5. Leben mit Schizophrenie

Auswirkungen auf den Alltag

Ein akuter psychotischer Schub kann auch noch längere Zeit nach Abklingen der Symptome verunsichern und beeinflusst somit den Alltag.

Wie wirkt sich die Schizophrenie auf meinen Alltag aus?

Inwieweit die Schizophrenie den eigenen Alltag beeinträchtigen kann, ist von Person zu Person unterschiedlich. Es kommt auf den Schweregrad der Erkrankung und die sogenannte Compliance der Patientin/des Patienten an.

Bei schweren Verläufen kann folgendes hilfreich sein:

  • Mobiler Dienst
  • Betreute Wohnformen

Was versteht man unter Compliance?

Unter Compliance versteht man, dass Sie aktiv während der Therapie mitarbeiten. Dazu zählen unter anderem die regelmäßige Einnahme der Medikamente, die Einhaltung von Kontrollterminen und das Mitteilen von Nebenwirkungen. Ihr Beitrag ist unverzichtbar für eine erfolgreiche Therapie.

Was kann ich selbst tun, um die Schizophrenie zu beeinflussen?

Es wird oft von PatientInnen unterschätzt, welchen (positiven) Einfluss sie auf ihre eigene Erkrankung haben können. Der größte Schritt ist, die Schizophrenie zu akzeptieren. Nur so können Sie selbst aktiv das Beste aus der Diagnose machen.

Über welche Rechte und Ansprüche sollte ich Bescheid wissen?

Müssen Sie wegen Eigen- und Fremdgefährdung oder Krankheitsuneinsichtigkeit auf eine geschützte Station, kann die Ärztin/der Arzt zu Ihrem eigenen Wohl entscheiden, ob Sie in der Klinik bleiben müssen. Dies kann dann auch gegen Ihren Willen passieren.
Befinden Sie sich allerdings auf einer offenen Station, steht es Ihnen frei, ob Sie weiter in der Klinik bleiben oder nicht. Auch die korrekte Einnahme der Medikamente liegt in Ihrer Hand.

Geschützte Stationen

Unter einer geschützten oder auch geschlossenen Station versteht man eine Station im Krankenhaus, die PatientInnen während ihres Aufenthalts nicht verlassen dürfen. Dies ist allerdings nur zugelassen, wenn der Schutz der/des Erkrankten oder der Schutz anderer gefährdet ist.

Jens Jüttner

Für mich war irgendwann klar, wenn ich selbst nichts ändere, wird mein Zustand immer schlecht bleiben. Findet euch nicht mit einem Leben ab, dass für euch nur eine Belastung ist. Beschäftigt euch mit eurer Erkrankung und werden zum Experten. Nehmt eure Behandlung und Therapie selbst in die Hand und gestaltet sie aktiv mit.

Jens Jüttner
Betroffener und Autor

Auswirkungen auf die Berufswahl

Entscheidend für Ihre Berufswahl ist neben persönlichen Vorlieben ein stabiles Krankheitsbild.   

Welche Auswirkungen hat die Schizophrenie auf meine Berufsfähigkeit?

Beim ersten psychotischen Schub ist ganz wichtig zu überprüfen, welche Ursache dahinter steckt. Danach soll möglichst rasch eine medikamentöse Therapie begonnen werden. Die Medikamente können auch in Form von Depots gegeben werden. Mithilfe dieser Maßnahmen kann der Beruf im besten Fall weiter ausgeübt werden.

Was muss ich bei der Berufswahl beachten?

Im Grunde gelten erstmal ähnliche Faktoren wie bei einem Menschen ohne gesundheitliche Einschränkungen: Welcher Beruf interessiert mich? Weiterhin ist zu beachten:

  • Angenehmes Arbeitsklima
  • Schichtbetrieb vermeiden
  • Pausen machen
  • Offene Kommunikation

Sollte ich meine Schizophrenie beim Arbeitgeber ansprechen?

Diese Entscheidung liegt ganz bei Ihnen. In Österreich gibt es keine rechtliche Regelung, dass Sie Ihre/n ArbeitgeberIn über Ihre Erkrankung aufklären müssen.

Jens Jüttner

Für mich war es ein weiter Weg bis zur Genesung. Ein wichtiger Baustein war sicherlich, dass endlich eine gute Medikation gefunden wurde. Wichtig war auch, dass ich aus meinem alten stressigen Leben als Anwalt ausgestiegen bin. Ich brauchte eine Phase der Ruhe. Heute bin ich wieder sehr aktiv, habe mein Leben aber komplett umgestellt. Ich höre jetzt mehr auf mich und mache die Dinge, die mir gut tun und Spaß machen – auch beruflich.

Jens Jüttner
Betroffener und Autor

Zukunft mit Schizophrenie

Die Diagnose Schizophrenie ist oft einschneidend. Mithilfe therapeutischer Maßnahmen lässt sich das Lebensgefühl verbessern.

Warum ist eine Behandlung bei Schizophrenie wichtig?

Eine medikamentöse Behandlung der Schizophrenie ist so rasch wie möglich zu beginnen. Je länger ein akuter Schub anhält, desto schwerwiegender kann der Verlauf sein. Dies lässt sich unter anderem so erklären, dass während eines psychotischen Schubs Nervenzellen im Gehirn geschädigt werden können. Je länger also die Schizophrenie unbehandelt bleibt, desto mehr leidet das Gehirn. Außerdem helfen die therapeutischen Maßnahmen, weitere Schübe zu reduzieren und die Patientin/den Patienten zu stabilisieren.

Welche regelmäßigen Kontrollen sind notwendig?

Bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme sind Labor- und EKG-Kontrollen alle drei Monate wichtig. Wie oft ein Besuch bei der behandelnden Psychiaterin/dem behandelnden Psychiater notwendig ist, wird von Ihnen und Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt entschieden.

Ist die Schizophrenie heilbar?

Manche Menschen erleiden nur einmal im Leben einen psychotischen Schub. Die Ausheilung, also das komplette Verschwinden der Schizophrenie, ist aber nach mehreren Schüben und langjähriger Leidensgeschichte eher unwahrscheinlich. Ziel der Behandlung ist, die Lebensqualität der/des Betroffenen so zu verbessern, dass ein normales und beschwerdearmes Leben möglich ist.

Wer kann mich bei Schizophrenie unterstützen?

Folgende externe Hilfestellungen in Österreich können bei der Schizophrenie angenommen werden:

  • Psychiatrische Klinik
  • Niedergelassene Psychiaterin/niedergelassener Psychiater
  • PsychotherapeutIn
  • Psychosoziale Dienste
  • Beratungszentren
  • Selbsthilfegruppen für schizophrene PatientInnen (virtuelle sowie reale Treffen)
  • Einrichtungen, die bei der Strukturierung des Alltags helfen
  • Berufs- und Arbeitsorientierungsstellen
Cordt Winkler

Ob nun Medikamente, Ergotherapie, Kochen, Gartenarbeit, Psychotherapie, Bewegung oder kreatives und autobiografisches Schreiben: Dies sind alles Bausteine, die man nutzen kann und die zusammengenommen eine enorme Wirkung haben können. Für mich gibt es nicht die eine richtige Sache auf dem Weg zur Genesung, denn jeder Weg ist individuell.

Cordt Winkler
Betroffener, Angehöriger und Autor

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Geprüft Dr.in Daniela Petrin-Schrempf: Stand 25.01.2022

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.