8. Unterstützung bei metastasiertem Brustkrebs – Alle Fragen

Das tägliche Leben mit einer Brustkrebserkrankung zu bewältigen, ist herausfordernd. Sie spüren die Anstrengung, körperlich als auch seelisch. In dieser Schulung finden Sie Tipps und Hilfestellungen, die im Verlauf einer fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung hilfreich sein können, Ihren Alltag zu erleichtern.

Bedürfnis nach Unterstützung erkennen und mitteilen

Wie kann ich meine Gedanken ordnen und herausfinden, was ich jetzt brauche?

Eine metastasierte Brustkrebserkrankung ist für Sie als Betroffene eine große Herausforderung. Vieles, was bisher selbstverständlich für Sie gegolten hat, scheint in Gefahr oder ist vielleicht auch in Gefahr. Es kann zu vielen Veränderungen in den verschiedenen Lebensbereichen kommen und dadurch entstehen Gedanken der Unsicherheit. Es kommen viele Ängste, Traurigkeit, aber auch Wut und Enttäuschung hoch. Enttäuschung darüber, dass Sie bei der Ersterkrankung das Gefühl hatten, alles getan zu haben, um gesund zu werden und zu bleiben. Doch jetzt kommt diese Erkrankung wieder.

Viele Frauen erzählen mir, dass Sie im Augenblick der Befundvermittlung schon das Gefühl einer inneren Starre erleben, eine innere Lähmung, weil Sie nicht wissen, wie es weitergeht. Die Auseinandersetzung mit der Endlichkeit und der Begrenztheit des Lebens kann auch zur Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit führen. Hier sind wir bei einem wichtigen, ersten Schritt, den Sie machen können. Lassen Sie sich auf keinen Fall unter Druck setzen, gleich wieder alles in den Griff zu bekommen, alles wieder unter Kontrolle zu haben und zu funktionieren.

Diese Belastungen, dieser Disstress, braucht Raum, Zeit und einen geschützten Rahmen. Dann können Sie probieren, die Veränderung anzunehmen und zu akzeptieren, was keinesfalls Resignieren oder Hinnehmen bedeutet. Es ist ein aktiver Entscheidungsprozess, wieder selbst aktiv werden zu wollen. Akzeptanz heißt, die Situation, wie sie im Moment ist, so sein zu lassen und sie anzunehmen. Das bedeutet nicht, dass sich die Situation deswegen ändert, aber es ändert, wie Sie die Situation erleben.

Es ist wesentlich, die Gedanken zu ordnen und die eigenen Emotionen zu sortieren. Wir wissen aus der onkologischen Brustkrebsforschung, dass es mittlerweile viele Optionen gibt, und dass Sie als Betroffene durch zielgerichtete Therapien wieder ein normales Leben führen können. Deswegen möchte ich Sie ermutigen, sich immer wieder Ihrem Behandlungsteam, Ihrer Onkologin oder Ihrem Onkologen mit all Ihren Fragen anzuvertrauen, sich zu öffnen und Ihre Sorgen zu äußern. Durch die Informationen, die Sie dann erhalten, können Sie wieder das Gefühl der Kontrolle zurückgewinnen.

Ein weiterer guter Schritt, um mit diesen belastenden Gedanken und Emotionen umgehen zu können, ist, sich an Betroffene zu wenden, die die Erkrankung schon durchgemacht haben oder in einem längeren Prozess sind. Diese können oft Modell dafür sein, was Sie für sich tun können.

Sie haben immer wieder Fertigkeiten und Fähigkeiten in Ihrem Leben gehabt und entwickelt, um mit Schwierigkeiten umgehen zu können. Oft frage ich die Patientinnen: Was ist es, was mir in dieser Situation Halt geben kann? Wer oder was ist das? Ist es mein Partner, sind es die Familienangehörigen, die Freunde? Ist es die Natur oder spirituelle Aspekte im Leben? Das schafft wieder Boden unter den Füßen, um aktiv werden zu können und aus dieser emotionalen Schwere herauszukommen.

Warum ist es wichtig, sich bei metastasiertem Brustkrebs aktiv Unterstützung zu holen und wie kann mir das gelingen?

Sich aktiv Unterstützung zu holen, ist für alle von uns ein wichtiges Element, eine Ressource im Leben, wenn es schwierige Zeiten gibt, wie es auch im Fall einer metastasierten Brustkrebserkrankung für Sie sein kann. Aktive Unterstützung meint, Perspektiven von außen hereinholen und den Fokus von mir weg auf anderes und andere zu richten. So kann ich aus meinem Gedankenkarussell herauskommen, um neue Möglichkeiten zu entdecken oder die Möglichkeiten, die ich sowieso in mir habe, wieder zu nutzen.

Es ist auf alle Fälle kein Zeichen von Schwäche, sich aktiv Unterstützung oder Hilfe zu holen. Es ist mindestens eine so großartige Eigenschaft und Tugend, wie wenn wir oder Sie anderen Hilfe zuteilwerden lassen. Oft höre ich von diesen Frauen: „Wissen Sie, ich war mein Leben lang gern für die anderen da. Aber es fällt mir im Moment so schwer, die Hilfe, die mir angeboten wird, anzunehmen.“

Dabei ist es wichtig, sich mit dieser Hilfe, und auch mit einer professionellen Hilfe, in einem sozialen Netz aufgefangen zu fühlen. Das kann vorübergehend viel Ruhe und Entspannung in eine Situation hineinbringen. Wie wir aus dem Zitat wissen: Ich erkenne mein Ich oder mein Selbst erst durch das Du, indem ich mich in andere Beziehungen begebe und tiefe, wertvolle Beziehungen habe.

Wir wissen darüber hinaus aus der Forschung, aus der Psychoneuroimmunologie, dass gerade das soziale Netz und die sozialen Beziehungen unsere Widerstandskraft stärken. Es verändert sich in unserem Körper, unserem Geist und unserer Seele vieles dahingehend, dass es zu einem größeren Gleichgewicht in uns kommt.

Sich aktiv Hilfe zu holen führt auch dazu, dass ich mich selbst als wertvoll und wichtig anerkenne. Es ist wichtig, dass sich Unterstützung holen nicht heißt, sich auszuliefern, sondern sich an jemanden zu wenden. In diesem Begriff des Wendens steht auch schon der Perspektivenwechsel, dass sich etwas wenden kann. Ich muss nicht andere Dinge tun, sondern Dinge anders tun lernen.

Wie kann ich den Menschen in meinem Umfeld Rückmeldung geben, was ich mir wünsche oder was mir guttut?

Es ist wichtig, offen und klar auszusprechen, was ich gerade von meinen Familienangehörigen, meinem Behandlungsteam oder Freunden brauche und was ich mir wünsche. Dabei ist es wichtig, das Vertrauen zu entwickeln, dass mich die andere Person in meinen Bedürfnissen ernst nimmt.

Oftmals ist es vor allem die Angst vor Zurückweisung, dass wir etwas nicht äußern, was wir uns wünschen oder wir nehmen schon im Vorfeld an, dass wir die andere Person damit überfordern. Ich glaube es ist wichtig, dass Sie der anderen Person, wenn Sie diese ansprechen, die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, was sie/er für Sie tun oder sein möchte.

Es gibt auch die Situationen, dass man das Gefühl hat, überbefürsorgt zu werden. Man erlebt dann einen Druck und fühlt sich in die Rolle der Kranken gedrängt. Dabei ist es wichtig, dass Sie diese Fürsorge wohlwollend annehmen, sich bedanken, aber ganz bestimmt darauf hinweisen, dass Sie die Unterstützung jetzt nur für bestimmte Bereiche brauchen. Zum Beispiel, um Ihre eigenen Bedürfnisse wieder wahrzunehmen, selbst Kompetenzen zu entwickeln und selbst zu entscheiden, was gut für Sie ist. Teilen Sie der anderen Person mit, dass sie Sie gerade dabei sehr unterstützen kann, denn das stärkt wiederum die Widerstandskraft.

Wenn Sie eine Erkrankung haben, auch im metastasiertem Stadium, bedeutet das nicht, dass Sie Ihre Kompetenzen, Fähigkeiten oder Fertigkeiten verlieren, auch wenn es manchmal zu Einbußen und Einschränkungen von Funktionen kommt.

Wie kann ich meine Grenzen kommunizieren und worauf sollte ich dabei achten?

Das Allerwichtigste ist, dass ich meine Grenzen zu identifizieren lerne, denn sonst kann ich sie auch nicht kommunizieren. Da hilft es zum Beispiel am meisten, sich zu überlegen: Wo merke ich am meisten, wenn ich meine eigenen Grenzen überschreite oder wenn andere meine Grenzen überschreiten? Was fühle ich dabei? Wie geht es mir damit? Meistens führt dies nämlich auch in eine geistige und seelische Erschöpfung.

Grenzen ziehen heißt nicht gleichzeitig, dass man von außen nichts mehr zulässt, das ist ein großer Unterschied. Grenzen ziehen bedeutet, dass ich für die anderen klarer werde und dass ich damit meine Persönlichkeit formen kann, indem ich darauf hinweise, was ich möchte und was nicht.

Manchmal zieht man seine Grenzen auch zu schnell, vor allem, wenn es um die Kommunikation geht. Zum Beispiel, wenn man mit dem Behandlungsteam spricht und offene Fragen hat. Manchmal traut man sich nicht, diese zu stellen, weil man glaubt, man müsse eine Grenze für den anderen ziehen, weil der Onkologe, die Onkologin oder die Brest Care Nurse beispielsweise keine Zeit hat.

Wie kann ich Unterstützung besser annehmen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben?

Oftmals haben Frauen mit einer metastasierten Brustkrebserkrankung die Prämisse, dass Sie vor allem die anderen schonen möchten. Sie möchten Ihre Liebsten rund um sich schonen, nicht belasten und keinesfalls überfordern. Daraufhin passiert es dann, dass man sich nicht mehr äußert, weil man nicht möchte, dass der oder die andere meinetwegen einen Aufwand hat oder sogar selbst auf etwas verzichtet.

Dabei hilft es oft, wenn man sich erinnert: Was sind meine Beweggründe, wenn ich anderen helfen möchte? Was ist es, was mich dazu treibt? Als Antwort kommt oft, dass mir die oder der andere wichtig ist und ich etwas dazu beitragen möchte, dass es ihr oder ihm gut geht. Hier sehen wir, dass das Annehmen auch etwas Wertvolles für die andere Person bedeutet, weil ich sie an dem teilhaben lasse, was gerade in meinem Leben passiert.

Um auf das schlechte Gewissen zurückzukommen, ein schlechtes Gewissen beinhaltet „schlecht wissen“. „Schlecht wissen“ darüber, was es für den anderen bedeutet oder auch für mich bedeutet, diese Hilfe anzunehmen. Versuchen Sie vielleicht auch zu klären, woher das schlechte Gewissen in Ihrem Leben überhaupt kommt. Ist mir das so vorgelebt worden? Habe ich das nie kennengelernt?

Es kann helfen, wenn man sich hierfür auch professionelle Hilfe durch einen Psychologen oder eine Psychologin, einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin holt. So können Sie lernen, dass es eine wichtige Eigenschaft sein kann, ein schlechtes Gewissen umzuwandeln und so mit bestem Gewissen das anzunehmen, was mir angeboten wird.

Hier geht es zum Video-Interview: „Bedürfnis nach Unterstützung erkennen und mitteilen“

Psychoonkologische Unterstützung bei metastasiertem Brustkrebs

Wie kann die Betreuung durch Psycholog:innen helfen?

Es ist wichtig festzuhalten, dass sich die psychoonkologische Betreuung oftmals von einem klassischen, psychotherapeutischen Setting unterscheidet. Sie als Betroffene kommen oft nicht mit einer expliziten psychotherapeutischen Fragestellung und Sie haben auch keine psychische Störung. Sie sind einfach vom Leben überrollt worden, von diesem Ereignis und brauchen eine Gesprächspartnerin oder einen Gesprächspartner, der Sie so ernst nimmt, wie Sie es gerade erleben und wie Sie gerade damit umgehen.

Es ist wichtig, dass wir von außen gemeinsam darauf schauen: Welche Ressourcen gibt es bereits für mich als Betroffene? Welche Ressourcen kann oder möchte ich lernen und neu entdecken? Wie können wir die Resilienz, die Widerstandskraft stärken? Was ist das genau? Welche Wege gibt es dazu?

Das Schlagwort Widerstandskraft hört man immer wieder. Dazu gehört es, achtsam mit sich umgehen zu lernen und das auch einmal ganz bewusst zu reflektieren. Was heißt achtsam mit mir umgehen? Was mache ich für mich, dass ich das Gefühl habe, achtsam mit mir und zu mir zu sein? Es gehört dazu, seine Beziehungen zu pflegen, Krisen als etwas Überwindbares erleben zu lernen und mit Ängsten umgehen zu lernen.

Ängste sind einer der wesentlichen Teile in unserer Arbeit. Gerade in der Phase einer Metastasierung gibt es viele Ängste. Kann ich das überstehen? Wie werde ich das überstehen? Wie gehen die anderen damit um?

Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir die Depressivität oder die Depression behandeln und Familienangehörige miteinbeziehen. So können wir mögliche Missverständnisse, die in der Kommunikation auftauchen oder auch Unverständnisse mit dem Partner aus dem Weg räumen. Sie lernen besser zu kommunizieren, beispielsweise wie kommuniziere ich meine Erkrankung und das, was gerade mit mir geschieht in meinem Berufsleben?

Wichtig ist, Sie zur Pilotin oder Kapitänin Ihres Lebens zu machen, die mit der Erkrankung umgeht und die Krankheit in Ihr Leben integriert und nicht umgekehrt, dass die Krankheit Ihr Leben integriert. Das ist ein großer Unterschied.

Ich kann Sie nur ermutigen, diese professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und für sich zu schauen: Was möchte ich für mich rausholen, was ist für mich wichtig? Es ist wichtig, Sie als Betroffene in den Gesprächen im psychoonkologischen Setting auch wieder an die gesunden Anteile heranzuführen, die es im Leben gibt, an die guten Beweggründe, die nach wie vor Bestand haben.

Es gibt verschiedene Techniken der Hypnose und Entspannungstechniken, mit denen Sie lernen können, einfach abzuschalten. Mit diesen Techniken ist es auch möglich, auf Schmerzen einzuwirken, um diese zu lindern. Es gibt auch bestimmte Visualisierungstechniken, mit denen Sie auf Nebenwirkungen, die durch die Therapie entstehen können, Einfluss nehmen können.

Welche psychologischen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?

In einem Krebszentrum ist das Angebot, eine Psychoonkologin oder einen Psychoonkologen aufzusuchen, obligat. Dies geht vor allem in Schwerpunktkrankenhäusern, wo Menschen mit Krebserkrankungen vorwiegend behandelt werden. Schwieriger wird es in kleineren Krankenhäusern, wo es vor Ort zwar immer wieder das Angebot einer psychologischen Unterstützung gibt, dies aber aufgrund der Kapazitäten nie im selben Ausmaß passieren kann.

Es ist wichtig, sich wirklich die Möglichkeiten zu suchen, vor allem jene, die zum Beispiel die österreichische Krebshilfe anbietet. Es gibt sie in den verschiedenen Bundesländern und Bezirken. Es geht so weit, dass es auch das Service gibt, dass ein:e Berater:in von dort zu Ihnen nach Hause kommen kann.

Sie können auch die psychosozialen Dienste in Anspruch nehmen, die es in allen Bereichen, den Bundesländern und den Bezirken gibt. Dort kann man spezifische Dienste in Anspruch nehmen, sodass man über das, was einen bewegt, sprechen kann. Es gibt auch die niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten oder Psychologinnen und Psychologen, die eine Zusatzqualifikation in Psychoonkologie aufweisen. Dort fühlen Sie sich sicher gut aufgehoben.

Darüber hinaus gibt es auch Selbsthilfegruppen an verschiedenen Standorten, innerhalb von Österreich. Dort kann man sich mit anderen Betroffenen treffen und austauschen. Von Zentren wird auch immer wieder ein Tag der offenen Tür angeboten. Dort kann man die verschiedenen Möglichkeiten kennenlernen.

Die sozialen Medien sind zum Austausch und Informierung auch eine Option, hier gibt es viele verschiedene Plattformen. Es ist jedoch wichtig, dass Sie mit der Ärztin/dem Arzt, der Onkologin/dem Onkologen oder der Hausärztin/dem Hausarzt besprechen, was Sie auf diesen Plattformen erleben, was Sie anspricht und wie seriös die Plattformen sind.

Wie finde ich eine passende psychologische Unterstützung?

Zum einen ist es wichtig, bereits im Gespräch mit dem Onkologen oder der Onkologin das Gefühl zu bekommen, dass man in der eigenen Gesamtheit mit all den eigenen Bedürfnissen wahrgenommen wird. Da passiert oft schon viel, um Möglichkeiten und Ressourcen zu entdecken. Das Behandlungsteam kann Sie an jene Stellen weiterverweisen, wenn es um spezielle Anforderungen, Anfragen und Bedürfnisse geht.

Manchmal ist es wichtig, ein Psychopharmakon zu bekommen, um aus gewissen Situationen, wie einer Depressivität, herauszukommen. Es gibt auch spezielle Schulungen zu Fatigue, zu diesem Erschöpfungszustand. Es ist wichtig, dass Sie von Ihrem Behandlungsteam über alle Möglichkeiten informiert werden und sich dann aussuchen können, was für Sie passt. Es gibt zusätzlich viele Broschüren und Informationsflyer, die an den Abteilungen aufliegen.

Es ist wichtig, dass Ihr:e Gesprächspartner:in ein spezielles Wissen oder zumindest ein Basiswissen über die Onkologie hat, um Ihre Situation besser verstehen zu können. Darüber hinaus dürfen keine Heilsversprechen gemacht werden, die dann nicht gehalten werden können. Die Methoden, die von der Psychoonkologin oder dem Psychoonkologen angewendet werden, müssen wissenschaftsbasiert sein. Das bedeutet wissenschaftsbasiert aus der klinischen Psychologie, der Gesundheitspsychologie, der Psychotherapie oder der Psychiatrie.

Wenn diese Voraussetzungen zutreffen, sind Sie sicherlich gut aufgehoben und können viel für sich lernen. Wie man so schön sagt, Sie können sich ermächtigen, Ihre Expertise so einzusetzen, dass Ihr Leben trotz einer metastasierten Brustkrebserkrankung gut gelingen kann.

Hier geht es zum Video-Interview: „Psychoonkologische Unterstützung bei metastasiertem Brustkrebs“

Unterstützung im Alltag bei metastasiertem Brustkrebs

Wie kann mich der Sozialdienst im Krankenhaus unterstützen?

Der Sozialdienst im Krankenhaus kann in vielfältiger Art und Weise unterstützen. Es gibt ein breitgefächertes Hilfs- und Beratungsangebot, das durch die Sozialarbeit bewerkstelligt werden kann.

Die Beratung unterscheidet sich von der jeweiligen Lebenssituation und dem Erkrankungsstadium, in dem sich die betroffene Person befindet. Es ist ein Unterschied, ob eine junge Mutter mit betreuungspflichtigen Kindern zu beraten ist oder, ob es eine Person ist, die mitten im Berufsleben steht. Sie haben andere Bedürfnisse und Fragen, als eine betroffene Person, die vielleicht schon im fortgeschrittenen, betagten Alter ist.

Welche Möglichkeiten zur Unterstützung zuhause gibt es?

Es gibt vielfältige Arten der Unterstützung für zuhause, die auch sehr zielgerichtet und bedarfsorientiert erfolgen können. In der Regel funktioniert es so, dass vor der Entlassung nach Hause abgeklärt wird, welche Unterstützungsmöglichkeiten notwendig sind. Es kann zum Beispiel eine pflegerische Betreuung notwendig sein, sprich für die Körperpflege, Wundversorgung oder Medikamenteneinnahme. Es kann aber auch rein um eine Haushaltshilfe, eine Heimhilfe gehen.

All diese Dinge können vor der Entlassung in Ruhe geplant und organisiert werden. In diesen Fällen ist es oft sehr hilfreich, wenn man vor der Entlassung rechtzeitig das Entlassungsmanagement Pflege hinzuzieht. Dieses Team ist dafür zuständig, extramurale Dienste für zuhause zu organisieren. Dabei kann es auch darum gehen, medizinische Hilfsmittel zu organisieren. In diesem Fall ist vielleicht ein Pflegebett das Thema, ein Rollstuhl, ein Rollator oder eine Badewannenhilfe. In all diesen Dingen ist das Entlassungsmanagement Pflege sehr kompetent und die richtige Anlaufstelle.

Scheuen Sie sich bitte nicht, im Gespräch mit dem Entlassungsmanagement Pflege offen über Ihre Bedürfnisse zu sprechen. Nur so kann entsprechend Ihrer Wünsche und Bedürfnisse organisiert werden. Bitte holen Sie zu diesem Gespräch auch Ihre Angehörigen dazu. In Absprache mit den Angehörigen kann ein gutes Netzwerk aufgebaut werden, sodass Sie zuhause gut und kompetent versorgt sind.

Welche staatlichen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es, damit Angehörige entlastet werden?

Es gibt auch von staatlicher Seite die Möglichkeit auf Unterstützung, die Sie bitte auf jeden Fall in Anspruch nehmen können. Im Speziellen denke ich dabei zum Beispiel an das Modell der Pflegefreistellung und der Pflegekarenz.

Es gibt im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium auch die Möglichkeit, eine Familienhospizkarenz in Anspruch zu nehmen. In all diesen Gebieten kann die Sozialarbeit Sie kompetent beraten, unterstützen und bei der Durchsetzung der Anträge behilflich sein.

Hier geht es zum Video-Interview: „Unterstützung im Alltag bei metastasiertem Brustkrebs“

Finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten bei metastasiertem Brustkrebs

Warum ist es wichtig, dass ich bei Bedarf finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch nehme?

Sollte Ihre Krankheitssituation Sie in eine finanzielle Notlage bringen, dann ist das keine Schande. Bitte informieren Sie uns rechtzeitig darüber, dann können wir beziehungsweise unsere Sozialberater und Sozialarbeiterinnen auch in dieser Situation hilfestellend eingreifen.

Man kann über diverse Notfallfonds finanzielle Hilfe erhalten, auch über die Krebshilfe und Selbsthilfegruppe, die ein gewisses Budget zur Verfügung haben, um in Notsituationen auszuhelfen. Ihre Erkrankung kann eben kurzfristig zu einem Verdienstentgang führen. Es gibt Krankengeld und noch weitere Möglichkeiten der Existenzsicherung.

Wichtig ist, dass Sie es bitte frühzeitig zum Thema machen, damit wir eine zusätzliche, belastende Situation abwenden können.

Auf welche finanziellen Entlastungen und Unterstützung habe ich bei metastasiertem Brustkrebs Anspruch?

Sie haben einen Anspruch darauf, mit dem Rettungstaxi oder dem Krankentaxi zu den onkologischen Therapien, sprich der Chemotherapie, diversen zielgerichteten Therapien oder zur Strahlentherapie anzureisen. Diese Kosten werden von den Sozialversicherungsträgern übernommen.

Sie haben auch die Möglichkeit, einen Pflegegeldantrag zu stellen, wenn es Ihnen beispielsweise nicht so gut geht und Sie auf Hilfe angewiesen sind. Wenn Sie wollen, werden Sie die Sozialberater:innen in dieser Situation unterstützen, sie werden auch den Antrag an der richtigen Stelle einbringen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Finanzielle Unterstützung bei metastasiertem Brustkrebs“

Unterstützung für die Familie bei metastasiertem Brustkrebs

Wie können wir Unterstützung durch Freunde und Familie gut koordinieren?

Ihre Familie und Freunde sind durch Ihre Krankheitssituation oft sehr belastet. Sprechen Sie bitte offen über Ihre aktuelle Situation und wo Freunde und Familie Sie konkret unterstützen können. Geht es darum, Zeit miteinander zu verbringen, einen Ausflug zu machen oder eher darum, im Haushalt Hilfe zu erfahren oder bei Arztbesuchen begleitet zu werden?

Es ist auch möglich, im Krankenhaus, vor der Entlassung, ein Brückengespräch zu führen, bei dem Sie bestimmen können, wer anwesend ist. Das können Ihre Angehörigen oder Freunde sein und dann kann unter Zuhilfenahme von Personen, die nicht direkt involviert sind, ganz objektiv ein Betreuungssetting aufgebaut werden.

Welche Möglichkeiten zur Unterstützung im Familienalltag zuhause gibt es?

Familien können unterstützt werden, indem eine Kinderbetreuung, abseits der vielleicht ohnehin vorhandenen Kinderkrippe, Kindergarten oder Schule, organisiert wird. Es ist oft notwendig, eine Nachmittagsbeschäftigung oder eine Hilfestellung bei den Hausaufgaben zu organisieren, auch das ist über die Sozialarbeit möglich.

Oft haben die Wohnortgemeinden soziale Hilfestellung und Einrichtungen, die in solchen Situationen helfend eingreifen können. Ich denke da zum Beispiel an die Vinzenzvereine, das Projekt Zeitpolster und die Caritas. Es gibt auch einige Institutionen, die im Ehrenamt gut verfügbar sind und Sie im entsprechenden Bedarfsfall unterstützen können.

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es, wenn meine Angehörigen jemanden zum Reden brauchen?

Die Angehörigen von erkrankten Personen sind oft sehr belastet. Wir müssen auch auf diese gut aufpassen. Wir haben bereits im Krankenhaus die Möglichkeit der psychologischen Unterstützung, auch für Angehörige. Diese kann unkompliziert und niederschwellig erfolgen.

Sollte es eine längerfristige Betreuung der Angehörigen durch einen Psychologen oder eine Psychologin brauchen, dann versuchen auch die hausinternen Expert:innen, die Angehörigen im extramuralen Bereich anzubinden und entsprechende Anlaufstellen zu finden.

Ab wann kann es sinnvoll sein, palliativmedizinische Unterstützung hinzuzuholen?

Wenn die Erkrankung fortschreitet und sich Ihre Situation verschlechtert, wenn Sie mit körperlichen Symptomen zu kämpfen haben, sprich Schmerzen, Übelkeit, Müdigkeit oder Schwäche, dann ist es sinnvoll, frühzeitig im Krankenhaus den Palliativkonsiliardienst hinzuzuziehen. Dieser setzt sich zusammen aus einer Palliativmedizinerin oder einem Palliativmediziner, einer einschlägig ausgebildeten Pflegeperson, einer Sozialarbeiterin oder einem Sozialarbeiter und einer Psychologin oder einem Psychologen.

Gemeinsam mit diesem Team aus Spezialist:innen wird mit Ihnen, den Angehörigen und den betreuenden Onkolog:innen ein Plan erstellt. Dabei geht es beispielsweise darum, ob eine Betreuung zu Hause sinnvoll und möglich ist oder ob es vielleicht besser ist, in den stationären Bereich zu wechseln, sprich auf ein Hospiz oder eine Palliativstation.

Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, dass es die Möglichkeit der Betreuung im Tageshospiz gibt. Die Angehörigen können untertags dann zum Beispiel Ihrer Arbeit nachgehen oder eine Verschnaufpause einlegen. Es funktioniert so, dass Sie vom Krankentransport der Rettung von zuhause abgeholt und in das Tageshospiz gebracht werden.

Dort können Sie dann einige Stunden Zeit verbringen. Es werden diverse Tätigkeiten, wie Gespräche, Meditation oder Wellness in allen möglichen Formen angeboten. Es gibt auch die Möglichkeit, sich auszuruhen, sich hinzulegen oder ein Entspannungsbad zu nehmen. Der Krankentransport holt Sie dann wieder ab und bringt Sie am frühen Abend nach Hause. Die Angehörigen konnten dann vielleicht wieder Kraft tanken, um Sie weiter zu betreuen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Unterstützung für die Familie bei metastasiertem Brustkrebs“

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AT-UNB-0845 | Geprüft Mag.a Elisabeth Andritsch und Barbara Pichler: Stand März 2024 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.