Welche Rolle spielt die Palliativmedizin bei idiopathische Lungenfibrosen? Und was bedeutet Palliativtherapie eigentlich? Was gehört dazu, was nicht? Der Obmann des Lungenfibrose Forums Austria, Herr Ing. Günther Wanke (selbst Betroffener) beantwortet im Gastbeitrag für selpers diese Fragen und erklärt, wie wichtig die Rolle der Palliativmedizin für eine Steigerung der Lebensqualität während der Erkrankung ist.
Wichtig ist zur medizinischen Basisversorgung noch eine Rundumbetreuung anzubieten. Das Ziel ist also ein Gesamtkonzept welches die Linderung der Symptome wie Schmerzen, Atemnot, Übelkeit und Erbrechen mit dem Behandlungsplan verbindet. Das ist die Aufgabe eines Palliativteams. In diesem Team arbeiten nicht nur Ärzte und Pflegepersonen, sondern auch andere Berufsgruppen wie zum Beispiel Physio -und Ernährungstherapeuten oder Psychologen, Sozialarbeiter und Seelsorger. Dadurch werden nicht nur körperliche Symptome erfasst, sondern auch das gesamte Umfeld wie Familienmitglieder und Betreuungspersonen.
Husten und Atemnot, schwere Symptome bei Lungenfibrosen, können mit Hilfe von Palliativmedizinern und den betreuenden Pneumologen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden und mit entsprechenden Medikamenten gelindert werden.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass die frühzeitige Einbindung eines Palliativteams nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch das Leben verlängern kann.
Wo wollen wir hinkommen
Das Ziel ist, eine kollaborative, multidisziplinäre Team-Diskussionsplattform, die Psychologie und spezialisierte Palliativmedizin mit der Atem- und Primärversorgung integriert, die den Bedarf an Palliativmedizin für unsere Patienten mit Lungenfibrosen schaffen. Ein Versorgungsmodell, bei dem der übliche Lungenarzt des Patienten weiterhin im Mittelpunkt der Integration von palliativmedizinischen Prinzipien und Praktiken vom Lungenfibrose Management seines Patienten steht. Solche Team-Diskussionsplattformen sollten an allen Lungenkliniken entstehen um die Qualität der Betreuung abzusichern. Von diesen Erfahrungen können auch mobile Palliativteams sehr profitieren. Alle an der Betreuung beteiligten Personen sollten mit den Dimensionen emotionaler Intelligenz vertraut sein und die Fähigkeit einbringen danach zu handeln.
Dazu gehören
* Selbstbewusstheit, also die Fähigkeit eines Menschen, seine Stimmungen, Gefühle und Bedürfnisse zu akzeptieren und zu verstehen, und die Fähigkeit, deren Wirkung auf andere einzuschätzen.
* Selbststeuerung, was bedeutet Impulse oder Stimmungen bewusst zu erkennen und mit unklaren oder mehrdeutigen Situationen umgehen zu können.
* Empathie, die Personenbezogene Fähigkeit des sich Einfühlens. Ein stilles, waches, – und gerichtetes Konzentrieren auf die emotionale Seite des anderen.
* Soziale Kompetenz, die Fähigkeit, Selbstbewusstheit, Selbststeuerung und Empathie zu leben und so ein gutes Beziehungsmanagement zu gestalten und soziale Netze zu pflegen.
Der richtige Zeitpunkt
Um die Ziele einer kontinuierlichen medizinischen und pflegerischen Versorgung zu gewährleisten, sollte die Palliativmedizin möglichst früh Hand in Hand mit dem multiprofessionellen Lungenfibrose Ärzte- und Pflegeteam zusammenarbeiten. Pneumologen sollten ihre Patienten über die Möglichkeit ein Palliativteam hinzuzuziehen informieren. Die fälschliche Ansicht, dass Palliativversorgung erst am Ende des Lebens sinnvoll ist, muss revidiert werden. Es ist erwiesen, dass ein Palliativteam trotz schwerer Erkrankung die Lebensqualität in jeder Phase des Krankheitsverlaufs positiv beeinflusst, Depressionen vermeiden und Lebenssinn vermitteln kann.
Ein Wechsel von der Palliativstation in eine mobile Betreuung zu Hause durch das Mobile Palliativteam und vice versa soll durch die enge Vernetzung der Einrichtungen möglich werden.
In diesem Zusammenhang ist auch die Enttabuisierung der Palliativversorgung wichtig. Die Ansicht, dass Palliativpflege den Endpunkt des Lebens markiert, ist zu vermeiden und sollte einem empathischen und hilfreichen Dialog über das Leben und die Verabschiedung vom Leben weichen.
Hier finden Sie unsere Patientenschulung „Gesunder Lebensstil bei Lungenfibrose“