

Beim Spannungskopfschmerz ist es eher so, dass eine positive Ablenkung vom Schmerz, eventuell auch körperliche Betätigung wie ein Spaziergang in der frischen Luft eine Linderung bringen kann.

Bei der Einnahme von Schmerzmitteln gilt folgende Empfehlung:

  • Wenn Sie an einer Migräne-Attacke leiden, ist die Empfehlung, so rasch wie möglich eine Schmerztablette einzunehmen und auch in ausreichender Dosierung. Denn je länger Sie zuwarten und je später Sie sie einnehmen, umso schwieriger ist die Migräne-Attacke zu behandeln.
  • Bei Spannungskopfschmerz, der ja ein eher leichterer Kopfschmerz ist, sollte man mit Medikamenten eher zurückhaltend sein.

Zusammenfassend kann man aber sagen: Wenn Sie bemerken, dass Sie immer wieder und regelmäßig Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen brauchen, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um dies weiter abzuklären.

Welche Druckpunkte eignen sich, um Kopfschmerzen zu reduzieren?

Man kann bei Kopfschmerzen verschiedene Triggerpunkte selbst drücken oder massieren, z.B. im Schläfenbereich oder der Entspannungspunkte der zwischen den Augenbrauen, eventuell auch eine leichte Massage im Nacken- oder Schulterbereich. Manchmal ist es auch angenehm, wenn man Pfefferminzöl aufträgt oder kühlende Cremen. Man kann natürlich auch Schmerzakupunkturpunkte selbst drücken, wie z.B. den Dickdarm 4.

Ich glaube, jeder Patient muss für sich selbst herausfinden, was ihm in der akuten Kopfschmerzattacke am besten hilft. In diesem Bereich kann man eigentlich nichts falsch machen. Einfach versuchen und herausfinden, was einem guttut.

Was kann gegen Übelkeit bei Kopfschmerzen helfen?

Wenn Sie begleitend zu Ihren Kopfschmerzen auch an Übelkeit oder Erbrechen leiden, gibt es einerseits Medikamente gegen das Erbrechen. Hier macht es Sinn, diese Medikamente als erstes einzunehmen, um das nachfolgende Schmerzmittel oder Triptan nicht wieder zu erbrechen.

Wenn die Übelkeit und das Erbrechen schon zu Beginn der Attacke im Vordergrund stehen, gibt es auch Schmerzmittel und Triptane, die als Schmelztabletten oder Nasenspray zur Verfügung stehen oder auch als Zäpfchen, um sozusagen den Magen-Darm-Trakt zu umgehen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Risikofaktoren und Prävention”

Kopfschmerzen beschreiben

Wie unterscheiden sich die Symptome bei verschiedenen Kopfschmerzarten?

Wenn Sie nicht genau wissen, an welcher Kopfschmerzform Sie leiden, gibt es eine grobe Einteilung, an der Sie sich orientieren können:

  • Bei der Migräne ist der Kopfschmerz eher pochend, pulsierend,
  • beim Spannungskopfschmerz eher dumpf drückend, manchmal auch ziehend,
  • beim Cluster-Kopfschmerz ist es ein stechender, destruierender Kopfschmerz,

Und die Schmerzstärke variiert ebenfalls zwischen diesen drei Kopfschmerzformen.

  • Beim Spannungskopfschmerz haben Sie einen milden bis mittleren Schmerz.
  • Die Migräne ist schon mittel bis sehr stark.
  • Und der Cluster-Kopfschmerz ist sehr stark bis unerträglich.

Wo treten Kopfschmerzen auf?

Auch von der Lokalisation unterscheiden sich diese drei Kopfschmerzformen:

  • Die Migräne ist typischerweise halbseitig eher im vorderen Bereich lokalisiert, Stirn- und Schläfenbereich
  • Der Spannungskopfschmerz ist meist beidseitig, reifen- oder haubenförmig.
  • Und der Cluster-Kopfschmerz ist typischerweise hinter dem Auge oder rund um das Auge.

Welche Begleitsymptome können auftreten?

  • Bezüglich der Begleitsymptome ist die Migräne begleitet von Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen von Zunahme bei körperlicher Anstrengung, eine Überempfindlichkeit auf verschiedene Sinnesreize wie Licht, Lärm oder Geruch
  • Beim Spannungskopfschmerz haben Sie kaum Begleitsymptome, maximal eine leichte Überempfindlichkeit auf Lärm oder Licht.
  • Und beim Cluster-Kopfschmerz haben Sie typischerweise auf der Seite des Schmerzes Veränderungen im Augen- und Nasenbereich wie ein tränendes Auge, ein zugeschwollenes Auge, eine Rötung des Auges, eine rinnende oder verstopfte Nase.

Wie unterscheiden sich Schmerzdauer und -stärke bei den verschiedenen Kopfschmerzarten?

Die verschiedene Kopfschutzformen unterscheiden sich in ihrer Dauer und Stärke.

  • Der stärkste Kopfschmerz ist der Cluster-Kopfschmerz. Der dauert nur kurz an, zwischen 15 Minuten und maximal drei Stunden.
  • Die Migräne bewegt sich in einem mittleren bis starken Schmerzbereich und dauert normalerweise 4 bis 72 Stunden an.
  • Und der Spannungskopfschmerz ist sicher der leichteste Kopfschmerz, kann von Minuten bis Tage andauern.

Warum ist es wichtig, den Kopfschmerz genau zu beschreiben und worauf sollte ich dabei achten?

Für den Arzt und die Ärztin ist es wichtig, dass Sie Ihre Kopfschmerzen so genau wie möglich beschreiben können, da normalerweise schon allein durch das ärztliche Gespräch der Kopfschmerz diagnostiziert werden kann. Und wenn man eine richtige Diagnose hat, kann man auch die dazu passende Therapie verordnen.

Daher ist sozusagen Ihre Ärztin und Ihr Arzt darauf angewiesen, wie genau Sie Ihre Kopfschmerzen beobachten und beschreiben können.

Welche Worte sind typisch für die Beschreibung von Migräne, Spannungskopfschmerz und Clusterkopfschmerz?

Wenn es Ihnen schwerfällt, Ihren Kopfschmerz zu beschreiben, wird Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt helfen mit den Fragen

  • „Ist der Kopfschmerz pochend, pulsierend…?“ — Das würde eine Migräne entsprechen.
  • „… oder ist er eher dumpf drückend…?“, wie beim Spannungskopfschmerz,
  • „… oder sogar stechend wie ein glühendes Messer?“, wie z.B. beim Cluster-Kopfschmerz.

Wie kann ich die Stärke meiner Kopfschmerzen messen?

Die Stärke der Kopfschmerzen wird meistens mittels einer Skala festgelegt. Wir verwenden dazu die Schmerzskala, die von 0 bis 10 reicht. Null entspricht gar keinem Schmerz, und 10 entspricht einem maximal vorstellbaren Schmerz.

Die Schmerzstärke ist natürlich etwas sehr Individuelles und es ist für den Arzt sehr wichtig, dass Sie ihm ungefähr angeben können, zwischen welchen Zahlen sich Ihre Kopfschmerzen befinden.

Warum kann es wichtig sein, meine Kopfschmerzen zu dokumentieren?

Es ist insofern wichtig, Ihre Kopfschmerzen zu dokumentieren,

  • da man einerseits vielleicht feststellen kann, dass Sie an verschiedenen Kopfschmerzformen leiden,
  • dass manchmal eine im ersten Moment schwierige Diagnose letztlich gestellt werden kann.
  • Und ganz wichtig ist die Dokumentation auch, um mögliche Auslöser oder Trigger-Faktoren zu finden.

Was ist ein Kopfschmerz-Tagebuch?

In einem Kopfschmerz-Tagebuch oder einer Kopfschmerz-App können Sie die Häufigkeit Ihrer Kopfschmerzen und auch die Ausprägung Ihrer Kopfschmerzen dokumentieren. Üblicherweise gibt es für jeden Tag eine Zeile oder Spalte, wo verschiedene Merkmale angekreuzt werden, wo Sie die Dauer, die Schmerzstärke, Begleitsymptome angeben, wo die Medikamente dokumentiert werden und auch mögliche Auslöser.

Warum ist mein Kopfschmerz-Tagebuch für die Ärztin/den Arzt wichtig?

Ihr Kopfschmerz-Tagebuch ist für uns Ärzte insofern wichtig, da wir einerseits sehen, wie oft Sie an Kopfschmerzen leiden, wie oft Sie Schmerzmittel brauchen, ob das zu häufig ist, ob es notwendig ist, eine vorbeugende Therapie zu beginnen. Und es erleichtert uns auch die Diagnose von eventuell verschiedenen Kopfschmerzformen.

Ihnen hilft es, mögliche Auslöser, die Ihnen bis dahin nicht bekannt waren, vielleicht festzustellen und auch weglassen zu können.

Wann und wie lange sollte man ein Kopfschmerz-Tagebuch führen?

Ob ein Kopfschmerz-Tagebuch geführt werden sollte und wie lange, entscheiden letztlich Sie gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt.

Wichtig ist das Führen eines Kopfschutz-Tagebuches bei Therapieänderungen, wenn unklar ist, ob Sie an verschiedenen Kopfschmerzformen leiden.

Ein übermäßig langes Führen eines Kopfschmerz-Tagebuches ist nicht empfehlenswert, da es sonst zu einer zu starken Fokussierung auf den Kopfschmerz kommen kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Kopfschmerzen beschreiben”

Untersuchungen und Diagnose

Ab wann sollte ich bei Kopfschmerzen eine Ärztin/einen Arzt konsultieren?

Wenn Sie häufig an Kopfschmerzen leiden, wenn Sie an starken Kopfschmerzen leiden oder die Kopfschmerzen Sie beunruhigen, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen. Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als einmal zu selten.

Welche Ärztin/welchen Arzt kann ich bei Kopfschmerzen aufsuchen?

Der erste Ansprechpartner für Ihre Kopfschmerzen soll der behandelnde Hausarzt sein, der dann entscheidet, ob er Sie weiter verweist zum Facharzt für Neurologie, deren Spezialgebiet der Kopfschmerz ist. In Akutfällen oder bei plötzlich aufgetretenen Kopfschmerzen können Sie jederzeit eine Ambulanz oder ein Krankenhaus aufsuchen.

Welche Fragen kann mir die Ärztin/der Arzt stellen?

Wenn Sie wegen Ihrer Kopfschmerzen zur Ärztin oder zum Arzt gehen, wird Sie oder er Ihnen folgende Fragen stellen:

  • Wie würden Sie Ihren Kopfschmerz beschreiben?
  • Wie lange dauert Ihr Kopfschmerz an?
  • Welche Trigger-Faktoren können den Kopfschmerz auslösen?
  • Welche Begleitsymptome sind dabei?
  • Wie häufig treten die Kopfschmerzen auf?
  • Welche Medikamente haben Sie schon versucht?
  • Sind diese hilfreich oder nicht?
  • Haben Sie schon vorbeugende Maßnahmen versucht
  • Und bestehen noch andere Erkrankungen?
  • Allergien?
  • Medikamenteneinnahme?
  • Weiters wird Sie der Arzt auch nach der Familienanamnese befragen,
  • eventuell auch nach ihrer sozialen Situation
  • und ihren Lebensgewohnheiten.

Wie kann ich mich auf den Termin bei der Ärztin/dem Arzt vorbereiten?

Wenn Sie wegen Ihrer Kopfschmerzen eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, kann es hilfreich sein,

  • dass Sie sich vorher vielleicht einige Gedanken machen, sich versuchen zu erinnern, wann der Kopfschmerz begonnen hat,
  • falls möglich, auch in den Wochen oder Monaten davor den Kopfschmerz zu dokumentieren,
  • die Vorbefunde herauszusuchen und mitzunehmen
  • und sich auch, ganz wichtig, überlegen, was Sie vom Arzt wissen wollen.

Da kann es oft hilfreich sein, dass man sich die Fragen aufschreibt, diese Liste dann auch mitnimmt. Denn meistens vergisst man in der Aufregung die eine oder andere Frage.

Und dann wird der Arzt sozusagen noch die ergänzenden Fragen stellen.

Wie stellt die Ärztin/der Arzt die Diagnose?

Üblicherweise wird der Arzt bereits im Erstgespräch die Diagnose Ihres Kopfschmerzes stellen können. In unklaren Fällen wird er Sie bitten, Ihre Kopfschmerzen zu dokumentieren. Und eventuell bei der zweiten oder dritten Kontrolle kann dann eine eindeutige Diagnosezuteilung erfolgen.

Wie läuft eine neurologische Untersuchung bei Kopfschmerzen ab?

Der Neurologe wird Sie nach dem Gespräch untersuchen. Die klinisch-neurologische Untersuchung ist nicht schmerzhaft und dauert im Schnitt zwischen 5 bis 10 Minuten.

Es werden die verschiedenen Funktionen des zentralen und peripheren Nervensystems geprüft. Das sind einerseits die Hirnnerven. Hier schaut man sich an, ob z.B. die Austrittspunkte des Gesichtsnerves schmerzhaft sind. Man schaut sich an, ob sozusagen die Gesichtsmimik symmetrisch ist, ob es Einschränkungen im Sichtbereich gibt, im Gesichtsfeld, ob es Probleme beim Schlucken, bei der Artikulation gibt. Weiters wird der Neurologe auch schauen, ob es Einschränkungen im Bereich der Halswirbelsäule gibt, ob es Verspannungen gibt, ob Triggerpunkte druckschmerzhaft sind.

Dann wird er noch schauen, ob die Kraft seitengleich ist, die Muskelspannung, er wird die Reflexe prüfen, die Muskeleigenreflexe. Das ist das, was Sie wahrscheinlich kennen, wo mit dem Reflexhammer die Reflexe ausgelöst werden.

Weiters gibt es noch Tests für verschiedene andere Bereiche des Gehirns, wie z.B. das Gleichgewichtsorgan im Kleinhirn. Man schaut sich an, ob die Berührung seitengleich ist, ob die Pyramidenzeichen negativ sind.

All diese Untersuchungen geben dem Neurologen Rückschlüsse, ob irgendeine gefährliche Erkrankung dahinter sein kann.

Wenn der neurologische Status unauffällig ist, das heißt, so wie es sein sollte und die Diagnose eines Kopfschmerzsyndroms eindeutig gestellt werden kann, sind normalerweise keine weiteren Untersuchungen notwendig.

In welchen Fällen reichen ein Arztgespräch und eine körperliche Untersuchung aus? Und was passiert danach?

Üblicherweise ist bei einer unauffälligen körperlich-neurologischen Untersuchung und dem eindeutigen Zuordnen von Kopfschmerzen keine weitere Untersuchung notwendig. In Einzelfällen entscheidet aber der Arzt, ob er Sie noch zu anderen Fachärzten schickt, wie zum Beispiel Hals-Nasen-Ohrenarzt, Augenarzt, oder Sie zur Bildgebung schickt, nämlich einer Computertomographie oder einer Magnetresonanz.

Wann setzt die Ärztin/der Arzt weiterführende Untersuchungen ein?

Wenn der Arzt glaubt, dass Ihr Kopfschmerz ein sekundärer Kopfschmerz sein könnte, wird er Sie zu weiteren Untersuchungen oder Kollegen schicken. Wenn er zum Beispiel der Meinung ist, dass Ihr Kopfschmerz im Stirnbereich auf eine Nebenhöhlenentzündung zurückzuführen ist, wird er Sie zum Facharzt für HNO schicken, eventuell auch ein Röntgen der Nasennebenhöhlen zuweisen. Genauso, wenn er der Meinung ist, dass z. B. eine Problematik im Augenbereich ursächlich oder auslösend, verstärkend für Ihre Kopfschmerzen sein könnte, wird er Sie dorthin verweisen.

Ob er Sie zu einer Kopfuntersuchung, nämlich einer Bildgebung, d.h. Computertomographie oder Magnetresonanz schickt, hängt davon ab, ob Ihre Diagnose klar zuordenbar es, auch welche Diagnose es ist und ob irgendwelche Auffälligkeiten bei der klinisch-neurologischen Untersuchung aufgetreten sind.

Wie läuft ein MRT und CCT bei Kopfschmerzen ab?

Was erwartet Sie, wenn Ihr Arzt Sie zu einem CCT schickt? CCT steht als Abkürzung für Cranielle Computertomographie. Es ist eine Untersuchung mit Röntgenstrahlen, die nicht lange dauert, im Schnitt einige Minuten. Wenn Kontrastmittel gegeben werden muss, etwas länger. Sie müssen sich dafür auf eine Liege legen und werden sozusagen in eine Röhre geführt. Die Röhre ist aber eher ein Ring. Das heißt: Er ist nach hinten und vorne offen. Und gerade für Patienten mit Platzangst ist die Durchführung einer Computertomographie meist kein Problem. Man sollte allerdings bedenken, dass die Computertomographie eine Strahlenbelastung ist.

Und im Falle von Kopfschmerzen ist meist die Magnetresonanztomographie eher zu bevorzugen, weil die gewisse Hirnstrukturen besser darstellbar sind und es auch keine Strahlenbelastung ist.

Bei der Magnetresonanztomographie ist es so, dass die Untersuchung nicht mit Röntgenstrahlen durchgeführt wird, sondern durch Magnetfelder. Das heißt: Bei Patienten, die Metallimplantate oder Metall im Körper haben oder einen Herzschrittmacher, ist meist kein MRT möglich. Die Untersuchung dauert länger als die Computertomographie und ist sehr laut. Diese Magnetfelder machen sehr laute Geräusche. Hierfür bekommen Sie aber meistens einen Ohrenschutz, zum Teil auch Musik. Und im Unterschied zur Computertomographie ist die Röhre der Magnetresonanztomographie schon eher eng. Das heißt: Darauf sollte man achten, wenn Sie unter Platzangst leiden oder Schwierigkeiten in engen Räumen haben.

Was ist eine Elektroenzephalografie und was kann meine Ärztin/mein Arzt nach dieser Methode sagen?

Der Ausdruck EEG steht für Elektroenzephalogramm und ist eine Methode, mit der die Hirnströme gemessen werden können. Das ist ebenfalls eine schmerzlose Methode, wo Ihnen sozusagen auf der Kopfhaut im Haarbereich verschiedenste Elektroden nach einem genau vorgegebenen Schema festgeklebt werden und dann in verschiedenen Entspannungssituationen oder Aktivierungen die Hirnströme abgeleitet werden.

Für die Diagnostik im Kopfschmerzbereich hat das EEG eigentlich kaum bis keine Berechtigung. Eine Ausnahme ist, wenn Sie zum Beispiel an Migräne-Auren leiden, die atypisch verlaufen. Dann kann das EEG hilfreich sein, um es sozusagen von einem Anfallsgeschehen zu unterscheiden.

Aber prinzipiell: Das EEG als Screeningmethode beim Kopfschmerz hat nichts verloren.

Hier geht es zum Video-Interview: „Untersuchungen und Diagnose”

Geprüft Dr.in Marion Vigl: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.