Deutschland, Österreich und die Schweiz zählen mittlerweile zu den führenden Nationen in der Parkinson Forschung. Diese Forschung ermöglicht Ihnen eine Vielzahl an verschiedenen Therapien zur Behandlung von Parkinson. Mit der Kombination von verschiedenen Therapien können so heute gute Behandlungsergebnisse erzielt werden. In dieser Online-Schulung erfahren Sie mehr über die unterschiedlichen Therapien und Methoden.
Behandlungsmöglichkeiten bei Parkinson
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es bei Morbus Parkinson?
Der Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung. Es beginnt meistens sehr schleichend, oft mit unspezifischen Symptomen und im Laufe der Erkrankung kommen dann aber die typischen, wir nennen es Kardinalsymptome, des Morbus Parkinson zum Vorschein. Das sind die Bradykinese, die Bewegungsverlangsamung. Die Muskelsteifigkeit, das ist der Rigor . Und der Tremor , das ist in den meisten Fällen ein klassisches Ruhezittern oder auch Ruhetremor genannt.
Wie behandeln wir die Parkinsonkrankheit oder auch den Morbus Parkinson? Im Prinzip basiert die Therapie auf drei Säulen. Die Säule eins ist die medikamentöse Therapie. Wir nennen es auch oft Standardtherapie , das heißt, in Form von Tabletten oder manchmal auch Pflaster. Hier stehen uns verschiedene Medikamente zur Verfügung. Die zweite Säule sind beübende Verfahren, also Physiotherapie , Ergotherapie , Logopädie . Und die dritte Säule in den fortgeschritteneren Stadien der Parkinson-Krankheit sind die invasiven Therapien.
Ist Morbus Parkinson heilbar?
Die Parkinsonkrankheit ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, und es kommt im Laufe der Erkrankung zu einem zunehmenden Untergang von Dopamin produzierenden Zellen und damit auch zu einer Zunahme der Symptome. Daher ist es auch notwendig, von dem Zeitpunkt, wo man sich entscheidet, mit einer Therapie zu beginnen, diese auch lebenslang fortzusetzen, weil es bei einem Absetzen einfach zu einer massiven Verschlechterung der Beschwerden kommen würde. Insgesamt kann man sagen, dass sich die Parkinsonkrankheit sehr gut symptomatisch behandeln lässt. Wir können aber nicht das Fortschreiten bremsen oder die Erkrankung heilen mit den Mitteln, die uns derzeit zur Verfügung stehen. Das ist natürlich der Heilige Gral, sozusagen der Parkinson Therapie. Das ist das, was man sich wünschen würde.
Warum gibt es das noch nicht? Der Hauptgrund ist, dass wir nach wie vor ein inkomplettes Verständnis davon haben, was bei der Parkinson-Krankheit eigentlich passiert. Was die Ursachen sind, die genauen Mechanismen, die zu diesem Zelluntergang führen. Und da kann man doch erfreulicherweise sagen, dass es gerade im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte in der Forschung gegeben hat. Das heißt, wir beginnen, die Mechanismen immer besser zu verstehen. Auch die Genetik hat ja große Fortschritte im Verständnis gebracht, und es laufen derzeit auch viele Studien, die Substanzen prüfen, wo man untersucht, ob, ob diese Medikamente vielleicht die Parkinsonkrankheit einmal in ihrem Verlauf positiv beeinflussen können.
Wie schnell nach der Diagnose sollte die Behandlung beginnen?
Prinzipiell wird empfohlen, dass gleich nach Diagnosestellung eine Therapie begonnen wird, wobei das natürlich abhängig ist von den Symptomen, die der Patient oder die Patientin hat und wie sehr er oder sie sich beeinträchtigt fühlt. Manche Patienten möchten mit Therapiebeginn noch zuwarten. Der Großteil der Patienten ist aber sehr froh, wenn wir wirklich gleich eine medikamentöse Therapie beginnen.
Welche Ärztin/welcher Arzt ist für Diagnose und Therapie von Morbus Parkinson zuständig?
Aufgrund der Häufigkeit der Parkinsonerkrankung sehen sich mittlerweile viele Hausärzte, Physiotherapeuten oder Fachärzte für Orthopädie bewusst auf spezielle Parkinsonsymptome zu achten. Wenn der Verdacht besteht, dass eine Parkinsonerkrankung vorliegt, empfehlen wir eine Überweisung an einen Facharzt oder eine Fachärztin für Neurologie, der oder die dann die Diagnose stellt und die Therapie einleitet. Auch Kontrollen und Therapieanpassungen sollten unbedingt beim Facharzt oder der Fachärztin für Neurologie erfolgen.
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Wahl der Therapie
Was ist das Ziel der Behandlung bei Morbus Parkinson?
Das Ziel der Behandlung des Morbus Parkinson ist es, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten. Das ist natürlich immer individuell zu betrachten und nicht für jeden Patienten, jede Patientin gleich. Ein anderes Ziel jetzt von unserer Seite, auch von ärztlicher Seite, muss es auch immer sein, Spätkomplikationen der Therapie möglichst lange zu verzögern und dann, wenn sie auftreten, möglichst früh zu erkennen und wieder entsprechend zu behandeln.
Wie wird entschieden, welche Therapie die richtige für mich ist?
Wie entscheiden wir jetzt, welche Therapie für Sie die richtige ist? Ein wichtiges Kriterium ist die Ausprägung oder der Schweregrad der Erkrankung. Auch welche Symptome im Vordergrund stehen, spielt für uns eine Rolle. Es ist manchmal ein Unterschied, ob die Verlangsamung, die Muskelsteifigkeit das vordergründige Problem sind oder zum Beispiel ein Zittern, also der Tremor im Vordergrund steht. Das Alter spielt eine Rolle.
Parkinson wird umso häufiger, je älter man wird. Aber ungefähr 10 % aller Parkinsonpatienten erkranken schon vor dem 40. Lebensjahr. Das sind dann natürlich immer berufstätige Patienten, wo hier oft wichtig ist, dass sehr rasch eine optimale Symptomkontrolle erzielt wird. Auf der anderen Seite müssen wir dann immer denken, wir brauchen Therapien für viele, viele Jahrzehnte. Also Alter spielt eine große Rolle, auch was die Nebenwirkungen betrifft.
Komorbiditäten spielen eine Rolle. Es macht für uns einen Unterschied, ob jemand zum Beispiel zusätzlich eine psychiatrische Diagnose hat, ob er Probleme vonseiten des Herzens vonseiten der Augen bestehen etc. Das heißt, wir müssen uns immer ansehen, welche Vorerkrankungen, welche Begleiterkrankungen hat der Patient.
Die Lebenssituation insgesamt spielt eine Rolle. Ist natürlich ein Unterschied, ob jetzt jemand zum Beispiel Zahnarzt ist und wo es wirklich ganz wichtig ist, dass das die Hand überhaupt nicht zittert, dass die Feinmotorik ganz gut ist oder ob es für jemanden zum Beispiel entscheidender ist, dass das insgesamt die Grobmotorik gut kontrolliert wird. Und das ist immer dann auch eine Entscheidung, die Arzt und Patient gemeinsam treffen.
Wie kann ich als Patient:in bei der Therapiewahl mitentscheiden?
Mittlerweile gibt es sehr, sehr viele Therapiemöglichkeiten für die Parkinsonerkrankung. Prinzipiell stimmen wir die Therapie darauf ab, welche Symptome vorliegen und wie stark der Patient oder die Patientin beeinträchtigt ist. Dabei geht es unbedingt auch zu berücksichtigen: Sind Vorerkrankungen vorhanden? Wie ist der Tagesablauf? Bevorzugt der Patient oder die Patientin eine orale Medikation oder ist auch eine Pflasterapplikation eine Möglichkeit?
Das heißt, der Patient wird in die Therapiewahl mit einbezogen, speziell auch in späteren Stadien der Parkinsonerkrankung bezüglich der invasiven Therapien ist es wichtig, hier den Patientenwunsch zu berücksichtigen.
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Arztgespräch bei Morbus Parkinson
Worüber sollte ich meine Ärztin/meinen Arzt informieren?
Wichtig ist, dass Sie ein Arzt, Ihre Ärztin unbedingt informieren über Symptome, die Sie haben und wie stark Sie dadurch beeinträchtigt sind. Dazu ist auch noch zu bemerken, dass Parkinson Medikamente Nebenwirkungen verursachen können und es sehr wichtig ist, frühzeitig von solchen Nebenwirkungen, die Sie beobachten, dem Arzt zu berichten. Impulskontrollstörung als mögliche häufige Nebenwirkung einer Dopaminagonisten könnten durchaus gefährlich sein. Das heißt, auch Angehörige sollten bezüglich solcher Symptome wachsam sein und rechtzeitig den Arzt kontaktieren.
Welche Fragen sollte ich vor Beginn der Behandlung mit meiner Ärztin/meinem Arzt klären?
Es gibt einige Fragen, die wirklich wichtig sind, vorab gemeinsam zu erörtern. Das eine ist: Was sind für Sie die belastendsten Symptome? Ich erarbeite mir ganz gerne mit dem Patienten/ der Patientin die Top drei Symptome. Weil beim Parkinson können oft 20 Symptome da sind und nicht alle sind jetzt von der Gewichtung her gleich wichtig für den Betroffenen.
Die zweite Frage, die man erörtern muss ist: Wie schnell und wie gut muss eine Verbesserung eintreten? Das ist natürlich sehr von der Lebenssituation abhängig, vom Beruf abhängig ist, zum Beispiel ob man vielleicht kleine Kinder daheim hat. Also das ist individuell dann zu erwägen, wie eine gute Symptomkontrolle ist notwendig für eine gewisse Lebensqualität.
Das andere, was man immer gemeinsam vorab schon klären muss, ist: Welche Nebenwirkung können eventuell erwartet werden? Es ist wichtig, dass man das vorher weiß. Was kann auftreten? Also sprich Schwindel, Probleme mit dem Blutdruck, Übelkeit, vielleicht Beinödeme? Welche Symptome sind okay und werden wieder vergehen? Welche Symptome kann ich mit entsprechenden Maßnahmen dann entgegenwirken und was sind die Nebenwirkungen, die wirklich so schwerwiegend sind, dass ich einfach absetzen muss oder sofort meinen Arzt dann kontaktieren muss?
Wieso kann eine Anpassung der Therapie notwendig sein?
Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung. Das heißt, im Laufe der Erkrankung können Symptome schlimmer werden. Es können auch neue Symptome auftreten und hinzukommen. Und da ist wichtig zu erwähnen, dass wir hier nicht nur von motorischen Symptomen sprechen, die eben die Beweglichkeit beeinflussen, wie eben die Bewegungsverlangsamung, das Zittern, die Muskelsteifigkeit, Probleme beim Gehen, sondern es können auch nicht motorische Symptome auftreten, entweder von Anfang an oder dann hinzukommen.
Und deshalb ist eben eine ständige Anpassung und Überprüfung der Therapie notwendig von Anfang an. Also es ist reicht beim Parkinson nicht, dass man sozusagen eine Therapie einstellt und das wird jetzt dann für drei Jahre reichen. Das kann es manchmal, aber man muss das einfach ständig überprüfen.
Der andere Grund ist natürlich, dass Nebenwirkungen unter der Therapie auftreten können. Auch das kann von Anfang an sein. Und dann gibt es bestimmte Nebenwirkungen. Das sind die sogenannten Spätkomplikationen oder auch L-Dopa-Langzeitsyndrom genannt, die so klassischerweise bei vielen Patienten nach fünf Jahren zum Problem werden. Und da kommt es vor, dass die Therapie nicht mehr gleichmäßig wirkt, dass Wirkschwankungen eintreten. Das nennen wir motorische Fluktuationen. Dass man eben gute und schlechte Phasen am Tag hat, sogenannte On-Off Phasen. Und in den guten Phasen, in den gut beweglichen Phasen hat man Überbewegungen, das nennen wir Dyskinesien. Und das wäre ebenso das Stadium des fortgeschrittenen Parkinson, wo eben wieder dann eine ganz andere Palette an Therapiemöglichkeiten in Frage kommt. Und um da nicht zu versäumen, gewisse Adaptierungen vorzunehmen, ist es wichtig, dass man einen regelmäßigen Kontakt also mindestens einmal im Jahr mit seinen Neurologen und seinem Neurologen hat.
Nach welchen Kriterien wird die Therapie im Krankheitsverlauf angepasst?
Eine Anpassung der Parkinson Therapie ist meist im Verlauf der Erkrankung notwendig. Kriterien zur Erfassung, wie die Anpassung erfolgen soll, sind zum Beispiel eine objektive neurologische Untersuchung, indem man den Schweregrad der Symptome erhebt und auch beziffern kann. Dies wird dann mit dem Patienten besprochen.
Die Anpassung erfolgt jedoch nicht nur nach dem objektiven Schweregrad, sondern nach dem subjektiven, wie Sie ihre Symptome empfinden und was sie am meisten beeinträchtigt. Ziel muss sein, Nebenwirkungen zu verhindern und die Lebensqualität maximal hochzuhalten.
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Medikamentöse Therapie bei Parkinson
Welche Medikamente gibt es bei Parkinson?
Welche Medikamente stehen uns zur Behandlung des Morbus Parkinson zur Verfügung? Im Frühstadium sind es drei große Substanzklassen.
Der Goldstandard ist L-Dopa und L-Dopa wird dann in Dopamin umgewandelt. Die zweite Substanzgruppe, die wir haben, sind die Dopaminagonisten. Da werden die sogenannten Dopaminrezeptoren im Gehirn stimuliert und so die Wirkung von Dopamin nachgeahmt. Die dritte Substanzgruppe, die eben schon in der Frühphase eingesetzt wird, sind die sogenannten MAO-B-Hemmer. Da wird einfach das Enzym , das normalerweise L-Dopa abbaut, blockiert und so der Dopaminspiegel im Gehirn angehoben.
In weiteren, etwas fortgeschritteneren, Stadien haben wir dann noch mehr Medikamente. Einerseits gibt es dann L-Dopa jetzt nicht nur in einer Standardformulierung, sondern auch als Retardpräparat, was etwas länger wirkt, vor allem auch am Abend eingenommen werden kann. Oder ein lösliches L-Dopa, was eben etwas schneller wirkt, dafür kürzer, was vor allem in der Früh, wenn starke Parkinsonsymptome bestehen, manchmal hilfreich ist. Dann gibt es noch andere Enzym-Abbauhemmer, die sogenannten COMT-Hemmer, die eingenommen werden können, um den Wirkspiegel sozusagen etwas zu glätten und Schwankungen etwas abzuflachen. Ein Medikament spielt auch vor allem in fortgeschritteneren Phasen, wenn Dyskinesien auftreten, eine Rolle – as wäre noch das Amantadin.
Und für spätere Phasen, für fortgeschrittenere Phasen, stehen uns invasive Parkinson Therapien, einerseits die Parkinsonchirurgie, andererseits die medikamentösen Pumpentherapien zur Verfügung.
Wann kommt welche medikamentöse Therapie in Frage?
Die erste Frage, die man sich immer stellen muss: Wann leitet man überhaupt eine Therapie ein? Und das ist prinzipiell dann, wenn Symptome einfach behindernd sind. Und aus unserer Sicht sollte man das nicht herauszögern.
In der Frühphase haben wir drei Therapieoptionen. Das eine ist der Goldstandard, das ist L-Dopa, das ist die Substanz, die am stärksten wirkt, die auch akut, die wenigsten Nebenwirkungen hat. Der einzige Nachteil von L-Dopa ist, dass nach einigen Jahren der Therapie vor allem bei höher werdenden Dosierungen Spätkomplikationen auftreten können. Das heißt, dass die Wirkung nicht mehr gleichmäßig ist, sondern Schwankungen eintreten oder sogar Überbewegungen auftreten.
Die zweite Substanzklasse, die zu erwähnen ist, sind die Dopaminagonisten. Die wirken schwächer als L-Dopa, haben weniger Risiko von motorischen Komplikationen. Das ist der große Vorteil. Der große Nachteil ist aber, dass sie mehr akute Nebenwirkungen haben. Allen voran, das ist erst in den letzten Jahren klar geworden, dass diese psychiatrische Nebenwirkungen, Impulskontrollstörungen verursachen können, und zwar in einem nicht ganz zu vernachlässigenden Prozentsatz. Also 25 bis 30 % aller Patienten können das bekommen. Und da muss man auch als Patient immer darauf achten dreht, verändert sich die Persönlichkeit, treten Symptome wie Spielsucht, Sexsucht, Esssucht etc. auf.
Die dritte Substanzklasse sind die MAO-B-Hemmer. Die wirken noch etwas schwächer als die Dopaminagonisten, werden bei milden Symptomen gerne eingesetzt und haben sehr wenig Nebenwirkungen.
Nach circa fünf Jahren Parkinson Therapie ist es dann oft so, dass die Phase, die Honeymoonphase, wo der Parkinson relativ leicht zu behandeln ist, stabil zu behandeln ist, oft vorüber und das Problem mit den motorischen Fluktuationen beginnt. Und hier müssen wir dann versuchen, möglichst stabile Medikamentenspiegel zu erreichen.
Das versuchen wir dann oft, indem wir Ihnen, wenn Sie L-Dopa haben, dieses noch öfter am Tag in kleineren Dosierungen geben, indem wir ein Retardpräparat zum Beispiel dazugeben, indem wir Ihre Therapie kombinieren mit anderen Substanzen, um die Dosis von jeder einzelnen Substanz möglichst gering zu halten. Also, wenn Sie noch keinen Dopaminagonisten haben, bekommen Sie den dann hier manchmal dazu oder auch einen MAO-B-Hemmer dazu oder einen anderen Enzym-Abbauhemmer wie einen COMT-Hemmer, um die möglichst glatten Spiegel zu erreichen. Das muss man sagen ist mit Medikamenten, mit Standardmedikamenten, dann leider nicht immer möglich.
Und das ist dann das Stadium des fortgeschrittenen Parkinson, wo invasivere Therapieformen dann in Frage kommen. Auf der einen Seite Pumpentherapien, wo entweder direkt unter die Haut ein Parkinsonmedikament, also in dem Fall Apomorphin, ein Dopaminagonist, verabreicht wird, oder indem Sie eine Pumpe haben, wo in das Duodenum über eine Sonde L-Dopa kontinuierlich verabreicht wird. Und die andere invasive Therapieform ist die Parkinsonchirurgie. Und hier spielt die tiefe Hirnstimulation die größte Rolle.
Welche Nebenwirkungen können bei medikamentösen Therapien auftreten und was kann man dagegen tun?
Unter der laufenden Parkinson Therapie bzw ausgelöst durch die Medikamente können natürlich auch Nebenwirkungen bei Ihnen auftreten. Als Beispiel für Nebenwirkungen sind vor allem Impulskontrollstörungen unter der Einnahme von Dopaminagonisten zu nennen, wie ein pathologisches Glücksspiel, eine Hypersexualität, ein gesteigertes Kaufverhalten oder auch nächtliche Heißhungerattacken. Unter einer höher dosierten Therapie mit Levodopa kann es durchaus zu Überbewegungen bei Wirkeintritt der Tablette kommen oder zum Beispiel auch zu visuellen Halluzinationen. Beinödeme unter der Therapie oder auch eine Tagesmüdigkeit sind ebenfalls ein wichtiger Faktor. Wichtig ist, dem Arzt/ der Ärztin frühzeitig von solchen Symptomen zu berichten, damit die Therapie entsprechend angepasst werden kann.
Hier geht es zum Video-Interview: „Medikamentöse Therapie bei Parkinson”
Logopädie, Physio- und Ergotherapie bei Morbus Parkinson
Was ist Logopädie und wie kann mich diese Therapie unterstützen?
Die Logopädie ist die Wissenschaft und die Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Erfolgen tut durch die Logopädie, durch speziell geschultes Personal und ist vor allem für Parkinson Patientinnen und Patienten sehr zu empfehlen, da im Lauf der Erkrankung sehr häufig die Stimme leiser und auch in der Sprachmelodie abgeflachter wird. Dies beeinträchtigt mitunter die Kommunikation, so dass der Patient oder die Patientin auch schwer verständlich ist und sich sozial zurückzieht. Das heißt, wir empfehlen unbedingt auch diesbezüglich ein Sprach und Sprechtraining, um die Kommunikationsfähigkeit gut zu erhalten.
Welche Rolle spielen Physio- und Ergotherapie bei der Behandlung von Parkinson?
Die Physiotherapie spielt eine große Rolle, und zwar in allen Stadien der Parkinson-Krankheit. Früher einmal hat man gedacht, das ist etwas, was für die sehr fortgeschrittenen Krankheitsstadien vor allem eine Rolle spielt. Das spielt aber in jedem Krankheitsstadium eine Rolle. Im Prinzip soll die Bewegung verbessert werden, es sollen Bewegungsabläufe normaler werden. Parkinson ist oft dadurch charakterisiert, dass die Bewegungen sehr klein, sehr langsam sind, nicht mehr automatisch ablaufen. Und diese speziellen Programme, die dann für den Parkinson gemacht wurden, zielen genau auf das ab. Das heißt, es sollen die Kernsymptome wie die Bewegungsverlangsamung mit auch der Gangstörung und vielleicht Gleichgewichtsproblemen behandelt werden und auch darauf abzielen, die Bewegungen wieder größer zu machen.
In fortgeschritteneren Parkinsonstadien spielt die Physiotherapie dann auch eine Rolle, weil wir hier oft Symptome haben, wie zum Beispiel Freezing, also diese Bewegungsblockaden mit Stürzen, manchmal eine sehr gebeugte Körperhaltung und diese Symptome dann oft wenig auf Medikamente ansprechen. Das heißt, auch hier hat dann die Physiotherapie ganz einen großen Stellenwert und sollte regelmäßig gemacht werden. Einerseits natürlich unter Anleitung, aber es ist auch ganz wichtig, dass Sie als Patient, als Patientin diese Übungen dann regelmäßig auch zu Hause weitermachen.
Als Parkinsonpatienten, als Parkinsonpatient leiden Sie eventuell unter Problemen im Alltag, in verschiedensten Situationen. Und bei der Bewältigung von verschiedenen Alltagssituationen, um das zu erleichtern, spielt die Ergotherapie eine große Rolle. Bei Ergotherapie werden Situationen beübt und versucht zu verbessern, die im Privatleben, die zu Hause eine Rolle spielen, die aber auch in Ihrer beruflichen Situation eine Rolle spielen.
Also hier geht es zum Beispiel um Geschicklichkeitstrainings, um Training der Feinmotorik, aber auch zum Beispiel um Gedächtnisübungen, Übungen zur Verbesserung der Aufmerksamkeit. Oft wird mit Hilfsmitteln gearbeitet, also zum Beispiel, wenn jemand einen ausgeprägten Tremor hat, gibt es verschiedene Hilfsmittel, um beim Essen usw. sich leichter zu tun. Oder auch wenn die Beweglichkeit stark eingeschränkt ist, wie man sich zum Beispiel leichter tut, wieder Socken selbst anzuziehen. Also das sind Dinge, wo die Ergotherapie sehr hilfreich sein kann.
Was kann ich selbst tun, um meine Beweglichkeit und Mobilität im Alltag zu trainieren?
Also was ich allen meinen Patientinnen und Patienten immer sage: Es ist relativ egal, was man macht, was körperliche Bewegung betrifft. Man sollte aber wirklich das machen, was einem Spaß macht. Es gibt mittlerweile Daten, dass körperliche Betätigung, regelmäßige körperliche Betätigung etwas bringt, sowohl was die Linderung der Symptome, aber auch den Krankheitsverlauf vielleicht sogar betrifft. Und die Empfehlung von unserer Seite ist dann immer dreimal pro Woche je 20 Minuten sanftes Ausdauer- und sanftes Krafttraining. Und ob man da jetzt schwimmen geht. Walken geht mit Walkingstöcken, Fahrrad fährt, tanzen geht. Im Prinzip soll man sich etwas suchen, was einem Spaß macht und was man dann auch wirklich regelmäßig macht. Und das ist ein ganz entscheidender Teil, sozusagen ganz entscheidende Säule in der Parkinson Therapie.
Hier geht es zum Video-Interview: „Logopädie, Physio- und Ergotherapie bei Morbus Parkinson”
Psychotherapeutische Maßnahmen
Was können Anzeichen einer Depression bei Morbus Parkinson sein und wie kann sie behandelt werden?
Anzeichen einer Depression bei Parkinson. Patientinnen und Patienten sind ein reduzierter Antrieb, eine traurige Grundstimmung, eine emotionale Labilität und häufig auch ein gestörter Nachtschlaf mit Grübelneigung. Da das Dopamin nicht nur das Steuerhormon für Bewegungen, sondern auch unser Wohlfühl und Glückshormon ist, ist es wichtig, als allererstes die Parkinson Therapie zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Wenn das bereits optimal erfolgt ist, können stimmungsstabilisierende und meist auch antriebssteigernde Medikamente zugegeben werden oder auch schlafanstoßende Medikamente verordnet werden. Wir empfehlen immer auch eine psychische Unterstützung, zum Beispiel in Form einer Gesprächstherapie oder psychologischen Beratung, um auch belastende Lebensfaktoren mit zu erfassen.
Was können Anzeichen einer Psychose bei Morbus Parkinson sein und wie kann sie behandelt werden?
Wenn Sie als Parkinson Patient/ Patientin eine Psychose entwickeln: Was bedeutet das? Das kann zum Beispiel sein Verwirrtheit. Das können sein Halluzinationen. Meistens sind es beim Parkinson visuelle Halluzinationen. Das heißt, dass man irgendetwas sieht, was es gar nicht gibt. Das kann ganz leicht manchmal nur sein, dass man das Gefühl hat, es huscht irgendjemand vorbei. Man sieht so Schatten oder wirklich geformte Halluzinationen, dass man Menschen sieht, die gar nicht da sind oder, dass man Tiere sieht. Das kann manchmal, wir nennen es benigne, sein. Das heißt, dass Sie als Patient das vielleicht haben, dass Sie jemanden sehen oder etwas sehen und Sie wissen aber das ist gar nicht wahr. Also man sieht zwar etwas, kann es aber noch so weit einordnen, dass das jetzt eine Halluzination ist oder glaubt das zumindest.
Wenn dann der Partner sagt “Ja, da ist jetzt niemand”. Das nennen wir eine Halluzination mit Einsicht. Und wenn die nicht bedrohlich ist und Sie keine Angst dabei haben, ist das für uns noch kein großes Alarmsignal.
Wenn Halluzinationen aber nicht mehr mit Einsicht einhergehen, das heißt, wenn man sich das auch dann nicht erklären kann, dass das gar nicht da ist, auch wenn man die Information bekommt oder wenn man Angst dabei hat, dann muss man das natürlich behandeln. Es ist immer die Frage “Was ist die Ursache dieser Halluzinationen?”. Einerseits kann das die Parkinsonerkrankung selbst sein, auf der anderen Seite gibt es auch verschiedene Parkinson-Medikamente, die das Auftreten von Halluzinationen oder Psychosen fördern. Und dann müssen wir diese Medikamente wegnehmen oder zumindest reduzieren. Es werden zum Beispiel, wenn Sie Substanzen haben wie MAO-B-Hemmer, wie Amantadin oder auch Dopaminagonisten, dann müssen wir diese Substanzen reduzieren oder wegnehmen und stattdessen die Substanz, die die geringste Potenz hat, diese Nebenwirkungen zu machen, das ist L-Dopa, dann meistens ein bisschen steigern, damit Sie dann nicht von der Motorik her zu schlecht werden.
Was auch ganz wichtig ist zu sagen, dass es die üblichen Medikamente, die jetzt anderen Patientinnen und Patienten gegeben werden, wenn sie Halluzinationen haben, Neuroleptika heisst diese Substanzgruppe, oft nicht verträglich sind mit der Parkinson Krankheit. Also es sind im Prinzip nur zwei Substanzen von atypischen Neuroleptika, das wäre Quetiapin und Clozapin, geeignet für die Behandlung der Parkinson Psychose, weil sie nicht zu einer Verschlechterung der anderen Parkinson Symptome führen.
Was kann ich tun, wenn ich verstärkt Angst verspüre?
Angst und Angstzustände sind nicht selten Teil der Parkinsonkrankheit als nichtmotorisches Symptom. Es kann schon in frühen Krankheitsstadien ein Problem sein und kann schon bevor die eindeutigen Parkinsonsymptome da sind auftreten. Und Ängstlichkeit kann manchmal auch in fortgeschritteneren Krankheitsstadien, wenn Sie Fluktuationen haben, also wenn Sie diese Schwankungen haben, können Sie manchmal in den schlechten Phasen, wo sie motorisch nicht gut beweglich sind, in den sogenannten Off-Phasen, auch nicht motorische Offs haben. Und da gibt es ganz oft Zustände, wo Angst eine große Rolle spielt. Und je nachdem in was für einem Szenario bei Ihnen jetzt Ängstlichkeit auftritt, müssen wir es auch von der Therapie her angehen. Es kann manchmal sein, dass wir mit Optimierung der Parkinson Therapie, also mit einer Besserung von Fluktuationen, zum Beispiel auch ihre Ängstlichkeit positiv beeinflussen können. Es kann aber auch sein, dass das nicht geht und dass wir mit herkömmlichen Mitteln, das heißt einerseits mit Medikamenten, die man auch sonst bei Angststörungen gibt oder mit psychotherapeutischen Verfahren versucht, diese Beschwerden zu bessern.
Hier geht es zum Video-Interview: „Psychotherapeutische Maßnahmen”
Mein Beitrag zur Therapie
Wie kann ich durch mein Verhalten den Erfolg der Therapie beeinflussen?
Prinzipiell ist ein wesentlicher Faktor für den Therapieerfolg ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zwischen der Patientin/ dem Patient und dem Arzt oder der Ärztin. Das heißt, dass Sie auch wirklich ermutigt werden, Ihre Symptome und Beeinträchtigungen frühzeitig zu berichten, sodass eine Therapieanpassung optimal erfolgen kann.
Sie selbst als Patient können die Krankheit positiv beeinflussen, indem Sie so aktiv wie möglich bleiben. Bewegung in jeglicher Form fördert nicht nur die Fitness, sondern auch die Mobilität. Und wir empfehlen auch unbedingt soziale Kontakte wahrzunehmen, an gesellschaftlichen Anlässen teilzunehmen, weil viele soziale Interaktionen auf das Gehirn und das Gedächtnis schützend vor Degeneration wirken.
Soll ich meine Ernährung während der Therapie umstellen?
Ein wesentliches und durchaus auch belastendes Symptom der Parkinsonerkrankung ist eine träge Magen Darm Motorik, die zu einer Verstopfung führt. Wir empfehlen hier prinzipiell eine sehr ballaststoffreiche Ernährung, viel Flüssigkeit und Bewegung. Auch die Zugabe von Floh- oder Leinsamen kann eine Verbesserung des regulären Stuhlgangs mit sich bringen. Eine proteinarme Kost, wie ihn manchmal in bestimmten Foren empfohlen, empfehlen wir nicht, da diese die Gefahr eines Muskelabbaus mit sich bringt. Wichtig ist es jedoch, dass die Einnahme der Parkinsonmedikation zeitlich getrennt von der Nahrungszufuhr erfolgt, um auch wirklich die optimale Medikamentenwirkung zu gewährleisten.
Wann sollte ich unbedingt eine Ärztin/einen Arzt aufsuchen?
Was sind jetzt die speziellen Situationen, wo man wirklich unbedingt einen einen Arzt oder auch den behandelnden Arzt aufsuchen sollte? Ganz am Anfang natürlich, wenn Sie vermuten, bei sich selbst vielleicht Parkinson Symptome zu entdecken und Sie noch keine entsprechende Diagnose haben. Also das wäre wäre natürlich ein wichtiger Zeitpunkt. Wenn Sie schon eine Parkinson Diagnose haben, ist immer dann ganz wichtig, mit dem Behandler zu sprechen, wenn Sie neue Symptome entwickeln, wenn sich Symptome stark verschlechtern, vielleicht sogar eine sogenannte Parkinsonkrise auftritt. Weil hier gilt es, das zu eruieren. Warum ist das der Fall? Haben Sie vielleicht jetzt zusätzlich eine eine Erkrankung, die das begünstigt? Es kann eine banale Erkrankung sein, die den Parkinson akut verschlechtert, wie ein Harnwegsinfekt. Haben Sie vielleicht andere Begleitmedikamente dazu bekommen, die sich nicht mit der Parkinson Krankheit vertragen? Haben Sie vielleicht eine schlechte Erfahrung mit einem Medikament gemacht, das Ihnen der Neurologe die Neurologin verschrieben hat und nehmen es deshalb nicht. Wenn Sie Nebenwirkungen haben, die so schwer sind, dass Sie eigentlich das Medikament jetzt lieber nicht nehmen möchten, wäre das auch ein ganz wichtiges Szenario, wo Sie mit dem behandelnden Arzt der behandelnden Ärztin sprechen sollten. Und auch wenn man den Parkinson schon länger hat, wenn Sie davor eine stabile Parkinson Krankheit hatten und dann bemerken Sie, die Medikamente wirken nicht mehr so wie Sie das kennen, sondern die Wirkung wird kürzer und es treten vielleicht plötzlich Phasen ein, wo die Medikamente nicht mehr wirken. Das wären jetzt von der Motorik her die entscheidenden Kriterien. Und man darf auch nie vergessen, wenn wirklich neue nicht motorische Symptome wie vielleicht Halluzinationen, wie Probleme mit dem Gedächtnis, wie eine Verstopfung, wie starke Schmerzen auftreten. Auch das kann natürlich Teil der Parkinsonkrankheit sein.
Hier geht es zum Video-Interview: „Mein Beitrag zur Therapie”
Tiefe Hirnstimulation (THS) bei Morbus Parkinson
Was ist eine tiefe Hirnstimulation?
Eine tiefe Hirnstimulation ist eine der möglichen invasiven Therapieformen im fortgeschrittenen Stadium der Parkinsonerkrankung. Das heißt, treten unter einer komplexen multimodalen Parkinson Therapie Wirkfluktuationen auf, Phasen guter und Phasen schlechter Beweglichkeit, dann wird mit dem Arzt oder der Ärztin eine invasive Therapieform diskutiert. Bei der tiefen Hirnstimulation ist es so, dass im Rahmen einer Wachoperation Elektroden tief in die Basalganglien, also ins Gehirn, eingebracht werden, dort, wo auch die Parkinsonsymptome entstehen. Durch eine Elektrostimulation können dann all die Parkinsonsymptome wie die Muskelsteifigkeit, ein Zittern oder vor allem auch die Bewegungsverlangsamung sehr gut therapiert werden.
Wann kommt die tiefe Hirnstimulation für mich in Frage?
Die tiefe Hirnstimulation hat bei der Parkinsonkrankheit zwei Hauptindikationen. Zum einen kommen sie in Frage oder theoretisch in Frage, wenn Sie an mit Medikamenten nicht beherrschbaren motorischen Fluktuationen leiden. Das heißt, wenn Sie Wirkschwankungen unter der Therapie haben und wenn Sie versuchen, das mit Medikamenten zu optimieren, gelingt das nicht. Und zusätzlich zu den Wirkschwankungen können zu diesem Stadium dann auch die Überbewegungen, die Dyskinesien dazu kommen. Also das wäre Szenario eins.
Und Szenario zwei, wo Sie eventuell in Frage kommen könnten, das wäre, wenn Sie ein ganz ausgeprägtes Parkinsonzittern haben und das kann auch schon in früheren Krankheitsstadien der Fall sein. Was auch wünschenswert ist, um jetzt für eine tiefe Hirnstimulation in Frage zu kommen, ist, dass man im On-Zustand, also in den guten Phasen, ein gutes On hat. Das heißt, da sollten die Medikamente wirklich gut wirken. Man sollte von seiner Mobilität her gut sein, weil es prinzipiell so ist, dass die tiefe Hirnstimulation Symptome nur so gut kontrollieren kann, wie das auch L-Dopa kann. Also Beschwerden, die durch L-Dopa nicht kontrollierbar sind, werden auch durch die tiefe Hirnstimulation nicht besser. Die Ausnahme sind Dyskinesien und Tremor.
Es gibt bestimmte Kontraindikationen, das heißt bestimmte Dinge, die nicht da sein dürfen, um für eine tiefe Hirnstimulation in Frage zu kommen. Das eine wäre, wenn die Diagnose nicht Morbus Parkinson ist, sondern zum Beispiel ein anderes Parkinson Syndrom, ein atypisches Parkinson Syndrom. Dann ist die tiefe Hirnstimulation nicht geeignet.
Es ist auch nicht geeignet, wenn bestimmte Begleiterkrankungen da sind, wenn Symptome wie eine ausgeprägte Demenz zum Beispiel vorliegen. Auch nicht, wenn Parkinsonsymptome da sind, die sich nicht gut durch L-Dopa bessern lassen. Und das können manchmal sein ein ausgeprägtes Freezing, also so Bewegungsblockaden beim Gehen, die sich auch nicht auf L-Dopa bessern. Das können sein: schwere Sprechstörungen, eine Dysarthrie oder eine Schluckstörung. Diese Symptome könnten sich dann durch eine tiefe Hirnstimulation eher verschlechtern.
Was auch nicht sein darf, ist zum Beispiel eine Demenz oder ausgeprägte psychiatrische Symptome, wie zum Beispiel Halluzinationen, die sich nicht durch Medikamente bessern lassen.
Was auch eine Grenze ist, ist das Alter. Beim Parkinson ist sozusagen das biologische Alter von 70 irgendwo so die Grenze, die es nicht ganz streng. Aber das heißt das Alter ist irgendwo dann doch ab ca 70 Jahren ein limitierender Faktor.
Wie läuft das Einsetzen eines Hirnschrittmachers ab?
Zu Beginn steht, und das ist eben der wahrscheinlich ganz entscheidende Faktor für den Erfolg, die richtige Indikationsstellung. Und die erfolgt im interdisziplinären Team.
Das heißt, wenn Sie jetzt in der Überprüfung sind, ob für Sie eine tiefe Hirnstimulation in Frage kommt, werden Sie verschiedene Untersuchungen haben. Sie werden natürlich zuerst das Gespräch mit dem Bewegungssteuerungs-Experten oder -Expertin haben. Dann wird eine MRT-Untersuchung, das heißt eine Bildgebung vom Gehirn gemacht, um zu schauen, ob hier irgendetwas dagegen spricht, dass diese Methode eingesetzt werden kann. Dann wird eine neuropsychologische Testung gemacht, um zu schauen, ob vielleicht eine Gedächtnisbeeinträchtigung vorliegt. Sie werden auch eine psychiatrische Untersuchung haben. Hier werden eben Dinge überprüft wie das Vorliegen einer Depression. Und dann erfolgt natürlich ganz wichtig auch das Gespräch mit dem Neurochirurgen, wo eben die Komplikationen jetzt von Seiten des Eingriffs ganz genau erörtert werden.
Wenn alle gemeinsam also das ist Expert:innen Team plus Patient/Patientin dann zu dem Entschluss kommen, dass die Therapie gemacht werden soll, dann läuft das Ganze folgendermaßen ab:
Bei uns an der Klinik werden Sie einen Tag bevor der Eingriff stattfindet, stationär in der Neurochirurgie aufgenommen. Am Eingriffstag selbst beginnt für Sie die Prozedur, indem Sie einen sogenannten stereotaktischen Rahmen, das schaut wirklich aus wie ein Rahmen auf den Kopf, sozusagen aufgesetzt bekommen. Und mit diesem Rahmen kommen Sie ins MRT , also in die MR-Röhre und es wird ein MR des Gehirnschädels durchgeführt. Wenn dann die MR-Bilder, die mit dem Rahmen gemacht worden sind, vorliegen, das nennen wir auch das Planungs-MRT, dann werden die genauen Koordinaten, wo jetzt die Elektrode eintreten soll und wo der Zielpunkt ist, festgelegt.
Zeitgleich kommen Sie in den Operationssaal und es wird dort, wo dann das Bohrloch gesetzt wird, das wird in den meisten Fällen beim Parkinson beidseitig stimuliert, das heißt auf beiden Seiten wird eine eine kleine Stelle am Kopf zumindest rasiert und desinfiziert und steril abgedeckt.
Der nächste Schritt ist, dass ein Bohrloch, das heißt ein kleiner Defekt, im Knochen gemacht wird. Und dann wird dort, wo das vorher zielgenau geplant wurde und zwar das ist unter einem Millimeter, wird die Elektrode platziert.
Prinzipiell kann die tiefe Hirnstimulation als Wachoperation oder auch in Narkose stattfinden. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Wir machen das in aller Regel an unserer Klinik als Wachoperation. Es wird auch vorher mit Ihnen besprochen, denn unter gewissen Umständen kann dies auch in Vollnarkose durchgeführt werden.
In aller Regel sind sie während der Operation wach und nachdem die Elektrode gesetzt wurde, wird eine Teststimulation durchgeführt. Das heißt, wir schauen, wie die Wirkung ist und auch, wie die Nebenwirkungen sind. Es ist dann immer einer von uns Neurologinnen, die Sie dann auch schon kennen, im OP anwesend und wir überprüfen, wie bessert sich die Bewegungsverlangsamung, wie bessert sich die Muskelsteifigkeit und auch der Tremor, wenn er vorhanden ist. Und wir schauen uns an, treten gewisse Nebenwirkungen auf und je nachdem wie zufrieden wir sind, können Feinanpassungen in der Elektrodenlage noch durchgeführt werden. Sind wir zufrieden, dann wird die gleiche Prozedur auf der anderen Seite durchgeführt.
Nachdem die Elektroden implantiert wurden, werden Sie, falls Sie vorher im Wachzustand operiert worden sind, in Vollnarkose gesetzt und die Elektroden werden unter der Kopfhaut tunneliert. Davon bekommen Sie nichts mit und das wird in der gleichen Sitzung der Schrittmacher meist hier unter dem Schlüsselbein implantiert und mit dem Verlängerungskabel verbunden. Und wenn sie dann aufwachen, liegen Sie dann meistens auf einer Normalstation auf der Neurochirurgie für zwei drei Tage und dann noch für einige Tage bei uns auf der Neurologie. Insgesamt müssen Sie mit einer Dauer des stationären Aufenthaltes von ungefähr zehn Tagen rechnen.
Manchmal schalten wir den Schrittmacher schon minimal sozusagen ein, manchmal auch noch gar nicht. Und wir berufen Sie dann gleich. Sie bekommen dann gleich einen Termin mit, ungefähr nach acht Wochen, wo sie erneut bei uns stationär aufgenommen werden und wo wir dann die Einstellung der Stimulationsparameter durchführen. Und dann kommt es auch zu einer Reduktion Ihrer bisher bestehenden Therapie.
Welche Nebenwirkungen und Risiken birgt die tiefe Hirnstimulation?
An den etablierten Zentren, an denen die tiefe Hirnstimulationen durchgeführt werden, ist die Operation eine sehr komplikationsarme Operation. Der Patient oder die Patientin, also Sie In diesem Fall werden vorab vom Neurochirurgen aufgeklärt, dass es selten, aber doch innerhalb der Operation oder nach der Operation zu einer kleinen Blutung kommen kann oder auch Wundinfektionen ein Thema sind.
Während der Operation kann es sein, dass durch die Stromstimulation Nebenwirkungen auftreten, wie ein Kribbelgefühl in Händen oder Beinen, vorübergehend eine verwaschene Sprache oder selten auch das Sehen von Doppelbildern. Wenn wir diese Symptome mit Ihnen gemeinsam wahrnehmen, können wir die Stimulation so adaptieren, dass diese Symptome nicht mehr auftreten.
Welche Ergebnisse kann ich von einer tiefen Hirnstimulation erwarten?
Sie können von einer tiefen Hirnstimulation erwarten, dass die typischen Symptome der Parkinsonerkrankung, sprich die Bewegungsverlangsamung, die Muskelsteifigkeit und auch ein Tremor deutlich verbessert werden und das konstant über den Tag. Daraus resultiert auch üblicherweise ein deutlich verbesserter Nachtschlaf durch eine verbesserte Beweglichkeit nachts. Die Parkinsonmedikamente können durchaus bei 2/3 der Patienten deutlich reduziert werden. Nicht zu erwarten ist, dass sich bereits vorbestehende Gangstörungen wie zum Beispiel ein Klebenbleiben am Boden, auch bekannt als Freezing, durch die tiefe Hirnstimulation verbessern.
Hier geht es zum Video-Interview: „Tiefe Hirnstimulation (THS) bei Morbus Parkinson”