Therapeutische Schwerpunkte bei der Palliativtherapie
Neben der allgemeinen Palliativbetreuung widmet sich die Palliativmedizin im Besonderen den spezifischen Beschwerden der jeweiligen Erkrankung. Im Fall von Lungenkrebs gehören dazu unter anderem Atemnot, Husten und Schmerzen.
Beschwerden bei Lungenkrebs
Eines der häufigsten Symptome bei Lungenkrebs ist Atemnot, die bei über 80 Prozent der LungenkrebspatientInnen auftritt. Ein weiteres häufiges Symptom ist Husten, wobei es auch zu Blutbeimengung kommen kann. Man spricht dann von Bluthusten oder Hämoptoe. Auch Schmerzen sind im Rahmen einer Lungenkrebserkrankung häufig. Die Schmerztherapie gehört deshalb zu den Kernaufgaben der Palliativmedizin.
Auf die Behandlung folgender weiterer Beschwerden ist die Palliativmedizin spezialisiert:
- Schlaflosigkeit,
- Fatigue (starkes Gefühl von Müdigkeit und Abgeschlagenheit),
- Übelkeit und Appetitlosigkeit,
- Muskelschwäche und Muskelschwund sowie
- Polyneuropathie (Nervenschädigung) im Rahmen von Krebstherapien.
Ihr Mitspracherecht als PalliativpatientIn
In ausführlichen Gesprächen werden Sie von den PalliativbetreuerInnen beraten, und Sie können Ihre Wünsche und Vorstellungen äußern. Sie allein entscheiden, welche Maßnahmen Sie in Anspruch nehmen wollen. Darauf aufbauend wird ein gemeinsames Therapieziel gefasst und ein individueller Therapieplan erstellt.
Zustimmung zu Behandlungen
Palliative Behandlungsmaßnahmen finden ausschließlich mit Zustimmung der PatientInnen statt.
Unterstützung im Alltag
Die Unterstützung bei alltäglichen Herausforderungen ist neben therapeutischen Maßnahmen ein Hauptanliegen der Palliativbetreuung. Als PalliativpatientIn können Sie sich mit allen Problemen, Sorgen und Wünschen an Ihr Behandlungsteam wenden.
Alltagspraktische Probleme
Ganz alltägliche Probleme können oftmals sehr belastend sein. Palliativmedizinische BetreuerInnen wissen darum Bescheid, haben viel Erfahrung im Umgang damit und unterstützen:
- bei Hautpflege, Verdauungsbeschwerden oder körperlicher Überforderung.
- bei der Organisation des häuslichen Umfelds.
- bei der Klärung sozialrechtlicher Fragen.
- bei der Erstellung von Vorsorgevollmachten und PatientInnenverfügungen.
- bei Ängsten, Hoffnungslosigkeit oder dringenden Fragen zur eigenen Vergangenheit und Zukunft.
Betreuung abseits der Lungenkrebserkrankung
Für palliativmedizinische Fachkräfte steht nicht Ihre Lungenkrebserkrankung im Mittelpunkt, sondern Sie als Mensch. Aus diesem Grund besteht ein Palliativteam aus vielen Personen, die jeweils eigene Erfahrungen und unterschiedliche Blickwinkel einbringen.
Das breit aufgestellte BetreuerInnenteam unterstützt Sie dabei,
- pflegerisch und mitmenschlich optimal umsorgt zu sein,
- Ihre Körperkräfte zu stärken,
- selbstbestimmt Ihren Alltag zu leben,
- Persönliches und Spirituelles zu thematisieren.
Sorgen und Ängste
Sie selber suchen sich aus, mit wem Sie über Sorgen und Ängste sprechen wollen. Es ist eine Frage persönlicher Sympathie, wem man sich anvertrauen will.
Jedenfalls stehen im palliativen Bereich viele Personen für Gespräche zur Verfügung. Es kann ein Mitglied des Pflegepersonals ebenso sein wie ÄrztInnen, SeelsorgerInnen, PsychotherapeutInnen oder ehrenamtliche MitarbeiterInnen.
Begleitung in der letzten Lebensphase
Palliativmedizin wird oftmals mit Sterbebegleitung gleichgesetzt. Obwohl das so nicht zutreffend ist, versteht sich die Palliativmedizin als jener Bereich, der seine PatientInnen auch in der letzten Lebensphase nicht allein lässt, sondern aktiv begleitet.
Mit dem nahenden Tod umgehen
Mit dem Thema Tod beschäftigen wir Menschen uns ungern. Jeder geht anders damit um, wenn der Tod näher rückt. Palliativmedizinische BetreuerInnen haben Erfahrung in der Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase und teilen diese gern mit Ihnen, wenn Sie dies möchten.
In jedem Fall erhalten Sie Unterstützung bei Ängsten und Beschwerden, die das Sterben bedrohlich erscheinen lassen. Und in jedem Fall steht eine Person zur Verfügung, der Sie sich dann in diesen Fragen anvertrauen können.
Hilfe bei der Erledigung und Klärung wichtiger Dinge
Für die Klärung sozialrechtlicher Fragen stehen im Palliativbereich SozialarbeiterInnen beratend zur Verfügung.
Wenn Sie offene zwischenmenschliche Probleme klären wollen, zum Beispiel mit Angehörigen, können Sie jederzeit das Gespräch mit PsychologInnen suchen.
Selbstverständlich erhalten Sie auch rechtliche Unterstützung bei der Frage, wie Sie behandelt werden wollen, sollten Sie einmal nicht mehr in der Lage sein, selber zu entscheiden. Dafür stehen zwei Möglichkeiten offen:
- die PatientInnenverfügung (sie halten schriftlich fest, wie Sie weiterhin behandelt werden wollen) oder
- die Vorsorgevollmacht (Sie bestimmen eine Vertrauensperson, welche diese Entscheidungen gegebenenfalls für Sie trifft).
Lebensverlängernde Maßnahmen
Vor allem in der Palliativmedizin stellen sich vor jeder Behandlung zwei Fragen:
- Lässt sich mit dieser Maßnahme das therapeutische Ziel erreichen?
- Sind Sie als PatientIn mit dieser Maßnahme einverstanden?
Ihre PalliativbetreuerInnen werden Sie gern über die Nützlichkeit und Sinnhaftigkeit der bestehenden Möglichkeiten beraten. Einer der Vorteile einer frühen palliativen Betreuung ist, dass PalliativpatientInnen zum Lebensende hin weniger intensive und belastende Maßnahmen benötigen.
Entscheidungsrecht
Sie können als PatientIn jede therapeutische Maßnahme zu jeder Zeit ohne Angabe von Gründen ablehnen. Sie können diese Entscheidung aber auch jederzeit widerrufen.
Geprüft Assoc.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Katharina Masel, MSc: aktualisiert 08.04.2022 | AT-12875, 11/2024