7. Nervenschmerzen verstehen – alle Fragen

Neben brennenden und elektrisierenden Schmerzen oder Ameisenlaufen können Nervenschmerzen auch viele andere Symptome hervorrufen. Diese können beispielsweise als Folge von Krebserkrankungen, Diabetes oder Infektionen auftreten. OÄ Dr.in Gabriele Grögl erklärt, an wen man sich bei Nervenschmerzen wenden kann und durch welche Untersuchungen ÄrztInnen die Ursache feststellen können.

Was sind Nervenschmerzen?

Wie ist ein Nerv aufgebaut und wie funktioniert er?

Nerven sind anatomische Strukturen, die

  • der Erregungsleitung
  • und dem Informationsaustausch

dienen.

Aufgebaut sind Nerven aus einer Vielzahl von einzelnen Nervenfasern, die gebündelt werden und von Bindegewebe umgeben sind.

Das Nervensystem liefert Informationen, wie etwas aussieht, wie etwas riecht, wie etwas schmeckt. Es verarbeitet diese Information und reagiert auf diese Informationen.

Was ist das periphere Nervensystem und was ist das zentrale Nervensystem?

  • Zum zentralen Nervensystem zählt man alle Nervenstrukturen, die im Gehirn beziehungsweise im Rückenmark lokalisiert sind.
  • Das periphere Nervensystem umfasst sämtliche nervale Strukturen, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark liegen,

wobei diese Unterteilung eine rein topografische ist, denn diese beiden Systeme kann man funktionell nicht voneinander trennen. Sie arbeiten zusammen, und die Strukturen des peripheren Nervensystems verbinden das zentrale Nervensystem mit seinen Erfolgsorganen wie beispielsweise die Muskulatur und die Eingeweide.

Was passiert mit dem Nerv bei Nervenschmerz?

Der Nervenschmerz, der sogenannte neuropathische Schmerz, ist definiert als ein Schmerz, der auftritt im Rahmen einer Erkrankung oder Läsion von Nervenstrukturen. Hierbei kommt es zu Prozessen, die die Erregbarkeit des Nerven massiv steigern können. Der Nerv entwickelt eine Spontanaktivität, das heißt, diese gesteigerte Erregbarkeit kann spontan auftreten oder auch manchmal durch verschiedene Faktoren getriggert werden.

Denken Sie daran beispielsweise: Patienten mit einer Trigeminusneuralgie geben an, dass ihre Schmerzen auftreten, wenn sie sprechen, wenn sie essen, wenn sie sich die Zähne putzen. Das sind sogenannte Triggerfaktoren, die dazu führen, dass der Nerv eine gesteigerte Erregbarkeit aufweist und dann als Schmerzinformation diese Erregbarkeit weitergibt.

Was sind die häufigsten Nervenschmerzformen?

Ich werde jetzt versuchen, Ihnen die häufigsten Nervenschmerzformen aufzuzählen.

  • Am häufigsten ist zweifelsohne sind Nervenschmerzen im Rahmen eines Herpes Zoster bzw. nach einer Herpes-Zoster-Infektion die sogenannten Post-Zoster-Neuralgien.
  • Dann haben wir die Trigeminus-Neuralgien,
  • Nervenschmerzen, die im Rahmen von Diabetes mellitus auftreten,
  • Nervenschmerzen bei alkoholkranken Personen,
  • bei Personen, die Tumorerkrankungen haben.
  • Es gibt Nervenschmerzen, die auftreten können im Rahmen von medikamentösen Therapien. Das heißt: Medikamente selbst können Nervenschmerzen auslösen.
  • Es kann nach Bestrahlungen zu Nervenschmerzen kommen.
  • Es ist möglich, dass es zu Nervenschmerzen kommt nach Hirninfarkten, nach Hirnblutungen im Rahmen von Tumorerkrankungen des Gehirns.
  • Es ist möglich, dass es zu Nervenschmerzen kommt bei genetisch bedingten Erkrankungen. Da treten Mutationen in bestimmten Natrium-Kanälen auf.

Ich hoffe, dass ich jetzt die häufigsten erwähnt habe.

Was versteht man unter einer Mono- und Polyneuropathie?

Wie bereits erwähnt, bedeutete Neuropathie die Erkrankung von Nervenstrukturen.

  • Diese Erkrankung kann einen einzelnen Nerv betreffen. Dann spricht man von einer Mono-Neuropathie.
  • Betrifft die Erkrankung mehrere Nerven, dann spricht man natürlich von einer Poly-Neuropathie. Die Polyneuropathie ist beispielsweise typisch für Nervenschmerzen im Rahmen von Alkoholerkrankungen und ganz typisch für Nervenschmerzen, die im Rahmen von Diabetes mellitus auftreten.

Welche Nervenschmerzformen lassen sich heilen?

Das ist eine sehr schwierig zu beantwortende Frage, denn im Prinzip lassen sich nur Nervenschmerzformen heilen, wo die Ursache beseitigbar ist, bevor es zu bleibenden Schäden kommt.

  • Beispielsweise nach Herpes-Zoster-Infektionen kann es durchaus dazu kommen, dass nach einer gewissen Latenz der Nervenschmerz tatsächlich nicht mehr vorhanden ist.
  • In vielen anderen Fällen ist es leider so, dass nur eine Symptomlinderung durch die entsprechende, meist medikamentöse Therapie erfolgen kann.

Wer ist besonders gefährdet an Nervenschmerzen zu erkranken?

Besonders gefährdet sind Menschen,

  • die einen Diabetes mellitus haben,
  • die unter Alkoholismus leiden,
  • die unter Durchblutungsstörungen leiden,
  • Patienten, die übergewichtig sind.

Warum? – Weil diese Patienten erstens wieder dazu neigen, einen Diabetes mellitus zu bekommen, und weil es bei diesen Patienten zu einer Überbelastung der Wirbelsäule kommt und es daher gehäuft zu Bandscheibenvorfällen oder Erkrankungen der Wirbelsäule kommt, die mit Nervenschmerzen einhergehen können.

Weiter sind Patienten gefährdet, die erblich bedingte Erkrankungen haben. Auch da kann es gehäuft zum Auftreten von Nervenschmerzen kommen.

Welche erblichen Faktoren können Nervenschmerzen begünstigen?

Wir wissen, dass es im Rahmen von bestimmten erblichen, genetisch bedingten Erkrankungen zum Auftreten von Nervenschmerzen kommen kann.

  • Das ist beispielsweise die Amyloidose,
  • das ist beispielsweise der Morbus Fabry
  • oder der Morbus Charcot-Marie-Tooth, und zwar vom Typ 2B und 5,
  • und, wie gesagt, bei genetisch bedingten Mutationen der Natriumkanäle 1.7, 1.8 und 1.9.

Welche Faktoren (wie z.B. Stress) können das Schmerzempfinden beeinflussen?

Das ist eine sehr, sehr wichtige Frage, die man auch immer mit dem Patienten genau besprechen muss, da es sehr wichtig ist, dass der Patient weiß, wann es beispielsweise sogar zu einem verstärkten Schmerzempfinden kommen kann.

Hier sind Faktoren wie

  • Depression,
  • Schlafstörungen,
  • Angst

im Vordergrund stehend.

Was bedeutet das? – Das bedeutet, dass natürlich diese Faktoren auch mitbehandelt werden müssen.

  • Patienten, die eine Depression haben, müssen die Depression mitbehandelt bekommen.
  • Schlafstörungen müssen versucht werden, in den Griff zu bekommen,
  • ebenso Ängste.

Auf der anderen Seite gibt es glücklicherweise auch Faktoren, die einen positiven Einfluss auf die Schmerzempfindung haben.

  • Das ist alles, was mit positiven Emotionen verbunden ist
  • und vor allem Ablenkung.

Das wissen die meisten Patienten genau und sagen das auch im Gespräch, dass, wenn sie unterwegs sind mit Freunden, mit dem Hund, wenn sie etwas Angenehmes machen, beispielsweise Theaterbesuche und dergleichen, dass es ihnen besser geht, weil der Schmerz nicht im Vordergrund steht.

Hier geht es zum Video-Interview: „Was sind Nervenschmerzen?”

Nervenschmerzen durch Grunderkrankungen

Warum und wann entstehen Nervenschmerzen bei einer Tumorerkrankung?

Der Tumor geht primär nicht mit einem Nervenschmerz einher, sondern mit einem sogenannten nozizeptiven Schmerz. Das sind Schmerzen, die durch die Schädigung des Gewebes durch den Tumor zustande kommen. Erst wenn der Tumor wächst und durch dieses Wachstum Nervenfasern bzw. ganze Nervengeflechte eingeengt und komprimiert werden können, dann kommt es zu Veränderungen der Nervenfasern, zu einer erhöhten Erregbarkeit, und der Nerv produziert selbst wieder den Schmerz.

Warum und wann kann eine Bestrahlung/Chemotherapie Nervenschmerzen auslösen?

Das kommt leider oftmals erschwerend bei Tumorpatienten dazu, dass es im Rahmen der Behandlung zum Auslösen von Nervenschmerzen kommt.

  • Viele Chemotherapeutika können nach wie vor die Nervenfasern schädigen und dadurch Nervenschmerzen hervorrufen.
  • Im Rahmen von Bestrahlungen kommt es zu Bindegewebsneubildungen. Dieses Bindegewebe kann auch die Nervenfasern einengen oder ganze Nervengeflechte komprimieren und dadurch wieder zu Schäden am Nerven führen, der dann den Schmerz auslösen kann.

Auf welche ersten Anzeichen soll ich achten und was kann ich tun, wenn diese eintreten?

Diese Frage ist nicht ganz leicht zu beantworten, weil die Anzeichen sehr unterschiedlich sein können.

Typisch ist beispielsweise, wenn Nervenschmerzen nach einer chemotherapeutischen Behandlung auftreten,

  • dass es zu einer brennenden Symptomatik im Bereich der Handflächen und der Fußsohlen kommen kann.
  • Andererseits können auch blitzartig elektrisierende, stechend brennende Schmerzen auftreten. Auch das wäre eine typische Symptomatik für einen Nervenschmerz im Rahmen von Tumorerkrankungen bzw. vom Tumorbehandlungen.

Inwiefern heilen Nerven nach einer Chemotherapie oder Bestrahlung?

Auch diese Frage ist leider nicht global zu beantworten. Es gibt beide Varianten:

  • Es gibt die Variante 1, die die positive ist, dass sich der Nervenschmerz nach einiger Zeit nach der Chemotherapie vollständig zurückbilden kann.
  • Die Variante 2 bedeutet leider, dass die Nervenschmerzen bestehen bleiben.

Meistens kommt es jedoch zu einer Linderung der Symptomatik.

Was ist eine diabetische Neuropathie?

Bei der diabetischen Neuropathie kommt es durch den erhöhten Blutzuckerspiegel zu Veränderungen im Bereich der Nervenfasern, die Schmerzen auslösen können. Typisch ist, dass es zu einer diabetischen Polyneuropathie kommt, das heißt: Es sind mehrere Nervenfasern betroffen.

Je höher der Blutzuckerspiegel ist und je länger diese krankhafte Erhöhung des Blutzuckerspiegels andauert, umso stärker ist die diabetische Polyneuropathie ausgeprägt.

Welche typischen Schmerzzeichen bemerke ich bei einer diabetischen Neuropathie?

Die typischen Zeichen für eine diabetische Polyneuropathie sind

  • ein Taubheitsgefühl, das ja eigentlich keinen Schmerz darstellt, sondern nur sehr unangenehm ist, ein Taubheitsgefühl im Bereich der Füße. Das ist aber damit verbunden, dass die Patienten sehr unsicher sind, was ihr Gehen anbelangt, und dadurch natürlich in ihrem täglichen Alltag sehr eingeschränkt sein können.
  • Die Schmerzsymptomatik ist typisch dahingehend, dass es wieder zu brennenden Schmerzen im Bereich der Beine und im Bereich der Füße kommt.
  • Genauso können elektrisierende, blitzartig eintretende, stechende Schmerzen vorhanden sein.

Wie kann ich Nervenschmerzen als Folge von Diabetes mellitus vorbeugen?

Da kann der einzelne Patient natürlich sehr viel tun. Wenn Sie unter Diabetes mellitus leiden, ist es ganz wichtig,

  • die Therapie, die Ihnen vorgegeben ist, strikt einzuhalten,
  • darauf zu achten, dass Sie richtig essen,
  • dass Sie die Medikamente richtig nehmen,
  • dass Sie selbst regelmäßig Ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren,

sodass es zu einer guten Einstellung der Blutzuckersituation kommt.

Ganz wesentlich ist, dass der sogenannte Langzeitwert, der HB1-C-Wert im Normbereich liegt bzw. nur leicht erhöht ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Nervenschmerzen durch Grunderkrankungen”

Nervenschmerzen durch äußere Ursachen

Welche Infektionen sind häufige Auslöser für Nervenschmerzen?

Da sind zweifelsohne zwei Infektionen zu nennen, nämlich

  • einmal die Herpes-Zoster-Infektion
  • und die HIV-Infektion.

„Welche Menschen sind besonders gefährdet, eine Herpes-Zoster-Infektion zu bekommen?“, werden Sie sich vielleicht fragen. Das sind vor allem alte Menschen und Menschen mit Tumorerkrankungen. Und warum ist das so? Weil sowohl bei älteren Personen als auch bei Patienten mit Tumorerkrankungen das Immunsystem oftmals nicht optimal funktioniert und hier die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass es zum Auftreten einer Herpes-Zoster-Infektion mit den leider darauf folgenden Nervenschmerzen kommen kann.

Wie entstehen Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose und wie lange dauert diese Erkrankung?

Als Gürtelrose wird die Zoster-Infektion bezeichnet, und die Post-Zoster-Neuralgie ist dann die Nervenschmerzsymptomatik, die nach einer Zoster-Infektion mehr oder weniger lang andauern kann.

Nervenschmerzen nach einer Gürtelrose entstehen klarerweise dadurch, dass wieder eine Nervenschädigung durch das Virus entsteht.

Wie lange diese Erkrankung dauert, das ist eine Frage, die auch oft von Patienten an mich gestellt wird. Diese Frage kann ich nicht beantworten.

  • Es gibt Verläufe, wo Patienten nach einer Infektion jahrelang unter Schmerzen leiden.
  • Und es gibt glücklicherweise aber auch Verläufe, wo es nach einiger Zeit zum kompletten Abklingen der Schmerzsymptomatik kommt.

Warum kann eine HIV-Infektion zu Nervenschmerzen führen?

HIV-Infektionen führen leider gar nicht so selten zum Auftreten von Nervenschmerzen.

  • Einerseits ist dafür das HIV-Virus selbst verantwortlich, das zu einer Nervenschädigung führen kann.
  • Auf der anderen Seite sind auch die antiviralen Therapeutika dafür verantwortlich, weil auch diese manchmal zu Schädigungen der Nervenstrukturen führen können.

Warum und wie kann es nach einem Bandscheibenvorfall zu Nervenschmerzen kommen?

Es kommt nicht nach einem Bandscheibenvorfall zu Nervenschmerzen, es kommt durch und im Rahmen des Bandscheibenvorfalls zu Nervenschmerzen. Warum? Weil Nervenstrukturen eingeengt werden durch das Vorfallen der Bandscheibe, die im Bereich der Austrittskanäle der Wirbelsäule liegen. Durch diese Einengung dieser Nervenstrukturen kommt es zu einer Irritation des Nervengewebes und zum Auftreten der Nervenschmerzen.

Was sind chronische postoperative Schmerzen und wie entstehen sie?

Chronisch-postoperative Schmerzen sind per Definition Schmerzen, die länger als drei Monate nach einer Operation anhalten. Auch hier muss man wieder unterscheiden:

  • Ist es ein Nervenschmerz,
  • oder ist es ein nozizeptiver Schmerz, der durch die Gewebeschädigung selbst entstanden ist?

Der Nervenschmerz hat dabei wieder diese typische Symptomatik des Brennens, des Auftretens von plötzlichen, elektrisierenden, stechenden Schmerzen.

Was sind die Risikofaktoren für das Auftreten von chronischen Schmerzen nach Operationen? Da wissen wir, dass die Schmerzintensität, die nach einer Operation vor allem am ersten Tag nach der Operation vorhanden ist, offenbar eine ausschlaggebende Rolle spielt. Das heißt: Es ist ganz wichtig, dass darauf geachtet wird, dass die Schmerzintensität nach Operationen so gering wie möglich ausfällt.

Für Sie als Patient bedeutet das, dass Sie nicht davon ausgehen müssen, dass eine Operation mit Schmerzen verbunden ist, sondern es ist ganz wesentlich, dass Sie sich sofort melden, wenn nach der Operation Schmerzen vorhanden sind und dass Sie bitte nicht zuwarten, bis diese Schmerzen stark werden.

Was sind Phantomschmerzen und wie entstehen sie?

Phantomschmerzen sind Schmerzen, die nach einer Amputation in dem nicht mehr vorhandenen Körperteil empfunden werden. Das heißt: Wenn Ihnen ein Bein ab dem Knie amputiert wird, dann verspüren Sie diese Schmerzen im Bereich des Unterschenkels oder im Bereich der Füße, im Bereich der Zehen. Ein Amputationsschmerz kann aber auch beispielsweise auftreten bei Frauen, die aufgrund von Krebserkrankungen eine Brust verlieren. Auch da kann es nach der Operation noch zu Schmerzen in der Brust kommen, die nicht mehr vorhanden ist.

  • Auch hier sind degenerative Prozesse für das Auftreten der Nervenschmerzen verantwortlich.
  • Man weiß, dass es auch zu Umstrukturierungen im Bereich des zentralen Nervensystems, also im Bereich der Nervenstrukturen im Gehirn und im Rückenmarksbereich kommt.
  • Und auch die blind endenden Nerven können durch das umgebende Gewebe irritiert und gereizt werden.

Wann kommt es zu einem Engpasssyndrom und wie hängt es mit Nervenschmerzen zusammen?

Der Name Engpasssyndrom sagt schon, wodurch dieser Nervenschmerz ausgelöst werden kann, nämlich durch die Engstellung im Bereich von anatomischen Strukturen, wo Nervenfasern durchziehen. Das sind typischerweise

  • im Bereich des Handgelenks der Karpaltunnelbereich,
  • im Bereich des Fußes der Tarsaltunnelbereich.

Durch die Engstellung, durch die Kompression kommt es zu einer Nervenirritation und zur Auslösung des Nervenschmerzes.

Was sind die möglichen Ursachen?

  • Das können arthrotische Veränderungen sein.
  • Das kann durch eine verstärkte Flüssigkeitseinlagerung bedingt sein, wie es typischerweise bei schwangeren Frauen auftritt. Und diese Symptomatik bildet sich dann natürlich glücklicherweise auch wieder nach der Schwangerschaft zurück.
  • Es sind aber auch Personen besonders gefährdet, ein Engpasssyndrom zu entwickeln, die berufsbedingt Handgelenke besonders stark strecken oder beugen müssen, Vibrationsreizen ausgesetzt sind. Das heißt: Das sind beispielsweise Handwerker, Maurer, aber auch Musiker, Masseure. All diese Tätigkeiten können dazu führen, dass es hier zu einer Entstellung dieser anatomischen Strukturen kommt.

Was kann Mangelernährung bewirken und welche Vitamine fördern die Nervenfunktion?

Eine Mangelernährung führt leider in vielen Fällen zu einem Vitaminmangel, und viele Vitamine sind für das Aufrechterhalten der Nervenfunktion wichtig.

  • Hier sind vor allem die fettlöslichen Vitamine E und D zu nennen
  • und der gesamte wasserlösliche Vitamin-B-Komplex.

Was können Sie jetzt tun, dass es hier zu keinen Mangelerscheinungen, verbunden mit möglichen Nervenschmerzen, kommt? Auf Ihre Ernährung achten.

  • Wo findet sich beispielsweise Vitamin E? Im pflanzlichen Ölen und in frischem Obst und Gemüse.
  • Vitamin D wird, wie Sie sicherlich wissen, von unserem Körper selbst produziert. Dazu ist es aber notwendig, dass er eine gewisse Sonneneinstrahlung bekommt. D.h.: Problematisch sind die Wintermonate, wo es definitiv zu einem Vitamin-D-Mangel kommen kann. Und bei einem ausgeprägten Vitamin-D-Mangel ist es leider dann erforderlich, dass Sie medikamentös das Vitamin D ersetzt bekommen. Vitamin D in der Nahrung selbst findet sich nicht so zahlreich. Das sind fettreiche, tierische Produkte. Ansonsten können Sie Vitamin D sicherlich nicht ausreichend über die Nahrung zuführen.
  • Anders schaut es aus bei Vitamin B. Vitamin B ist ein gesamter Komplex. Die B-Vitamine finden sich vorwiegend in tierischen Produkten. Hier ist vor allem das Vitamin B12 zu nennen. Was bedeutet das für Sie? Wenn Sie sich entschlossen haben, sich vegan oder vegetarisch zu ernähren, kommt es natürlich durch das Fehlen dieser tierischen Produkte zum Auftreten von Vitamin-B-Mangel und vor allem hier von Vitamin B12. Das bedeutet für Sie, dass Sie regelmäßig Ihren Vitamin-B-Spiegel, vor allem den Vitamin-B12-Spiegel, kontrollieren lassen müssen und erfahrungsgemäß auch ersetzen müssen. Wie gesagt: Tierische Produkte, Eier, Innereien enthalten vorwiegend die Vitamin-B-Komplexe, aber auch zahlreiche Früchte. Hier sind vor allem Nüsse zu nennen.

Macht es Sinn vorsorglich Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen?

Meine persönliche Meinung ist, dass Nahrungsergänzungsmittel nur dann eingenommen werden sollten, wenn definitiv ein Mangel an bestimmten Substanzen, Spurenelementen, Vitaminen nachgewiesen ist. Ansonsten macht es in meinen Augen keinen Sinn, Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen und zu sich zu nehmen.

Wie hängen Alkoholkonsum und Nervenschmerzen zusammen?

Im Rahmen von Alkoholismus kommt es in sehr, sehr vielen Fällen zum Auftreten von Nervenschmerzen. Alkohol ist ein Nervengift und führt zu degenerativen, krankhaften Veränderungen der Nervenstrukturen und zum Auftreten von Nervenschmerzen.

Typisch ist wieder die beidseitige Symptomatik, vor allem im Bereich der Beine, der Füße. Auch die Arme können mitbetroffen sein.

Auch hier, wenn Sie sich erinnern können, habe ich Ähnlichkeiten zu der Symptomatik, die bei der Polyneuropathie bei Diabetes mellitus auftritt.

  • Typisch ist dieses Taubheitsgefühl, das zwar keinen Schmerz darstellt, aber eine sehr große Unsicherheit beim Gehen für die betroffenen Personen bedeutet.
  • Typisch sind brennende Schmerzen. Hier spricht man auch von sogenannten Burning Feet bei Alkoholpatienten.
  • Es kann aber auch hier wieder zu einschießenden, elektrisierenden Schmerzen kommen.

Inwiefern kann das Rauchen Nervenschmerz fördern?

Rauchen, Nikotin selbst führt zu keinen Nervenschmerzen. Das Rauchen führt aber dazu, dass es zu Erkrankungen des Gefäßsystems kommt, das heißt, es kommt zu Durchblutungsstörungen. Diese Durchblutungsstörungen führen dann zu Nervenschädigungen, weil der Nerv auch nicht mehr ausreichend durchblutet ist. Und es ist daher sehr, sehr oft der Fall, dass Menschen, die lange rauchen, aufgrund von diesen Durchblutungsstörungen Nervenschmerzen aufweisen.

Das sind natürlich Vorgänge, die nicht mehr reparabel sind. Das heißt: Diese Nervenschmerzen bleiben bestehen.

Hier geht es zum Video-Interview: „Nervenschmerzen durch äußere Ursachen”

Nervenschmerzen beschreiben

Welche Symptome bemerke ich als PatientIn zuerst, wenn sich Nervenschmerzen entwickeln?

Diese Frage ist auch nicht ganz einfach zu beantworten, weil es ganz individuell unterschiedlich ist, welche Symptome von Nervenschmerzen primär auftreten können.

  • Es gibt Patienten, die primär über brennende Schmerzen klagen.
  • Es gibt Patienten, die primär über ein Ameisenlaufen klagen,
  • die sagen, sie haben ein unangenehmes Gefühl, wenn sie mit Stoffen, beispielsweise Kleidung oder mit Bettdecken in Berührung kommen.
  • Und es gibt aber auch Patienten, die von Anfang an diese sehr, sehr intensiven, stark ausgeprägten, elektrisierenden, einschießenden Schmerzen haben.

Das heißt: Hier kann man nicht sagen: „Diese Symptomatik tritt als erstes auf“. Das ist individuell sehr, sehr unterschiedlich.

Warum nimmt man bei Nervenschmerzen manche Berührungen schwächer und andere stärker wahr?

Das ist ganz typisch, denn der Nervenschmerz weist oder kann eine sogenannte Plusminus-Symptomatik aufweisen.

  • Minus heißt alles, was schwächer wahrgenommen wird, das heißt, Berührung wird schwächer wahrgenommen, aber auch Schmerzreize werden schwächer wahrgenommen.
  • Auf der anderen Seite gibt es die Plus-Symptomatik, wo alles stärker wahrgenommen wird. Das heißt Schmerzreize werden stärker wahrgenommen. Aber auch Berührung wird stärker wahrgenommen. Davon sind oftmals betroffen Patienten mit Diabetes mellitus, die dann angeben, dass ihnen das Tragen von Kleidungsstücken schmerzt, dass es ihnen wehtut, wenn sie sich in der Nacht mit ihrer Bettdecke zudecken.

Das sind typische Symptome, die auftreten können. Die eine Patientengruppe hat eher Plus-Symptome, also eine vermehrte Empfindung von Schmerz, die andere empfindet Berührungen, Schmerzen schwächer.

Wie verändern sich Nervenschmerzen im Verlauf?

Auch diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Die Nervenschmerzen können sich jetzt ohne Therapie natürlich auch verändern, indem sie stärker, in positiven Fällen auch schwächer werden können. Ansonsten kommt es natürlich, und das wollen wir auch, zu Veränderungen im Rahmen der medikamentösen Therapie und auch der nicht-medikamentösen Therapie. Hier soll es natürlich primär zu einer Verbesserung der Schmerzintensität kommen.

Was soll ich tun sobald ich eine Veränderung meines Nervenschmerzes bemerke?

Wenn Veränderungen des Nervenschmerzes auftreten, muss der behandelnde Arzt sofort aufgesucht werden. Warum?

  • Wenn der Patient das Gefühl hat, dass der Nervenschmerz besser wird, besteht durchaus die Möglichkeit, dass man die Medikamente, die erforderlich sind, um eine Linderung herbeizuführen, wieder reduzieren kann, im besten Fall absetzen kann, was natürlich unheimlich wichtig ist, weil diese Medikamente Nebenwirkungen haben. Und je geringer die Dosierung gewählt werden muss, umso geringer fallen auch die Nebenwirkungen aus.
  • Im umgekehrten Fall, wenn der Patient das Gefühl hat, dass der Schmerz stärker wird, ist es dann erforderlich, eventuell die Therapie, das heißt, die Dosierung der Medikamente zu erhöhen oder sich zu überlegen, ob eine zusätzliche, manchmal auch invasive Therapie notwendig wird.

Auf was sollte ich achten, wenn ich über meine Nervenschmerzen spreche?

Es ist ganz, ganz wichtig für die Diagnostik von Nervenschmerzen, dass präzise Angaben erfolgen.

  • Diese Angaben sollten einmal beinhalten, wie der Nervenschmerz ist: Ob das ein brennender Schmerz ist, ob das ein elektrisierender, plötzlich auftretender Schmerz ist. Das sind für Ihren behandelnden Arzt, für Ihre behandelnde Ärztin ganz, ganz wichtige Angaben, die schon einen Hinweis darauf geben, dass es sich um einen Nervenschmerz handeln könnte.
  • Dann die Lokalisation: Sind die Hände betroffen, sind die Füße betroffen?
  • Ganz wesentlich ist auch eine Information, ob eine Erkrankung, ob eine Verletzung vorausgegangen ist.

Wie kann ich die Lage meiner Schmerzen genauer beschreiben und wie kann das meiner Ärztin/meinem Arzt weiterhelfen?

Als Information für uns ist es sehr wichtig, dass wir wissen, wo der Schmerz im Körper lokalisiert ist. Das heißt: Es ist wichtig, dass Sie uns angeben,

  • ob der Schmerz jetzt im Beinbereich auf der Außenseite verläuft, ob er auf der Innenseite verläuft, ob er das gesamte Bein umfasst – was dann eher gegen einen Nervenschmerz spricht.
  • Wie der Verlauf ist, ob er den Oberschenkel betrifft und dann den Unterschenkel bis zum Zehenbereich entlang führt.
  • Es ist wichtig zu wissen, ob beide Seiten betroffen sind, das heißt beide Körperhälften betroffen sind.

Warum sollte ich insbesondere bei Nervenschmerzen darauf achten wann sie auftreten?

Ganz, ganz wichtig ist auch die Angabe, wann diese Schmerzen auftreten:

  • Treten die Schmerzen spontan auf?
  • Sind die Schmerzen abhängig von gewissen sogenannten Triggerfaktoren wie zum Beispiel bei der Trigeminus-Neuralgie das Essen, das Trinken, das Sprechen. Das ist schon eine wichtige Information, dass es sich hier tatsächlich um so eine Schmerzform handeln kann.
  • Es ist wichtig zu wissen, ob die Schmerzen eher in Ruhe spontan auftreten oder bei bestimmten Bewegungen auftreten.
  • Und für die Auswahl des Medikamentes ist es auch wichtig, ob die Schmerzen eher tagsüber oder in der Nacht auftreten oder ob hier kein Unterschied besteht. Warum ist das für uns wichtig? Wenn Sie uns sagen, dass die Schmerzen eher tagsüber auftreten, dann werden wir die Medikamente so dosieren und so auswählen, dass Sie eher tagsüber die Medikamente oder die höhere Dosis an Medikamenten bekommen, und in der Nacht die geringere Dosis beziehungsweise gar kein Medikament benötigen. Das heißt: Diese Informationen sind ausschlaggebend für die Therapie.

Wie kann ich mich auf das Arztgespräch vorbereiten?

Diese Frage ist sehr wichtig, weil es oft Probleme in der Kommunikation geben kann. Wichtig ist: Bevor Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen, dass Sie sich überlegen, wie Sie denn Ihren Schmerz beschreiben können:

  • Ob das ein Brennen ist,
  • ob das ein Ameisenlaufen ist,
  • ob Sie das Gefühl haben, dass Ihnen Berührungen wehtun.
  • Wichtig ist auch die Information, wie stark Ihr Schmerz ist. Da gibt es eine Skalierung zwischen 0 und 10. 0 bedeutet kein Schmerz, 10 die stärksten Schmerzen, die Sie sich vorstellen können. Das heißt, diese Information ist ganz wichtig, die benötigen wir unbedingt, weil wir eine Ausgangssituation dann haben. Wenn Sie zum Beispiel sagen, Ihr Schmerz liegt durchschnittlich im Bereich 5 und kann maximal, wenn das so plötzlich auftretende Schmerzen sind, auf 8, 9 hinauf gehen, dann wissen wir, wo unsere Ausgangssituation ist. Das heißt, bei so einer Aussage wird es nicht zutreffend sein, wenn wir Ihnen sagen, wir schaffen es, den Schmerz auf Null zu reduzieren, sondern da versucht man, auf einen durchschnittlichen Schmerz beispielsweise von 3 zu kommen und auf einen maximalen Schmerz von 5 zu kommen.

Das heißt, diese Fragen können Sie schon gut vorbereiten, bevor Sie Ihren Arzt, Ihre Ärztin aufsuchen und genauso, was ich schon vorher erwähnt habe den tageszeitlichen Ablauf der Schmerzsymptomatik.

Warum ist ein regelmäßiges Beobachten und Aufzeichnen meiner Nervenschmerzen sinnvoll?

Das ist vor allem zu Therapiebeginn sehr, sehr wichtig, weil wir natürlich wissen wollen, wie Sie auf die Therapie, sowohl auf die medikamentöse als auch auf die nicht-medikamentöse Therapie, ansprechen. Das heißt, hier ist es wichtig, dass Sie notieren und dokumentieren, ob es zu einer Linderung oder zu einer Verstärkung des Schmerzes kommt, wenn wir Sie behandeln. Es soll natürlich primär zu einer Linderung kommen, und das sollte von Ihnen dokumentiert werden, und zwar mehrmals täglich.

  • Am besten vormittags, ungefähr ein bis zwei Stunden, nachdem Sie das Medikament genommen haben,
  • dann im Verlauf des Tages
  • und dann auch in den Nachtstunden.

Wichtig ist auch aufzuschreiben, wie sich die Anzahl dieser möglicherweise plötzlich auftretenden Schmerzen verhält,

  • ob es zu einer Reduktion dieser Anfälle kommt und
  • ob auch die Intensität dieser Anfälle abnimmt.

Wie kann ich selbst die Stärke meiner Nervenschmerzen messen?

Indem ich diese Skalierung nehme 0 – kein Schmerz, 10 – ganz starke Schmerzen. Wichtig ist, dass Sie sagen: Wie ist der durchschnittliche Schmerz? Wichtig ist, dass Sie wissen:

  • Wie ist der geringste Schmerz, der auftritt?
  • Und wie ist der maximale Schmerz, der auftritt?
  • Und ganz wichtig ist auch, dass Sie bei dem Dokumentieren wissen, ob es sogenannte Triggerfaktoren gibt, also Einflussnahmen beispielsweise durch Berührungen, durch Sprechen, durch Trinken, durch Rasieren, Zähneputzen, die zu einer Schmerzverstärkung führen könne und dann auch dokumentieren, wie hoch die Intensität dieser dabei auftretenden Schmerzen ist.

Wie kann ich am besten meine Schmerzen protokollieren? Welche Fragen sind dabei relevant?

Wenn es erforderlich ist, dass Sie Schmerzen protokollieren, dann bieten sich sogenannte Schmerztagebücher an. Was kann man in diesen Schmerztagebüchern eintragen? Man kann hier eintragen:

  • Die Schmerzintensität über den Tagesverlauf.
  • Man kann hier eintragen, wann es zu Schmerzspitzen kommt.
  • Man kann hier eintragen, ob Medikamente Nebenwirkungen aufweisen, wie beispielsweise Übelkeit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen.

All das kann in diesen Tagebüchern aufgezeichnet werden und liefert natürlich eine sehr, sehr wichtige Funktion für Ihre behandelnde Ärztin, für Ihren behandelnden Arzt.

Hier geht es zum Video-Interview: „Nervenschmerzen beschreiben”

Untersuchungen und Diagnose

Wann sollte ich mit Nervenschmerzen zur Ärztin/zum Arzt?

Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie einen Nervenschmerz haben, sollten Sie sofort Ihren Arzt aufsuchen. Das heißt, wenn Sie eine Symptomatik

  • wie Ameisenlaufen,
  • wie ein Taubheitsgefühl,
  • wie Brennen im Bereich der Handflächen, im Bereich der Füße haben
  • oder so plötzlich einschießende, blitzartige Schmerzen,

sollten Sie so rasch wie möglich einen Arzt aufsuchen.

Welche Ärztin/welchen Arzt sollte ich aufsuchen, wenn ich Nervenschmerzen vermute?

Ihr primärer Ansprechpartner ist natürlich Ihr Hausarzt, Ihre Hausärztin, die Sie sehr gut kennen. Ihr Hausarzt, Ihre Hausärztin wird dann entscheiden, ob sie selber eine entsprechende Therapie durchführen können oder ob es notwendig ist, dass Sie zu einem spezialisierten Arzt weitergehen müssen, zu einem Facharzt.

  • Das kann sein ein Neurologe,
  • das kann ein Schmerzspezialist sein,
  • das kann ein Orthopäde sein,
  • das kann ein Neurochirurg sein.

Da werden Sie sich sehr wohl darauf verlassen können, wozu Ihnen Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt raten.

Wie kann mir eine Schmerztherapeutin/ein Schmerztherapeut helfen?

Diese Frage ist ganz, ganz wichtig, denn gerade die Nervenschmerzen werden nicht mit 08/15-Schmerzmedikamenten behandelt. Warum? Weil diese Medikamente nichts nützen.

Das heißt, die Medikamente, die Sie nehmen, wenn Ihnen der Rücken wehtut, die sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika, können Sie bei Nervenschmerzen vergessen. Die helfen Ihnen nicht.

Es sind ganz bestimmte Medikamente, die wir bei Nervenschmerzen einsetzen müssen, damit es zur Linderung Ihrer Symptomatik kommt. Und das muss man Ihnen auch erklären. Welche Medikamente verwenden wir?

  • Wir verwenden Medikamente, die wir in der Epilepsie einsetzen, sogenannte Anti-epileptische Medikamente.
  • Und wir verwenden Medikamente, die bei Depressionen eingesetzt werden, antidepressive Medikamente.

Mit diesen Medikamenten haben Sie die beste Chance, dass es zu einer Linderung Ihrer Nervenschmerzsymptomatik kommt.

Wenn Sie einen oberflächlichen Nervenschmerz haben, kann es auch durch die Verwendung bestimmter Pflaster zu einer Linderung Ihrer Schmerzsymptomatik kommen. Auch das können wir genau durch die Anamnese, das Gespräch mit Ihnen herausfinden, ob so eine Pflastertherapie Ihnen helfen kann.

Abgesehen von der medikamentösen Therapie gibt es zahlreiche nicht-medikamentöse Therapieformen, physikalische Therapie beispielsweise, die Ihnen zu einer Linderung Ihrer Nervenschmerzen helfen kann.

In welchen Schritten erfolgt die Diagnose?

  • Der erste Schritt ist das ganz, ganz wichtige Anamnesegespräche mit dem Patienten.
  • Der zweite, nicht minder wichtige Schritt ist die körperliche, genaue Untersuchung.
  • Aufgrund von Anamnesegespräch und körperlicher Untersuchung entscheiden wir uns dann, ob noch weitergehende Untersuchungen wie beispielsweise eine Untersuchung der Nervenleitgeschwindigkeit, eine Ultraschalluntersuchung, eine Biopsie notwendig sind.

Wie läuft ein Anamnesegespräch ab?

Der erste und für mich einer der wichtigsten Punkte in der Diagnostik von Schmerzen und natürlich auch von Nervenschmerzen ist das Anamnesegespräch mit dem Patienten. Hier erfahre ich die Symptomatik:

  • Wie ist Nervenschmerz? Beispielsweise brennend, ein Ameisenlaufen, blitzartig elektrisierende Schmerzen.
  • Wo ist dieser Schmerz lokalisiert?
  • Wie ist der Schmerzverlauf?
  • Aus der Anamnese erfahre ich auch genau, ob Erkrankungen vorliegen, die mir schon einen Hinweis geben, dass ein Nervenschmerz vorhanden sein kann. Ob beispielsweise eine Zoster-Infektion vorgelegen hat, ob Diabetes mellitus vorliegt, ob Alkoholismus vorhanden ist, ob der Patient raucht. All das sind ganz, ganz wichtige Informationen. Oder ob eine erblich bedingte Erkrankung vorhanden ist. Das hilft mir unheimlich in der Diagnostik des Nervenschmerzes.

Genauso die Beschreibung

  • über den tageszeitlichen Verlauf,
  • über den Verlauf, ob die Schmerzen spontan auftreten
  • oder ob sie durch bestimmte Faktoren beeinflusst werden können.

Wie wird die Ärztin/der Arzt mich körperlich untersuchen?

Die körperliche Untersuchung ist eine ganz, ganz wesentliche Untersuchung und muss genau erfolgen, das heißt:

  • Hier müssen zugänglich sein die Körperteile, die erkrankt sind. Meistens ist es erforderlich, dass die betroffenen Patienten sich bis zur Unterwäsche auskleiden.
  • Wir schauen uns zunächst einmal die Beweglichkeit des Patienten an.
  • Wir schauen uns an, ob es zu Berührungsstörungen kommt, in dem Sinne, dass Berührungen weniger stark vermindert wahrgenommen werden oder umgekehrt Berührungen verstärkt wahrgenommen werden.
  • Wir untersuchen genau die Reflexe und können da schon feststellen, ob eventuell Nervenstrukturen, die für die Motorik, also für die Muskelfunktion verantwortlich sind, hier geschädigt sind.

Wann wird eine Neurografie oder eine Elektromyografie gemacht und wie laufen diese Untersuchungen ab?

Beide Untersuchungen werden dann durchgeführt, wenn wir uns davon ein weiteres wichtiges Ergebnis für die Diagnostik des Nervenschmerzes erhoffen. Nur dann ist es sinnvoll, diese Untersuchungen durchzuführen.

  • Eine Elektroneurografie ist eine Untersuchung, bei der die Erregbarkeit des Nerven überprüft wird. Das heißt: Hier wird die Nervenleitgeschwindigkeit überprüft und kann einen Hinweis auf eine Nervenschädigung geben.
  • Bei der Elektromyografie wird die Funktionalität des Muskels untersucht. Auch hier kann ein Hinweis gegeben werden, ob die Nervenstruktur, die für die Innervation des betreffenden Muskels verantwortlich ist, geschädigt ist.

Was passiert bei einem hochauflösenden Ultraschall und welche Aussagen kann meine Ärztin/mein Arzt anhand der Bilder treffen?

Eine hochauflösende Ultraschall-Untersuchung wird beispielsweise oft kombiniert mit einer Elektroneurografie. Hochauflösende Ultraschalluntersuchungen sind sehr, sehr gute Instrumente, um den Nerv in seinem Verlauf genau darstellen zu können und krankhafte Veränderungen auffinden zu können.

Wann ist eine Nervenbiopsie notwendig und wie läuft diese ab?

Die Nervenbiopsie ist die Standarduntersuchung für das Feststellen einer Erkrankung von dünnen Nervenfasern. Sie ist die Standarddiagnostik für die sogenannte Small-Fiber-Neuropathie. Hierbei wird lediglich eine Hautstanze entnommen, und man stellt fest, ob es zu einer Verminderung der Nervenfaserdichte in diesem Areal gekommen ist.

Hier geht es zum Video-Interview: „Untersuchungen und Diagnose”

Geprüft OÄ Dr.in Gabriele Grögl: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.