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Schmerzmittel und Sport bei Chronischen Erkrankungen

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Chronische Erkrankungen können mit Schmerzen und einem Abfall der körperlichen Leistungsfähigkeit einhergehen. Die Linderung von Schmerzen sowie die Steigerung der körperlichen Kraft und somit des Wohlbefindens sind deshalb ein großes Anliegen vieler Menschen. Aktivität, schulmedizinische und alternativmedizinische Methoden helfen.

Schmerzmittel – Mit Bedacht einnehmen

Schmerzmedikamente können durch die rasch einsetzende Linderung ein wahrer Segen sein. Deshalb sind sie vor allem bei akuten Schmerzen das Mittel der Wahl. Bei chronischen Schmerzen sollten Sie aber mit Vorsicht handeln. Zu oft oder langfristig eingenommene Schmerzmittel haben ihre Nebenwirkungen. Entzündungshemmende Schmerzmittel können Leber, Nieren und Magen-Darm-Trakt belasten und sogar schädigen. Opioid-haltige Medikamente sind hingegen wegen ihres Suchtpotentials sparsam einzusetzen. Schmerztherapeuten empfehlen deshalb: Nehmen Sie Schmerzmedikamente so selten und so niedrig dosiert wie möglich ein und nie ohne ärztlichen Rat. Dies gilt für rezeptpflichtige ebenso wie für rezeptfreie Medikamente.

Eine Fülle an Alternativen

Laut einer Studie der Berliner Charité haben physiotherapeutische und psychologische Methoden die gleiche Wirkung auf chronische Schmerzen wie Medikamente. Mit einer Ausnahme: Chronische Schmerzen bei Tumorerkrankungen lassen sich ohne Medikamente in der Regel nicht komplett reduzieren.

In jedem Fall setzt die heutige Schmerztherapie bei der Behandlung von chronischen Schmerzen auf einen Mehrfachansatz aus verschiedenen Methoden. Neben Arzneistoffen gehören dazu Krankengymnastik und physikalische Therapie. Wärme-, Kälte- und Wasseranwendungen, Massagen, Elektrotherapie und Ultraschall können sinnvoll sein. Akupunktur beispielsweise hilft etwa bei chronischen Nacken- und Rückenschmerzen.

Darüber hinaus sind psychologisch-verhaltenstherapeutische Verfahren und Entspannungstechniken sehr anzuraten. Neben ihrer direkten Wirkung auf die Erkrankung haben sie zusätzlich einen willkommenen Nebeneffekt: Die Patienten nehmen selbst aktiv an der Behandlung teil, was für den Behandlungserfolg eine große Rolle spielt. Deshalb ist dies sehr zu empfehlen.

Bewegung und Sport – Tut gut

Chronisch kranke Menschen müssen nicht auf Bewegung und Sport verzichten, im Gegenteil. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass körperliche Betätigung schmerzlindernd wirkt und darüber hinaus auch die Stimmung eindeutig verbessert. Bewegung und Sport stehen in ihrer Wirkung manchen Medikamenten um nichts nach und sollten ein fixer Bestandteil im Leben chronisch kranker Menschen sein.

Nutzen Sie also den Schwung des Frühlings für Spaziergänge und Wanderungen. Wenn Sie noch stärkeren Bewegungsdrang verspüren, werden Sie sportlich aktiv. Bedenken Sie nur, dass nicht jeder Sport für jeden Menschen der richtige ist. Die körperliche Aktivität sollte an die eigenen Bedürfnisse und Voraussetzungen angepasst sein. Sie muss auf die Schmerzform, Ihre körperliche Leistungsfähigkeit und momentane Situation Rücksicht nehmen. In keinem Fall sollten Sie über die eigenen Kräfte gehen. Die goldene Regel heißt: fordern ohne zu überfordern. Die Aktivität soll Spaß machen und als angenehm empfunden werden. Sanfte Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Walken eigenen sich besser als solche, die dem Körper viel abverlangen. Die Wirkung sanfter Bewegungs- und Meditationsübungen wie Yoga, Thai-Chi oder Quigong ist unumstritten. Sie fördern das Bewusstsein über Körperabläufe und Atmung und harmonisieren Leib und Seele.

Wie beginnen?

Lassen Sie sich ganz zu Beginn auf Ihre körperliche Belastbarkeit untersuchen. Idealerweise werden Art und Ausmaß der Bewegung individuell an Ihre Beschwerden und Leistungsfähigkeit angepasst. Fangen Sie langsam an, steigern Sie dann nach und nach. Regelmäßigkeit spielt eine große Rolle. Besser jeden Tag zehn Minuten als einmal in der Woche eine Stunde. Es gibt nahezu keine chronische Erkrankung, die körperliche Aktivität ausschließen oder nicht davon profitieren würde. Regelmäßige Bewegung wirkt blutdruck- und blutzuckersenkend sowie durchblutungsfördernd. Sie reduziert Müdigkeit und Erschöpfung und verbessert die seelische Verfassung.

Schmerzmedikamente in Maßen – heilsame und angenehme Maßnahmen zur Unterstützung – Bewegung und Sport so viel wie möglich und so lange es gut tut. Mit dieser Kombination können Sie nämlich vieles zum Besseren verändern und eine heilsame Kettenreaktion anstoßen: Eine Steigerung der Lebensqualität wirkt auf die Lebenseinstellung und diese wiederum positiv auf die Erkrankung.

Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

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