5. Untersuchungen und Diagnose

Vor dem Arztbesuch bei Nervenschmerzen

Ihre wichtigste Ansprechperson bei Verdacht auf Nervenschmerzen ist Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt. Diese/r wird Sie, wenn nötig, an eine Spezialistin oder einen Spezialisten überweisen.

Um Ihre Schmerzen zu behandeln, muss Ihre Ärztin/Ihr Arzt wissen, unter welchen Umständen Ihre Schmerzen auftreten und wie sehr diese Sie beeinträchtigen. Unterstützen Sie Diagnose und Behandlung, indem Sie sich auf den Arztbesuch vorbereiten.

Fragen, die mir meine Ärztin/mein Arzt stellen könnte

Das Anamnesegespräch ist die Grundlage für das weitere diagnostische Vorgehen. Deshalb ist es wichtig, dass Sie sich vor dem Arztbesuch Gedanken zu Ihren Schmerzen machen. Ihre Ärztin/Ihr Arzt kann Ihnen Fragen zu folgenden Themen stellen:

  • Ort/Lokalisation der Schmerzen
  • Art der Schmerzen (zum Beispiel kribbelnd oder elektrisierend)
  • Stärke der Schmerzen auf einer Skala von 0 (kein) bis 10 (stärkste vorstellbare Schmerz)
  • Zeitpunkt und tageszeitlicher Verlauf der Schmerzen
  • Einfluss- und Triggerfaktoren

Eine Auflistung möglicher Fragen, die Ihnen beim Anamnesegespräch gestellt werden können und Tipps, wie Sie Ihre Schmerzen bildlich beschreiben können, finden Sie im Leitfaden zur Vorbereitung auf das Arztgespräch zum Downloaden.

Weitere Maßnahmen

Darüber hinaus können Sie vor dem Arztbesuch weitere Vorbereitungen treffen, indem Sie:

  • Wichtige Unterlagen sammeln und mitnehmen (zum Beispiel aktuelle Blutbefunde, Ihre Medikamentenliste, Ihr Schmerztagebuch)
  • Fragen an Ihre Ärztin/Ihren Arzt notieren (zum Beispiel zu guten Schmerzlinderungsmethoden und allgemeinen Tipps)

Der Untersuchungsablauf bei Nervenschmerzen

Das Anamnesegespräch und die körperliche Untersuchung bilden die Basis der Diagnose. Bei der Untersuchung werden Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit, Beweglichkeit und Reflexe überprüft.

Die Sensibilitätsprüfung

Die Quantitativ Sensorische Testung (QST-Test) ist ein Untersuchungsverfahren, das die veränderte Wahrnehmung der Haut durch die Nervenerkrankung erfasst. Dabei ist Ihre Ärztin/Ihr Arzt auf Ihre Rückmeldung angewiesen. Sagen Sie ihr/ihm, was Sie spüren und scheuen Sie sich nicht mitzuteilen, wenn die Untersuchung unangenehm ist.

Wie die Schmerzempfindlichkeit bestimmt wird:

  • Bei leichter Berührung: Ihre Ärztin/Ihr Arzt streicht mit einem Wattebausch oder Pinsel über Ihre Haut. Sie teilen ihr/ihm / mit, ob Sie diese Berührungen spüren und wenn ja, ob diese schmerzhaft sind.
  • Bis zur Schmerzschwelle: Ihre Ärztin/Ihr Arzt setzt mit einer kleinen Nadel kurze Schmerzreize auf Ihre Haut. Ihre Haut wird dabei nicht verletzt. Sie teilen Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt mit, ob Sie die Schmerzreize wahrnehmen und wann die Schmerzen unangenehm werden.

Wie das Temperaturempfinden erfasst wird:

Eine Hitze- und Kälteeinheit wird auf Ihre Hand gesetzt und in der Temperatur variiert. Sie teilen Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt mit, wann Sie eine Veränderung wahrnehmen und wann die Hitze oder Kälte für Sie schmerzhaft wird.

Wie die Fähigkeit, Berührungen wahrzunehmen, untersucht wird:

Ihre Ärztin/Ihr Arzt berührt Ihre Haut mit einem sogenannten Monofilament. Das ist ein Nylonfaden von standardisierter Stärke. Sie teilen Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt mit, in welchen Bereichen der Haut sie die Berührung spüren.

Weiterführende Untersuchungen bei Nervenschmerzen

Um die Ursache Ihrer Schmerzen festzustellen, wird Ihre Ärztin/Ihr Arzt abhängig von ihrem/seinen Verdacht weitere Untersuchungen anordnen. Durch eine Neurografie und eine Elektromyografie kann die Leitfähigkeit Ihrer Nerven bestimmt werden. Unterstützend kann eine Ultraschalluntersuchung gemacht werden. Eine Nervenbiopsie ist nur selten notwendig.

Auf welche Ursachen können Ergebnisse meiner Blutuntersuchung hinweisen?

Eine Blutuntersuchung kann Hinweise auf eine Grunderkrankung geben, ist aber nicht ausreichend, um die Ursache für Nervenschmerzen zu diagnostizieren. Ihre Ärztin/Ihr Arzt achtet bei Ihrer Blutuntersuchung auf:

Entzündungsmarker wie CRP Hinweis auf eine akute Entzündung
Erhöhter Zuckerwert HbA1C Hinweis auf Diabetes mellitus
Erniedrigter Vitamin B12-Spiegel Hinweis auf Mangelernährung

Wie geht es nach der Diagnose weiter?

Nach der Diagnose wird Ihre Ärztin/Ihr Arzt mit Ihnen mögliche Behandlungsoptionen besprechen. Zur Therapie von Nervenschmerzen kommen bestimmte Schmerzmedikamente zum Einsatz. Auch physikalische Therapien, Ergotherapie, Bewegungsübungen und Entspannungsverfahren können hilfreich sein. Informationen zur minimalinvasiven Behandlung von chronischen Schmerzen erhalten Sie in unserem Kurs Minimalinvasive Methoden bei chronischem Schmerz.

Für den Therapieerfolg ist es entscheidend, dass Sie Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt davon berichten, wie sich Ihre Schmerzen durch die Behandlung verändern. Scheuen Sie sich nicht, über Probleme oder Nebenwirkungen der Therapie zu sprechen. Ihre aktive Mithilfe bei der Therapie ist wichtig, um einen schmerzarmen Alltag und Ihre langfristige Schmerzminderung sicherzustellen.

Downloads

  • Schmerz-Tagebuch Ein Schmerz-Tagebuch hilft dabei, den Schmerz besser zu verstehen und zu charakterisieren. Es gibt einen genauen Überblick über Zeit, Dauer, Art und Stärke der Schmerzen, aber auch über begleitende Faktoren, die den Schmerz beeinflussen.

  • Vorbereitung auf das Arztgespräch Das Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt bildet die Grundlage der Diagnose und Behandlung Ihrer Schmerzen. Hier finden Sie eine Liste an Fragen, die Sie sich vor dem Arztgespräch stellen können, um Ihre Beschwerden genau schildern zu können. Außerdem finden Sie hier eine Liste mit hilfreichen Formulierungen, wie Sie Ihre Schmerzen besser in Worte fassen.

  • Glossar Hier finden Sie begleitend zur Online-Kursreihe "Schmerzen erfolgreich bewältigen" alle wichtigen Begriffe gesammelt.

Diesen Kurs bewerten

Ihr Feedback hilft anderen Nutzern die für sie passenden Kurse zu finden.
4.1/5 - (81)

Geprüft: Dr. Gabriele Grögl: Stand November 2020 | Quellen und Bildnachweis

Die Kurse sind kein Ersatz für das persönliche Gespräch mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, sondern ein Beitrag dazu, PatientInnen und Angehörige zu stärken und die Arzt-Patienten-Kommunikation zu erleichtern.