Nachsorge bei Krebserkrankungen
Schönen guten Tag, mein Name ist Gaby Sonnbichler. Ich bin seit rund 20 Jahren Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe Wien und ich übe diesen Beruf mit großer Begeisterung aus. Es ist eigentlich mittlerweile mehr eine Berufung als ein Beruf, und ich freue mich sehr, dass wir für Patienten und Angehörige ein umfassendes Angebot stellen können.
Ganz besonders wichtig ist es mir, die sogenannten „unmet needs“ (unerfüllte Bedürfnisse) von Ihnen, also von Patienten und von Angehörigen zu erfassen. Das sind Bedürfnisse, die nicht durch irgendeine Anlaufstelle abgedeckt sind, wo man sich noch ein bisschen alleingelassen fühlt, wo man den Eindruck hat: „Ja, da ist noch niemand, der dieses Thema aufgegriffen hat…“
Speziell diesen Themen widmen wir uns sehr gerne, um Ihnen und Ihren Angehörigen in Ihrer schwierigen Lebenssituation zur Seite zu stehen.
Da komme ich auch gleich zu sprechen auf unser heutiges Thema: das Thema „Nachsorge“. Warum haben wir uns des Themas Nachsorge mit dieser Online Beratung, mit diesen Online-Kurs angenommen?
Die meisten denken, dass es besonders schwierig ist in der Phase der Diagnose. Das stimmt auch. Die Diagnose ist ein großer Schock. Die darauffolgenden Therapien sind sehr anstrengend. Sie rauben viel Kraft. Sie werden dann später noch hören, wie viel Kraft sie rauben und was man dagegen tun kann.
Aber es gibt auch eine sehr schwierige Phase, auf die die meisten vergessen. Das ist die Nachsorgephase. Die meisten denken, und vielleicht zählen Sie als Patientin oder Angehörige auch dazu, dass wenn die Therapien abgeschlossen sind, es nun schlagartig leichter wird, dass Sie sich erleichtert fühlen, dass Sie schnell wieder sozusagen in Ihren gewohnten Alltag zurückkehren, dass Sie schnell wieder in Richtung Normalität gehen können.
In den meisten Fällen, wissen wir aus unserer Beratungserfahrung, ist das aber leider nicht so. Sondern es kommt eine weitere lange, sehr schwierige Lebensphase auf Sie zu.
Warum ist das so?
Während der Zeit der Therapien werden Sie begleitet. Sie haben ein umfassendes Ärzteteam, das rund um die Uhr für Sie da ist. Ihre Familie, Ihr Freundeskreis, Bekannte, Ihr berufliches Umfeld versucht Ihnen jede Hürde aus dem Weg zu nehmen, versucht Sie zu unterstützen, wo immer es geht, so gut es geht. Sind dann die Therapien abgeschlossen und soll jetzt wieder ein Stück Normalität einkehren, erwartet das Umfeld unausgesprochen, dass Sie schnell wieder sozusagen die oder der Alte sind und alles wieder so wäre wie davor.
Das ist leider nicht so. Sie sind erschöpft. Sie haben viel Kraft eingesetzt, um die Therapien zu überstehen. Sie brauchen jetzt einfach eine Phase der Ruhe und der Erholung. Vielleicht ist Ihnen das selber noch nicht so klar im Moment. Vielleicht ist es in Ihrem Umfeld noch nicht so klar. Aber es ist eine Tatsache, und wir sehen das in unserer täglichen Beratung, dass gerade dann Patienten und Angehörige zu uns kommen verstärkt, wenn es darum geht, in die Phase der Nachsorge einzutreten, nach den Therapien, um sich hier Unterstützung zu holen, um sich hier Ratschläge zu holen, Tipps zu holen, wie man sich das Leben ein bisschen erleichtern kann in dieser Phase, die sehr lange dauern kann und die auch wieder recht anstrengend sein kann für Sie, aber auch für Umfeld.
Ja, wir hoffen, dass wir Ihnen mit den nachfolgenden Experten-Statements gute Tipps und Ratschläge geben können, dass Sie ein bisschen in das Thema hineinwachsen können und dass Sie vielleicht danach das Gefühl haben: „Ja, jetzt habe ich ein bisschen einen Plan im Kopf, wie es mir gehen kann…“ auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite, dass Sie auch sagen können: „Nicht nur ich fühle mich komisch. Nicht nur ich bin müde und erschöpft, sondern das ist ganz normal.“, und dass Sie sich auch dadurch ein bisschen entlastet fühlen.
Das wünsche ich Ihnen.
Nachsorge bei Krebserkrankungen
„Der letzte Tag der Krebstherapie ist nicht der letzte Tag des Leidenswegs der PatientInnen.“ (Karin Isak)
In Österreich steigt die Zahl jener Frauen und Männer, die ihre Krebserkrankung glücklicherweise überleben, kontinuierlich. Standardisierte Früherkennungsmaßnahmen sowie zielgerichtete, möglichst individualisierte Therapien und Versorgungsstrukturen erhöhen deutlich die Chance, ein „Survivor“ zu sein.
Nach Abschluss der anstrengenden und belastenden Krebsbehandlungen ist die Rückkehr in den normalen Alltag meist viel beschwerlicher als geglaubt und erfolgt keinesfalls schnell und problemlos. Oft wird erst in der Nachsorge das wahre Ausmaß des Erlebten auf verschiedenen Ebenen offensichtlich.
Die Phase der Nachsorge ist sowohl ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Behandlung als auch der psychoonkologischen Begleitung. Vielfältige Fragen, Ängste und Sorgen, aber auch die Verarbeitung der Krankheit bündeln sich in dieser Zeit und Sie sollten Ihre Gedanken offen mit Ihrem „Nachsorge-Team“ (FachärztInnen, Hausärztin/Hausarzt, PsychoonkologInnen) ansprechen.
Im Zentrum der Nachsorge stehen individuell festgelegte Programme, die sowohl Kontrolltermine für Nachsorgeuntersuchungen, als auch die medizinische und psychosoziale Behandlung von Nebenwirkungen und Spätfolgen beinhalten. Darüber hinaus werden Themen des Wiedereinstiegs in den persönlichen Alltag und zum sozialen Umfeld – etwa Familie oder Beruf – in die Beratung mit einbezogen.
Mit dieser Online-Schulung möchten wir Ihnen einen Überblick über die verschiedenen Aspekte der Nachsorge geben und Ihnen zeigen, wer Sie in dieser Zeit wie unterstützen kann.
Inhaltliche Leitung
Dr.in
Ursula Denison
Medizinische Leitung
OÄin Dr.in med. Ursula Denison ist Oberärztin an der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Brustgesundheitszentrum im Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel. Sie betreibt eine Facharztpraxis für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und ist Vizepräsidentin der Österreichischen Krebshilfe Wien. Dr.in Denison ist außerdem Mitglied mehrerer nationaler und internationaler Fachgesellschaften.
Univ.-Prof. Dr.
Richard Crevenna, MBA, MMSc
Medizinische Leitung
Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MBA, MMSc ist Vorstand der Universitätsklinik für Physikalische Medizin, Rehabilitation und Arbeitsmedizin an der Medizinischen Universität Wien, Leiter des Competence Centers für Arbeitssicherheit und Gesundheitserhaltung (CCAG) am Universitätsklinikum-AKH Wien, stv. Leiter des Comprehensive Centers for Musculoskeletal Disorders (CCMSD) der MedUni sowie Leiter der “Platform for Side effects-Management, Supportive Care & Rehabilitation” des Comprehensive Cancer Center Vienna (CCC-SMSCR). Außerdem ist er Manager des weltweit ersten Tumorboards für Onkologische Rehabilitation des Comprehensive Cancer Center Vienna, Konsulent (Berater) und Buchautor. Er ist außerdem Präsident mehrerer Fachgesellschaften und Mitglied des Vorstands Österreichische Krebshilfe Wien.
Mag.a
Karin Isak
Psychoonkologische Leitung
Mag.a Karin Isak studierte Psychologie an der Universität Wien, arbeitete als Klinische Psychologin in einer Facharztordination für Psychiatrie und Neurologie mit jungen Erwachsenen und ist seit 1998 in eigener Praxis tätig. Seit 1999 leitet Mag. Isak den psychoonkologischen Fachbereich des Beratungszentrums der Österreichischen Krebshilfe Wien, war jahrelang Ausbildnerin für Klinische- und GesundheitspsychologInnen, hält Fachvorträge und wirkt als Autorin bei PatientInnenbroschüren mit. Mag. Isak ist Mitglied im Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen und war als Vorstandsmitglied der Österreichischen Plattform für Psychoonkologie aktiv.
Mag.a
Carmen Harrer
Arbeitsrechtliche Leitung
Mag.a Carmen Harrer ist Diplompädagogin mit Schwerpunkt Sozialpädagogik sowie Sonder- und Heilpädagogik. Sie studierte an der Karl Franzens Universität in Graz. Mag. Harrer hat eine 35- jährige Berufserfahrung im sozialen Gesundheitsbereich, unter anderem als pädagogische Leiterin im Caritasheim Maria Frieden und im Verein Balance, als Leiterin der Beratungsstelle der AIDS Hilfe Wien, sowie als Case Managerin bei fit2work. Seit 2016 arbeitet Mag. Harrer in der österreichischen Krebshilfe Wien im Bereich Krebs und Beruf. 2018 wurde die arbeits- und sozialrechtliche Beratung der ÖKH in die Arbeitsassistenz (ein NEBA Projekt des Sozialministeriums) umgewandelt. Deren Schwerpunkte liegen in der Arbeitsplatzsicherung und in der Arbeitsplatzerlangung.
Kostenlos und ohne Anmeldung
Kursdauer: 100 min
Inhalte
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Durch Untersuchungen und Maßnahmen können Spätfolgen und Nebenwirkungen der Therapie rechtzeitig erkannt und vorgebeugt werden. Eine Nachsorge-Checkliste kann dabei helfen alles Wichtige im Blick zu behalten.00:10:24
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Das Wissen um gezielte Nachsorgemaßnahmen, regelmäßige Kontrollen und passende Bewegungsprogramme kann helfen, Langzeit- sowie Spätfolgen zu minimieren oder sogar ganz zu vermeiden.00:14:12
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Erschöpfung, Schlafstörungen, Angst oder auch Konzentrationsprobleme und Depression können mögliche Folgeerscheinungen von Krebs sein. Durch unterschiedliche Therapiemöglichkeiten und Maßnahmen im Alltag können Sie diese besser bewältigen.00:42:14
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Die Diagnose Krebs verändert alles, auch den Berufsalltag. Von der Diagnose bis zum Wiedereinstieg können Sie unterschiedliche Leistungen in Anspruch nehmen, um Ihren Arbeitsplatz und Ihr Einkommen zu sichern.00:26:26
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Geprüft Mag.a Gaby Sonnbichler: aktualisiert April 2022 | Quellen und Bildnachweis