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Berührungstherapie bei Depression – was steckt dahinter?

Körperkontakt kann sehr heilsam sein. Medizinische Studien zeigen, dass Berührungstherapie die Behandlung von Depressionen sinnvoll ergänzen kann.

Berührungstherapie bei Depression

Viele Menschen wissen, wie gut die Umarmung einer geliebten Person tun kann, wenn wir uns schlecht fühlen. Auch im Umgang mit Depressionen können Berührungen PatientInnen helfen. Bestimmte Massagetechniken können z. B. unterstützend in der Therapie eingesetzt werden. Darauf deuten auch aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung verschiedener Universitäten, wie der Charité hin.

Wie helfen Berührungen bei Depression?

In unserer Haut befinden sich viele Nervenzellen, die auf verschiedene Arten von Berührung reagieren. Probieren Sie es aus: Streichen Sie sich langsam und mit sanftem Druck über die Haut. So aktivieren Sie eine Gruppe von Fasern, die gezielt langsame Berührungen ans Gehirn leiten. Die Fasern aktivieren Hirnareale, die unter anderem Emotionen und Schmerz regulieren. Ein angenehmes Wohlgefühl stellt sich ein.

Bei Depression treten viele körperliche Beschwerden auf. PatientInnen fühlen sich schlapp, appetitlos, bedrückt und angespannt. Die Ergebnisse der Studien zeigen, dass die Berührungstherapie dabei Linderung verschaffen, Muskeln entspannen und die antidepressive Therapie so nachgewiesenermaßen ergänzen kann. Die Wirksamkeit beruht unter anderem darauf, dass durch die Berührung Oxytocin (auch bekannt als das “Kuschelhormon”) wird ausgeschüttet wird, das antidepressiv wirkt. Einige TeinehmerInnen der Studien berichteten, dass Sie während der Therapie deutlich weniger negative Gedanken hatten.

Wie funktioniert Berührungstherapie?

Arten von Berührungstherapie

Berührungstherapie ist eine therapeutische Massage. Grundsätzlich gilt, dass jede Form der professionell durchgeführten Massage depressive Symptome und Angst lindern kann, z.B. die Nackenmassage, Ganzkörpermassage, schwedische Massage oder Thai-Massage. Von ExpertInnen wurden aber speziell auf Depression zugeschnittene Ansätze entwickelt:

  • Slow-Stroke-Massage: Die Therapeutin/der Therapeut streicht dabei mit sanftem Druck langsam über große Hautpartien. Sie werden im Liegen und in einer ruhigen Umgebung für 60 Minuten massiert. Die Slow-Stroke-Massage soll gezielt Nervenfasern aktivieren, die langsame Berührungen weiterleiten und kann so antidepressiv und angstlösend wirken. Der Pharmakologe und emeritierter Professor der Freien Universität Berlin Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen und seine KollegInnen konnte in mehreren Studien nachweisen, dass die Slow-Stroke-Massage bei Depression wirksam sein kann. Sie ist zertifiziert durch den Verband für physikalische Therapie, die Vereinigung für physiotherapeutische Berufe in Deutschland.
  • Psychoregulative Massage: Auch hier werden Sie langsam und sanft massiert. Die Studien zeigen auch, dass die psychoregulative besonders bei psychosomatischen Rückenschmerzen, die bei Depression auftreten können, hilft.

Andere Optionen

Verfahren wie Reiki und Tai-Chi werden manchmal auch zu Berührungstherapie gezählt und von Praxen angeboten. In Analysen von vielen Studien fanden WissenschaftlerInnen von der Carolina University Brody School of Medicine in den USA Hinweise darauf, dass Tai-Chi depressive Beschwerden lindern kann, allerdings sind die Ergebnisse nicht eindeutig. Für Reiki gibt es aktuell keine klaren Hinweise darauf, dass es bei Depressionen Linderung verschaffen kann. Dennoch gilt: Solange Ihnen diese Verfahren wohltun und Sie mit Ihrem Behandlungsteam abgesprochen werden, spricht nichts dagegen diese auch in Anspruch zu nehmen.

Berührungstherapie in Anspruch nehmen

Wer bietet sie an?

Meist wird Berührungstherapie von MasseurInnen und PhysiotherapeutInnen angeboten. Fragen Sie Ihre Hausärztin/Ihren Hausarzt nach einer Empfehlung. Fragen Sie bei jeder Praxis nach, welche Art von Berührungstherapie sie anbieten und welche Ausbildung die TherapeutInnen haben.

Bezahlung

Berührungstherapie müssen Sie meist selbst bezahlen. In manchen Fällen kann die Hausärztin/der Hausarzt Ihnen Massage- oder Therapiesitzungen verschreiben. Dies sind laut Oldenburger Medical-Wellness-Experten zumeist 6 oder 10 Sitzungen, die Sie mit weiteren privat zu zahlenden Sitzungen kombinieren können, wenn Sie das möchten. Holen Sie sich diesbezüglich die Beratung Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt oder fragen Sie bei einer Patientenorganisation nach.

Berührungstherapie kann bei Depressionen eine gute Ergänzung zu Psychotherapie und Medikamenten sein. Sie kann nachgewiesenermaßen helfen, Beschwerden zu lindern und Ihnen helfen Ihren Körper wieder positiv zu wahrzunehmen.

AutorIn: selpers Red.

Bildnachweis: Bigstock