Transkript

Bauchwandbrüche werden immer häufiger diagnostiziert. Aber nicht jeder Bruch muss behandelt oder gar operiert werden. Der Vortrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Hernienarten, deren moderne Behandlungskonzepte und welche Herausforderungen durch die Pandemie in der Behandlung aufgekommen sind.

Einstieg

Hallo, ich freue mich, dass Sie Interesse haben an meinem Vortrag über moderne Behandlungsmethoden von Bauchwandbrüchen, insbesondere unter dem Aspekt einer weltweiten Pandemie, wie wir sie zurzeit ja nun leider alle ertragen müssen.

Vorstellung Dr. Brodik

Mein Name ist Dr. Golo Brodik, und ich bin Chefarzt am Christlichen Klinikum Unna West am nordöstlichen Rand des Ruhrgebietes.

Vorstellung Christliches Klinikum Unna West

Ich leitet dort die Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Unsere besonderen Schwerpunkte liegen in der Hernienchirurgie und Minimal-invasiven Chirurgie.

Ankunft am Krankenhaus

Nun, die Corona-Pandemie hat einiges durcheinandergebracht, und viele Abläufe, wie sie bisher in den Krankenhäusern kennengelernt werden konnten, wurden hierdurch deutlich verändert.

So werden Sie im Eingangsbereich von einem Sicherheitsoffizier begrüßt, der prüft, ob Sie einen Termin zur Sprechstunde oder zur stationären Behandlung haben.

Wege – Leitsystem

Die Wegführung im Krankenhaus ist klar strukturiert, und Patienten werden zu ihren Terminen innerhalb des Gebäudes begleitet, sodass wir alles Mögliche tun, um Ihre Gesundheit und Ihre Sicherheit im Krankenhaus gewährleisten zu können.

Corona-Triage

Geschultes Pflegepersonal untersucht dann Ihren aktuellen Gesundheitszustand, um möglicherweise infizierte Personen sicher und unter besonderen Vorkehrungen weiterzuleiten und gezielt zu untersuchen.

Sprechstundenbereich

In unserem Sprechstundenbereich ist das Platzangebot deutlich größer geworden, da wir die Sprechstunde zeitlich entzerren mussten, um Ansammlungen von Patienten strikt zu vermeiden.

Sprechstundenempfang

Und auch wenn unsere Sekretärin Sie hinter einer Plexiglasscheibe und einem Mundschutz versteckt empfangen, können Sie doch sicher sein, dass Sie hinter all diesen Maßnahmen ein freundliches, warmherzige Lächeln empfangen wird.

Sprechstundenzimmer

In unserem großräumigen Sprechstundenzimmer haben wir die Möglichkeit Abstand zu halten, wie Sie auf den Bildern hier gut erkennen können. Und selbstverständlich wird nach jedem Patienten kräftig durchgelüftet und desinfiziert.

Kerngeschäft

Aber tatsächlich ist es das zum aktuellen Zeitpunkt auch schon gewesen, was wir an Veränderungen durch die Corona-Pandemie hinnehmen müssen, sodass wir unser eigentliches Kerngeschäft, die Medizin, um Ihre Gesundheit wiederzuerlangen, genauso fortsetzen können, wie es bisher möglich war.

Was erwartet Sie?

Damit kommen wir auch schon zu dem eigentlichen Thema des Vortrages, nämlich der modernen Behandlung von Bauchwandbrüchen.

  • Ich möchte Ihnen zunächst einen Überblick über verschiedene Bauchwandbrüche geben und mich dann im Speziellen auf
  • die Leistenhernien,
  • die Narbenhernien
  • und zuletzt den Zwerchfellbruch konzentrieren.
  • Abschließend werde ich von Ihnen im Vorfeld eingereichte Fragen beantworten.

Die vielen gestellten Fragen haben mir bereits gezeigt, welch großes Interesse an dem Thema herrscht, was mich sehr erfreut. Ich danke Ihnen schon jetzt für Ihre tolle Mithilfe an einem hoffentlich interessanten Vortrag.

HERNIE – Was ist das?

Lassen wir uns zunächst einmal klären, was ein Bauchwandbruch eigentlich ist. Wir Fachleute nennen ihn Hernie, was aus dem Griechischen kommt und hier eine Ausstülpung oder einen Austritt von Eingeweiden aus der Bauchhöhle bedeutet.

Man unterscheidet angeborene und erworbene Hernien. Letztere entstehen hauptsächlich durch vorangegangene Operationen.

Hernien-Arten

Es gibt zahlreiche Arten von Bauchwandbrüchen.

Leistenbruch

  • Am häufigsten tritt der Leistenbruch auf. In Deutschland kommen jedes Jahr etwa 220.000 neu erkrankte Patienten hinzu. Dabei kann es sich um einen kleinen Leistenbruch,

Großer Leistenbruch

aber auch, wie Sie hier sehen, um einen sehr großen Leistenbruch handeln, abhängig davon, wie lange bis zur Behandlung abgewartet wurde.

Nabelhernie

  • Häufig finden sich in der Nabelregion Vorwölbungen. Diese bleiben aber oft unerkannt, da sie häufig beschwerdefrei sind.

Große Nabelhernie

  • Werden sie größer, ist eine Operation oft unumgänglich.

Epigastrische Hernien

  • Oberhalb des Nabels gelegene Bauchwandbrüche nennen wir Mediziner Epigastrische Hernien. Sie treten deutlich seltener auf.

Zwerchfellhernien

  • In der Tiefe der Bauchhöhle befindet sich als obere Begrenzung das Zwerchfell, welches den Brustraum von dem Bauchraum trennt. Hier gibt es im Bereich der Durchtrittstelle der Speiseröhre eine Schwachstelle, sodass durch den höheren Bauchraumdruck Speiseröhre und Magen hoch in den Brustraum gedrückt werden können und es zu Sodbrennen und Verdauungsstörungen kommen kann. Mithilfe einer Magenspiegelung kann das Ausmaß und der entstandene Schaden an der Speiseröhre und dem Magen festgestellt werden.

Narbenhernien

  • Auch wir Chirurgen sind nicht ganz unschuldig an der Entstehung von Bauchwandbrüchen. So kann es nach Operationen der Bauchhöhle zu einer inkompletten Abteilung der tiefen Schichten kommen und Narbenbrüche können entstehen.

Stomahernie

  • Eine seltene Bauchwandbruchform ist die Stomahernie. Hiervon sind Patienten betroffen, die künstliche Darmausgänge haben. Solange die Versorgung des Stomas mit dem Beutel und Plattensystem gut möglich ist, sollte hier eine operative Versorgung nur in Ausnahmefällen gestellt werden.

Äußere Faktoren einer Therapieentscheidung

Neben all den verschiedenen Bauchwandbruch-Arten sind es auch zahlreiche äußere Faktoren, die eine Therapie Entscheidung beeinflussen.

Hernienzentrum – Was soll das?

Da es verschiedene Behandlungsmethoden und unterschiedliche Behandlungsstrategien gibt, kann es passieren, dass Sie innerhalb einer Abteilung variierende Therapieoptionen genannt bekommen. Das verwirrt den Patienten und sollte strikt vermieden werden.

Hernienzentrum – 1 Expertenteam, 1 WEG

Es ist daher wichtig, dass Sie als Patient von einem Expertenteam betreut werden, das sich an den aktuellen und modernen Empfehlungen der Gesellschaften für Bauchwandbruch-Erkrankungen orientieren.

Für unser Krankenhaus gilt dies genauso, sodass wir mit Stolz das Segel einer qualitätsgesicherten Hernienchirurgie und den Titel eines Kompetenzzentrums für Hernienchirurgie tragen dürfen.

Entstehung von Hernien – Risikofaktor Alter

Viele Patienten fragen mich in der Sprechstunde, wie eine Hernie überhaupt entsteht.

Ich sage es sicherlich ungern, aber die Antwort ist, dass mit zunehmendem Alter die Bindegewebskräfte nachlassen, was die Entstehung eines Bauchwandbruches begünstigt.

Entstehung von Hernien – Genetische Ursachen?

Je höher das Alter ist, umso minderwertiger wird das neu gebildete Kollagen, was Defekte im Bindegewebe durch übermäßige Belastung reparieren soll. Das wiederum begünstigt die Entstehung von Bauchwandbrüchen.

Es scheint fast so, als könnte die Ursache genetisch bedingt sein.

Lösung klar?

Die Forschungen in der Genetik schreiten stetig voran, sodass vielleicht in ferner Zukunft mit einer Art Impfung auch eine Lösung für das Problem der Bauchwandbruch-Entstehung gefunden werden kann.

Aktuell sind wir davon jedoch noch weit entfernt.

Operation erforderlich?

Ob eine gefundene Hernie überhaupt operiert werden muss, ist abhängig davon, wie sehr Sie als Patient davon beeinträchtigt sind.

Eine Spontanheilung der Hernie ist leider ausgeschlossen. Ob ein automatisches Größerwerden der Hernie dadurch jedoch vorprogrammiert ist, ist jedoch nicht sicher.

Ich sehe gerade, ich verdecke hier die ganze Zeit unser Siegel von der Kompetenzzentrums-Chirurgie. Ich bewege mich mal auf die andere Seite, damit Sie auch sehen, dass wir auch zu den Zentren gehören, die eine solche Kompetenzbescheinigung bekommen haben.

Gut. Weiter im Text.

Auch ist nicht klar, ob es jemals zu einer Einklemmung von Eingeweiden in der Bruchlücke kommen kann.

  • Für den Leistenbruch beträgt das Einklemmungsrisiko 3 bis 5 Prozent pro Jahr.
  • Für Narbenhernien ist das Risiko deutlich höher. Hier finden sich Risikozahlen von 20 bis 30 Prozent.

Im Falle einer akuten Einklemmung steigt auch gleichzeitig das Risiko von schweren Komplikationen. 8 Prozent der akut eingeklemmten Bauchwandbrüche können bis zum Tode führen.

Ganz anders sieht es hingegen für die geplante Operation aus. Hier ist das Risiko extrem gering, dass etwas Schwerwiegendes passieren kann.

Welche Hernie muss operiert werden?

Also wäre es auch legitim, darüber nachzudenken, ob überhaupt eine Hernie operiert werden muss, solange sie unkompliziert ist. Dies wurde in zahlreichen Studien untersucht.

  • Und tatsächlich ist es akzeptabel und sicher, bei unkomplizierten Brüchen abzuwarten.
  • Die Studien haben aber auch gezeigt, dass fast 70 Prozent der Patienten in der späteren Folge aufgrund von Beschwerden und Komplikationen doch operiert wurden.

Leisten-, Narben- und Zwerchfellbrüche

Ich möchte nun etwas genauer auf

  • Leistenbrüche,
  • Narbenbrüche und
  • Zwerchfellbrüche

eingehen.

Leistenhernie

Beginnend mit den Leistenbrüchen.

Wie wird operiert? – Antike

Hier wurde schon in der Antike festgestellt, dass eine effektive Behandlung durch einen operativen Verschluss der Bruchlücke erzielt werden kann. Die erste Hernien-Operation, die dokumentiert wurde, fand bereits vor mehr als 3.500 Jahren statt.

Wie wird operiert? – Mittelalter (Bruchschneider und Bruchbänder)

Im Mittelalter wurden Bauchwandbrüche von sogenannten Bruchschneidern einfach abgeschnitten, wie man auf dem Bild links sehen kann. Dass das mit einem hohen Maße an Komplikationen und auch Todesfällen nach der Operation einherging, wird jedem klar sein.

Das führte auch dazu, dass die sogenannten Bruchbänder, mit denen der Bauchwandbruch wieder zurückgedrückt werden konnte, sehr in Mode kam.

Wie wird operiert? – Ende 19. Jahrhundert (Moderne Hernienchirurgie)

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die operative Behandlung der Leistenbrüche durch Naht unter Einsatz von hygienischen Maßnahmen und Schmerzbehandlung der Patienten etabliert. Diese Operationsformen haben bis heute Bestand bei den offenen Behandlungsmethoden.

Wie wird operiert? – Mitte 20. Jahrhundert (synthetisches Kunststoffnetz)

Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde dann zur Verstärkung des Gewebes synthetisches Kunststoffnetz entwickelt, wie wir es auch weiterhin in modernisierter Form in der aktuellen Hernienchirurgie einsetzen.

Wie wird operiert? – Ende 20. Jahrhundert (Minimal Invasive Chirurgie)

Sie sehen hier dem Video auf der linken Seite, wie eine endoskopische minimalinvasive Operation eines Leistenbruches aussieht. Ein eingespieltes Operationsteam nutzt hierfür kleinste Zugänge durch die Bauchdecke hindurch, sodass es zu einer deutlichen Reduktion der postoperativen Schmerzen führt.

Wie Sie nun auf dem rechten Video sehen können, wird in der Bauchhöhle der Leistenbruch repariert und die betroffene Region weiträumig mit speziell angefertigten Kunststoffnetzen abgedeckt, sodass ein erneutes Austreten von Gewebe durch die Bruchlücke vermieden werden kann.

Laparoskopische Hernioplastik – Rezidivursachen

Dennoch kann es zu einem Wiederauftreten eines solchen Bruches kommen, was wir Fachleute ein Rezidiv nennen.

Wenn Sie sich in diesem Schaubild einmal anschauen, was die Gründe hierfür sind,

  • finden Sie 99 Prozent der Ursachen für ein späteres Rezidiv beim Operateur des ersten Eingriffes.
  • Nur in knapp einem Prozent der Fälle ist ein Rezidiv durch anderweitige Ursachen zu erklären.

Das bedeutet, dass die Operation des Leistenbruches ein hohes Maß an Qualität erfordert, wie es in spezialisierten Kliniken auch angeboten wird.

Laparoskopische Hernioplastik – Schmerz

Ursache für postoperative Schmerzen ist oft die enge Lagebeziehung der in der Bauchwand gelegenen Nerven, wie man sie auf diesem Bild im rechten Bereich gut erkennen kann. Eine Verletzung dieser Nerven ist strikt zu vermeiden. Daher sind gute Kenntnisse der Anatomie essenziell für ein gutes Operationsergebnis.

Verhaltensmaßnahmen

Die Verhaltensmaßnahmen, die den Patienten vor einer Operation genannt werden, unterscheiden sich oft.

  • Wir empfehlen, massive körperliche Belastung zu vermeiden.
  • Darüber hinaus sollten jedoch keine Einschränkungen getätigt werden.
  • Postoperativ empfehlen wir den Patienten, schwere körperliche Belastung für zwei Wochen zu pausieren.
  • Darüber hinaus gehende Maßnahmen sind wiederum nicht erforderlich.

Narbenhernien

Kommen wir nun zu den Narbenhernien.

Narbenbrüche – Ursachen

Ihre Ursache liegt in einem vorhergehenden operativen Eingriff an der Bauchhöhle. Somit sind wir Chirurgen schuld.

Man geht von einem Auftreten bei circa 10 Prozent aller voroperierten Patienten aus, was bei etwa 500.000 Bauchoperationen pro Jahr in Deutschland etwa 50.000 Narbenhernien ausmacht.

Die meisten entstehen bereits im ersten Jahr nach der Operation, oft begünstigt durch Übergewicht oder Rauchen und Erkrankungen, die eine ungestörte Heilung des Bindegewebes beeinflussen können.

Wie wird operiert?

In der operativen Versorgung der Narbenhernien haben sich zwei Verfahren als Standard durchgesetzt:

  • Das ist zum einen die klassische offenchirurgische Versorgung mit einer Netzposition in der Bauchwand unter der Muskulatur, die sogenannte Sublay Hernioplastik
  • und zum anderen die endoskopische Hernioplastik, wobei ein Kunststoffnetz innerhalb der Bauchhöhle unter die Bauchwand und unter dem Bauchdeckenbruch positioniert wird — das sogenannte Laparoskopische IPOM.

Sublay – Erhalt des Peritoneums

Bei der Sublay-Hernioplastik ist eine vollständige Eröffnung der Bauchhöhle oft vermeidbar.

Sublay – Gewebsmobilisation

Es sind jedoch weiträumige Gewebsmobilisationen notwendig, um sowohl die Bruchlücke verschließen zu können als auch zwischen den Bauchwandschichten ein Kunststoffnetz unterzubringen,

Positionierung des Netzes

welches die Bruchlücke weiträumig überdeckt.

Das Netz wird unter der Bauchwandmuskulatur positioniert und fixiert.

IPOM – Minimal invasiver Zugang

Bei dem endoskopischen netzbasierten Verfahren, dem sogenannten IPOM-Verfahren, werden die Vorteile der Minimal invasiven Chirurgie genutzt, wobei in der Bauchhöhle operiert wird.

IPOM – Lösen von Verwachsungen

Hierfür müssen zunächst die Verwachsungen gelöst werden. Das kann bisweilen sehr aufwendig sein, da oft Darmabschnitte sehr eng miteinander verwachsen sind.

IPOM – Verschließen der Bruchlücke

Anschließend sollte, wann immer es möglich ist, die Bruchlücke verschlossen werden. In dem Video unten rechts sieht man, wie die einzelnen Fäden vorgelegt werden, damit sie nachfolgend festgezogen und sicher verknotet werden können.

IPOM – Netz im Bauchraum

Nachfolgend wird ein großes Kunststoffnetz, welches die Bruchpforte weiträumig überdeckt, unter die Bauchwand eingebracht und an dieser fixiert. Die dafür genutzten Tacker müssen tief im Gewebe verankert werden, um ein Ablösen des Netzes zu vermeiden. Das kann bei dem Patienten Schmerzen in der Bauchwand verursachen, die einige Zeit anhalten können.

IPOM – Bewertung

Die beiden Verfahren wurden in einer großen deutschen Studie verglichen, und es zeigten sich Vorteile für das laparoskopische IPOM-Verfahren, insbesondere für den postoperativen Verlauf bezogen auf Wundwasseransammlungen, Blutergüsse oder Wundheilungsstörungen.

Ein klarer Nachteil ergab sich allerdings auch für das IPOM-Verfahren in dem höheren Risiko für intraoperative Verletzungen von Organen wie z.B. dem Darm, aber auch für Blutungen.

Zwerchfellhernien

Kommen wir abschließend zu den inneren Brüchen, den Zwerchfellhernien.

Anatomie – Zwerchfell

Das Zwerchfell ist einer der größten Muskel, die wir im Körper haben, und trennt den Brustraum vom Bauchraum. Er ist unser wichtigster Atemmuskel und leistet 60 bis 80 Prozent der benötigten Muskelarbeit der Atmung. Das Zwerchfell hat mehrere Durchlässe für wichtige Strukturen, unter anderem für die Speiseröhre.

Zwerchfellbruch – Epidemiologie

  • Sollte dieser Durchlass zu breit geworden sein, kann der Magen mitsamt Speiseröhre in den Brustraum gedrückt werden (Axiale Hiatushernie).
  • Eine andere Form, die sogenannte paraösophagiale Hiatushernie, tritt auf, wenn nur der Magen an der Speiseröhre vorbei in dem Brustraum gedrückt wird.
  • In ausgeprägten Fällen kann es sogar dazu kommen, dass der gesamte Magen über das Zwerchfellniveau gedrückt wird.

Zwerchfellbruch – Klassifikation

Am häufigsten kommt jedoch die sogenannte axiale Hiatushernie vor.

Sodbrennen ist hier das häufigste Symptom.

Zwerchfellbruch – Diagnostik

Die Diagnostik macht zunächst der Internist,

  • indem er bei einer Endoskopie die Schädigung der Schleimhaut von Magen und Speiseröhre beurteilt.
  • Ergänzend kann die Säuremenge in der Speiseröhre
  • und der Druck am unteren Speiseröhrenmuskel gemessen werden.

Therapie der Refluxkrankheit

In der Behandlung der Refluxkrankheit, dem Sodbrennen, gibt es verschiedene Behandlungswege:

  • die medikamentöse Pharmakotherapie mit den Säureblockern
  • steht der Antireflux-Chirurgie gegenüber.

Operation – Schritt 1: Freilegung

Ich möchte Ihnen in kurzen Schritten einmal zeigen, was bei der Operation gemacht wird.

Wir sehen hier einen Blick auf den Durchtritt der Speiseröhre durch das Zwerchfell hindurch. Dieser wird als erster operativer Schritt freipräpariert, sodass der in den Brustraum verlagerte Magen wieder in den Bauchraum zurückgeführt werden kann.

Operation – Schritt 2: Reduzierung des Durchtritts

Nachfolgend wird der Zwerchfelldurchtritt wieder auf das ursprüngliche Maß reduziert.

Hierfür werden Nähte genutzt.

Operation – Schritt 3: Annähen des Magens

Der mobilisierte obere Magenabschnitt wird unter der Speiseröhre hindurch gezogen, um ihn dann die Speiseröhre umschließend mit der Gegenseite zu vernähen.

Operation – Ergebnis

Hierdurch gelingt ein sanfter Druck auf die Speiseröhre und verhindert das Wiederaufsteigen von saurem Mageninhalt.

Operation – Video

Wir sehen in dem Video nun, wie die Naht von der einen Seite des Magens unter Mitnahme eines Anteils der Speiseröhre, um ein späteres Verrutschen zu vermeiden, hinüber zu der gegenüberliegenden Seite des Magens getätigt wird.

Die Speiseröhre muss dabei geschont werden, genauso wie der auf der Vorderseite gelegene Nervus Vagus.

Über dem Operationsgebiet befindet sich der linke Leberlappen, der selbstverständlich ebenfalls geschont werden muss.

Nun werden die Nähte verknotet, sodass die Manschette, welche um die Speiseröhre positioniert ist, geschlossen werden kann.

Im Hintergrund hinten rechts ist die Milz zu sehen. Auch sie muss selbstverständlich bei der Operation peinlichst geschont werden, da es sonst zu starken Blutungen kommen kann.

Ergebnisse

Die Ergebnisse der Refluxchirurgie lassen sich durchaus sehen,

  • denn es handelt sich hierbei um eine sichere und komplikationsarme Operationstechnik.
  • Das Sodbrennen kann durch die Operation wirksam unterdrückt werden,
  • wobei es aufgrund der Schwellungen des Gewebes in den ersten sechs Wochen zu milden Schluckstörungen kommen kann. Daher ist ein sanfter Kostaufbau in der Frühphase nach der Operation sehr wichtig.

Bei nur wenigen Patienten kann es insbesondere dann, wenn Übergewicht, Rauchen und Alkoholgenuss im Übermaß vorliegen, zum erneuten Auftreten von Sodbrennen kommen.

Eine Anpassung des Lebensstils unterstützt ein lang anhaltendes, gutes Operationsergebnis.

Abschluss

Nun, soweit mein Vortrag. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein paar Neuigkeiten erzählen

Ihre Fragen

und komme nun zu den vielen Publikumsfragen, die mir im Vorfeld zugesandt worden sind. Dafür noch einmal meinen ganz herzlichen Dank.

Frage 1: Asymmetrie der Bauchwand mit stechendem Schmerz

Eine Patientin berichtet über eine aufgefallene Asymmetrie der Bauchwand, wobei sich beim Bücken kurze, stechende Schmerzen einstellen und die Frage ist, ob es sich hierbei um einen Bauchwandbruch handeln kann.

Ich habe einmal zwei CT-Bilder gegenübergestellt:

  • Hier sieht man links einen wie so oft in der Mittellinie gelegenen Bauchwandbruch.
  • In dem Bild rechts sehen wir einen seitlich gelagerten Bauchwandbruch, sodass durchaus eine Asymmetrie der Bauchwand entstehen kann.

Eine Hernie kann durch die körperliche Untersuchung des Arztes, Sonographie oder CT-Untersuchung eine endgültige Klärung des Befundes bringen.

Frage 2: Schmerzen nach Bauchwandbruchoperation

Die nächste Frage bezieht sich auf eine Bauchwandbruchoperation, die nachfolgend mit Schmerzen der gesamten Bauchwand einhergeht und in der Labordiagnostik auffallend erhöhte Entzündungsparameter zu sehen sind.

Die Ursachen hierfür sind entstehende Reaktionen auf die Operation und die Kunststoffnetze, die eingebracht werden. Solche Schmerzen in der Bauchwand können bis zu einer Bauchfell-Entzündung führen, welche wir Peritonitis nennen.

In dem Video unten sehen Sie eine vehemente Reaktion auf das Netz: Zahlreiche Verklebung des Gewebes mit dem eingebrachten Kunststoffnetz, entstandene Wundflüssigkeit und Entzündungsreaktionen sind zu sehen. Oft verlaufen die sogar unproblematisch und milde.

Eine kräftigere Ausprägung sollte aber unbedingt mittels genauer Diagnostik durch Ultraschall, CT und Blutuntersuchung nachgegangen werden.

In manchen Fällen sind Maßnahmen bis hin zur Folgeoperation notwendig.

Frage 3: Dauer der Schmerzen nach OP

Wie lange Bauchschmerzen nach einer Operation anhalten, hängt

  • von der Art der Operation,
  • dem entstandenen Gewebstrauma
  • und dem Ausmaß der entstandenen Entzündungsreaktion ab.

Normal ist eine Rekonvaleszenzphase von etwas zwei bis drei Wochen. Alles darüber hinaus sollte dringend von kundigen Ärzten abgeklärt werden.

Frage 4: Schmerzen nach Leistenbruch-OP trotz Pandemie abklären

Die folgende Frage zielt auf Schmerzen nach einer Leistenbruch-Operation vor einem Monat hin, also vor vier Wochen. Und ob in der jetzigen Pandemie Situation ein Arztbesuch indiziert ist und wie lange man sich Sorgen machen sollte.

Nun, eine Schmerzhaftigkeit in den ersten zwei bis vier Wochen ist nicht ungewöhnlich, und in seltenen Fällen kann sich das sogar auch einmal über einen Zeitraum von drei bis sechs Monate hinaus erstrecken.

Aber nach vier Wochen sollte eine ärztliche Kontrolle erfolgen, um größere Komplikationen sicher ausschließen zu können.

Seien Sie versichert: Auch in Ihrer Hausarztpraxis wird alles dafür getan, dass Ihre Sicherheit und Ihre Gesundheit gewährleistet ist und die niedergelassenen Kollegen vernünftige Hygiene-Konzepte durchdacht haben, um dies zu gewährleisten.

Frage 5: Mögliche Leistenbruch-Verschlimmerung während Pandemie-Hochphase

Jetzt gehen wir die Folie weiter.

Bei der nächsten Publikumsfrage hat der Arzt dem Patienten von einer Leistenbruch-Operation abgeraten, und nun ist die Befürchtung, dass es sich ausgerechnet in der Hochphase der Pandemie verschlechtern könnte.

Nun, sobald Sie Schmerzen haben oder das Gefühl einer Einklemmung vorliegt, wie es hier bei dem Video zu sehen ist bei einem eingeklemmten Leistenbruch, gehen Sie zum Hausarzt oder in die Klinik, um eine rasche Klärung des Befundes zu erlangen.

Es macht keinerlei Sinn, eine Pandemie zu fürchten und an den Folgen einer unbehandelten anderen Erkrankung zu versterben.

Haben Sie Vertrauen in Ihr Gesundheitssystem.

Die Flüssigkeit, die Sie dort austreten sehen aus der Leiste, dort wo der Darm eingeklemmt war, ist Wundsekret, die durch die Stauung des Darmes ausgetreten ist aus der Darmzellwand. Und man sieht auf dem Video auch schön, wie sich der Darm doch schon wieder ganz gut erholt, nachdem er wieder in den Bauchraum zurückgeführt werden konnte.

Frage 6: Vorwölbung im Bereich des Oberschenkels

In der nächsten Frage beschreibt die Patientin eine Vorwölbung im Bereich des Oberschenkels, ohne dass eine übermäßige Belastung stattgefunden habe. Die Frage ist, ob ein Leistenbruch vorliegen könnte.

Ja, das wäre möglich, da gerade bei der Frau neben der klassischen hoch im Leistenkanal gelegenen Bruchpforte weitere Bruchpforten in der tiefen Leistenregion vorliegen, die eine Vorwölbung Richtung Oberschenkel mit sich führen können.

Hier kann sehr gut mittels Ultraschall-Diagnostik festgestellt werden, was die Ursache hierfür ist.

Frage 7: Ablauf im Krankenhaus vor OP

Die nächste Frage bezieht sich auf einen anstehenden Krankenhaustermin und ob vorher mehrere negative COVID-19-Abstriche nachgewiesen werden müssen.

Das wird tatsächlich von Krankenhaus zu Krankenhaus unterschiedlich gehandhabt. In unserer Klinik werden zunächst Triage-Fragebögen gestellt, müssen beantwortet werden, und nach Fieber und Husten wird untersucht.

Im Zweifelsfall wird ein Abstrichtest getätigt.

Mein Tipp wäre, dass Sie das Prozedere mit der Klinik direkt besprechen, in der Sie eine Operation planen.

Abschluss

Und damit bin ich auch schon mit den Publikumsfragen durch. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Aufmerksamkeit, wünsche Ihnen noch viel Spaß mit der Veranstaltung und den anderen Vorträgen. Und vielleicht sehen wir uns sehen wir uns ja irgendwann mal.

Alles Gute. Bleiben Sie gesund.

Fr. Dr. Herscovici

Danke für diesen interessanten Beitrag.

Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hatten viele Fragen und haben immer noch viele Fragen in Zusammenhang mit der Pandemie. Und diese werden beantwortet von Dr. Alexander Eser. Er ist Facharzt für Innere Medizin und Schwerpunkt Gastroenterologie. Er leitet eine Ambulanz für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen in Wien bei den Barmherzigen Brüdern und wird am Ende auch auf die vielen Fragen eingehen, die Sie uns im Vorfeld geschickt haben.

Bleiben Sie dran, es wird wieder sehr interessant.

 

 

Behandlung von Bauchwandbrüchen (Hernien) in Zeiten von Corona

22.11.2020 | 15.40 – 16.10 Uhr

Bauchwandbrüche werden immer häufiger diagnostiziert. Aber nicht jeder Bruch muss behandelt oder gar operiert werden. Der Vortrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Hernienarten, deren moderne Behandlungskonzepte und welche Herausforderungen durch die Pandemie in der Behandlung aufgekommen sind.

Hinweis: In diesem Beitrag sind Fotos/Videos von medizinischen Eingriffen zu sehen.

Vortragender

Dr. Golo Brodik

Chefarzt f. Allgemein- und Viszeralchirurgie
Dr. Golo Brodik

Chefarzt der Abteilung f. Allgemein- und Viszeralchirurgie, Leiter des Kompetenzzentrums Hernienchirurgie. Zahlreiche Vorträge und Veröffentlichungen zum Thema Bauchwandhernien. Schwerpunkt Narben-, Leisten- und Zwerchfellhernien

Eine Kooperation von und