7. Zur Behandlung der Multiplen Sklerose beitragen

Was kann ich selbst tun, um die Behandlung zu unterstützen?

Körperliche Fitness und Bewegung sind gut für den Körper und die Seele. Das gilt auch bei Multipler Sklerose (MS). Regelmäßige Bewegung bringt das Herz-Kreislauf-System in Schwung und stärkt die Muskulatur. Auch das Risiko für andere Erkrankungen, wie Depression und Knochenerkrankungen, wird verringert.

Gleichzeitig ist Sport ein wichtiger Therapiebaustein. Studien haben gezeigt, dass verschiedene MS-Symptome, wie abnorme Erschöpfung (Fatigue), Koordinationsschwierigkeiten und Muskelverkrampfungen (Spastiken) durch regelmäßiges Training gelindert werden.

Außerdem ist der regelmäßige Kontakt zu einer Neurologin/einem Neurologen von großer Wichtigkeit. Suchen Sie sich eine Ärztin/einen Arzt, bei der/dem Sie sich wohlfühlen und keine Scheu haben Ihre Anliegen anzusprechen.

Wie wirkt sich die verlaufsmodifizierende Therapie auf meinen Alltag aus?

Wie viel Zeit die Therapie im Alltag einnimmt, hängt stark von der Krankheitsaktivität und dem Stadium ab. MS-Therapien werden je nach Medikament unterschiedlich verabreicht.

Die meisten Medikamente zur Intervalltherapie gibt es als Tabletten, die täglich eingenommen werden oder Spritzen, die in größeren Zeitabständen verabreicht werden. In einer Patientenschulung wird Ihnen erklärt, wie Sie die Medikamente bei einer Immunsuppression einnehmen sollen. Meist werden die ersten Einnahmen ambulant in einer Praxis überwacht. Anschließend können die Medikamente selbstständig zu Hause eingenommen werden.

Bei anderen Medikamenten der Intervalltherapie wird das Medikament im Krankenhaus oder einer geeigneten Praxis als Infusion verabreicht. Je nach Medikament und Verträglichkeit sind dafür kurze stationäre Aufenthalte in größeren Abständen von Monaten bis Jahren notwendig.

In den letzten Jahren wurden viele neue Therapien entwickelt, die auch eigene Bedürfnisse und Lebensumstände des Einzelnen berücksichtigen. Besprechen Sie daher gemeinsam mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt die Therapieoption, die sich am besten mit Ihrem Alltag vereinbaren lässt.

Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt wie viel Zeit die Therapie in Anspruch nimmt

Nicht nur die Medikamenteneinnahme, sondern auch die Kontrolluntersuchungen können sich auf Ihren Alltag auswirken. Wie oft Sie zur Kontrolle gehen, hängt von Ihrem Krankheitsverlauf und Ihrer Therapieform ab. Bei manchen Therapien, zum Beispiel manche Medikamente aus der Gruppe der Immunsuppressiva, ist eine engmaschigere Kontrolle notwendig. Bei anderen Therapieformen finden Kontrolluntersuchungen hingegen in größeren Zeitabständen von wenigen Monaten statt.

Besprechen Sie deshalb auch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt wie viel Zeit Sie in Ihrem beruflichen und privaten Leben für die Medikamenteneinnahme und Kontrollen aufbringen möchten.

Wie kann ich daran denken, meine Medikamente wie verschrieben einzunehmen und warum ist das wichtig?

An MS erkranken meist jüngere Personen, die es nicht gewohnt sind, regelmäßig Tabletten einzunehmen. Um den besten Behandlungserfolg zu erreichen, sollten die Medikamente jedoch immer nach ärztlicher Empfehlung eingenommen werden.

Damit die Einnahme der Medikamente nicht vernachlässigt wird, können Sie diese  in Ihre tägliche Routine einbauen:

  • Legen Sie Ihre Medikamente neben Ihre Zahnbürste oder Kaffeemaschine
  • Halten Sie einen regelmäßigen Tagesablauf ein. Das hilft Ihnen, die Medikamente immer zur gleichen Zeit einzunehmen
  • Handy-Erinnerungen oder Apps erinnern an die tägliche Einnahme

Kann ich weiterhin Sport treiben und was sollte ich dabei beachten?

Ja, bei vielen MS-Betroffenen ist Sport ein wichtiger Therapiebaustein. Körperliche Aktivität ist einer der wesentlichen Faktoren, der die MS positiv beeinflussen kann. Welche Sportart die richtige ist, kann nur individuell beantwortet werden. Von Aqua-Gymnastik über Yoga oder Fitness und Gerätetraining können Sie alles ausprobieren und entscheiden, was am besten zu Ihnen passt. MS kann durch körperliche Aktivität nie negativ beeinflusst werden.

Wann können mir Physiotherapie, Funktionstraining oder ein Reha-Aufenthalt helfen und habe ich Anspruch darauf?

Ob Physiotherapie und ein Reha-Aufenthalt bei MS sinnvoll sind, ist abhängig von dem Verlauf der MS und den neurologischen Einschränkungen. Ziel der Physiotherapie und des Funktionstrainings ist es vor allem die Beweglichkeit zu erhalten und zu verbessern. Bei Einschränkungen beim Gehen oder der Funktion der Arme und Beine kann gezieltes Training die Bewegungsfunktionen verbessern und die Selbstständigkeit erhalten.

Ein Antrag auf Rehabilitation kann gestellt werden, wenn diese aus medizinischer Sicht erforderlich ist. Dies ist der Fall, wenn die neurologische Funktion im Alltag beeinträchtigt ist, sodass zum Beispiel der Beruf nicht weiter ausgeübt werden kann.

Eine Reha ist ambulant oder stationär möglich. An den Kosten einer stationären Reha müssen Sie sich unter Umständen durch Zuzahlungen beteiligen. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt und der Renten- und Krankenversicherung beraten.

Wie kann ich diesen Anspruch wahrnehmen?

Es muss ein Rehaantrag an die Renten- oder Krankenversicherung gestellt werden, den Sie gemeinsam mit Ihrer Neurologin/Ihrem Neurologen oder Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt ausfüllen. In dem Formular muss die medizinische Notwendigkeit begründet werden. Außerdem werden Ihre medizinische Vorgeschichte und die Ziele der Reha darin beschrieben. Es kann auch eine bestimmte Reha- oder Kureinrichtung empfohlen werden. Das Formular wird an den jeweiligen Kostenträger geschickt, der eine Zustimmung oder Ablehnung erteilen kann. Im Falle einer Ablehnung können Sie Widerspruch einlegen. Bei einer Zustimmung treten Sie innerhalb einer bestimmten Frist die Reha an.

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Geprüft Priv. Doz. Dr. Gabriel Bsteh: Stand Dezember 2022 | Quellen und Bildnachweis
Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.