5. Palliativtherapie für Angehörige

Rolle der Angehörigen bei der Palliativtherapie

Im Rahmen einer chronischen Erkrankung spielen die Angehörigen eine ganz wichtige Rolle im Leben, weshalb diese in der Palliativtherapie aktiv in die Behandlung eingebunden werden. Bei Bedarf erhalten Angehörige auch selbst Unterstützung.

Einbindung der Angehörigen

Palliative Care bezieht den PatientInnen nahestehende Menschen in die Betreuung mit ein. Dieser Austausch ist sowohl für Angehörige als auch für die Patientin/den Patienten von Vorteil.

Beim Arztgespräch können Sie als Angehörige/r:

  • bei der Klärung wichtiger Fragen unterstützen,
  • wertvolle Informationen zu den Bedürfnissen der Patientin/des Patienten liefern und
  • ihr/ihm dabei helfen, Informationen in Erinnerung zu behalten.

Im Rahmen der Palliativtherapie erhalten Sie als Angehörige/r:

  • Informationen für den Umgang mit dem erkrankten Menschen,
  • Jederzeit Antwort auf eigene Fragen an das BetreuerInnenteam und
  • bei Überforderung professionellen Rat und Hilfe.

Auskunft für Angehörige

ÄrztInnen sind an die Schweigepflicht gebunden. Auskunft geben dürfen sie ausschließlich der Patientin/dem Patienten selber. Nur mit deren/dessen ausdrücklicher Erlaubnis dürfen Vertrauenspersonen über gesundheitliche Inhalte informiert werden. Diese Erlaubnis kann durch eine individuelle Absprache mit den behandelnden ÄrztInnen oder im Rahmen einer PatientInnenverfügung erfolgen.

Mitspracherecht von Angehörigen

Ein Mitspracherecht bei Therapieentscheidungen haben Angehörige nur, wenn sie von der Patientin/dem Patienten ermächtigt wurden. Im Fall der Nicht-Ansprechbarkeit der Patientin/des Patienten bedarf es hierzu einer PatientInnenverfügung oder einer Vorsorgevollmacht.

Unterstützend zur Seite stehen bei der Palliativtherapie

Angehörige und Freunde sind die engsten Bezugspersonen. Auch im Falle einer Erkrankung kommt diesen eine besonders bedeutsame Rolle zu. Wie stark sie sich einbringen, liegt an ihnen selber sowie an den Wünschen der Patientin/des Patienten.

Bei ärztlichen Terminen

Eine vertraute Begleitperson bei Arztgesprächen oder Therapieterminen kann helfen, Besprochenes zu erinnern, oder einfach nur Beistand geben. PalliativbetreuerInnen raten dazu, eine Vertrauensperson mit zu solchen Terminen zu nehmen. Allerdings nur, wenn dies dem ehrlichen Wunsch der Patientin/des Patienten entspricht.

Die Begleitung durch mehrere Personen ist nicht hilfreich. Das macht die Situation nur unnötig kompliziert und unübersichtlich.

Wie kann ich als Angehörige/r unterstützen

Von Angehörigenseite ist alltägliche Unterstützung oft wichtiger als medizinische oder pflegerische. Das Erledigen von Einkäufen und Besorgungen oder gemeinsame Unternehmungen, die dem erkrankten Menschen Freude bereiten, können sehr wertvoll sein.

Am besten fragen Sie Ihren erkrankten Angehörigen ganz offen: „Was brauchst du?“, „Was kann ich für dich tun?“

Angehörige auf der Palliativstation

Auf Palliativstationen besteht manchmal auch für eine angehörige Person die Möglichkeit, bei der Patientin/dem Patienten über Nacht zu bleiben.

Dabei sind zwei Aspekte wichtig:

  • Auch schwerkranke Menschen sind möglicherweise gern einmal allein. Eine ständige Anwesenheit von Angehörigen sollte ausdrücklich von der Patientin/dem Patienten erwünscht sein.
  • Die PatientInnen werden vom Palliativpersonal umfassend betreut. Sie brauchen sich als Angehörige/r nicht verpflichtet zu fühlen, rund um die Uhr vor Ort zu sein.

Raum für eigene Sorgen

Die Betreuung eines chronisch kranken Menschen kann sehr kräftezehrend sein. Als Angehörige/r sollten Sie deshalb auch auf Ihre eigenen Ressourcen achten. Wenn Sie Unterstützung benötigen, können Sie sich jederzeit an das Palliativ-Team wenden.

Entlastung durch die Palliativtherapie

Palliative BetreuerInnen verstehen sich als AnsprechpartnerInnen sowohl für die PatientInnen als auch für deren Umfeld. Sie haben Erfahrung im Umgang mit den Fragen, Sorgen und Gefühlen von Angehörigen und stehen in schwierigen Situationen als Beistand zur Verfügung.

Scheuen Sie sich nicht, mit Ihren Ängsten und Gefühlen von Verzweiflung oder Wut an die PalliativbetreuerInnen heranzutreten. Auch damit haben Palliativkräfte Erfahrung.

Palliative Unterstützung für Angehörige

Palliative Care wird von vielen unterschiedlichen FachbetreuerInnen bewerkstelligt. Entsprechend breit ist auch die Unterstützung für Sie als Angehörige/r.

Sie erhalten zum Beispiel Hilfe in Form von

  • psychologischen Gesprächen oder Seelsorge,
  • Beratung für die Pflege von LungenkrebspatientInnen,
  • ernährungswissenschaftlicher Beratung,
  • sozialarbeiterischer Beratung in Fragen häuslicher Betreuung oder
  • praktischer Hilfe durch ehrenamtliche MitarbeiterInnen.

Auch Familiengespräche werden im palliativen Bereich angeboten. Hier können gemeinsam mit PatientInnen und Angehörigen wichtige Fragen besprochen und Lösungen für bestimmte Herausforderungen gesucht werden.

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Geprüft Assoc.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Katharina Masel, MSc: aktualisiert 08.04.2022 | AT-12875, 11/2024

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.