Welche Nebenwirkungen können bei der Therapie mit Kortison auftreten?
Die Frage von Nebenwirkungen unter Kortison-Therapien stellen immer einen sehr großen Zeitplan in der Aufklärung der Patienten dar, weil sich viele Patienten vor Nebenwirkungen fürchten, die aber in einer heutigen modernen Kortison-Therapie bei guter Führung des verschreibenden Arztes oder Ärztin praktisch nicht mehr auftreten.
Wovon reden wir hier? Wir reden hier vor allem von Flüssigkeitseinlagerungen, von Gewichtszunahme, von dem Gefühl, dass das Gesicht aufschwemmt, dass sich ein sogenannter Büffelnacken bildet. Das sind alles Nebenwirkungen, die wir geschichtlich aus Zeiten kennen, wo Kortison in sehr hohen Dosen über sehr lange Zeit eingenommen wurde. Heutzutage mit kurzfristiger Einnahme der Kortisonpräparate mit rascher Reduktion sollten diese Nebenwirkungen eigentlich nicht mehr auftreten. Wenn Sie dennoch etwas in diesem Bereich merken, ist es wichtig, dass Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin dementsprechend kontaktieren, um das frühzeitig zu besprechen.
Weitere wichtige Nebenwirkungen sind natürlich die Blutzuckerveränderung, die Blutdruckerhöhung, Veränderungen beim Sehen oder auch neurologische Veränderungen, wie Entstehen von Euphorie, die meistens als positive Nebenwirkungen wahrgenommen werden. Aber es kann auch zu Depressionen oder Schlafstörungen unter Kortison-Therapien kommen.
Was kann ich selbst tun, um Nebenwirkungen zu vermeiden?
Auch als Patient selbst können Sie viel beitragen, Nebenwirkungen vorzubeugen oder auch gar nicht auftreten zu lassen.
Wichtig ist es, die Einnahme-Modalität wirklich so durchzuführen, wie es Ihnen vom verschreibenden Arzt oder der verschreibenden Ärztin empfohlen worden ist, Stichwort vor allem das Mundspülen bei Einnahme von inhalativen Präparaten, und die Präparate idealerweise vor einer Nahrungszufuhr zu sich zu nehmen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es natürlich auch, dass man die Kortison-Therapie nicht eigenhändig verändert, im Sinne von gesteigerter Therapie oder zu raschem Absetzen, weil es dadurch einerseits zu erhöhtem Nebenwirkungspotenzial, andererseits aber auch zu Mangelerscheinungen von Kortison mit ebenfalls wieder schwerwiegenden Komplikationen kommen kann.
Um Flüssigkeitsansammlungen vorzubeugen, ist ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung während der Kortison-Therapie wichtig. Bewegung, körperliche Aktivität schützt natürlich auch vor einem zu raschen Knochenabbau unter laufender Kortison-Therapie.
Und es ist auch wichtig, dass Sie regelmäßig Ihre Blutzucker- und Blutdruckwerte messen, falls Sie bereits vor Kortison-Therapie an einem Bluthochdruck oder einer Zuckererkrankung leiden.
Welche Behandlungen gibt es, um Nebenwirkungen zu verhindern?
Bei gewissen Situationen ist es auch möglich, aus ärztlicher Sicht sogenannte Zusatztherapien zu verschreiben, um Nebenwirkungen abzudämpfen oder nicht entstehen zu lassen.
Zum Beispiel bei einem Risiko für die Entstehung von Magengeschwüren kann eine Kortisontherapie unter einer Magenbegleitschutztherapie, sogenannte Protonenpumpenhemmer oder H2-Blocker problemlos durchgeführt werden und muss als Zusatztherapie während der Kortisontherapie verschrieben werden.
Weiteres wichtig, vor allem bei Leuten mit Risiko für Osteoporose oder Knochenschwäche: Hier verschreiben wir unter laufenden Kortisontherapien zumindest eine begleitende Zusatztherapie mit Calciumpräparaten und Vitamin D3 Präparaten. Auch dies ist ein wichtiger Punkt, um hier entsprechendes Risikosignal zu senken.
Was kann ich tun, wenn ich durch die Kortisontherapie an Gewicht zunehme?
Sollte es dazu kommen, dass Sie unter der Kortison-Therapie auch eine Gewichtszunahme verspüren, ist es wichtig, dass wir hier folgende Verbesserungsvorschläge Ihnen mitteilen können.
Es ist wichtig einmal, zu verstehen, dass es unter einer kurzfristigen Stoßtherapie zu Gewichtsveränderungen, vor allem durch Wasseransammlungen im Körper kommen kann, die sich aber relativ rasch bei Reduktion der Kortison-Dosierung wiederum selbst rückbilden. In gewissen Fällen mit deutlich mehr Gewichtszunahmen kann man auch mit unterstützenden sogenannten flüssigkeitsausscheidenden Medikamenten eine entsprechende zu starke Gewichtszunahme verhindern.
Und es ist natürlich auch wichtig, auf Ihre Diät, auf Ihre Ernährung unter einer Kortison-Therapie zu achten. Kortison kann im positiven Sinne auch zu Heißhunger, zu vermehrten Hungerattacken führen, und auch dadurch kann es unter Kortison-Therapie zu Gewichtszunahmen kommen. Also hier auf eine gesunde, ausgewogene, kalorienangepasste Ernährung achten und dann sollte das Risiko einer Gewichts-Zunahme vertretbar und übersichtlich sein.
Bei welchen Beschwerden sollte ich meine Ärztin/meinen Arzt kontaktieren?
Sollte es unter der Kortison-Therapie zum Auftreten von Beschwerden jeglicher Art kommen, ist es sicher immer wieder sinnvoll und angezeigt, Ihren betreuenden Arzt darüber zu unterrichten.
Es gibt Beschwerden, die eine rasche Änderung einer Therapie bedürfen, z.B. akut auftretende psychiatrische Begleiterkrankungen, depressive Zustandsbilder, starke Schlafstörungen, wo es auch mal möglich und notwendig ist, die Kortison-Therapie frühzeitig zu beenden.
Oder auch wenn es zum Auftreten von nicht beherrschbaren erhöhten Blutzuckerwerten oder starken Blutdruckwerten kommt. Auch hier wäre es wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Kontakt aufnehmen, um hier eventuell eine Änderung der laufenden Therapie besprechen zu können.
Sollte es aber auch zu anderen Beschwerden kommen, die Sie nur mit der neu begonnenen Kortison-Therapie in Verbindung bringen können, ist es immer sinnvoll und ratsam, hier ein entsprechendes Gespräch zu führen, um frühzeitig Komplikationen vorbeugen zu können.
Wie lange nach Abschluss der Kortisontherapie können die Nebenwirkungen andauern?
Nebenwirkungen unter Kortison-Therapie sind meistens auch auf die Zeit der Kortison-Einnahme beschränkt. Wenn wir in einer Kortison-Stoßtherapie die Kortison-Dosis schrittweise reduzieren, ist es auch so, dass mit circa ein bis zwei Wochen Verzögerung auch entsprechende Nebenwirkungen deutlich rückläufig sind und sich verbessern. Langzeitnachwirkungen oder -nebenwirkungen unter Kortison-Therapien sehen wir sehr selten.
Es gibt hier allerdings eine Ausnahme, auf die wir unsere Patienten hinweisen müssen: Wenn Sie eine sehr lange, entsprechend hoch dosierte Kortison-Therapie in Ihrem Leben durchgeführt haben und in weiterer Folge aus entsprechenden Gründen zu rasch die Kortison-Therapie komplett beenden, kann es hier zu längerfristigen Beschwerden kommen, da der körpereigene Regelmechanismus seine Zeit braucht, um die eigene Kortisonproduktion wieder aufzunehmen. Hier ist es vor allem wichtig, nach langdauernder Vortherapie ein entsprechendes Absetzen oder Ausschleichen mit entsprechend langen Zeitfenster noch durchzuführen.
Unter langen Zeiträumen verstehe ich in dieser Indikation, wenn Kortisontherapien mehr als 2 bis 3 Monate mit einer entsprechenden hohen Dosis – wir sprechen hier von Kortisonäquivalenten – über circa 7,5 Milligramm des Kortison-Präparates durchgeführt werden. In diesem Falle sollte ein Ausschleichen ebenfalls mindestens 2 bis 3 Monate in Anspruch nehmen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Nebenwirkungen von Kortison”