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Interview mit selbertun.at

Länger und gesünder leben

Die Online-Plattform selbertun.at vermittelt Experten und Expertinnen für KrebspatientInnen, vor allem aus den Bereichen Psychologie und Komplementärmedizin. Im Interview mit selpers gibt uns Sigrid Miksch genauere Einblicke in das Angebot von selbertun.at.

selpers: Wie entstand die Idee zur Gründung der Plattform selbertun.at?

Sigrid Miksch: Die Frage „Was kann ich selber tun?“ beschäftigt KrebspatientInnen besonders in der Zeit nach einem Krankenhausaufenthalt. Das Ziel von selbertun.at ist es, diesen Menschen ein hochwertiges und leistbares Nachsorgeangebot zu bieten, das die medizinische Versorgung im niedergelassenen Bereich sowie die onkologische Rehabilitation perfekt ergänzt.

selpers: Warum braucht es überhaupt so ein Angebot?

Sigrid Miksch: Onkologische Therapien wie große Operationen, Chemo- oder Immuntherapie sowie Bestrahlung werden meist als sehr passive Behandlungen wahrgenommen. Viele PatienInnen möchten aber selbst aktiv einen persönlichen Beitrag zu ihrer Genesung leisten. Nicht wenige Betroffene wenden sich in dieser Phase dubiosen Heilpraktikern sowie zweifelhaften, kostspieligen und oft sogar gefährlichen „Behandlungen“ zu. Um dies zu verhindern, spricht die neue Onlineplattform selbertun.at bewusst diese Patientengruppe an. Sie bietet Orientierung, seriöse Informationen und vermittelt gut ausgebildete ExpertInnen für alle Themenbereiche, die KrebspatientInnen betreffen.

selpers: Was sind die häufigsten Anfragen, die Sie erhalten?

Sigrid Miksch: Am beliebtesten sind die Themen Komplementärmedizin, der selbertun-Sozialratgeber, Beiträge zu Ernährung und Psychologie aber auch Tipps und Tricks im Umgang mit der Krankheit.

selpers: Was brauchen krebskranke Personen nach ihrer Therapie?

Sigrid Miksch: Sie brauchen Zeit und einfühlsame Begleitung, um das Erlebte zu verarbeiten, sich körperlich und mental zu stärken und manchmal auch Hilfe bei der Neuausrichtung ihres Lebens. Mit der richtigen Ernährung, der gezielten Stärkung von Körper, Geist und Seele sowie dem Entfalten der eigenen Kreativität können Krebspatienten viel Gutes für sich bewirken.

selpers: Wie ist das Feedback von betroffenen UserInnen?

Sigrid Miksch: Die BesucherInnen finden sich auf der Online-Plattform sehr gut zurecht. Wir wissen auch von den ExpertInnen, dass viele PatientInnen über selbertun.at auf sie aufmerksam wurden. Gleiches gilt für Selbsthilfegruppen, die TeilnehmerInnen über selbertun.at gefunden haben.

selpers: Informieren sich bei Ihnen auch Angehörige?

Sigrid Miksch: Angehörige haben einen hohen Stellenwert. In unserem Magazin auf der Website haben wir ihnen eine eigene Rubrik eingerichtet, weil sie – wie die PatientInnen – ihre Bedürfnisse haben und wir ihnen Möglichkeiten aufzeigen möchten, mit der Situation besser umgehen zu können.

selpers: Sie haben besonders viele ExpertInnen im Bereich der Psycho- und Physiotherapie: Hat das einen besonderen Grund und welche Bedeutung kommt den Therapieformen bei der Krebsnachsorge zu?

Sigrid Miksch: Das hat mehrere Gründe: Sehr viele PhysiotherapeutInnen und PsychologInnen arbeiten teilweise oder zur Gänze in der freien Praxis – deutlich mehr als beispielsweise Pflegekräfte. Viele PatientInnen leben jahrelang mit einer Krebserkrankung, oft chronifiziert sie sich auch. Im Zuge der Nachsorge ist der Bedarf an Körpertherapien sowie an der Aufarbeitung des Erlebten groß ist. Für diese Begleitung suchen sie meist ExpertInnen in der Niederlassung auf. Aus diesem Grund bildet die Krebsakademie des Ordensklinikum Linz seit vielen Jahren laufend Physio- und PsychotherapeutInnen im Fachbereich Onkologie weiter. Bewegung hilft nachweislich, Krebstherapien besser zu vertragen, verbessert die Lebensqualität und Langzeitfolgen wie etwa chronische Müdigkeit können deutlich abgeschwächt werden. Mit einer Krebserkrankung ändert sich vieles im Leben, das hat auch Auswirkungen auf Partnerschaft, Familie und das eigene Wertesystem. Hier bieten PsychologInnen eine sehr wichtige Hilfestellung an.

selpers: Wie kann man sich als PatientIn die Beratung bei selbertun.at vorstellen? Wie individuell ist die Beratung?

Sigrid Miksch: Die Unterstützung findet zuerst in digitaler Form statt. Sie können aus neun verschiedenen Kategorien – von Psychologie über Komplementärmedizin bis hin zu Kreativ- und Körpertherapien – ExpertInnen aus Ihrer Umgebung auswählen. Alle ExpertInnen stellen ihr Angebot in einer Kurzbeschreibung vor – viele sogar in Form einer persönlichen Videobotschaft, sodass PatientInnen gleich spüren, ob ihnen ein/eine ExpertIn sympathisch ist.

selpers: Wie schaut es mit den Kosten für die NutzerInnen aus?

Sigrid Miksch: Die Informationen auf der Website stehen selbstverständlich allen Usern kostenlos zur Verfügung. Die Leistungen des Expertennetzwerkes (Einzeltherapien, …) sind von den PatientInnen selbst zu tragen, wobei es in vielen Bereichen eine finanzielle Unterstützung durch die Krankenkassen gibt. Manche ExpertInnen bieten auch einen Sozialtarif für finanziell besonders bedürftige Menschen an. Und es lohnt sich, auch bei der Krebshilfe nachzufragen bzw. deren kostenlose Beratungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Auch die zahlreichen Selbsthilfegruppen bieten eine sehr wertvolle Unterstützung – und das völlig kostenfrei.

selpers: Gibt es auch ein Angebot, das sich gezielt an junge Menschen richtet?

Sigrid Miksch: Auf der Website www.selbertun.at befindet sich unter der Rubrik „Magazin“ ein eigener Bereich mit Informationen speziell für junge Erwachsene mit Krebs. Das Themenspektrum reicht von Herausforderungen als KrebspatientIn während des Studiums über die berufliche Wiedereingliederung bis zur Aufklärung über Falschmeldungen zu Krebs in den sozialen Medien und Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung. Aber auch aktuelle „Trendthemen“, wie Schönheitsoperationen in Zusammenhang mit Krebs, Zusammenleben mit Haustieren während der Therapiephase und Online-Vorträge werden abgebildet.

Herzlichen Dank für das Interview.

 

Mehr zum Thema:

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Sigrid Miksch, MSc
Leiterin des Zuweiserbeziehungsmanagements der Krebsakademie am Ordensklinikum Linz.

Hier finden Sie die Website von selbertun.at

Interview wurde geführt von: selpers red.

Bildnachweis: selbertun.at