9. Familienplanung und Psoriasis – Alle Fragen

Viele PatientInnen sorgen sich nach einer Psoriasis-Diagnose um die Familienplanung. Kann ich trotz meiner Erkrankung gesunde Kinder bekommen? Welche Therapieformen gibt es während der Schwangerschaft? Diese und weitere Fragen finden Sie hier zusammengefasst.

Vererbung von Psoriasis

Wie wahrscheinlich ist es, dass ich Psoriasis an mein Kind vererbe?

Die Vererbung der Schuppenflechte hängt davon ab, welchen Typ der Schuppenflechte Sie haben. Wenn Sie einen Typ 1 haben, der vor dem 40. Lebensjahr aufgetreten ist, dann beträgt die Vererbung ungefähr 30%, wenn ein Elternteil befallen ist und 60%, wenn beide Elternteile befallen sind. Wenn es sich um einen Typ 2 handelt und Ihre Schuppenflechte erst nach dem 40. Lebensjahr aufgetreten ist, gibt es so gut wie keine Vererbung.

Kann die Krankheit an unser Kind vererbt werden, wenn wir als Eltern nicht betroffen sind, aber Psoriasis in unserer Familie vorkommt?

Es ist möglich, dass die Schuppenflechte auch vorkommt, wenn niemand in der Familie oder nur ein entfernter Verwandter betroffen ist. Die Vererbung ist bei der Psoriasis vulgaris nicht regelmäßig.

Kann während der Schwangerschaft festgestellt werden, ob mein Kind Psoriasis bekommen wird?

Es kann während der Schwangerschaft nicht festgestellt werden, ob Ihr Kind Psoriasis bekommen wird. Es gibt keine Möglichkeit dies festzustellen, außerdem haben Neugeborene so gut wie nie eine Psoriasis vulgaris, sie entwickelt sich immer erst später im Leben.

Hier geht es zum Video-Interview: „Vererbung von Psoriasis”

Verhütung bei Psoriasis

Bei welchen Psoriasis Therapien ist eine sicherer Verhütung unbedingt notwendig und warum?

Wenn Sie eine schwere Psoriasis vulgaris haben und beispielsweise ein Medikament aus der Gruppe der alten klassischen Basistherapeutika einnehmen, wie ein Methotrexat oder eine Vitamin-A-Säure, dann ist eine sichere Verhütung unbedingt notwendig.

Bei den neueren Medikamenten, den Biologika ist auch eine Verhütung empfohlen, aber es gibt keine so hohe Gefahr einer Missbildung oder einer Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit.

Welche Verhütungsmittel bieten sich als sichere Methode für Psoriasis-PatientInnen an?

Eine sichere Verhütung brauchen Sie eigentlich nur, wenn Sie eine Behandlung mit einem Retinoid mit einem Vitamin-A-Säure Präparat einnehmen. Hier ist eine sichere Verhütung unbedingt notwendig, es wird eine doppelte Verhütung empfohlen, beispielsweise mit Pille und Kondom. Bei einem Methotrexat ist ebenso eine sichere Verhütung notwendig, allerdings reicht hier eine einfache Verhütungsmethode.

Bei den neueren biologischen Medikamenten ist eine sichere Verhütung nicht unbedingt notwendig. Man kann das Medikament auch bei Einsetzen der Schwangerschaft absetzen. Falls man eine Schwangerschaft plant, macht man das drei Monate vor Eintreten der Schwangerschaft.

Können hormonelle Verhütungsmethoden meine Symptome verbessern oder verschlechtern?

Bei der Psoriasis ist es nicht bekannt, dass hormonelle Verhütungsmittel einen Einfluss auf die Krankheitsaktivität oder die Krankheitsschwere haben. Es gibt auch kaum Schubauslösungen durch hormonelle Verhütungsmittel. Diese Medikamente und Verhütungsmittel können Sie ohne Bedenken verwenden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Verhütung bei Psoriasis”

Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Psoriasis

Wie schnell nach dem Absetzen der Therapie können wir versuchen schwanger zu werden?

Es hängt sehr davon ab, welches Medikament Sie verwenden. Bei dem Methotrexat würde eine Pause von ein bis zwei Monaten ausreichen. Bei den Retinoiden, den Vitamin-A-Säure Präparaten ist eine längere Pause notwendig, am besten wäre sogar ein Abstand von zwei Jahren vom Absetzen des Medikamentes zum Beginn der Schwangerschaft.

Kann die Psoriasis-Erkrankung oder ihre Therapie Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben?

Die Psoriasis vulgaris selbst hat keinen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Sie können ohne weiteres Kinder bekommen, wenn Sie an Psoriasis vulgaris leiden. Der Eintritt der Schwangerschaft ist auch nicht verzögert oder erschwert.

Bei den Medikamenten und der Therapie ist es ein bisschen anders. Wenn Sie bestimmte Medikamente nehmen, wie das Methotrexat oder Retinoid, dann darf keine Schwangerschaft auftreten. Durch Methotrexat ist oft die Fruchtbarkeit etwas herabgesetzt, auch bei den Männern, die Methotrexat einnehmen.

Wie kann die Schwangerschaft meinen Krankheitsverlauf beeinflussen?

Grundsätzlich ist es möglich, dass eine Schwangerschaft die Psoriasis in beide Richtungen beeinflusst. Es kann zu einer Verbesserung oder einer Verschlechterung der Hauterkrankung kommen. Das ist jedoch nicht vorhersehbar, meistens tritt aber eher eine Verbesserung als ein.

Ist das Risiko für Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft und bei der Geburt durch meine Psoriasis-Erkrankung erhöht?

Die Schwangerschaften verlaufen bei Psoriasis Patientinnen normalerweise ganz gleich, wie bei solchen ohne Psoriasis. Weder die Schwangerschaft noch die Geburt sind dadurch beeinträchtigt.

Was soll ich tun, wenn ich während meiner Psoriasis-Therapie ungewollt schwanger geworden bin?

Wenn Sie während Ihrer Psoriasis Therapie ungewollt schwanger geworden sind, ist es ganz wichtig, dass Sie umgehend Ihre behandelnde Hautärztin oder Ihren behandelnden Hautarzt aufsuchen.

Wenn Sie eines der klassischen Therapeutika zum Schlucken verwendet haben, ist es wichtig, dass dieses Medikament sofort abgesetzt wird. Wenn es ein moderneres Medikament zum Spritzen ist, kann man dieses meistens beruhigt nach positivem Schwangerschaftstest, ohne Gefahr für das Kind absetzen.

Inwieweit müssen auch Männer mit Psoriasis bei der Familienplanung etwas berücksichtigen?

Die Psoriasis vulgaris hindert Männer grundsätzlich nicht daran eine Familie zu gründen. Wenn Sie allerdings eine Therapie mit Retinoiden oder Methotrexat einnehmen, sollten Sie das Medikament unbedingt vor der Zeugung eines Kindes absetzen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Kinderwunsch und Schwangerschaft bei Psoriasis”

Gespräch mit Ärztin/Arzt

Was sollte ich meiner Gynäkologin/meinem Gynäkologen über meine Erkrankung mitteilen?

Für Ihre Gynäkologin oder Ihren Gynäkologen ist es wichtig zu wissen, dass Sie eine Psoriasis vulgaris haben, vor allem dann, wenn diese Erkrankung behandlungsbedürftig ist. Wenn es eine milde Form ist, die Sie nur mit Cremes behandeln, ist das wichtig, weil bestimmte Cremes in der Schwangerschaft nicht empfohlen werden. Besonders wichtig ist es, wenn Sie ein Medikament einnehmen oder spritzen, denn das muss der Gynäkologe wissen, um Sie richtig und gut beraten zu können.

Welche Informationen sind für meine Dermatologin/meinen Dermatologen wichtig, wenn ich plane, schwanger zu werden oder schwanger bin?

Wenn Sie eine Psoriasis vulgaris haben und einen Dermatologen aufsuchen, sind die Informationen, die Schwangerschaft und Kinderwunsch betreffen für die Auswahl der Therapie sehr wichtig.

Bestimmte Therapeutika sind in der Schwangerschaft günstig, andere sollten vermieden werden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihrer Hautärztin oder Ihrem Hautarzt zu Beginn umfassende Informationen darüber geben, was Sie planen, vor allem in welchem Zeitraum Sie zum Beispiel eine Schwangerschaft planen.

Was kann ich als PatientIn bei der Therapiewahl mitentscheiden?

Jede Therapieentscheidung ist eine Entscheidung zwischen Arzt und Patientin oder Patient. Es wird keine Therapieentscheidung ohne Patientin oder Patient getroffen. Natürlich wird der Hautarzt oder die Hautärztin Sie beraten, unterstützen und Empfehlungen nennen oder Ihnen von etwas abraten. Grundsätzlich treffen Sie als Patientin oder Patient die Therapieentscheidung nach einer ausführlichen Aufklärung durch die Hautärztin oder den Hautarzt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Gespräch mit Ärztin/Arzt”

Psoriasis-Therapie während Schwangerschaft und Stillzeit

Welche lokalen Psoriasis-Therapien sind während der Schwangerschaft möglich und welche nicht?

Während der Schwangerschaft ist die Lokaltherapie der Psoriasis eine wichtige Säule, weil sie viel zum Wohlbefinden beiträgt. Wichtig ist auch die indifferente Lokaltherapie, die pflegende Lokaltherapie mit einem niedrigen Harnstoffanteil, 4% wären beispielsweise günstig.

Auch die Vitamin D Präparate sind in der Schwangerschaft ohne Probleme anzuwenden, wobei eine Menge von 100g pro Woche nicht überschritten werden sollte. Bei den topischen Glukokortikosteroiden, den Kortison Salben, sollte man die fluorierten Präparate vermeiden. Da wäre zum Beispiel ein Klasse 2 Kortikosteroid zur Anwendung günstig.

Ist eine Lichttherapie während der Schwangerschaft möglich?

Eine Lichttherapie, eine Sonnenlicht-Therapie ist während der Schwangerschaft möglich, allerdings nur die UV-B-Therapie. Eine Bestrahlung mit schmalband UV-B ist in der Schwangerschaft sehr günstig. Eine PUVA, eine Behandlung mit Psoralen und UV-A vermeiden wir in der Schwangerschaft.

Welche systemischen Psoriasis-Therapien sind während der Schwangerschaft möglich und welche nicht?

Wir versuchen während der Schwangerschaft die systemischen Psoriasis Therapeutika abzusetzen. Meistens wird die Psoriasis in der Schwangerschaft eher besser. Allerdings, wenn es notwendig ist, besonders wenn auch eine Gelenkbeteiligung besteht, können die neueren biologischen Medikamente auch durch die Schwangerschaft weitergegeben werden. Besonders günstig ist das Certolizumab, das ist ein Medikament, das die Plazentaschranke nicht überschreiten kann und somit nicht auf das Kind übergeht.

Ab welchem Zeitraum darf ich wieder mit meiner gewohnten Therapie beginnen?

Der Therapiebeginn nach Abschluss der Schwangerschaft hängt davon ab, ob Sie stillen möchten oder nicht. Wenn Sie nicht stillen möchten, können Sie nach wenigen Wochen wieder mit der systemischen Psoriasis Therapie beginnen.

Wenn Sie stillen möchten, dann sind die neueren biologischen Therapeutika möglich, da sie kaum in die Muttermilch übergehen und vom Kind im Magen auch verdaut werden.

Hier geht es zum Video-Interview: „Psoriasis-Therapie während Schwangerschaft und Stillzeit”

Alternative Behandlungen während der Schwangerschaft

Bei welchen alternativen Behandlungen ist bei Psoriasis eine Wirksamkeit nachgewiesen?

Die alternativen Therapiemöglichkeiten heißen deshalb alternative Therapiemöglichkeiten, weil die Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist. Deshalb gibt es eigentlich keine alternativen Therapiemöglichkeiten der Psoriasis mit nachgewiesener Wirksamkeit.

Bei welchen „natürlichen“ Behandlungsmöglichkeiten kann ich gefahrlos ausprobieren, ob sie mir helfen?

Es gibt keine Daten, dass beispielsweise die Anwendung von Manuka-Honig bei der Psoriasis vulgaris hilfreich sein könnte. Es sind zwar entzündungshemmende Eigenschaften beschrieben, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Psoriasis vulgaris.

Bei welchen „natürlichen“ Behandlungsmöglichkeiten ist Vorsicht geboten?

Besondere Vorsicht ist zum Beispiel bei Arnika Präparaten oder Ringelblumensalbe geboten, weil diese ein hohes allergenes Potenzial haben. Wenn die Haut schon vorgeschädigt ist, kommt es hier häufiger zum Auftreten von Kontaktallergien, die dann wieder zusätzliche Symptome wie Juckreiz oder nässende Hautveränderungen induzieren können.

Warum sollte ich beim Einsatz alternativer Behandlungen Rücksprache mit meinem Behandlungsteam halten?

Manchmal können alternative Therapeutika auch Nebenwirkungen verursachen, wie Allergien oder wie bei alkoholischen Präparaten eine starke Austrocknung der Haut. Diese können dann wiederum zu einer Verschlechterung der Schuppenflechte führen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Alternative Behandlung der Psoriasis während der Schwangerschaft”

Verhalten während Schwangerschaft und Stillzeit

Was kann ich selbst tun, um das Risiko für einen Schub während der Schwangerschaft möglichst gering zu halten?

Die Auslösung von Schüben ist in der Schwangerschaft eigentlich ähnlich wie außerhalb der Schwangerschaft. Infekte, Stress oder starke Austrocknung der Haut können beispielsweise einen Schub auslösen. Diese sollten Sie in der Schwangerschaft genauso vermeiden, wie außerhalb.

Sind ich oder mein Ungeborenes besonders anfällig für Infektionskrankheiten?

Durch die Psoriasis vulgaris sind Sie nicht besonders infektanfällig, manchmal durch die eingesetzten Therapeutika, aber nicht durch die Psoriasis vulgaris selbst. Auch während der Schwangerschaft haben weder Sie noch das ungeborene Kind ein erhöhtes Infektrisiko.

Darf ich im akuten Psoriasis-Schub Schmerzmedikamente einnehmen und wenn ja, welche sind geeignet?

Sie können in der Schwangerschaft Schmerzmedikamente einnehmen, wobei vor allem Paracetamol empfohlen wird, dieses können Sie während der gesamten Schwangerschaft einnehmen.

Das Ibuprofen eignet sich auch gut als schmerzlinderndes und entzündungshemmendes Medikament, die Anwendung ist allerdings nur bis zur 28. Schwangerschaftswoche empfohlen.

Kann ich trotz Psoriasis-Erkrankung mein Kind stillen?

Sie können trotz der Psoriasis vulgaris Ihr Kind stillen. Meistens sind die Areale an der Brust nicht von der Psoriasis vulgaris befallen. Wenn Sie hier jedoch einen Plaque bestehen haben, können Sie diesen durch Lokaltherapie gut behandeln. Dabei sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind nicht die Seiten abschleckt oder verschluckt.

Kann ich meinem neugeborenen Kind über Hautkontakt an betroffenen Stellen oder über die Muttermilch die Psoriasis übertragen?

Die Psoriasis ist keine ansteckende Erkrankung, Sie können sie deshalb auch nicht auf Ihr Kind übertragen, auch nicht durch engen Hautkontakt.

Wie kann ich meine Haut an der Brust während der Stillzeit pflegen?

Es ist sehr wichtig, dass Sie Verletzungen und Einrisse vermeiden. Hier sind rückfettende Salben mit einem hohen Fettanteil sehr wichtig. Es sind oft auch Vaseline ähnliche Salben zu empfehlen, um die Verletzung durch das Saugen zu minimieren.

Wann kann es nötig werden, dass ich abstille?

Es ist eigentlich nur dann nötig, dass Sie abstillen, wenn Sie dringend eine therapeutische Maßnahme benötigen, die nicht mit dem Stillen vereinbar ist. Das ist aber eine sehr seltene Angelegenheit, meistens können Sie während der Behandlung mit einem modernen biologischen Medikament weiterstillen. Eine klassische Therapie mit einem Retinoid oder Methotrexat wird Ihnen in dieser Situation kaum eine Ärztin oder ein Arzt vorschlagen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Verhalten während Schwangerschaft und Stillzeit”

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Geprüft Ao.Univ.-Prof.in Dr.in Gudrun Ratzinger: Stand Juli 2023 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.