Bei Amyloidose handelt es sich um eine Gruppe seltener Erkrankungen, bei denen fehlerhafte Proteinablagerungen, sogenannte Amyloide, verschiedene Organe und Gewebe beeinträchtigen können.
Die Erkrankung – Was ist Amyloidose?
Was ist Amyloidose?
Eine Amyloidose entsteht, wenn Eiweiße , die im Blut zirkulieren, sich verklumpen, falsch falten und sich dann als Fibrillen , als Ablagerungen im Gewebe, niederlassen. So kommt es zu einer Dysfunktion, einer Fehlfunktion eines Organs, weil dieses von dem Amyloid durchsetzt ist. Amyloid nennen sich die falsch gefalteten Eiweiße, die Fibrillen bilden.
Welche Arten von Amyloidose gibt es?
Verschiedene Eiweiße neigen dazu, sich falsch zu verhalten und Amyloid zu bilden. Es gibt bis zu dreißig bekannte Eiweiße, die das tun können. Einige sind deutlich häufiger als andere.
Insbesondere was die Herz-Amyloidose angeht, sollte man zwei Arten kennen und unterscheiden. Das eine ist die AL-Amyloidose, eine Erkrankung, die entsteht, wenn sich Teile von Antikörpern, die sogenannten Leichtketten , zu häufig bilden. Das geschieht üblicherweise aufgrund einer Erkrankung des Knochenmarks, wodurch übermäßig viele Leichtketten gebildet werden. Diese verklumpen und führen zu einer Amyloidose, die sich AL-Amyloidose nennt.
Dann gibt es eine andere Form, bei der nicht die Leichtketten das Problem sind, sondern das sogenannte Transthyretin. Ein Transportprotein, welches bei jedem von uns im Blut zirkuliert. Bei Patient:innen, die eine Transthyretin-Amyloidose entwickeln, tendiert dieses Eiweiß dazu, sich falsch zu falten und sich im Gewebe abzulagern. Dann kommt es zur Transthyretin oder ATTR-Amyloidose. Diese beiden Arten machen ungefähr fünfundneunzig Prozent der Herz-Amyloidosen aus.
Bei der Transthyretin-Amyloidose werden noch zwei Untergruppen unterschieden. Die eine Form ist die sogenannte Wildtyp-Amyloidose, auch Alters-Amyloidose genannt. Bei dieser wissen wir nicht, warum sich das Eiweiß falsch faltet. Üblicherweise sind ältere Menschen und deutlich mehr Männer als Frauen betroffen.
Die deutlich seltenere, vererbbare Form ist die sogenannte hereditäre Amyloidose. Hier ist das Gen, welches für das Transthyretin verantwortlich ist, defekt und dementsprechend wird ein Protein gebildet, das fehlerhaft ist und dazu neigt, sich zu verklumpen. Diese Erkrankung tritt bereits in deutlich jüngerem Alter auf und betrifft sowohl Männer als Frauen. Üblicherweise steht das Herz nicht im Vordergrund, sondern häufig die sogenannte Polyneuropathie , also eine Nervenschädigung.
Dann gibt es noch sehr seltene Formen, die aufgrund von chronischen Entzündungssyndromen entstehen, und wodurch sich unterschiedliche Eiweiße falsch falten. Diese sind jedoch sehr selten.
Warum ist es für mich als Patient:in wichtig zu wissen, welche Art ich habe?
Wenn bei Ihnen eine Amyloidose gefunden wird, ist es sehr wichtig, dass man den genauen Typ bestimmt, sodass man weiß, ob es eine AL-Amyloidose, eine Transthyretin-Amyloidose oder eine der sehr seltenen Formen ist. Abhängig davon, was die Ursache ist, ist auch die Therapie sehr unterschiedlich.
Für die AL-Amyloidose ist eine Erkrankung des Immunsystems, des Knochenmarks oder der Lymphknoten verantwortlich. Dementsprechend muss diese Grunderkrankung behandelt werden.
Bei der Transthyretin-Amyloidose ist die Ursache eine ganz andere. Das Transthyretin, welches ein Transportprotein ist, das im Blut zirkuliert, fühlt sich am wohlsten, wenn es in einer Vierergruppe vorkommt. Wenn diese Vierergruppe instabil ist und dazu neigt, nur in Zweiergruppen oder sogar als einzelne Proteine zu zirkulieren, dann neigen sie dazu, zu verklumpen. Dementsprechend gibt es Therapieansätze, die diese Vierergruppe stabilisieren und so das weitere Ablagern von falsch gefaltetem Eiweiß verhindern oder stark reduzieren.
Bei der vererbbaren Form der Amyloidose gibt es die Möglichkeit, die Produktion des Transthyretins zu verringern, indem die Bildung von Transthyretin in der Leber gehemmt wird.
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Symptome bei Amyloidose
Welche Organe sind häufig betroffen und welche Beschwerden können auftreten?
Grundsätzlich handelt es sich bei der Amyloidose um eine systemische Erkrankung. Das bedeutet, dass sich das Amyloid in verschiedenen Organen und Geweben ablagert. Üblicherweise steht aber je nach Form der Amyloidose, ein gewisses Organ oder gewisse Organe im Vordergrund.
Bei der AL-Amyloidose ist es besonders wichtig, eine Herzbeteiligung zu finden oder auszuschließen. Denn wenn das Herz betroffen ist, hat das einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden und Überleben der Patient:innen.
Bei der Transthyretin-Amyloidose gibt es zum einen die Wildtyp-Form, also die Alters-Amyloidose und zum anderen die vererbbare Form, die hereditäre Amyloidose. Diese beiden Erkrankungen haben unterschiedliche klinische Bilder. Bei der Wildtyp-Form, die in den meisten Fällen ältere Männer betrifft, steht das Herz im Vordergrund. Das Amyloid lagert sich dabei insbesondere im Herzen ab, was zu einer Fehlfunktion des Herzens führt.
Üblicherweise leiden diese Patient:innen unter einer Herzinsuffizienz . Das hat damit zu tun, dass die Einlagerung von diesen falsch gefalteten Eiweißen vom Transthyretin zu einer Verdickung und Verhärtung des Herzmuskels führt.
Ich kann Ihnen das an diesem Modell zeigen. Wir sehen hier auf Ihrer linken Seite ein Herz mit dünnen, schmalen Wänden, dieses Herz ist normal. Auf Ihrer rechten Seite sehen wir ein Herz mit Amyloidose, hier schematisch gelb eingefärbt. Wir sehen, dass sich das falsch gefaltete Eiweiß als Amyloid im Herzmuskel ablagert. Es ist sowohl in der rechten als auch in der linken Kammer zu finden, wo es am meisten Probleme bereitet. Wir sehen auch, dass die Herzwände verdickt sind. Dadurch ist das Herz weniger elastisch und kann das Blut schlechter aufnehmen. Es staut sich in die Lunge zurück und führt zu Atemnot und Leistungseinbußen.
Auch bei der hereditären Form der Transthyretin-Amyloidose kann das Herz beteiligt sein. Meistens steht aber das Nervensystem im Vordergrund. Dabei kommt es insbesondere zu einer Polyneuropathie, einer Schädigung des peripheren Nervensystems. Das führt häufig zu Taubheitsgefühlen, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen in den Extremitäten. Das vegetative Nervensystem kann auch beteiligt sein. Je nachdem, was für eine Mutation vorliegt, kann auch das Herz beteiligt sein und allenfalls auch schon in deutlich jüngeren Jahren als bei der Wildtyp-Amyloidose.
Was sind typische Symptome bei den verschiedenen Arten der Amyloidose?
Bei einer Herzbeteiligung der Amyloidose, sei das im Rahmen einer Wildtyp Transthyretin-Amyloidose, einer hereditären Amyloidose oder einer AL-Amyloidose, kommt es zu einer Einschränkung der Herzfunktion. Dies spüren die meisten Patient:innen als Leistungseinschränkung, als Atemnot bei Belastung oder manchmal auch als einen beschleunigten und unregelmäßigen Herzschlag, ein sogenanntes Vorhofflimmern.
Diese Funktionseinschränkung des Herzens, die wir Herzinsuffizienz nennen, führt oft nicht nur zu Atemnot, sondern auch zu Wassereinlagerungen in den Beinen. Diese machen häufig eine Behandlung mit Wassertabletten notwendig. Bei der AL-Amyloidose kann es auch unabhängig von der Herzbeteiligung zu Wassereinlagerungen kommen.
Teilweise kommt es auch zu schäumendem Urin und sogenannten Waschbär-Augen. Das sind Einblutungen um die Augen herum. Grundsätzlich können die Symptome der Amyloidose sehr unterschiedlich sein. Das hat damit zu tun, dass es eine systemische Erkrankung ist und unterschiedliche Organe betroffen sind und im Vordergrund stehen können.
Interessanterweise gibt es insbesondere bei der Wildtyp Transthyretin-Amyloidose, welche die häufigste Herz-Amyloidose ist, Anzeichen, die schon Jahre vorher auftreten können. Viele Patient:innen, bei denen eine Herz-Amyloidose vom Transthyretin-Wildtyp festgestellt wird, hatten schon Jahre vorher eine Operation des Karpaltunnels, üblicherweise auf beiden Seiten. Auch hier können Amyloid-Ablagerungen zu einem Karpaltunnel-Syndrom führen.
Zusätzlich sind auch andere orthopädische Probleme bei Patient:innen, bei denen später eine Herz-Amyloidose festgestellt wird, deutlich häufiger. Typisch ist eine Ruptur, also das Reißen der Bizepssehne am Arm. Darüber hinaus gibt es in der Bevölkerung häufige Eingriffe, wie zum Beispiel ein Hüftgelenksersatz oder ein Kniegelenkersatz, die bei Patient:innen mit Amyloidose deutlich häufiger und früher auftreten.
Nicht selten wird eine Herz-Amyloidose im Rahmen einer akuten kardialen Dekompensation diagnostiziert. Das bedeutet, dass sich in diesem Moment rasch Wasser in der Lunge und im Körper einlagert, was zu plötzlich auftretenden Beschwerden, wie Atemnot oder Herzrasen führt.
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Ursachen der Amyloidose
Bei welchen Erkrankungen kann sich Amyloidose entwickeln?
Es gibt verschiedene Arten von Amyloidose. Die AL-Amyloidose entwickelt sich aufgrund einer hämatologischen Erkrankung, also einer Erkrankung des Knochenmarks oder der Lymphknoten. Dabei handelt es sich um Erkrankungen, bei denen übermäßig viel von einem bestimmten Eiweiß, den sogenannten Leichtketten, gebildet wird. Diese falten sich falsch, verklumpen und lagern sich im Gewebe ab.
Der hereditären Form, der Transthyretin-Amyloidose, liegt ein Gendefekt zugrunde. Es wird ein fehlerhaftes Transthyretin-Protein gebildet, welches dazu neigt, sich zu verklumpen und im Gewebe abzulagern. Auch bei den seltenen Formen, für die chronisch-entzündliche Prozesse verantwortlich sind, geht es darum, die Grunderkrankung möglichst gut zu behandeln.
Welche Amyloidose-Formen treten ohne Grunderkrankungen auf?
Einigen Amyloidose-Formen liegt eine Grunderkrankung zugrunde, die auch entsprechend behandelt werden kann.
Bei der Wildtyp-Form der Transthyretin-Amyloidose, also bei der sogenannten Alters-Amyloidose, ist hingegen keine Ursache bekannt. Wir wissen nicht, warum bei den einen Patient:innen das Transthyretin dazu neigt, sich falsch zu falten und im Gewebe abzulagern und bei den anderen nicht.
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Arztgespräch bei Amyloidose
An welche Ärztin/welchen Arzt sollte ich mich bei Verdacht auf Amyloidose wenden?
Grundsätzlich ist bei allen Beschwerden und insbesondere Beschwerden der Amyloidose, die häufig sehr allgemein und vielfältig sind, die Hausärztin/der Hausarzt die/der erste Ansprechpartner:in.
Wenn Hinweise auf eine Herzinsuffizienz bestehen, wird Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt Sie an eine Kardiologin oder einen Kardiologen überweisen.
Ebenso werden Sie, wenn Nervenbeschwerden im Vordergrund stehen, an eine Spezialistin oder einen Spezialisten der Neurologie verwiesen.
Welche Fragen kann mir meine Ärztin/mein Arzt stellen?
Da es sich bei der Amyloidose um eine systemische Erkrankung handelt, ist es sehr wichtig, dass man verschiedene Organsysteme abfragt. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt wird sich für Beschwerden, die vom Herzen oder dem Nervensystem kommen, interessieren und Sie dementsprechend fragen.
Ebenso werden Sie zu Ihrer bisherigen Krankengeschichte befragt. Dabei können auch vermeintlich unwichtige Dinge wichtig sein. Dazu gehören speziell zum Beispiel vorgängige Operationen am Bewegungsapparat, die auch schon Jahre zurückliegen können.
Wie kann ich mich auf das Arztgespräch vorbereiten?
Sinnvoll wäre es, wenn Sie sich vor dem Arztgespräch Gedanken über Ihre eigene Krankengeschichte machen. Schreiben Sie allenfalls auch die Symptome, die Sie haben oder hatten auf, um dann beim gemeinsamen Gespräch nichts zu vergessen.
Falls Sie unter einer Herzschwäche oder einer Herzinsuffizienz leiden, ist es wichtig, dass Sie die Listen mitbringen, auf denen Sie Ihr tägliches Gewicht eingetragen haben. Wir benötigen auch vorliegende Blutdruckmessungen und Herzfrequenzmessungen von Ihnen.
Erkundigen Sie sich bei der betreuenden Ärztin oder dem betreuenden Arzt nach den Therapiemöglichkeiten. Melden Sie sich insbesondere, wenn Sie gewisse Medikamente nicht vertragen oder nicht verstehen, warum Sie diese einnehmen sollten.
Hier geht es zum Video-Interview: „Arztgespräch bei Amyloidose”
Untersuchungen bei Amyloidose
Welche Untersuchungen werden zur Diagnose von Amyloidose durchgeführt?
Wenn der Verdacht auf eine Herz-Amyloidose besteht, werden Sie an eine Kardiologin oder einen Kardiologen überwiesen. Dort wird als hauptsächliche Untersuchung, bei der eine Amyloidose gesucht werden kann, ein Herzultraschall durchgeführt. Man erkennt so einen üblicherweise deutlich verdickten Herzmuskel, insbesondere die linke Kammer ist oft deutlich verdickt. Es zeigen sich auch Hinweise, dass die Elastizität des linken Ventrikels, der linken Pumpkammer, vermindert ist.
Auch im EKG, der Herzstromkurve, können Hinweise auf eine Amyloidose gesehen werden. Darüber hinaus werden Blutuntersuchungen durchgeführt. Einerseits suchen wir Werte, die bei einer Herzbeteiligung erhöht sein können und für eine solche sprechen. Andererseits muss, nachdem ein Verdacht auf eine Herz-Amyloidose besteht, eine Bluterkrankung aktiv gesucht werden, also die AL-Amyloidose. Sie muss ausgeschlossen oder bestätigt werden.
Wenn die Untersuchungen den Verdacht auf eine Herz-Amyloidose ergeben, dann folgt als nächster Schritt, wenn die AL-Amyloidose ausgeschlossen ist, in aller Regel eine Skelettszintigraphie. Das ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, die eigentlich für das Skelett gedacht ist. Man hat aber festgestellt, dass sich die Marker bei einer Transthyretin-Amyloidose auch im Herzen deutlich anreichern.
Wenn die Szintigraphie positiv ausfällt, also sich eine Aktivität im Herzen zeigt, dann ist die Diagnose einer Transthyretin-Amyloidose gestellt. Im Anschluss muss noch eine genetische Testung erfolgen, um festzustellen, ob es sich um eine vererbbare, also eine hereditäre Amyloidose oder um eine Alters-Amyloidose, also die Wildtyp-Form, handelt.
Was ist eine Biopsie und wie läuft sie ab?
Manchmal sind die Blutuntersuchungen oder auch die Szintigraphie nicht eindeutig. In diesen Fällen, die heute recht selten sind, braucht es eine Biopsie . Das heißt, man muss Gewebe gewinnen, um dieses zu untersuchen und nachzuweisen, ob sich dort Amyloid befindet und welche Art von Amyloid es ist.
Bei der Herz-Amyloidose ist es üblicherweise eine Biopsie des Herzmuskels. Diese kann von der rechten oder linken Herzseite gewonnen werden und wird dann unter dem Mikroskop untersucht. So wird festgestellt, ob sich Amyloid im Herzmuskel befindet. Es kann dann auch typisiert werden, sodass man weiß, ob es sich um eine AL-Amyloidose, eine Transthyretin-Amyloidose oder eine der sehr seltenen Formen handelt.
Die Biopsie Gewinnung aus dem Herzen erfolgt durch spezialisierte Ärztinnen/Ärzte, sogenannten invasive Kardiolog:innen. Diese lösen mit einer kleinen Biopsie-Zange ein wenig Herzmuskel aus dem Herzen heraus. Dies geschieht üblicherweise über die Leiste oder seltener auch über das Halsgefäß.
Warum kann eine Skelettszintigraphie erforderlich sein und wie läuft diese ab?
Die Skelettszintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung. Dafür spritzt man dem Patienten oder der Patientin einen Marker, der leicht radioaktiv markiert ist und sich in diesem Fall im Herzen ablagert.
Mithilfe einer Kamera, die diese radioaktiven Signale aufzeichnen kann, wird der Marker dargestellt. Sowohl die Myokardbiopsie, also die Biopsie vom Herzen, als auch eine Szintigraphie, können problemlos ambulant durchgeführt werden.
Wann ist eine genetische Diagnostik bei Amyloidose sinnvoll?
Nach Nachweis einer Transthyretin-Amyloidose ist es wichtig zu unterscheiden, ob es sich um eine vererbbare, hereditäre Form handelt oder um eine Alters-Amyloidose, also eine Wildtyp-Form. Dies geschieht mittels genetischer Testung, die in diesem Falle üblicherweise erfolgen sollte.
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Verlauf und Prognose bei Amyloidose
Welche Krankheitsverläufe sind je nach Amyloidose-Art möglich?
Bei der häufigsten Form der Herz-Amyloidose, der Wildtyp Transthyretin-Amyloidose, also der Alters-Amyloidose, sind in der Regel Männer betroffen, die sechzig Jahre alt sind, häufig auch über siebzig oder achtzig Jahre. Häufig kommt es schon einige Jahre zuvor zu orthopädischen Problemen, insbesondere Karpaltunnelsyndromen, welche aber zu diesem Zeitpunkt selten mit einer Amyloidose in Verbindung gebracht werden.
Bei der vererbbaren Form der Transthyretin-Amyloidose, also der hereditären Transthyretin-Amyloidose, kommt es in aller Regel früher zu Symptomen. Je nach genetischem Defekt treten diese im Alter von dreißig oder vierzig Jahren oder bereits früher auf. Dabei steht meistens nicht das Herz, sondern die Schädigung der Nerven im Vordergrund.
Die AL-Amyloidose ist eine häufig recht akut verlaufende Erkrankung. Die ersten Symptome sind meistens unspezifisch, wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit, weniger Energie und ein gesenktes Leistungsvermögen. Im Verlauf muss die Diagnose möglichst schnell gestellt werden, damit man die spezifische Therapie beginnen kann.
Kann sich meine Lebenserwartung durch die Erkrankung verändern?
Bisher bestehen für keine Art der Amyloidose die Möglichkeit, das Amyloid wieder aus dem Gewebe herauszulösen. Dementsprechend ist keine dieser Formen heilbar.
Wir können jedoch die Grunderkrankung behandeln und somit die weitere Ablagerung von Amyloid, also den falsch gefalteten Eiweißen im Gewebe, verhindern. Das bedeutet, dass wir das Fortschreiten der Erkrankung stark positiv beeinflussen und an einer gewissen Stelle stoppen können. Rückgängig machen können wir die Amyloidose in aller Regel aber nicht.
Die meisten Arten der Amyloidose, insbesondere wenn sie das Herz betreffen, sind ernsthafte Erkrankungen, die auch einen Einfluss auf Ihre Lebensqualität und allenfalls Lebenserwartung haben.
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Was Sie selbst tun können bei Amyloidose
Wie kann ich den Verlauf der Amyloidose positiv beeinflussen?
Um die Erkrankung positiv zu beeinflussen, können Sie sich an drei Merkmale halten: Die Selbstkontrolle, die Behandlung und die Anpassung des Lebensstils.
Bei der Behandlung geht es vor allem darum, die Medikamente richtig einzunehmen. Das bedeutet, dass Sie Medikamente von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin verschrieben bekommen, die sie regelmäßig einnehmen sollten. Auch wenn es Ihnen gut geht, dürfen Sie die Medikamente nicht ohne Absprache absetzen. Falls Sie Nebenwirkungen verspüren, ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Kontakt aufnehmen.
Sie sollten immer eine aktuelle Medikamentenliste zu Hause haben und die alten Medikamentenlisten entsorgen, da ansonsten Fehler auftreten können. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Medikamente immer zu Hause vorrätig haben und auch immer ein gültiges Rezept bei sich haben. Wenn Sie viel unterwegs sind, macht es Sinn, wenn Sie eine Medikamentenliste an sich tragen.
Der Punkt der Selbstkontrolle beinhaltet das tägliche Messen Ihres Gewichtes. Messen Sie Ihr Gewicht täglich, weil sich Wasseransammlungen im Körper schon früh zeigen können. Wenn Sie bemerken, dass Ihr Gewicht innerhalb von ein bis drei Tagen plötzlich um zwei oder mehr Kilo steigt, dann ist das ein Alarmzeichen. Sie sollten dann Ihren Arzt oder Ihre Ärztin kontaktieren.
Es heißt nicht, dass Sie deswegen direkt ins Spital müssen, oft kann man das Gewicht zu Hause mithilfe von Tabletten wieder senken. Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Gewicht jeden Tag nach dem Aufstehen, nach dem ersten Toilettengang, aber vor dem Frühstück und der Medikamenteneinnahme messen. Tragen Sie es, wenn möglich, in ein Tagebuch ein.
Ein weiterer Punkt der Selbstkontrolle ist, dass Sie als Patient regelmäßig Ihren Blutdruck und Puls messen. Ein gut eingestellter Blutdruck ist auch gut für Ihr Herz. Achten Sie während der Messung darauf, dass Sie sitzen oder liegen und dass Sie sich vorher etwas entspannt haben. Sprechen Sie während der Messung nicht und halten Sie die Manschette auf Herzhöhe.
Ein weiterer Punkt der Selbstkontrolle ist, dass Sie als Patient:in die Alarmzeichen erkennen: Wann müssen Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen? Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn das Gewicht um zwei Kilo oder mehr innerhalb von ein bis drei Tagen steigen würde. Wenn Sie einen starken Leistungsknick haben. Wenn Sie merken, dass Sie starken Schwindel verspüren. Wenn Sie einen plötzlich schneller werdenden oder unregelmäßigen Puls spüren, sprich ein Puls von über hundert Schlägen in der Minute. Wenn Sie plötzlich starke Atemnot oder starken Druck auf der Brust verspüren.
Die Anpassung des Lebensstils ist wichtig. Probieren Sie möglichst auf die Zigaretten zu verzichten, denn das Rauchen kann das Voranschreiten der Herzschwäche beschleunigen. Bewegen Sie sich möglichst jeden Tag für mindestens zwanzig bis dreißig Minuten. So wird die Sauerstoffversorgung in Ihrem Körper gesteigert und Ihr Herz gestärkt. Es können Spaziergänge sein, leichte Wanderungen, Fahrradfahren auf dem Hometrainer zu Hause, leichte Hausarbeiten oder Gartenarbeiten, das alles wäre gut für Sie.
Sie sollten die Krankheit jedoch nicht immer im Fokus behalten, sondern Ihr Leben auch genießen. Gehen Sie den Hobbys nach, die Sie zuvor schon betrieben haben. Treffen Sie sich mit Freunden oder der Familie und halten Sie die Kontakte aufrecht. Geben Sie aber acht, dass Sie sich dabei aber nicht überfordern.
Welche Wirkung kann Ernährung auf den Krankheitsverlauf haben?
Achten Sie auf eine salzreduzierte Ernährung, denn Salz hält Wasser im Körper zurück und macht durstig. Es kann schwierig sein, komplett auf den Salzgehalt zu verzichten, denn gerade in Fertigprodukten ist oft versteckt Salz enthalten. Das betrifft zum Beispiel einige Käsesorten, Wurstwaren, Konservenprodukte und Pizza oder Lasagne. Vermeiden Sie diese und ähnliche Produkte, wenn möglich und kochen Sie am besten frisch.
Eine mediterrane Ernährung wird als herzgesund angesehen. Dabei handelt es sich um Produkte, wie Obst, Gemüse, Salate, Fisch, Vollkorn- und Getreideprodukte, Oliven- oder Rapsöl.
Falls Ihr Essen zu wenig schmackhaft wirkt, können Sie natürlich immer nachwürzen, beispielsweise mit anderen Gewürzen, wie Paprika, Pfeffer oder Curry. Probieren Sie langsam, sich an die Salzentwöhnung zu gewöhnen.
Nicht nur die Ernährung, sondern auch die Trinkmenge sollte eingehalten werden. Wie Sie wissen, ist bei einem geschwächten Herz die Wassereinlagerung im Körper entscheidend. Das heißt, wenn Sie mehr Flüssigkeit zu sich nehmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich Wasser in Ihrem Körper ablagert. Wir empfehlen eine Trinkmenge von eineinhalb bis maximal zwei Litern pro Tag. Dazu gehören nicht nur die klaren Flüssigkeiten, wie Wasser, Tee oder Kaffee, sondern auch Fruchtsäfte oder Suppen.
Falls Sie ein starkes Durstgefühl haben oder an Mundtrockenheit leiden, dann kann es hilfreich sein, wenn Sie zuckerfreie Bonbons lutschen, einen Kaugummi zu sich nehmen oder Zitronensaft in Ihr Wasser hinzugeben. Trinken Sie das Wasser immer nur schluckweise und nicht ein ganzes Glas auf einmal.
Falls Sie stark schwitzen sollten, weil es beispielsweise ein heißer Sommertag ist, Sie Fieber haben oder krank sind, beispielsweise mit Durchfall oder Erbrechen, dann brauchen Sie an diesen Tagen vielleicht mehr Flüssigkeit. Halten Sie aber bitte immer die Waage im Fokus.
Alkohol sollten Sie nur als Genussmittel verwenden. Wir empfehlen eine Maximalmenge von ein bis zwei Gläsern Wein oder Bier pro Tag. Ein übermäßiger Alkoholkonsum schadet nicht nur Ihrem Herzen, sondern auch anderen Organen.
Hier geht es zum Video-Interview: „Was Sie selbst tun können bei Amyloidose”