2. Behandlung beginnen bei Multipler Sklerose

Was muss ich vor Behandlungsbeginn mit meiner Ärztin/meinem Arzt abklären?

Vor Beginn muss eine korrekte und vollständige Diagnose vorliegen. Da sich das Behandlungsschema nach der jeweiligen Form der MS richtet, ist eine vollständige Diagnose wichtig, um die richtige Therapie auszuwählen. Im Vordergrund steht die körperliche und neurologische Untersuchung der Symptome. Zusätzlich gehört dazu:

  • Die vollständige Krankheitsgeschichte
  • Der zeitliche Verlauf der Beschwerden
  • Hinweise auf zurückliegende Schübe
  • Bisherige Behandlungen

Eine aktuelle MRT-Untersuchung zum Nachweis von Entzündungsherden im Gehirn und Rückenmark ist ebenfalls zu empfehlen.

Wie wird entschieden welche Behandlung ich erhalte?

Die Auswahl der Behandlung hängt in erster Linie von der MS-Verlaufsform ab. Dies wird sowohl durch die körperliche und neurologische Untersuchung als auch mittels MRT-Bildgebung bestimmt. In der Medizin werden die Grundformen der MS jeweils weiter in Aktivitätsstufen eingeteilt. Diese Stufen basieren auf der Stärke, Dauer und Häufigkeit von Schüben. Weitere Faktoren, die die Therapieauswahl beeinflussen, sind individuelle Merkmale. Dazu gehören:

  • Das Lebensalter
  • Das bisherige Krankheitsausmaß
  • Die neurologische Einschränkung
  • Bisherige Therapien
  • Begleiterkrankungen
  • Die Familienplanung

Darüber hinaus spielen auch mögliche Nebenwirkungen der Medikamente und die Art der Therapieanwendung (Häufigkeit und Art der Einnahme) eine Rolle für die Behandlungsentscheidung.

Um das Risiko für einen erneuten Schub und die Prognose abzuschätzen, werden unterschiedliche Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören Magnetresonanztomografien (MRT) und die Bestimmung von Biomarkern, also bestimmten Laborwerte zum Beispiel aus Nervenwasser (Liquor), Blut oder der Netzhaut des Auges.

All diese Faktoren führen zu einer individuellen Therapieentscheidung. Dabei ist eine Therapie nie endgültig, sondern wird im Verlauf in regelmäßigen Abständen neu bewertet und kann gegebenenfalls angepasst werden.

Kann ich mitentscheiden welche MS-Therapie ich erhalte?

Die Entscheidung, welche Behandlung für Sie geeignet ist, wird von Ihnen und Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt gemeinsam getroffen. Sprechen Sie bei der Therapieentscheidung über Ihre Wünsche und Bedenken, Ihren Alltag und Ihre Zukunftspläne. All das fließt in die Auswahl der Behandlung mit ein.

Wie schnell nach der Diagnose sollte die Behandlung beginnen?

Die Behandlung sollte unmittelbar nach der korrekt gestellten Diagnose beginnen. Wichtig ist ein rechtzeitiges Erkennen der Krankheit. Eine MS ist nicht leicht zu diagnostizieren, da das Beschwerdebild sehr vielgestaltig sein kann.

Wenn Sie unklare Symptome haben, sollten Sie rasch eine Neurologin/einen Neurologen aufsuchen, um die notwendigen Untersuchungen durchzuführen. Dies hat unmittelbar Einfluss auf die verschiedenen Optionen, die Sie haben, aber auch auf Ihre Prognose.

Da die endgültige Diagnose einer MS mit Einstufung in Verlaufsform und Aktivität meist viel Zeit in Anspruch nimmt, kommt es beim Therapiebeginn nicht auf Sekunden oder Minuten an.  Nehmen Sie sich genügend Zeit, um sich gut zu informieren. Besonders wichtig ist, dass Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt ausführlich alle beeinflussenden Faktoren besprechen, sodass Sie gemeinsam die passende Therapie auswählen können.

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Geprüft Priv. Doz. Dr. Gabriel Bsteh: Stand Dezember 2022 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.