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Wie man trotz Schluckstörungen gut essen kann

Claudia-Braunstein-Dysphagie-Schluckstörung

Bloggerin Claudia Braunstein erzählt Geschichten von unterwegs über Reisen, Essen, Fashion 50plus und dem Alltag mit Schluckstörungen. Vor sieben Jahren bekam sie die seltene Diagnose Zungenkrebs, die ihr eine lebenslängliche Einschränkung des Kau- und Schluckaktes eingebracht hat. Seither hat sie sich intensiv damit beschäftigt, was Menschen mit Schluckstörungen tun können, um trotz Beeinträchtigung genussvoll zu essen. Im vorliegenden Gastartikel erzählt sie ihre Geschichte und verrät uns ein Rezept aus ihrem kürzlich erschienenen Buch.

Der Begriff Dysphagie ist im Alltag eher unbekannt, obwohl eine nicht gerade kleine Bevölkerungsgruppe davon betroffen ist. Dysphagie ist der Fachausdruck für Schluckstörungen. Die Ursachen für diese Einschränkungen können nicht unterschiedlicher sein. Nicht nur Kopftumore, wie in meinem Fall, sondern Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer oder Operationen im Kopf- und Halsbereich können zu massiven Störungen des Schluckaktes führen.  Dies führt im Alltag der Betroffenen oft zu großen Beeinträchtigungen in der Nahrungsaufnahme bis hin zur Ernährung über eine Sonde.

Dysphagie bzw. Schluckstörungen werden in Stufen eingeteilt, diese reichen von dünnflüssig, angedickt, verflüssigt, püriert bis zu weicher Kost.

Oft haben wir das Bild eines pflegebedürftigen Menschen vor uns, wenn wir an Schluckstörungen denken. Dem ist aber nicht so, gerade Menschen mit schlecht sitzenden Zahnersatz stehen oft trotzdem noch mitten im Leben, fühlen sich aber manchmal wegen ihres eingeschränkten Schluckaktes an den Rand der Gesellschaft gedrängt.  Oft vermeiden die Betroffenen Essen in der Öffentlichkeit und beschneiden so selbst ihren sozialen Umgang.

Zungenkrebs wird statistisch in Österreich etwa 240 Mal pro Jahr diagnostiziert. Der durchschnittliche Patient ist älter als 65, männlich, und hat nicht selten ein Alkoholproblem und ist Raucher. Doch seit einigen Jahren trifft die Erkrankung auch zunehmend jüngere Patienten beiderlei Geschlechtes. Der Grund dafür sind HP Viren high risk, die man auch als Auslöser für Gebärmutterhalskarzinome kennt.  Diese Krebsart, die zu den Mundhöhlenkrebsarten gehört, ist heute gut therapierbar. Oft bleiben aber Einschränkungen und Behinderungen nicht nur im Mundbereich zurück.

Ich habe ein Jahr nach der Diagnose begonnen, meine Rezepte in einfacher Form ins Internet zu stellen. Der Anstoß dazu war die Gattin eines Patienten, den ich im Rahmen der Selbsthilfe, die ich im Frühjahr 2012 gegründet habe, begleitet habe.  Damals gab es kaum Zugang zu Rezepten für Menschen mit Schluckstörungen. Auch heute bin ich mit meinem Food Blog Geschmeidige Köstlichkeiten alleine mit diesem Thema als Blog im deutschen Sprachraum. Der Blog ist schon lange kein Hobby mehr und hat sich über die Jahre zu einem kleinen Unternehmen entwickelt. Firmen, die passende Produkte für Dysphagie Patienten haben kommen deshalb auf mich zu.

Auch die Presse und andere Medien sind dadurch auf mich und meine Tätigkeit aufmerksam geworden.  Ich darf auch öfter auf themenbezogenen Veranstaltungen mein Wissen rund um Dysphagie und die passende Kost zum Besten geben. Und das mit einer veritablen Spracheinschränkung. Die ist eine weitere Erinnerung an meine überstandene Krebserkrankung. Durch die Teilresektion der Zunge kann ich manche Buchstaben nicht mehr korrekt aussprechen. Dazu gehören G und K, was oft mehrmaliges Nachfragen des Gegenübers verursacht.

Doch all dies ist kein Grund mich aus der Gesellschaft zurückzuziehen.  Auch wenn auswärts essen nicht immer ohne Hindernisse stattfindet, halte ich es dennoch für wichtig, am sozialen Leben teil zu haben.  Ich habe es mir durchaus zum Ziel gesetzt, Menschen mit derartigen Behinderungen Mut zu machen. Ich will ihnen zeigen, dass man mit Dysphagie sogar auf fremde Kontinente reisen kann. Vor kurzem ist mein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Meine Rezepte sind in Form eines Kochbuches bei dem renommierten Salzburger Verlag Anton Pustet erschienen.

Wie auch schon der Blog Geschmeidige Köstlichkeiten beschreibt das Kochbuch Es schmeckt wieder! Rezepte für Menschen mit Kau- und/oder Schluckstörungen, die auch für Normalesser gut geeignet sind. Ein wichtiger Punkt ist deshalb die Präsentation der Speisen, um auf den Genuss beim Essen nicht verzichten zu müssen. Die Rezepte sind auch für wenig geübte Köche einfach nach zu kochen. Außerdem gebe ich Tipps, wie man den Alltag mit Behinderung gut meistern kann, für Reisen und Restaurantbesuche mit Dysphagie. Auch wenn es manchmal mit Vorbereitung und Aufwand verbunden ist, das Wichtigste ist sicherlich, sich nicht sozial abzuschotten.

Ein Rezept aus Claudias Kochbuch zum nachkochen:

Haferflocken Frühstück mit Beerenmus

Haferflocken Frühstück - Dysphagie -Schluckstörung

2 Portionen

  • 100 g Haferflocken
  • 150 ml Kokosdrink
  • 100 ml Naturjoghurt
  • 200 g Beerenmix
  • 1 EL Honig
  • 1TL geschroteter Leinsamen

Haferflocken im Kokosdrink wenn möglich über Nacht einweichen. Beeren fein pürieren, eventuell durch ein Sieb streichen. Alle Zutaten mit einem Hochleistungsmixer fein pürieren. Als Alternative ein anderes Gerät zum Pürieren verwenden. Nach Bedarf noch etwas Flüssigkeit zugeben.

Claudia-Braunstein-PortraitClaudia Braunstein 

Betreibt unter anderem den Blog Geschmeidige Köstlichkeiten 

Ihr neues Buch „Es schmeckt wieder!“ finden Sie hier.

Autorin: Claudia Braunstein

Bildnachweis: beigestellte Fotos