5. Während der Therapie der Multiplen Sklerose

Was sollte ich während der MS-Therapie beachten?

Während der Therapie der Multiplen Sklerose (MS) wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert, ob die gewünschten Wirkungen eintreten. Dazu sind regelmäßige Kontrollen ,in der Regel alle drei bis sechs, seltener auch alle 12 Monate bei einer Neurologin/einem Neurologen notwendig. Im Rahmen der Kontrolluntersuchung wird der neurologische Status zur Überprüfung der Funktionen des Nervensystems erhoben.

Alle ein bis drei Jahre kann ergänzend eine MRT-Untersuchung durchgeführt werden, um die Entzündungsaktivität im Gehirn und Rückenmark zu beurteilen.

Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt unbedingt Nebenwirkungen, die bei Ihnen im Therapieverlauf auftreten. Gemeinsam können Lösungen gefunden werden. Ziel ist es, die Therapie besonders effektiv und verträglich zu gestalten. Es gibt zahlreiche Alternativen und Anpassungsmöglichkeiten, damit Sie optimal von der Therapie profitieren.

Welche Untersuchungen sind vor und während der unterschiedlichen Therapien wichtig?

Vor dem Beginn einer verlaufsmodifizierenden Therapie sind verschiedene Untersuchungen notwendig. Bei allen Medikamenten dieser Therapieform werden außerdem im Verlauf regelmäßige Kontrollen durchgeführt. Die Untersuchungen und Untersuchungsabstände sind abhängig von dem jeweiligen Medikament. Zu den Kontrollen gehören eine neurologische Untersuchung, eine MRT-Untersuchung und Blutuntersuchungen.
MRT-Untersuchungen werden meist vor sowie 6 Monate nach Therapiebeginn und anschließend einmal im Jahr durchgeführt werden. Auch die Blutuntersuchung wird vor Therapiebeginn durchgeführt.

Immunsuppression
Vor einer immunsuppressiven Therapie ist eine Überprüfung des Impfstatus wichtig, da die Medikamente das Immunsystem beeinflussen. Abhängig vom eingesetzten Medikament wird bei Frauen auch ein Schwangerschaftstest durchgeführt.

Bei den Kontrolluntersuchungen werden neben der klinischen Kontrolle auch das Blutbild, Nieren- und Leberwerte untersucht. Die klinische Untersuchung wird meist alle 3 bis 6 Monate durchgeführt. Blutuntersuchungen finden meist je nach Medikament und Therapiedauer monatlich bis vierteljährlich statt.

Immunrekonstitution
Bei der Immunrekonstitution wird vor jedem Therapiezyklus ebenfalls eine Blutuntersuchung sowie eine Überprüfung des Impfstatus durchgeführt. Außerdem wird untersucht, ob Infektionskrankheiten oder bei Frauen eine Schwangerschaft vorliegt. Zudem wird   die Herzfunktion mittels Elektrokardiogramms (EKG) untersucht und der Blutdruck gemessen.

Je nachdem, wie ein Medikament verabreicht wird, kann ein stationärer Aufenthalt von einigen Tagen notwendig sein. Bei der Immunrekonstitution werden die Medikamente als Infusion verabreicht. Anschließend ist eine Überwachung von mindestens 2 Stunden empfohlen, um Reaktionen auf das Medikament zu kontrollieren.  In der Regel können PatientInnen anschließend entlassen werden. Einige Tage nach der Immunrekonstitution wird die Zahl der Blutplättchen, die für die Blutstillung verantwortlich sind, bestimmt. Dazu wird eine Blutuntersuchung durchgeführt.

Anschließend an die Immunrekonstitution sollten Sie in Abständen von 2 bis 3 Monaten zur klinischen Kontrolluntersuchung und Blutuntersuchung.

Ihre Ärztin/Ihr Arzt kann Ihnen weitere Informationen über die erforderlichen Untersuchungen zu bestimmten Therapien geben. Die regelmäßigen Untersuchungen sind wichtig, um die Therapie an den Verlauf der Erkrankung und Ihre Lebensumstände anpassen zu können.

Welche Verabreichungsformen der MS-Therapie gibt es?

Eine MS-Therapie kann auf verschiedene Weise verabreicht werden. Bei der Auswahl der geeigneten Darreichungsform spielen verschiedene Faktoren wie die Wirksamkeit, die gewünschte Wirkstärke und Ihre persönliche Präferenz eine Rolle. Bei der Therapie der Multiplen Sklerose gibt es:

  • Tabletten, die mit Flüssigkeit eingenommen werden
  • Injektionen, bei denen das Medikament mit einer Spritze unter die Haut gebracht wird
  • Infusionen, bei denen das Medikament in Flüssigkeit gelöst und über einen Zugang in eine Vene dauerhaft verabreicht wird

Sie können mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt besprechen, welche Therapieform für Sie am besten geeignet ist und verschiedene Optionen eines Medikaments nach Absprache ausprobieren.

Was sollte ich beachten, wenn ich gerne das Medikament wechseln möchte?

Es gibt mehrere Gründe, weshalb Medikamente im Verlauf der Therapie gewechselt werden. Dies kann zum Beispiel bei schlechter Wirksamkeit nötig sein, also wenn trotz der Therapie Schübe auftreten oder im MRT neue Entzündungsherde nachweisbar sind.

Auch Nebenwirkungen können der Grund für einen Therapiewechsel sein. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die Sie einnehmen und die Verträglichkeit haben unmittelbaren Einfluss auf die Lebensqualität. Besprechen Sie daher alle auftretenden Beschwerden mit Ihrer Neurologin/Ihrem Neurologen.

Bei einem Therapiewechsel kann es sein, dass bestimmte Wartezeiten eingehalten werden müssen, bevor ein neues Medikament verabreicht werden kann. Dazu kommen eventuell zusätzlich Vor- und Nachuntersuchungen.

Führen Sie eine Medikamentenliste

Wenn Sie regelmäßig mehrere Medikamente einnehmen, kann es hilfreich sein, eine Medikamentenliste zu führen. Tragen Sie Name und Dosis der Medikamente ein und nehmen Sie die Liste zu Ihren Kontrolluntersuchungen mit. Ihre Ärztin/Ihr Arzt kann prüfen, ob es zu Wechselwirkungen mit Ihrer MS-Therapie kommen kann.

Woher weiß ich, ob die Behandlung wirkt?

Der Therapieerfolg einer Behandlung hängt von der Art der Behandlung ab. Bei der Schubtherapie sollten Sie als PatientIn eine spürbare Verbesserung der Schubsymptome bemerken.

Bei der Intervalltherapie spüren Sie als PatientIn oft keine Besserung. Der Therapieerfolgt liegt darin, dass möglichst keine neuen Schübe auftreten und sich Ihre neurologische Funktion nicht weiter verschlechtert. Im besten Fall bewirkt die Behandlung eine Erhaltung aller Funktionen und damit Ihrer Lebensqualität.

Nicht immer ist die Krankheitsaktivität spürbar. So kann es sein, dass Sie unter einer Intervalltherapie keine Beschwerden verspüren. Trotzdem können in der MRT-Untersuchung aktive Entzündungsherde gefunden werden. Dies ist ein Zeichen für eine nicht ausreichende Behandlung. Dann sollten Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt besprechen, ob die Therapie verändert werden muss.

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Geprüft Priv. Doz. Dr. Gabriel Bsteh: Stand Dezember 2022 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.