Presseaussendung vom 04. Februar 2020
Neuer Mut trotz unheilbarer Krankheit
Wie Palliativ-Therapie schwerkranken Menschen hilft besser zu leben
„Es waren vor allem die Tage und Wochen zwischen den Behandlungen, die für mich am schwersten waren und an denen ich mich am einsamsten gefühlt habe. Das ist heute besser.“ Ingrid F. erhielt ihre Diagnose mit 42 Jahren: Metastasierter Brustkrebs. Seitdem hat sie mehrere Operationen und einige Therapie-Zyklen hinter sich gebracht.
„Die Nebenwirkungen waren zwischendurch sehr stark. Ich war extrem erschöpft, hatte Verdauungsprobleme, mir war dauernd übel und ich hatte Gelenkschmerzen. Mein Onkologe hat mich deshalb an das Palliativ-Team überwiesen. Das war für mich erstmal ein großer Schock. Ich dachte wirklich, ich muss jetzt sterben“, erzählt Ingrid „Dabei war es das Palliativ-Team, das mir mein Leben zu gewissen Teilen wieder zurückgegeben hat. Ich konnte in dieser Zeit nämlich wegen der Nebenwirkungen, aber auch aus Angst, kaum schlafen und wenn, dann hatte ich meistens mit Albträumen zu kämpfen. Auf der Palliativstation haben wir dann zusammen einen Plan ausgearbeitet, wie ich am besten damit umgehen kann. Da ging es nicht nur um die Behandlung der Schmerzen, sondern auch um den Umgang mit den Ängsten, die ich hatte. Auch meinem Mann hat das sehr geholfen.“
Es gibt viele PatientInnen wie Ingrid F., die Palliativ-Therapie in Anspruch nehmen. Und doch unterscheidet sich die Therapie von Fall zu Fall stark. „Jede Patientin bekommt die Therapie, die für sie richtig und maßgeschneidert ist“, erzählt Prof. Dr. Eva Katharina Masel. Sie ist die stellvertretende Leiterin der klinischen Abteilung für Palliativmedizin am AKH Wien. „An einer palliativen Therapie sind zahlreiche ExpertInnen beteiligt. Wir haben spezialisiertes Pflegepersonal und eigene DiätologInnen. Es gibt PsychologInnen, teilweise auch mit psychotherapeutischer Ausbildung, PsychoonkologInnen, die ein Teil des Therapieteams sind, physikalische TherapeutInnen, SozialarbeiterInnen und natürlich das ärztliche Team.“
Palliative Betreuung findet in vielen Bereichen und auf verschiedenen Ebenen statt. Sie widmet sich den Betroffenen hinsichtlich ihrer körperlichen Symptome wie z. B. Schmerzen, Schwäche und Übelkeit, aber auch psychische Aspekten der Erkrankungen wie Ängsten, Depressionen und Schlaflosigkeit spielen eine wichtige Rolle. Das Hauptziel palliativer Behandlung ist eine Lebensverlängerung bei zugleich höchst möglicher Lebensqualität für die Betroffenen.
Dementsprechend stellt auch die Tagesgestaltung auf einer Palliativstation die Bedürfnisse der PatientInnen in den Mittelpunkt. Betroffene können selbst entscheiden, wie lange sie schlafen, ob sie an Angeboten wie beispielsweise Musik- und Gartentherapie teilnehmen wollen oder tagsüber die Station verlassen. Vertrauenspersonen dürfen auf Anfragen auch in der Station übernachten. Die Angebote binden Angehörige und Freunde mit ein, etwa über ein sogenanntes Familiengespräch bei offenen Fragen oder Konflikten. Es geht darum eine für die PatientInnen möglichst angenehme Situation zu schaffen. Körperlich, psychisch und sozial.
Ingrid F. war seit ihrem ersten Aufenthalt noch zwei weitere Male auf der Palliativ-Station. „Ich weiß, dass ich eines Tages hier herkommen werde, um die Station danach nicht mehr zu verlassen. Darauf habe ich mich schon eingestellt. Es ist hier viel ruhiger als im Rest des Krankenhauses und ich weiß, dass ich möglichst gut aufgehoben bin. Es gibt hier sehr viele Menschen, die sich um mich kümmern und mich dabei unterstützen ein so gutes Leben wie möglich zu führen. Ich bin ihnen sehr dankbar dafür.“
Factbox Palliativ
In Österreich gibt es 43 Palliativstationen. Pro Jahr werden dort rund 7.700 Personen betreut. 78% davon leiden an einer onkologischen Erkrankung. Zusätzlich dazu betreuen 57 mobile Palliativ-Teams in ganz Österreich rund 13.400 weitere Personen.
Quelle: Dachverband Hospiz Österreich
Online-Kurs für Betroffene
Die Online-Plattform selpers hat gemeinsam mit Prof. Dr. Eva Katharina Masel den kostenlosen Online-Kurs „Palliative Therapie bei metastasiertem Brustkrebs“ entwickelt. Der Kurs dient dazu Betroffene und Angehörige über die Palliativ-Therapie aufzuklären und Ängste zu nehmen. Sie erfahren dort, was Palliative Therapie für Patientinnen, Angehörige und FreundInnen bedeutet.
www.selpers.com/kurs/palliative-therapie-bei-metastasiertem-brustkrebs
Über Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Eva Katharina Masel
Assoc.-Prof.in Priv.-Doz.in Dr.in Eva Katharina Masel, MSc ist Fachärztin für Innere Medizin mit Spezialisierung in Palliativmedizin, stationsführende Oberärztin sowie stellvertretende Leiterin der Klinischen Abteilung für Palliativmedizin am Allgemeinen Krankenhaus der MedUni Wien. Ihre Schwerpunkte liegen in der palliativen Versorgung von PatientInnen mit schweren Erkrankungen und deren Familien, mit Bedacht auf Symptomkontrolle, psychiatrische und psychosoziale Aspekte sowie in der Forschung im Bereich der Palliative Care. Sie veröffentlichte zahlreiche Publikationen und ist Vorstandsmitglied der österreichischen Palliativgesellschaft sowie Mitglied nationaler und internationaler Fachgesellschaften.
Über selpers
Die österreichische Online-Plattform selpers.com (selpers steht für „self“ und „help“) entwickelt in Zusammenarbeit mit renommierten MedizinerInnen und mit Unterstützung von Selbsthilfegruppen seit 2016 kostenlose Kurse, um Betroffene und deren Angehörige über Krankheiten aufzuklären und mit lebensnahen Tipps und Hilfestellungen zu unterstützen. Die Inhalte können ohne Registrierung und anonym genutzt werden.
Für den Beitrag zur Aufklärung, die leicht verständliche Sprache und den innovativen Charakter der Online-Kurse wurde selpers bereits mehrfach ausgezeichnet. Darunter von der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (OeGHO), dem Global Myeloma Action Network (GMAN) und der Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie und Rehabilitation (ÖGR).
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