3. Chronische Schmerzen

Die Entstehung von chronischen Schmerzen verstehen

Chronische Schmerzen können viele Ursachen haben und entstehen durch ein Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Auf einige davon können Sie selbst Einfluss nehmen.

Worauf Sie achten können, um chronischen Schmerzen vorzubeugen

Sie haben mit Ihrer Körperwahrnehmung, Ihrem Denken und Verhalten einen Einfluss auf die Entstehung von chronischen Schmerzen. Auf diese Punkte sollten Sie besonders aufmerksam werden:

  • Fehlhaltungen und einseitig belastende Tätigkeiten
    Durch einseitig belastende körperliche Arbeit können Schmerzen  entstehen.
    Schmerzen wiederum führen häufig zu Schonhaltungen, einseitiger Belastung und Überlastung. Dies kann zu Verspannungen der Muskulatur und Abnützung von Gelenken führen. Mit gezielten Bewegungsübungen können Sie diese Einseitigkeit ausgleichen.
  • Bewegungsmangel
    Bewegungsmangel führt zu Konditionsmangel und Muskelschwäche. Dadurch wird körperliche Tätigkeit beschwerlicher und Schmerzen können verursacht oder verstärkt werden. Körperliche Bewegung und Sport hilft Ihnen, das zu vermeiden.
  • Ungünstige Lebensweisen und deren Folgen
    Unausgewogene Ernährung, Tabak- und Alkoholkonsum, Übergewicht und ein gestörter Schlafrhythmus können vielfach zusammenhängen, den Stresslevel erhöhen und sich negativ auf Schmerzsituationen auswirken. Umgekehrt können Sie Ihre Schmerzen lindern, indem Sie auf Entspannung und Erholung, gesunde Ernährung und Ihr Körpergewicht achten.
  • Dauerhafter Stress
    Dauerhafter Stress geht einher mit dauerhafter Anspannung und meist unzureichenden Erholungsphasen. Dies kann in weiterer Folge zu muskulären Verspannungen führen und damit auch auf einer körperlichen Ebene die Schmerzentstehung begünstigen. Wenn Sie sich dieser Mechanismen bewusst werden, gelingt es Ihnen vielleicht, die Spirale aus Stress und Schmerz zu bewältigen.
  • Niedergedrückte Stimmung
    Eine ängstlich, bedrückte, pessimistische Stimmungslage senkt die Schmerzempfindungsschwelle und vermindert gleichzeitig die Freisetzung von „Glückshormonen“, die Schmerzen lindern können. Versuchen Sie, etwas zu unternehmen, das Ihnen guttut. Damit können Sie bewirken, dass Sie den Schmerz nicht oder erst, wenn er stärker wird, spüren. Und Ihr Körper setzt vielleicht einen kleinen „Glückscocktail“ für Sie frei!
  • Falsche Strategien zur Schmerzbewältigung
    Zwei Formen der ungünstigen individuellen Schmerzbewältigung, die ihrerseits die Schmerzen wieder verschlimmern können, sind die „Schmerzangst“ sowie das „Durchhalten“ trotz Schmerzen. Die Sorge und Panik vor einer Verschlimmerung der Schmerzen führt bei der „Schmerzangst“ zu erhöhter innerer sowie auch äußerer körperlicher Anspannung, die dadurch ursächlich für eine Steigerung der Schmerzen sein können. Beim „Durchhalten“ werden Schmerzen quasi ignoriert und verdrängt. Aktivitäten werden trotz der Schmerzen durchgeführt und körperliche Anstrengung trotz Überforderung und Entkräftigung wie bisher ausgeübt. Auch dies kann auf längere Sicht durch Überlastung chronischen Schmerz begünstigen.

Dies sind nur einige Faktoren, die die Entstehung von chronischen Schmerzen begünstigen und die Sie verändern können. Auf viele weitere Aspekte haben wir jedoch keinen Einfluss. Erst ein Zusammenspiel vielzähliger Faktoren – beeinflussbare wie unbeeinflussbare – führt letztendlich zur chronischen Schmerzwahrnehmung.

Informationen zur minimalinvasiven Behandlung von chronischen Schmerzen erhalten Sie in unserem Kurs Minimalinvasive Methoden bei chronischem Schmerz.

Chronische Schmerzen und die Psyche

Die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche ist unumstritten. Dies gilt auch in Zusammenhang mit Schmerzen. Da die psychische Verfassung einen großen Einfluss auf das Schmerzgeschehen hat, kann es Ihnen, etwa durch Entspannungstechniken, gelingen, Ihre Schmerzen zu lindern. Dafür gibt es viele Möglichkeiten, von denen wir Ihnen gerne eine Methode zur gezielten Atemwahrnehmung etwas genauer vorstellen möchten.

Übung: Ablenkung von chronischen Schmerzen

Diese Übung können Sie, egal wo Sie sind, in einem ruhigen Moment durchführen. Ziel ist es, Ihre Atmung gut wahrzunehmen.

Anleitung:

  • Achten Sie als erstes darauf, welchen Weg Ihr Atem nimmt – von den Nasenflügeln, über die Nasenwurzel, den Nasen-Rachenraum, die Luftröhre bis hin zum Weg der Luft durch die Lunge bis an den Rand Ihrer beiden Lungenflügel.
  • Achten Sie auf die Bewegung Ihres Körpers während Sie atmen – Was bewegt sich und welche Körperteile bleiben ganz ruhig? Spüren Sie die Bewegung Ihrer Lunge, des Zwerchfells, des Bauches. Spüren Sie Ihre Schultern und den Rücken.
  • Achten Sie auf den Rhythmus Ihrer Atmung – Atmen Sie länger ein oder aus? Wie lange dauern die einzelnen Phasen? Wie schnell oder langsam atmen Sie?
  • Achten Sie zuletzt darauf, wie es sich anfühlt zu Atmen – Spüren Sie die Frische, die Energie, die Leichtigkeit, die der Atem bringt.

Durch diese Übung verlagern Sie Ihre Wahrnehmung von Ihrem Schmerz auf Ihre Atmung. Ihr Fokus wird dadurch Weg vom Schmerz, hin zur Atmung verändert. So kann es Ihnen gelingen, den Schmerz in den Hintergrund Ihrer Aufmerksamkeit zu rücken.

Musik als Ablenkung

Wussten Sie, dass Musik gegen Schmerzen helfen kann? Das konnte auch wissenschaftlich nachgewiesen werden. Forscher haben herausgefunden, dass Musik entspannen und dadurch Schmerzen lindern kann und dass bestimmte musikalische Formen besonders gut wirken. Wichtig ist, dass das Gehörte ihrem Geschmack entspricht und den gewünschten Effekt erzielen kann.

Therapieziele bei chronischen Schmerzen

Beachten Sie, dass die Ziele, die Sie sich setzen, auch erreichbar sind. Das kann Sie motivieren, mit Ihrer Therapie fortzufahren und helfen, auch einen länger dauernden Weg zur Besserung zu meistern.

Was kann ich mir von der Therapie erwarten?

Es ist wichtig, dass Sie sich darüber klar werden, welche Ziele Sie mit Ihrer Therapie erreichen wollen. Es geht vor allem darum, Schmerzen zu lindern und Ihre Lebensqualität zu steigern. Versuchen Sie dabei, Ihre persönlichen Ziele zu konkretisieren.

  • Dafür sollten Sie zum Beispiel überlegen, welche Tätigkeiten Sie gerne wieder ausüben möchten, die Ihnen momentan schmerzbedingt nicht möglich sind.
  • Oder Sie setzen sich vielleicht etwas allgemeinere Ziele, wie Schmerzreduktion oder einen geringeren Einfluss des Schmerzes auf Ihr alltägliches Leben.

Therapiebegleitende Tipps für den Umgang mit Ihren Schmerzen

Versuchen Sie, den angeordneten Therapien Ihrer Schmerztherapeutin/Ihres Schmerztherapeuten möglichst konsequent und genau zu folgen. Auf folgende Punkte können Sie im Rahmen Ihrer Schmerztherapie achten:

  • richtige Medikamenteneinnahme
  • regelmäßige physiotherapeutische Übungen
  • Nutzung von Entspannungstechniken

Sollten Sie jedoch bemerken, dass Ihnen etwas nicht gut tut oder den Behandlungsfortschritt behindert, sprechen Sie aktiv diese Beobachtung bei Ihrer Therapeutin/Ihrem Therapeuten an. So können eventuelle Anpassungen unter fachkundiger Aufsicht durchgeführt werden.

Seien Sie sich auch immer bewusst, dass Sie selbst es in der Hand haben, wie Sie mit Ihrem Schmerz umgehen. Der Schmerz soll nicht Ihr Leben bestimmen, sondern Sie bestimmen, wie Sie mit Ihrem Schmerz leben.

Downloads

  • Glossar Hier finden Sie begleitend zur Online-Kursreihe "Schmerzen erfolgreich bewältigen" alle wichtigen Begriffe gesammelt.

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Geprüft OA Dr. Wolfgang Jaksch: Stand Oktober 2020 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.