5. Stadien und Prognose

Staging und Grading bei Lungenkrebs

Die in der Lektion „Diagnose von Lungenkrebs“ beschriebenen Untersuchungen dienen dazu, die Ausbreitung der Lungenkrebserkrankung darzustellen. Mit Hilfe der Untersuchungsergebnisse können die Ärztinnen und Ärzte eine Stadieneinteilung vornehmen. Diese hat Auswirkung auf die Entscheidung, welche Behandlung im individuellen Fall die beste ist.

Die TNM-Klassifikation

Anhand der TNM-Klassifikation wird der Ausbreitungsgrad einer Tumorerkrankung definiert:

T steht für den primären Tumor in der Lunge
N steht für Nodus, lateinisch für Lymphknoten
M steht für Metastasen

Wie erfolgt die Einteilung anhand der Tumorgröße?

Tis: Tumor in situ. Der Tumor ist nicht über das ursprüngliche Gewebe hinausgewachsen.

T1: Tumor < 3 cm Durchmesser, von Lungengewebe oder Lungenfell umgeben, Hauptbronchus nicht beteiligt
(T1a Tumor < 1 cm, T1b Tumor 1-2 cm, T1c Tumor 2-3cm)

T2: Tumor zw. 3 und 4 cm Durchmesser ODER
Einwachsen in Hauptbronchus, aber nicht in die Gabelung der Luftröhre
(T2a Tumor < 4 cm, T2b Tumor 4-5cm)

T3: Tumor zw. 5 und 7 cm Durchmesser ODER
Einwachsen in Brustwand oder Herzbeutel ODER zusätzlicher Tumor im selben Lungenlappen

T4: Tumor größer als 7 cm Durchmesser ODER
Einwachsen in Zwerchfell, Mediastinum, Herz, große Gefäßen, Wirbelkörper, Luft- oder Speiseröhre ODER
zusätzlicher Tumor in einem anderen Lungenlappen derselben Seite

Wie erfolgt die Einteilung aufgrund des Lymphknotenstatus?

N0: keine Lymphknotenmetastasen

N1: Metastasen oder Einwachsen in Lymphknoten um die Bronchien derselben Lungenseite

N2: Lymphknotenmetastasen im Mediastinum derselben Seite oder unterhalb der Luftröhrengabelung

N3: Lymphknotenmetastasen in Hals oder um das Schlüsselbein, im Mediastinum oder um die Bronchien der Gegenseite

Wie erfolgt die Einteilung anhand des Metastasenstatus?

M0: keine Fernmetastasen

M1: Fernmetastasen. Wird weiter unterteilt in M1a, M1b und M1c.
M1a: Nicht-regionale Metastasen in Lympknoten oder Metastasen in der Lunge
M1c: Mehrere Metastasen in einem oder mehreren Organen

Staging

Auf Basis der TNM-Klassifikation wird beim Staging die Erkrankung in Stadien eingeteilt.
Unter Zuhilfenahme der Ausbreitung von Tumor, Lymphknotenbefall und Fernmetastasen werden fünf Krankheitsstadien unterschieden.

  • Stadium 0: Carcinoma in situ, keine Lymphknoten- oder Fernmetastasen
  • Stadium I: Tumor T1, keine Lymphknoten- oder Fernmetastasen
  • Stadium II und III: Die Stadien II und III haben gemeinsam, dass keine Fernmetastasen vorliegen (M0).
    Tumor und Lymphknotenbefall können aber unterschiedlich sein. So bedeuten z. B. ein kleiner Tumor mit Lymphknotenmetastase (T1N1) oder ein größerer Tumor ohne Lymphknotenmetastase (T3N0) dasselbe Stadium II. Ein relativ kleiner Tumor mit ausgedehntem Lymphknotenbefall (T1N2) und ein sehr ausgedehnter Tumor ohne Lymphknotenbefall (T4N0) können dasselbe Stadium III bedeuten.
  • Stadium IV: Es liegen Fernmetastasen vor (M1).

Wie wird die Erkrankung genau in Stadien und Untergruppen eingeteilt?

Die Krankheitsstadien werden in weitere Untergruppen unterteilt, wie z. B. Stadium IA, IB, IIA, IIB usw.

M0 M0 M0 M0 M1a, M1b M1c
N0 N1 N2 N3 N0-3 N0-3
T1a IA IIB IIIA IIIB IVA IVB
T1b IA IIB IIIA IIIB IVA IVB
T1c IA IIB IIIA IIIB IVA IVB
T2a IB IIB IIIA IIIB IVA IVB
T2b IIA IIB IIIA IIIB IVA IVB
T3 IIB IIIA IIIB IIIC IVA IVB
T4 IIIA IIIA IIIB IIIC IVA IVB

Grading

Unter Grading versteht man die Einordnung eines Tumors nach dem Differenzierungsgrad seiner Zellen, das heißt, wie sehr sie den ursprünglichen Zellen ähneln bzw. wie stark entartet sie sind.

G1 = gut differenziert
G2 = mäßig differenziert
G3 = schlecht differenziert.

Je besser differenziert die Tumorzellen sind, desto weniger entartet und bösartig sind sie. Das Grading wird nur bei bestimmten Lungentumorarten wie dem nicht-kleinzelligen Adenokarzinom angewandt.

Die Bedeutung des Stadiums bei Lungenkrebs

Staging
Unter Staging versteht man die Stadieneinteilung der Erkrankung, basierend auf der TNM-Klassifikation.

Grading
Unter Grading versteht man die genaue Untersuchung, wie stark die Zellen sich verändert haben.

Zellentypisierung
Gewebeproben, die z. B. mittels Bronchoskopie entnommen wurden, werden genau untersucht. Wie eine Gewebeentnahme abläuft lesen Sie in Lektion 4 dieses Kurses.

Mit Hilfe des Mikroskops wird festgestellt, ob es sich um einen kleinzelligen oder einen nicht-kleinzelligen Tumor handelt. Oft ist es für die Therapieentscheidung notwendig, weitere Zelluntersuchungen vorzunehmen.

Molekulargenetisch werden die Tumorzellen auf Genveränderungen analysiert. Immunhistologisch werden bestimmte Oberflächeneigenschaften der Tumorzellen untersucht.

Diese Bestimmungen dienen der Überprüfung, ob die Tumorerkrankung auf eine zielgerichtete Behandlung oder eine Immuntherapie anspricht.

Prognose bei Lungenkrebs

  • Wie häufig bei Krebserkrankungen hängt die Prognose davon ab, wie weit fortgeschritten die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ist. Je früher ein Bronchialkarzinom erkannt wird, umso besser ist die Prognose.
  • Ein weiteres Kriterium ist die Art des Tumors. Im Allgemeinen ist die Prognose des nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinoms besser als jene des kleinzelligen, weil das kleinzellige dazu neigt, schneller zu wachsen und früher Metastasen zu bilden.
  • Lungenkrebs wird in vielen Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium festgestellt. Aus diesem Grund gilt die Prognose insgesamt als eher ungünstig.
  • Die beste Prognose haben PatientInnen in den Tumorstadien IA und IB.

Für PatientInnen in fortgeschrittenen Tumorstadien konnten Überlebenszeit und Lebensqualität durch neue Therapien in jüngster Zeit deutlich verbessert werden. Berücksichtigen Sie daher bei Erfahrungsberichten und bei diversen Informationsquellen, dass sich in den letzten Jahren viel in der Forschung getan hat.

Wussten Sie schon

Gerade auf dem Gebiet der Krebsbehandlung werden permanent neue Medikamente entwickelt. Zielgerichtete Therapien und Immuntherapien haben die Behandlungsmöglichkeiten erweitert und sind weiterhin Gegenstand intensiver Forschung. Mehr zu Therapiemöglichkeiten von Lungenkrebs erfahren Sie im Online-Kurs zur Behandlung von Lungenkrebs.

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  • Fragen an die Ärztin/den Arzt bei Lungenkrebs Im hektischen Klinikalltag bleibt häufig kaum Zeit für ausführliche Unterhaltungen. Um sicherzugehen, dass Sie nichts vergessen, können Sie sich mit dieser Fragenliste schon zu Hause auf das Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt vorbereiten und die wichtigsten Fragen schriftlich festhalten.

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Geprüft OA Dr. Maximilian Hochmair: Stand 08.09.2020 | AT-12872, 10/2024 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.