Gene und Krebs
Um zu verstehen, was ein Gentest mit Prostatakrebs zu tun hat, erfahren Sie hier mehr über die Begriffe „Gene“ und „Mutation“ und wie Gene und Krebs zusammenhängen.
Gene
Ein Gen ist der Träger unserer Erbinformation. Gene bestehen aus DNA (Desoxyribonukleinsäuren). Gene sind in fast allen Zellen eines Menschen gleich. Sie enthalten die Bauanleitung für unseren ganzen Körper. Sie bestimmen wie jedes Eiweiß, jede Zelle, jedes Gewebe in unserem Körper zusammengesetzt ist.
Genveränderungen
Eine Genveränderung wird auch (Gen-)Mutation genannt. Sie betrifft eine bestimmte Stelle in unserer Erbinformation. Es passiert ständig, dass an der DNA kleine Veränderungen entstehen. Die meisten Mutationen haben keine Folgen. Unser Körper passt sehr gut auf, dass Mutationen repariert werden oder mutierte Zellen aussortiert werden. Wenn in einer Zelle zu viele relevante Genveränderungen entstehen, kann sie zur Krebs-Zelle werden. Die Genveränderungen führen dann dazu, dass sich die Zelle unkontrolliert teilt.
Kann ich mich vor zu vielen Genmutationen schützen?
Genmutationen entstehen nicht nur spontan, sie werden auch ausgelöst durch z.B. Zigarettenrauch oder starke Sonnenbestrahlung. Weil die Genveränderungen zu Krebs führen können, können wir durch Nicht-Rauchen und ausreichenden Sonnenschutz unser Krebsrisiko reduzieren.
Keimbahnmutationen und somatische Mutationen
Unsere Zellen und mit ihnen unser Erbgut werden in Keimbahnzellen und somatische Zellen eingeteilt. Je nachdem welche Zelle von der Mutation betroffen ist, werden auch Gen-Mutationen eingeteilt:
Keimbahnmutation | Somatische Mutation | |
Mutierte Zelle | Spermium oder Eizelle (Geschlechtszellen) | Eine normale Körperzelle z.B. eine Zelle der Prostata |
Betroffene Zellen | Alle Zellen, die aus Spermium und Eizelle entstanden sind – also alle Zellen des Menschen | Nur die Zellen, die aus der betroffenen Zelle entstanden sind – also die Krebszellen |
Vererbung möglich | Ja | Nein |
Gentests und Krebs
Bei einem Gentest werden die Gene in einer oder mehreren Zellen untersucht. Dabei wird herausgefunden, ob bestimmte Genveränderungen vorliegen oder nicht. Was heißt das in Bezug auf Prostatakrebs?
Gentests für das Prostatakrebs-Risiko
Bestimmte Keimbahn-Genveränderungen erhöhen das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken. Weil es sich um Keimbahn-Mutationen handelt, können diese in jeder Körperzelle nachgewiesen werden. Für diesen Gentest braucht man daher kein Prostata-Gewebe, sondern es reicht eine Blutentnahme.
Nach der genetischen Untersuchung der Zellen, kann man sagen, ob bestimmte Genveränderungen vorliegen, die das Risiko für Krebs erhöhen.
Gentests bei bestehendem Prostatakrebs
Der Test klärt nicht nur das Risiko bei Gesunden, sondern verrät auch mehr über eine bereits bestehende Erkrankung. Auch bei Patienten, die an Prostatakrebs erkrankt sind, kann ein Gentest daher sinnvoll sein, um den Krebs besser zu verstehen. Die Entscheidung wird individuell und in Absprache mit den behandelnden ÄrztInnen getroffen.
In Lektion 3 erfahren Sie mehr zu der Frage „Wer sollte sich testen lassen?“
Genetische versus genomische Testung
Genetische Testungen untersuchen einzelne erbliche Merkmale, während genomische Testungen die Gesamtheit aller Gene auf genomische Abweichungen untersuchen.
Genetische Testung | Genomische Untersuchung | |
Gen versus Genom | Gen: Anleitung für einen Baustein z.B. ein Protein, einen Rezeptor oder einen Botenstoff | Genom: alle Gene, also alle Anleitungen eines Individuums in einer Zelle |
Art der Untersuchung | Untersuchung einzelner Gene und deren Veränderungen | Untersuchung des Genoms, also der Gesamtmenge |
Ziel | Beurteilung von vererbbaren Merkmalen | Untersuchung von Aktivität und Funktion von Genen, z.B. Einfluss auf Erkrankungen |
Beispiel | Risiko für eine Erkrankung, oder auch die Augenfarbe | Aggressivität eines Tumors |
Arten der Testung bei Prostatakrebs
Bei einer genetischen Testung in Bezug auf Prostatakrebs werden zwei Arten von Tests unterschieden: Keimbahntest und somatischer Gentest. Doch was bedeutet das genau und wann werden sie durchgeführt?
Keimbahntest versus somatischer Gentest
Keimbahntest | Somatischer Gentest | |
Ausgangssituation | Gesunde Menschen, meist Verwandte von KrebspatientInnen | An Prostatakrebs erkrankte Menschen |
Untersuchungsmaterial | Blutzellen | Krebszellen |
Test ermöglicht Aussagen zu |
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Unter bestimmten Umständen kann auch bei einem Prostatakrebs-Patienten ein Keimbahntest sinnvoll sein, zum Beispiel wenn es um die Frage der Vererbung geht.
Bei der Früherkennung von Prostatakrebs wird oft auch vom PSA-Wert gesprochen. Das Prostataspezifische-Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das in der Prostata gebildet wird und im Blut nachweisbar ist. Mehr zum PSA-Wert können Sie in unserer Schulung Prostatakrebs verstehen nachlesen.
Abgrenzung zum PCA3-Gentest
Der PCA3-Gentest hat mit den Gentests, die in dieser Schulung behandelt werden, nichts zu tun. Es handelt sich dabei um eine Vorsorgeuntersuchung, bei der untersucht wird, ob sich im Urin Prostata-Krebszellen befinden.
Vergleichbare Gentests bei anderen Krebserkrankungen
Auch bei anderen Krebserkrankungen kann das Erkrankungsrisiko bzw. das Tumorgewebe genetisch untersucht werden. Dabei sind teilweise die gleichen Gene relevant wie beim Prostatakrebs-Gentest. Beispielsweise spielen die BRCA-Gene eine wichtige Rolle sowohl beim Prostatakrebs als auch bei Brustkrebs und Eierstockkrebs. In der Schulung „BRCA-Gentest verstehen“ erfahren Sie mehr zur Bedeutung von BRCA vor allem bei Brustkrebs.
Geprüft Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer: Stand Juli 2021 | AT-4995 | Quellen und Bildnachweis