Insektengiftallergie - was tun?
Bei Ihnen wurde eine Insektengiftallergie diagnostiziert und Sie fragen sich, wie es jetzt weiter geht und welche Therapiemöglichkeiten es gibt?
Notfallset – sofortige Therapie der allergischen Reaktion
Wenn bei Ihnen eine Insektengiftallergie diagnostiziert (oder auch nur vermutet) wird, erhalten Sie ein Notfallset. Das enthält Medikamente als Tabletten, Saft oder Spritze. Bei einem Insektenstich werden diese sofort eingenommen und mildern die allergische Reaktion ab. Mehr zur Akuttherapie im Notfall erfahren Sie im Kurs „Notfall anaphylaktischer Schock“.
Hyposensibilisierung (Immuntherapie) – langfristige Therapie der Allergie
Eine Insektengiftallergie kann man langfristig therapieren und damit erreichen, dass das Immunsystem nach einer Allergie-Impfung wieder normal reagiert. Dann treten nach einem Stich meist nur mehr geringe oder gar keine Symptome mehr auf. Dafür kommt die Immuntherapie oder Hyposensibilisierung zum Einsatz. Mehr über diese Therapie und woher die beiden Begriffe kommen, erfahren Sie in der nächsten Lektion „Hyposensibilisierung verstehen“.
Wussten Sie schon
Studien zeigen, dass eine Immuntherapie mit Bienen oder Wespengift 9 von 10 PatientInnen sehr gut vor neuen schweren und lebensbedrohlichen allergischen Reaktionen schützt.
Umgang mit Angst vor der allergischen Reaktion
Wie belastend die Allergie empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Wenn Sie sich durch Ihre Allergie und die damit oft einhergehende Angst beeinträchtigt fühlen, zögern Sie nicht Ihre Ärztin / Ihren Arzt darauf anzusprechen.
Denken Sie auch daran, dass Sie Ihrer Allergie aktiv begegnen können, indem Sie:
- Sich vor Stichen schützen
- Das Notfallset immer bei sich führen
- Eine Immuntherapie machen
Behandlungsmöglichkeiten bei Insektengiftallergie
Zur Therapie akuter allergischer Reaktionen werden Notfallmedikamente eingesetzt. Zur langfristigen Behandlung der Allergie hat sich die Hyposensibilisierung bewährt.
Hyposensibilisierung
Die Hyposensibilisierung ist die ursächliche, langfristige Therapie der Allergie. Dabei werden in regelmäßigen Abständen steigende Mengen des Insektengifts (Allergen) verabreicht. Das Immunsystem „lernt“ so, darauf ohne Allergie zu reagieren.
Die Hyposensibilisierung wird auch Immuntherapie oder Allergie-Impfung genannt. Gemeint ist immer die gleiche Therapie, nur die Beschreibung ist unterschiedlich:
- (spezifische) Immuntherapie: Das Immunsystem erhält eine Therapie, die die Reaktion des Immunsystems normalisiert. Das Immunsystem wird „geschützt“.
- Allergie-Impfung: Ähnlich einer klassischen Impfung wird dem Immunsystem zum „Üben“ etwas präsentiert.
- Hyposensibilisierung: Die „Sensibilisierung“ wird weniger. Sensibilisierung gegen Insektengift heißt, dass der Körper auf Insektengift mit bestimmten Antikörpern und Botenstoffen reagiert, die zu einer allergischen Reaktion führen können.
Kriterien für eine Behandlung
Eine langfristige Allergie-Therapie mittels Hyposensibilisierung ist dringend zu empfehlen, wenn
- Sie stark allergisch reagiert haben
- Sie häufig gestochen werden
- Sie das Stichrisiko nicht senken können (z.B. weil Sie viel im Freien sind)
- bei Wespengiftallergie
Wenn Sie nur ein sehr geringes Stichrisiko haben, reicht vielleicht auch ein Notfallset.
Insektengiftallergie bei Kindern behandeln
Die Insektengiftallergie bei Kindern wird prinzipiell gleich behandelt wie bei Erwachsenen. Dennoch gibt es ein paar Besonderheiten.
Behandlung der Insektengiftallergie bei Kindern
Auch bei Kindern gibt es die Akuttherapie und die langfristige Hyposensibilisierung.
Wenn Ihr Kind nach einem Insektenstich eine Allergie gezeigt hat, die nicht nur auf die Haut begrenzt war, profitiert es wahrscheinlich von einer Hyposensibilisierung. Vor allem bei Problemen mit der Atmung und dem Kreislauf ist eine Hyposensibilisierung zu empfehlen. Was dabei zu beachten ist, erfahren Sie in der nächsten Lektion unter „Voraussetzungen“.
Vorbereitung auf eine mögliche allergische Reaktion
Im Falle einer allergischen Reaktion ist gerade bei Kindern schnelles Handeln wichtig. Dafür können Sie im Vorfeld Vorbereitungen treffen:
- Wenn Ihr Kind nur eine allergische Hautreaktion hatte, reicht ein „kleines“ Notfallset z.B. mit anti-allergischen Schmelztabletten.
- Wenn Ihr Kind schon einmal eine allergische Kreislaufreaktion hatte, bekommt es ein „großes“ Notfallset mit Pen.
- Vor allem im zweiten Fall ist es wichtig, dass Sie das gesamte Umfeld informieren. Alle Bezugspersonen sollen wissen, was im Notfall zu tun ist und das evtl. auch üben.
- Die Kinder sollten auch selbst verstehen, warum Sie einen Insektenstich vermeiden müssen und was im Notfall zu tun ist.
Stiche vermeiden
Ganz wichtig ist natürlich auch das Vermeiden von Insektenstichen. Viele Tipps dazu finden Sie im Online-Kurs „Insektengiftallergie verstehen“.
Geprüft Assoz.-Prof. Dr. Gunter Sturm und Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Hemmer: Stand April 2022 | Quellen und Bildnachweis