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Weltreise mit Rheuma

Weltreise mit Rheuma Sabrina Rüb ist Rheumapatientin, Weltreisende und Bloggerin. Wie sie es gemeistert hat, trotz der Diagnose Rheuma ihre Reisepläne in die Tat umzusetzen und welchen Herausforderungen sie während ihrer Reise begegnet ist – das verrät sie uns in folgendem Artikel über ihre Weltreise mit Rheuma, den sie für selpers verfasst hat.

Anmerkung der Redaktion: selpers verwendet normalerweise die Sie-Form, Sabrina spricht die LeserInnen auf ihrem Blog mit „Du“ an, weshalb die Ansprache in diesem  Artikel über ihre Weltreise mit Rheuma ebenfalls in dieser Form belassen wurde.

Sabrinas Weltreise mit Rheuma – ein Erfahrungsbericht

Du hast Rheuma, würdest aber trotzdem gerne die Welt erkunden?

Du bist es leid wegen deiner Krankheit auf eine Langzeitreise zu verzichten? Kein Problem! Mit ein bisschen Organisationstalent und Durchhaltevermögen kann deine Reise sogar mehrere Monate oder auch Jahre andauern ohne dass du zwischendurch nach Hause musst. Ich selbst stand kurz vor Abflug zu einer einjährigen Weltreise als ich die Diagnose rheumatoide Arthritis bekam. Damals erntete ich von meinem Rheumatologen nur ein müdes Lächeln als ich ihm von meinen Reiseplänen erzählte und fühlte mich dermaßen entmutigt, dass ich meine Pläne fast über den Haufen geworfen hätte. Als die Basismedikamente aber langsam zu wirken begannen, packte mich wieder das Fernweh! Ich kündigte meinen Job und saß sechs Wochen später im Flieger nach Südamerika. Da ich mindestens ein Jahr unterwegs sein wollte, musste ich mich vor dem Abflug und während der Reise aber mit einigen lästigen Fragen beschäftigen, die ich hier mal für alle reisebegeisterten Rheumatiker zusammen gefasst habe.

Wie kann ich unterwegs die notwendigen Blutuntersuchungen durchführen lassen?

Wer genau wie ich einmal die Woche MTX (Methotrexat) spritzt, muss alle 4-6 Wochen zur Blutuntersuchung. Nichts einfacher als das! Meinen ersten Bluttest in Bolivien organisierte ich noch über die deutsche Botschaft in La Paz, die mir den Kontakt zu einem deutschsprachigen Arzt vermittelte. Während der Weltreise stellte ich allerdings fest, dass dies völlig unnötig ist. Im Grunde ist der Ablauf nämlich immer gleich und immer einfach: rein in ein Krankenhaus, kurz mit einem Arzt sprechen, Blut abnehmen, bezahlen und die Ergebnisse gibt es oft noch am selben Tag. Die Preise variieren je nach Land und Krankenhaus, aber meist war man mit 40 Euro dabei. In Mexiko gibt es bei den niedergelassenen Ärzten sogar wechselnde Tagesangebote wie bei uns an der Wursttheke, auch für Blutuntersuchungen.

Wie kühle ich auf Reisen meine Medikamente?

Da MTX nicht über 25 Grad gelagert werden sollte und meine angepeilten Reiseziele sich fast ausschließlich in den heißen Gebieten rund um den Äquator befanden, war dies schon eine etwas größere Herausforderung. Ich besorgte mir im Vorwege eine Medikamentenkühltasche und stattete sie zusätzlich mit einem außenliegenden Thermometer aus. Somit konnte ich die Spritzen von einem Kühlschrank zum nächsten transportieren ohne dass sie an Haltbarkeit verloren. Und so fuhren meine Medikamente auf dem Motorrad bei frühlingshaften Temperaturen in der Kühltasche durch das heiße Vietnam während mir der Schweiß in Strömen runter lief… ein bisschen neidisch war ich schon.

Wie beschaffe ich meine Medikamente im Ausland?

Hierfür ist ausgiebige Recherche und ein langer Atem notwendig! Bei meiner ersten Medikamentenbeschaffung in Kolumbien war mir mal wieder die deutsche Botschaft behilflich, indem sie mir die E-Mail-Adresse eines Rheumatologen schickten. So konnte ich vorher klären, ob die Medikamente in Südamerika überhaupt erhältlich sind und sie mir vor Ort verschreiben lassen. In Asien kann man oft übers Internet Privatkliniken finden, die einen Rheumatologen beschäftigen. Auch hier gilt vorher nachzufragen, ob MTX und Co. verfügbar sind. Manchmal gibt es die Möglichkeit die Medikamente importieren zu lassen, allerdings mit längerer Wartezeit. Man sollte sich also nicht erst um neue Medis kümmern wenn die letzte Spritze bereits verbraucht ist. In manchen Ländern bekommt man Rheuma-Medikamente auch rezeptfrei und günstig in der Apotheke, hierbei handelt es sich um billig hergestellte Kopien der Originalmedikamente, bitte Finger weg!

Wie kann ich problemlos mit meinen Medikamenten in andere Länder einreisen?

Damit der Zoll wegen deiner vielen lustigen Pillchen und Spritzen bei der Einreise keine Probleme macht, solltest du dir unbedingt eine Bestätigung von deinem Arzt einholen, die dir die Notwendigkeit der Medikamente bescheinigt.

Auch für die Kühlakkus der Medikamentenkühltasche gibt es  Vordrucke zum Ausfüllen, damit du während eines Fluges Flüssigkeiten mit ins Handgepäck nehmen darfst. Oft wurde meine Kühltasche bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen geöffnet und man fragte mich nach deren Inhalt. Die Bestätigungen dazu wollte zwar nie jemand sehen, aber irgendwo gibt es ihn bestimmt, diesen einen Zollbeamten, der es ganz genau wissen will…

Selbstverständlich gibt es auch noch die ganz individuellen Einflussfaktoren, die man bei der Planung einer längeren Reise miteinbeziehen muss. Kämpfst du zum Beispiel gerade mit einem schlimmen Schub, hast geschwollene Knie und kannst kaum laufen? Dann würde ich dir so eine lange Reise nicht unbedingt gleich morgen empfehlen. Auch machen sich Temperaturschwankungen bei dem einen oder anderen Rheumatiker in den Gelenken bemerkbar und das sollte bei der Wahl der Länder beachtet werden.

Und dann wäre da noch das liebe Geld, denn die ständigen Blutuntersuchungen und die Medikamente fressen ein nicht zu verachtendes Loch in die Reisekasse. Da die meisten Auslandskrankenversicherungen die anfallenden Kosten einer bereits vorhandenen chronischen Erkrankung nicht übernehmen, muss man diese Ausgaben leider alle selbst tragen.

Weltreise mit Rheuma – Das Wichtigste ist aber:

  • Du bestimmst ganz alleine, was du schaffen kannst und was nicht!
  • Immerhin musst du mit der Krankheit leben und nicht etwa dein Rheumatologe, deine Eltern oder sonstige Bekannte.
  • Mit Rheuma kann man tagelang alten Inka-Pfaden folgen, Vulkane besteigen, Wildwasser bezwingen und im Great Barrier Reef tauchen. Alles kann, nichts muss! Nur du selbst kannst deine eigenen Grenzen finden.

Wer noch ausführlichere Infos möchte, kann gerne weitere Details auf meinem Blog www.outandabout.one nachlesen und hat dort auch die Möglichkeit mich per E-Mail mit Fragen zu bombardieren.

In diesem Sinne: Gute Reise, Buen Viaje, Bon Voyage!

Eure Sabrina 

Sabrina Rüb

Sabrina Rüb
Rheumapatientin, Weltreisende und Bloggerin

www.outandabout.one

Autorin: Sabrina Rüb

Bildnachweis: beigestelltes Foto