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Mythen und Fakten über Epilepsie: Aufklärung über verbreitete Missverständnisse

Die Epilepsie ist eine häufige neurologische Erkrankung. Etwa jede/r Zehnte erlebt mindestens einmal im Leben einen epileptischen Anfall. Trotz dieser beachtlichen Anzahl herrschen nach wie vor viele Mythen und Missverständnisse über Epilepsie. Anlässlich des Europäischen Tages der Epilepsie wollen wir darüber aufzuklären und mehr Bewusstsein für die Fakten dieser Krankheit schaffen.

Mythos 1: Epilepsie ist eine psychische Störung

Fakt: Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, keine psychische und etwa fünf von 1.000 Menschen leiden daran. Sie entsteht durch ungewöhnliche elektrische Aktivität im Gehirn, die zu Anfällen führt. Die Symptome der Epilepsie sind unterschiedlich. Oft kommt es zu Krämpfen. Riech-, Seh- und Geschmacksstörungen oder ähnliches sind aber ebenfalls möglich.

Mythos 2: Menschen mit Epilepsie können keine normale Lebensqualität haben

Fakt: Mit der richtigen Behandlung und Unterstützung können viele Menschen mit Epilepsie ein normales und erfülltes Leben führen. Sie können studieren, arbeiten, eine Familie gründen und Sport treiben. Beschränkungen existieren vorwiegend im Bereich des Führens von Fahrzeugen oder bestimmten Berufen, die ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellen.

Mythos 3: Wenn jemand einen epileptischen Anfall hat, sollte man etwas in seinen Mund stecken

Fakt: Dies ist ein besonders gefährlicher Mythos. Niemals sollte man versuchen, während eines Anfalls etwas in den Mund der betroffenen Person zu stecken. Dadurch besteht Erstickungsgefahr oder das Risiko, dass der/die Betroffene oder der/die Helfer/in sich verletzt. Früher versuchte man bei Anfällen aktiv einzugreifen. Forschungen haben gezeigt, dass diese Versuche nicht hilfreich sind. Bringen Sie Betroffene daher gegebenenfalls in eine stabile Seitenlage und entfernen Sie scharfe oder gefährliche Objekte in der Nähe.

Mythos 4: Epilepsie ist ansteckend

Fakt: Epilepsie ist absolut nicht ansteckend. Sie kann nicht durch Kontakt mit einer betroffenen Person übertragen werden. Epilepsie kann durch verschiedene Ursachen entstehen, darunter genetische Faktoren, Verletzungen, Infektionen des Zentralnervensystems oder Entwicklungsstörungen, aber sie ist definitiv nicht ansteckend.

Der Europäische Tag der Epilepsie

Der diesjährige Europäische Tag der Epilepsie steht unter dem Motto „Share your journey“. Es ruft dazu auf, seine persönliche Geschichte mit der Erkrankung zu teilen und damit zur Awareness für diese Krankheit beizutragen. Diese Geschichten bieten nicht nur Einblicke in das Leben mit Epilepsie, sondern auch Hoffnung und Empowerment für andere Betroffene und ihre Angehörigen. Wir haben bereits einige inspirierende Artikel mit Betroffenen verfasst, die ihre persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen im Umgang mit Epilepsie geteilt haben.

Mythos 5: Menschen mit Epilepsie sollten keine Kinder bekommen

Fakt: Frauen mit Epilepsie können und bekommen gesunde Kinder. Sie sollten jedoch ihre Schwangerschaftsplanung mit ihrem Arzt besprechen, da einige antiepileptische Medikamente das Risiko von Geburtsfehlern erhöhen können. Mit der richtigen Vorbereitung und Überwachung kann das Risiko minimiert werden.

Mythos 6: Epileptische Anfälle sind immer sichtbar

Fakt: Epileptische Anfälle sind nicht immer so dramatisch, wie sie in Filmen und im Fernsehen dargestellt werden. Nicht alle Anfälle führen zu krampfhaften Bewegungen oder Bewusstseinsverlust. Es gibt viele verschiedene Arten von Anfällen, und einige, wie Absencen, können sehr subtil sein und nur wenige Sekunden dauern. Eine Person könnte während eines solchen Anfalls lediglich für kurze Zeit abwesend wirken oder zucken. Daher ist es wichtig, die verschiedenen Anfallstypen zu erkennen und zu verstehen.

Mythos 7: Alle Menschen mit Epilepsie werden durch Flackerlichter getriggert.

Fakt: Tatsächlich ist Photosensitivität, also die Anfälligkeit für flackerndes Licht, nur bei einem kleinen Prozentsatz von Menschen mit Epilepsie vorhanden. Diese empfindliche Reaktion auf bestimmte Lichtmuster kann bei einigen, jedoch nicht bei allen, epileptischen Anfällen ausgelöst werden. Diejenigen, bei denen Photosensitivität diagnostiziert wurde, können in der Regel durch geeignete Vorbeugemaßnahmen geschützt werden, wie z.B. das Vermeiden von flackerndem Licht oder die Verwendung von speziellen Schutzbrillen.

Mythos 8: Epilepsie ist immer lebenslang

Fakt: Nicht jeder, der einen epileptischen Anfall hat, hat Epilepsie. Und selbst wenn eine Epilepsie diagnostiziert wird, muss sie nicht immer chronisch sein. Einige Menschen erleben im Laufe ihres Lebens nur einen einzigen Anfall, während andere nach einer erfolgreichen Behandlung jahrelang anfallsfrei sein können. Es gibt viele Arten von Epilepsie, und jede hat ihre eigene Prognose.

Es ist wichtig, das Bewusstsein für Epilepsie und die mit ihren verbundenen Realitäten zu schärfen. Mythen und Missverständnisse können Angst und Diskriminierung fördern. Indem wir diese Mythen aufklären, können wir dazu beitragen, eine integrativere und verständlichere Gesellschaft für Menschen mit Epilepsie zu schaffen.

Quellen: selpers Schulungen https://selpers.com/epilepsie/, Epilepsie Empowerment Deutschland e.V. 

Epilepsie Empowerment Deutschland e.V.

Zum Abschluss möchten wir noch eine tolle Organisation vorstellen:

Der Verein Epilepsie Empowerment Deutschland e.V. wurde 2022 von acht jungen Menschen, die selbst von Epilepsie betroffen oder Angehörige sind, gegründet.

Der Verein verfolgt viele verschiedene Ziele, dazu gehören folgende:

  • Vernetzung von Betroffenen
  • Aufklärung verbessern und Stigma verringern
  • Interessenvertretung von Menschen mit Epilepsie
  • Kommunikation zwischen Patienten und Leistungserbringern zu verbessern
  • Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Organisationen, um aktuelle Entwicklungen zu verfolgen und mitzuwirken

Das aktuelle Angebot umfasst Austauschtreffen für Betroffene und Angehörige sowie Webinare über verschiedene Themen für Betroffene, Angehörige, medizinisches Fachpersonal und Interessenten. Der Verein hat eine Petition am Laufen, die für Menschen mit Epilepsie das Leben in Bezug auf den ÖPNV verbessern soll.
Ab dem Frühjahr startet ein neues Projekt, auf welches sie euch auf ihrer Website und Instagram auf dem Laufenden halten werden.

Auch auf Instagram ist der Verein sehr aktiv und sorgt für Aufklärung. Hier geht’s zur Instagram Seite

Autor:in: selpers Redaktion

Bildnachweis: Bigstock