3. Wer sollte sich testen lassen?

Familiäres Risiko für Prostatakrebs

Viele verschiedene Gene und Genveränderungen können die Entwicklung von Prostatakrebs beeinflussen. Es gibt auch unterschiedliche Gründe für einen Gen-Test. Wer sollte sich testen lassen? Zunächst betrachten wir die familiären Hintergründe.

Erbliches Prostatakrebs-Risiko

Genveränderungen in der Keimbahn betreffen alle Zellen und können weitervererbt werden. Somit kann zwar nicht Prostatakrebs selbst, aber ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs vererbt werden.

Bei familiärem Prostatakrebs kann meist eine der in den vorigen Lektionen genannten Genveränderungen in der Keimbahn nachgewiesen werden. Dieses „Krebsrisiko-Gen“ wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % an die eigenen Kinder vererbt. Details dazu finden Sie in der Schulung „Prostatakrebs-Gentest – Was tun mit dem Ergebnis“.

Familiärer Prostatakrebs

Bei familiärem Prostatakrebs ist das Risiko für diesen Krebs genetisch erhöht und es kommt zu mehreren Fällen in der Verwandtschaft. Bei ungefähr 10 % aller Prostatakrebs-Patienten liegt „familiärer“ Prostatakrebs vor. Das heißt, dass von zehn Prostatakrebs-Patienten bei einem eine vererbbare Veranlagung für Krebs in der Familie vorliegt und bei neun Patienten nicht.

Es sind noch nicht alle menschlichen Genveränderungen erforscht. Daher kann es auch sein, dass „familiärer“ Prostatakrebs vorliegt, ohne dass eine bekannte Mutation gefunden wurde. Vor allem wenn in einer Familie mehrere Krebserkrankungen vorliegen oder die Erkrankten sehr jung sind.

Für wen in der Familie macht der Test am meisten Sinn?

Zunächst wird meist ermittelt, ob beim Erkrankten selbst eine erbliche Mutation vorliegt. Nur wenn dies der Fall ist, kann sie weitervererbt werden und nur dann ist eine genetische Untersuchung der Blutsverwandten sinnvoll. Dies nennt man auch Stufendiagnostik.

Wenn eine Genanalyse des Erkrankten nicht möglich ist oder er das nicht möchte, können sich Verwandte auch direkt testen lassen. Dies ist besonders zu empfehlen

  • bei erstgradiger Verwandtschaft (Sohn oder Bruder),
  • wenn der Erkrankte bei Diagnose jung oder der Krebs schon weit fortgeschritten war,
  • bei mehreren Fällen von Krebs in einer Familie (nicht nur Prostatakrebs)

Weiterführende Informationen zur Früherkennung von Prostatakrebs finden Sie in unserer Schulung „Krebsfrüherkennung.“

Gentest nach der Diagnose Prostatakrebs

Wenn Sie an Prostatakrebs erkrankt sind, kann es sein, dass Ihre Ärztin/Ihr Arzt vorschlägt eine genetische Untersuchung Ihres Bluts oder der Krebszellen machen zu lassen.

Genetische Untersuchung des Tumorgewebes

Gewebeproben aus einem Tumor werden zunächst von einer Pathologin/einem Pathologen untersucht. Dabei werden die Art des Tumorgewebes, die Aggressivität und andere Tumoreigenschaft beurteilt. Diese Untersuchung wird im Rahmen der Diagnostik von Prostatakrebs immer gemacht.

Zusätzlich können Spezialuntersuchungen der Tumorzellen sinnvoll sein – beispielsweise ein Gentest. Diese Untersuchungen sind nicht bei jedem Patienten erforderlich.

Im Verlauf der Tumorerkrankung können sich die Gene verändern. Daher kann es sinnvoll sein, dass im Laufe der Zeit mehrmals Gentests durchgeführt werden.

Erkenntnisse durch den Gentest

Die genetische Untersuchung des Tumors bringt zusätzliche Informationen zu:

  1. Prognose und
  2. Therapiemöglichkeiten der Tumorerkrankung.

Insbesondere Mutationen der BRCA-Gene sind dabei interessant, da sie eine neue zielgerichtete Therapie ermöglichen. Mehr zu den möglichen Auswirkungen des Gentests erfahren Sie in der Schulung „Prostatakrebs-Gentest – Was tun mit dem Ergebnis?“.

Wenn eine genetische Untersuchung des Tumorgewebes nicht möglich ist, kann auch ein Gentest aus dem Blut des Patienten gemacht werden. Denn wenn die Mutation dort nachgewiesen werden kann, ist sie in allen Zellen vorhanden, also auch in den Tumorzellen.

Gentests zur Einschätzung des Prostatakrebs-Risikos

Sie sind gesund und möchten wissen, ob Sie durch Ihre genetische Veranlagung ein höheres Risiko haben an Prostatakrebs zu erkranken? In diesem Fall können Sie einen Gentest zur Einschätzung Ihres Prostatakrebs-Risikos machen.

Aussagen des Tests

Bei einem positiven Ergebnis werden beispielsweise Mutationen in einem BRCA-Gen nachgewiesen. Sie können dann davon ausgehen,

  • dass Ihr Risiko an Prostatakrebs zu erkranken erhöht ist.
  • dass Sie eher bereits in jungen Jahren erkranken können.
  • dass sie keineswegs sicher erkranken werden.
  • dass für Sie frühere und angepasste Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll sind.

Bei einem negativen Ergebnis können Sie davon ausgehen, dass Sie kein wesentlich erhöhtes Risiko im Vergleich zu anderen Männern haben. Das Risiko ist aber auch nicht niedriger als im Durchschnitt.

Damit der Test aussagekräftig ist, sollte er nur eingesetzt werden, wenn mit einem erhöhten Risiko zu rechnen zu ist. Mehr dazu im ersten Teil dieser Lektion „Familiäres Risiko“.

Auswirkungen der BRCA-Mutation auf das Krebsrisiko

Das Risiko für Prostatakrebs ist bei einer BRCA-Mutation etwa viermal so hoch. Ebenso ist das Risiko für andere Krebserkrankungen erhöht, z.B. für Brustkrebs. Es kann aber trotzdem sein, dass Sie nie Krebs bekommen. Mehr Informationen dazu finden Sie in den Schulungen zu „BRCA-Gentest verstehen“ und „BRCA-Gentest – was tun mit dem Ergebnis?“.

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Geprüft Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer: Stand Juli 2021 | AT-4995 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.