Die Psychologiestudentin Mandy Falke schreibt in ihrem Blog „Und dann am Leben bleiben“ über ihre Brustkrebserkrankung und unterstützt andere Betroffene mit hilfreichen Erfahrungsberichten und Tipps. In ihrem Gastbeitrag schreibt sie darüber, welche wichtige Rolle die Psychoonkologie während ihrer Erkrankung spielt.
Mir selbst war sehr schnell klar, dass psychoonkologische Unterstützung für mich notwendig und sinnvoll ist. Ich habe aber auch u. a. durch mein Psychologiestudium und therapeutischer Vorerfahrung keine Berührungsängste mit dem Thema Psychoonkologie gehabt.
Bereits wenige Tage nach meiner Diagnose telefonierte ich mit meiner heutigen Psychoonkologin und hatte Glück: Sie konnte mir sehr zeitnah einen Platz anbieten. Rückblickend kann ich mich wirklich dankbar schätzen, dass es bei mir zügig und reibungslos funktioniert hat. In der folgenden Zeit konnte ich viele Bekannte erleben, die Probleme hatten, psychoonkologische Unterstützung zu finden.
Mein Erstgespräch fand in der Praxis meiner Psychoonkologin statt. Die Stühle standen klassisch einander zugewandt und meine Psychoonkologin erläuterte mir die Formalien: Wie wird es gehandhabt, wenn ich mal einen Termin absagen muss? Welche Unterlagen benötige ich noch für die Therapiebewilligung durch meine Krankenkasse? Bitte erst fünf Minuten vor dem Termin klingeln und hinterher beim Verlassen der Praxis die Eingangstür einen Spalt breit offen lassen für den nächsten Patienten. Auch konnte ich natürlich schauen, ob die Chemie zwischen uns stimmt. Und das tat sie erfreulicherweise.
Anfangs hatte ich starke Schwierigkeiten, einen guten Umgang mit meinen Todesängsten zu finden. Seitdem sind drei Jahre vergangen. Alle drei Wochen nehme ich weiterhin einen Termin bei meiner Psychoonkologin wahr. Die Themen haben sich im Laufe der Zeit immer mal wieder gewandelt. Ich glaube, wir haben mittlerweile über so ziemlich alles gesprochen: Ängste rund um die Krankheit und das Thema Tod, soziale Fragestellungen (u. a.: Wie kann es mit meinem Studium weitergehen?) und den Umgang mit dem Fatigue-Syndrom und meinem Lymphödem. Partnerschaftliche Konflikte resultierend aus der Krebserkrankung waren ebenso Thema, wie die Auswirkungen der Krankheit auf meine Kinder und meinen Körper. Eigene psychische Aspekte, die schon vor der Krebserkrankung bestanden, haben wir ebenfalls thematisiert. Die Angst vor möglicherweise auftretenden Metastasen ist auch immer mal wieder ein Thema.
Mir war das Vertrauensverhältnis zu meiner Psychoonkologin wichtig. „Menschlich“ musste es einfach passen und ich bin froh, in meiner Psychoonkologin eine Person gefunden zu haben, der ich uneingeschränkt vertrauen kann. Dies hat mir den Umgang mit meiner Erkrankung auf jeden Fall erleichtert. Anderen Betroffenen kann ich nur empfehlen, für sich zu prüfen, ob eine solche Unterstützung auch für sie infrage kommen kann.
Benötige ich psychoonkologische Unterstützung?
Allen voran steht die Frage: „Brauche ich das? Möchte ich das?“ Diese Frage muss vorab nicht zwangsläufig beantwortet werden können. Auch ein „Ich bin mir nicht sicher, ob ich das benötige“ kann ein möglicher Gedanke sein. Vielleicht sind es auch Freunde, Familie oder Ärzte, die eine psychoonkologische Unterstützung empfehlen. Häufig aber äußert der Erkrankte selbst den Wunsch nach Unterstützung, etwa wenn er von starken Ängsten oder Schlafstörungen geplagt ist oder unsicher ist, wie er sein Leben mit der Erkrankung so gestalten soll, dass die Lebensqualität möglichst wenig leidet.
Wie finde ich psychoonkologische Unterstützung?
Häufig können Ärzte oder der psychosoziale Dienst im Krankenhaus Adressen von Therapeuten nennen, die sich auf das Fachgebiet der Psychoonkologie spezialisiert haben. Auch mittels Google-Recherche lassen sich Psychoonkologen in räumlicher Nähe herausfiltern. Sollte hierdurch kein Psychoonkologe gefunden werden, kann möglicherweise ein Anruf bei der Krankenkasse mit der Bitte um Unterstützung bei der Suche hilfreich sein. Auch regionale Krebsberatungsstellen können häufig Kontaktdaten zu Psychoonkologen vermitteln. Der Krebsinformationsdienst bietet eine Suchmöglichkeit an, um nach Psychoonkologen im Umfeld zu suchen.
Was erwartet mich beim Erstgespräch?
Wie in normalen Psychotherapien üblich, ist es auch hier so, dass zu allererst ein Erstgespräch stattfindet. In diesem kann geklärt werden, ob eine weiterführende Therapie sinnvoll erscheint, ob das Zwischenmenschliche passt und die Rahmenbedingungen gegeben sind. Im Erstgespräch werden auch Formalien geklärt, wie etwa die Kostenfrage. Bei gesetzlich Versicherten übernimmt in der Regel die Krankenkasse die Kosten für die anfallende Therapie, sofern der Psychoonkologe über die Krankenkasse abrechnen kann. Hierbei ist zu erwähnen, dass die Bezeichnung „Psychoonkologe“ nicht geschützt ist und sich prinzipiell jeder so nennen darf. Der fachliche Hintergrund und eine psychoonkolgische Zertifizierung können im oder vor dem Gespräch aber erfragt werden. Die Häufigkeit und Dauer einer psychoonkologischen Therapie hängen vom Bedarf des Patienten ab. Einigen Patienten genügt ein einzelner Termin, um ihre Gefühle wieder besser zu sortieren. Andere Erkrankte wünschen regelmäßige Unterstützung.
Patientenschulung “Bestmögliche Therapie bei Krebs”
Blogbeitrag „Psychoonkologie – mentale Unterstützung für KrebspatientInnen“