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Impfen mit chronischer Erkrankung: Anna Lena erzählt von ihren Erfahrungen

Für Menschen mit chronischen Erkrankungen ist das Thema Impfen oft mit vielen Fragen verbunden: Welche Impfstoffe sind geeignet? Welche Risiken bestehen im Zusammenspiel mit der Grunderkrankung oder den Medikamenten? Anna Lena Scheutz lebt seit ihrem zweiten Lebensjahr mit juveniler Arthritis und hat im Laufe der Jahre zahlreiche Impfungen erhalten – immer in enger Absprache mit ihrem ärztlichen Team. Im Interview teilt sie ihre Erfahrungen, spricht über Unsicherheiten, Nebenwirkungen und darüber, warum gute Beratung und Vertrauen in medizinische Quellen für sie entscheidend sind.

selpers: Liebe Anna Lena, Möchtest du uns kurz erzählen, welche chronische Erkrankung du hast und wie lange du schon damit lebst?

Anna Lena: Ich habe seit meinem zweiten Lebensjahr juvenile Arthritis. Die Erkrankung wurde festgestellt, weil ich als Kleinkind plötzlich nicht mehr gehen konnte, weil ich so große Schmerzen hatte. Da ich noch so klein war, wurde die Erkrankung nicht direkt festgestellt. Seit der Diagnose bin ich in Behandlung, zuerst im LKH in Salzburg und nun als Erwachsene im Rheumazentrum Oberlaa. Seitdem bin ich auch medikamentös eingestellt.

selpers: Welche Impfungen hast du im Laufe deiner Erkrankung schon erhalten?

Anna Lena:

  • Hepatitis B
  • HPV
  • Meningokokken
  • Diphterherie-Pertussis-Tetanus-Poliomyelitis
  • Masern-Mumps-Röteln
  • Pneumokokken
  • Herpes zoster
  • FSME
  • COVID-19

Schulung Impfungen bei chronischen Erkrankungen

selpers: Gab es Impfungen, bei denen du unsicher warst oder lange überlegt hast?

Anna Lena: Grundsätzlich nicht, ich habe aber immer vorher mit meinen Rheumatolog:innen besprochen, wie sich die Impfungen in Kombination mit meinen Medikamenten und meiner Erkrankung auswirken können.

selpers: Woher bekommst du Informationen zum Thema Impfungen – und welchen Quellen vertraust du am meisten?

Anna Lena: Hauptsächlich von Ärzt:innen. Ich recherchiere aber auch viel im Internet, vor allem in Foren, die sich speziell mit Rheuma beschäftigen. Im Zweifel frage ich auch ChatGPT – nicht als Hauptquelle, aber manchmal finde ich dort hilfreiche Denkanstöße.

selpers: Hast du dich von deinem Arzt oder deiner Ärztin gut beraten gefühlt?

Anna Lena: Ja, und ich finde das sehr wichtig. Ich konnte meine Impfungen die letzten Jahre immer direkt bei meinem Rheumatologen durchführen lassen.

selpers: Welche Fragen oder Sorgen hattest du vor bestimmten Impfungen?

Anna Lena: Ich hatte Sorgen wegen möglicher starker Nebenwirkungen oder dass eine Impfung einen Rheuma-Schub auslösen könnte.

selpers: Wie hast du Impfungen körperlich vertragen? Gab es Nebenwirkungen oder besondere Reaktionen?

Anna Lena: Grundsätzlich habe ich Impfungen immer gut vertragen. Nach der COVID-19- und der Herpes-Zoster-Impfung hatte ich leichte Reaktionen (fieberähnliche Symptome, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen), diese Beschwerden verschwanden aber nach einem Tag wieder. Nach mehreren Impfungen innerhalb eines Zeitraums von etwa drei Monaten (insgesamt 4–5 Impfungen) bekam ich Hautprobleme (Ausschlag und vermehrten Lippenherpes). Mein Hautarzt vermutet, dass mein Immunsystem durch die Kombination aus Medikamenten und Impfungen etwas überfordert war und es deshalb zu diesen Reaktionen kam. Ich habe vom Hautarzt dann ein Antibiotikum bekommen und eine Kortisoncreme. Danach verbesserte sich der Ausschlag und ist bis jetzt nicht wieder gekommen.

Schulung Infektionsschutz für vulnerable Gruppen

selpers: Musstest du bestimmte Dinge wegen deiner chronischen Erkrankung bei einer Impfung besonders beachten?

Anna Lena: Ich nehme wegen meiner juvenilen Arthritis TNF-Blocker, um in Remission zu bleiben. Aufgrund dieser immunsuppressiven Medikamente darf ich keine Lebendimpfstoffe bekommen, dafür müsste ich die Medikamente für längere Zeit absetzen. Totimpfstoffe sind jedoch erlaubt, für diese gelten für mich grundsätzlich die gleichen Voraussetzungen wie für Menschen ohne Vorerkrankungen.

selpers: Was würdest du anderen Menschen mit chronischer Erkrankung raten, die vor einer Impfung stehen?

Anna Lena: Ich würde empfehlen, sich gut von medizinischem Fachpersonal beraten zu lassen, das auf individuelle Bedürfnisse eingeht und mögliche Nebenwirkungen offen anspricht. Idealerweise sollte die Impfung von einer vertrauensvollen Ärztin oder einem Arzt durchgeführt werden. Außerdem ist es meiner Erfahrung nach wichtig, mindestens 24 Stunden nach der Impfung nur ruhige Aktivitäten einzuplanen. Es kann auch sinnvoll sein, einer Person Bescheid zu geben, die im Falle von Nebenwirkungen unterstützen kann.

Herzlichen Dank für das Interview.

Mein Name ist Anna Lena Scheutz, ich bin 23 Jahre alt und komme aus Bad Goisern in Oberösterreich. Seit etwa vier Jahren lebe ich in Wien und studiere Internationale Betriebswirtschaft. Als Kind wurde bei mir juvenile Arthritis diagnostiziert.

 

Interview wurde geführt von: selpers Redaktion

Bildnachweis: Anna Lena Scheutz