Gene bei Prostatakrebs
Genveränderungen können zu Krebs führen, unter anderem auch zu Prostatakrebs. Welche Gene sind dabei im Zusammenhang mit Prostatakrebs besonders wichtig?
Reparaturgene
Gene, die besonders häufig bei Krebs verändert sind, sind die sogenannten DNA-Reparatur-Gene. Diese Gene sind wichtig, um Schäden im Erbgut zu reparieren. Wenn Erbgutschäden nicht richtig repariert werden, können diese Veränderungen zu Krebs führen. Daher erhöhen Mutationen von DNA-Reparatur-Genen das Krebsrisiko stärker als viele andere Mutationen.
Eine wichtige Form der DNA-Reparatur ist die HRR-Reparatur. HRR ist die Abkürzung für homologe rekombinante Reparatur (homologous recombination repair). Der Begriff beschreibt die Technik, die unser Körper bei dieser Reparatur einsetzt. Zu den HRR-Reparatur-Genen gehören die BRCA-Gene.
Eine einzige Genveränderung macht noch keinen Krebs
Unser Körper hat viele Sicherungs- und Kontrollmechanismen mit der Aufgabe, die Entstehung von Krebs zu verhindern. Eine einzige Genveränderung führt noch lange nicht zu Krebs. In einer Zelle müssen erst Mutationen in vielen „Krebs-Genen“ entstehen, bevor sie sich bösartig ausbreiten können. Dies hängt von Faktoren wie unserem Lebensstil (z.B. Zigarettenrauch) aber auch vom Zufall ab und dauert oft Jahrzehnte. Daher ist Prostatakrebs auch im höheren Alter häufiger.
BRCA und Prostatakrebs
Für den körpereigenen Schutz vor einer Krebserkrankung ist also die Reparatur der DNA sehr wichtig. Bekannte Reparatur-Gene sind die BRCA-Gene. Doch was bedeutet BRCA und warum ist es bei Prostatakrebs wichtig?
Einordnung der BRCA-Gene
BRCA steht für BReast CAncer – englisch für Brustkrebs. Ihre Bedeutung wurde als erstes für Brustkrebs erkannt. Sie spielen aber auch bei Prostatakrebs und anderen Krebs-Erkrankungen eine wichtige Rolle.
Zu den BRCA-Genen gehören mehrere Gene, die durchnummeriert wurden. Am wichtigsten sowohl bei Brustkrebs als auch bei Prostatakrebs sind BRCA-1 und BRCA-2.
Die BRCA-Gene gehören zu den sogenannten HRR-Reparaturgenen. Wie im vorigen Kapitel erklärt sind sie wichtig, um kleine Fehler in der DNA korrekt zu reparieren, so dass keine Genveränderung entsteht. Mutationen in BRCA-Genen begünstigen somit weitere Mutationen und damit Krebs.
Erfahren Sie mehr über BRCA und BRCA-Gentests in unserer Online-Schulung “BRCA-Gentest verstehen”.
Bedeutung von BRCA bei Prostatakrebs
BRCA-Mutationen erhöhen das Risiko für Prostatakrebs deutlich: Das Risiko eines Mannes im Laufe des Lebens an Prostatakrebs zu erkranken beträgt etwa 15%. Bei Männern, die eine BRCA-2-Mutation haben, beträgt es etwa 40%. Diese sind im Durchschnitt auch jünger, wenn sie erkranken.
Bei jungen Männern mit aggressivem Prostatakrebs werden BRCA-Mutationen besonders häufig nachgewiesen (etwa 10%).
Prostatakrebs, in dem die BRCA-2-Mutation vorhanden ist, wächst und streut schneller und spricht auf manche Therapien schlechter an. Das hat damit zu tun, dass durch die gestörte Reparatur schneller neue Mutationen, also neue Krebseigenschaften entstehen. Diese neuen Eigenschaften können zum Beispiel ein schnelleres Wachstum sein oder ein Ablösen von Tumorzellen in die Blutbahn ermöglichen. Es gibt neue Therapie-Ansätze, die nur bei bestimmten Genveränderungen angewendet werden können. Dazu gehört die BRCA-2-Mutation. Durch diese neue Therapie wird die Prognose deutlich verbessert.
Weitere Genveränderungen bei Prostatakrebs
Damit eine gesunde Prostata-Zelle zur Krebszelle wird, muss sie mehrere Genveränderungen entwickeln. Diese können neben den BRCA-Genen auch durch andere Gene bewirkt werden.
Weitere DNA-Reparatur-Gene
Es gibt neben BRCA auch viele andere Gene der DNA-Reparatur, die an der Prostatakrebs-Entstehung beteiligt sind. Die meisten sind weniger gut erforscht und ihr Nachweis hat oft keine Konsequenzen. Unter Umständen kann aber auch bei anderen Genmutationen das Erkrankungsrisiko erhöht sein bzw. die Therapie durch das Gentest-Ergebnis beeinflusst werden.
Lynch-Syndrom
Das Lynch-Syndrom ist ein erbliches Tumorsyndrom. Dabei ist das Risiko für mehrere Krebsarten erhöht, unter anderem für Prostatakrebs und Darmkrebs. Beim Lynch-Syndrom liegen Mutationen in bestimmten Genen vor, die auch bei einem Gentest nachgewiesen werden können.
Viele Faktoren beeinflussen die Krebsentstehung
Mit den bekannten Genmutationen können ca. 5 – 10 % der Prostatakrebs-Erkrankungen erklärt werden. Viele andere Gene, Lebensstil, Ernährung, Infektionen und natürlich das Alter wirken sich auch auf das Prostatakrebs-Risiko aus. Neben all diesen vielen Faktoren ist auch der Zufall von Bedeutung.
Anzahl erforschter Krebs-Gene
Bisher wurden über 700 Gene erforscht, die an der Entstehung von Krebs beteiligt sein können! Und die Zahl wächst mit dem Fortschritt der Forschung weiter.
Geprüft Univ.-Prof. Dr. Gero Kramer: Stand Juli 2021 | AT-4995 | Quellen und Bildnachweis