1. Was sind Nervenschmerzen?

Nervenschmerz – Grundlagen

Nervenschmerzen entstehen durch Schädigung von Nervengewebe. In der medizinischen Fachsprache werden Nervenschmerzen als „neuropathische Schmerzen“ bezeichnet. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Krankheit der Nerven“ (aus dem Griechischen: Neuro = Nerv, pathos = Krankheit). 

Wie unterscheiden sich Nervenschmerzen von anderen Schmerzarten?

Wenn Sie sich in den Finger schneiden, empfinden Sie einen kurzen, stechenden Schmerz. Dieser oberflächliche Schmerz entsteht durch die Schädigung des Gewebes. Im Gegensatz dazu treten Nervenschmerzen bei Erkrankungen, Schädigungen oder Verletzungen von Nerven auf. Daraus entwickelt sich eine deutliche Steigerung der Erregbarkeit der Nerven, die für das Auftreten des Nervenschmerzes verantwortlich sind. Typischerweise werden Nervenschmerzen als kribbelnd, brennend, einschießend und elektrisierend im Bereich des betroffenen Nervens empfunden. Nervenschmerzen haben unterschiedliche Ursachen und treten oft zum Beispiel nach Herpes Zoster (Gürtelrose), bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder in Zusammenhang mit Krebserkrankungen auf.

Warum es so wehtut, wenn man sich den Ellenbogen stößt

Vermutlich ist Ihnen das auch schon einmal passiert – Sie stoßen sich leicht den Ellenbogen und ein kribbelnder Schmerz zuckt vom Ellenbogen bis zur Fingerspitze Ihres kleinen Fingers. Das hängt damit zusammen, dass Sie durch den Stoß nicht nur die Haut, sondern auch einen oberflächlich laufenden Nerv getroffen haben. Dieser verläuft genau dort, wo Sie den kribbelnden Schmerz nach dem Ellenbogenstoß spüren. Da der Nerv durch den Stoß irritiert wird, ist auch dieser Schmerz eine Art Nervenschmerz, der in solchen Fällen allerdings nach kurzer Zeit aufhört.

Formen von Nervenschmerzen

Nervenschmerzen lassen sich, nach der Anzahl der betroffenen Nerven, in zwei Formen einteilen:

  • Mononeuropathie

    Betrifft der Nervenschmerz nur einen Nerv, wird das als Mononeuropathie bezeichnet. Dies kann zum Beispiel durch Einengung des Nervengewebes entstehen.

  • Polyneuropathie

    Sind mehrere Nerven betroffen, spricht man von Polyneuropathie. Häufig treten Polyneuropathien in Zusammenhang mit Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Alkoholkrankheit oder Krebserkrankungen auf.

Warum besteht für Menschen mit einer Polyneuropathie ein erhöhtes Verletzungsrisiko im Alltag?

Eine Polyneuropathie kann sich durch Missempfindungen, aber auch durch ein eingeschränktes Gefühl für Schmerzen zeigen. Oft sind die Nerven der Füße und Beine betroffen. Da die Nerven Berührungen zum Teil nicht mehr weiterleiten, spüren Sie beispielsweise einen scheuernden Schuh weniger oder haben Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.

Wie kann man sich schützen?

Es ist grundsätzlich wichtig, Verletzungen vorzubeugen und rechtzeitig zu behandeln. Auf folgende Punkte sollten Sie im Alltag aufmerksam werden:

Verletzungen vorbeugen:

  • Tragen Sie passendes Schuhwerk. Ihre Schuhe sollten fest, aber nicht zu eng sitzen und Ihre Zehen ca. 1,5 Zentimeter Platz zur Schuhspitze haben.
  • Pflegen Sie Ihre Füße indem Sie:
    • diese täglich mit lauwarmem Wasser waschen und vorsichtig abtrocknen
    • sie mit Fußcremes pflegen
    • Ihre Zehennägel regelmäßig schneiden
  • Vermeiden Sie Stolperfallen in Ihrer Wohnung. Montieren Sie unterstützende Griffe oder Geländer in Flur und Bad.

Verletzungen entdecken:

  • Kontrollieren Sie einmal täglich Ihre Füße inklusive Fersen und Fußsohlen. Ein Handspiegel hilft Ihnen, Verletzungen zu entdecken. Achten Sie auf:
    • Rötungen, Druckstellen, Blasen oder kleine Einrisse
    • Blut oder Feuchtigkeit von Verletzungen in Ihren Socken
  • Gehen Sie zur medizinischen Fußpflege. Fragen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt, ob eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse möglich ist.

Risikofaktoren von Nervenschmerzen

Häufig tragen Übergewicht, Diabetes oder Alkoholkrankheit zur Entstehung von Nervenschmerzen bei. Es gibt auch genetische Erkrankungen, die von Nervenschmerzen begleitet werden. Einige psychische Faktoren können sich auf Ihre Schmerzempfindung verstärkend oder mildernd auswirken.

Mögliche verstärkende Faktoren der Schmerzempfindung

Beim Umgang mit Nervenschmerzen kann es Ihnen helfen zu wissen, welche negativen Faktoren Ihre Empfindung beeinflussen können. Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen.

Schlafstörungen:

  • Ist Ihr Schlaf nicht erholsam?
  • Erwachen Sie früh?
  • Fühlen Sie sich tagsüber müde?

Depressionen:

  • Fühlen Sie sich täglich antriebslos und traurig?
  • Haben Sie das Interesse an Unternehmungen und Hobbys verloren, die Ihnen normalerweise Freude bereiten?

Angstzustände:

  • Sind Sie häufig nervös und unruhig?
  • Leiden Sie unter plötzlichem Zittern, Schwitzen oder Herzrasen?

Wenn Sie einige dieser Fragen mit „ja“ beantwortet haben oder vermuten, dass diese Faktoren eine Rolle für Ihre Schmerzen spielen, besprechen Sie Ihre Bedenken mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Verstärkende Faktoren können mitbehandelt und Ihre Schmerzen so gezielter gelindert werden.

Mögliche mildernde Faktoren der Schmerzempfindung

Beim Umgang mit Nervenschmerzen kann es Ihnen helfen zu wissen, welche positiven Faktoren Ihre Empfindung beeinflussen können. Die folgenden Fragen können Ihnen dabei helfen.

Positive Emotionen:

  • Was bereitet Ihnen Freude? Vielleicht lesen Sie gern ein gutes Buch oder gehen in der Natur spazieren.

Ablenkung:

  • Wann konnten Sie zuletzt alles um sich herum vergessen? Rufen Sie eine Freundin/einen Freund an oder treffen Sie sich für einen Theater- oder Kinobesuch.

Achten Sie gezielt darauf, was Ihnen Freude bereitet und Ihre Schmerzen lindert. Es kann hilfreich sein, Situationen oder Aktivitäten zu notieren, die Ihnen gut getan haben.

Downloads

  • Glossar Hier finden Sie begleitend zur Online-Kursreihe "Schmerzen erfolgreich bewältigen" alle wichtigen Begriffe gesammelt.

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Geprüft: Dr. Gabriele Grögl: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.