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Rheuma und Kälte

Zeit um dankbar zu sein

Die Wissenschaft ist dem Phänomen noch nicht ganz auf den Grund gekommen, doch für viele Betroffene ist es Gewissheit: Das feucht-kalte Herbst-Winterwetter ist ein Schlüsselreiz für RheumapatientInnen. Aber was bewirkt die Kälte bei rheumatischen Erkrankungen? Warum steigert sich das Schmerzemfinden bei kaltem Wetter? Und wie kann manseine Gelenke in der kalten Jahreszeit bestmöglich schützen? Ein paar einfache selfhelp-Strategien können gut durch den Winter helfen und ein kleines Stückchen neue Lebensqualität in die kalten Monate bringen.

Der Volksmund spricht davon, dass einem das nass-kalte Wetter förmlich “in die Knochen kriecht” wenn Kälte, Wind und feuchtes Wetter die Gelenksteifigkeit und die damit verbundenen Schmerzen der Betroffenen verstärken. Die Wissenschaft ist noch auf der Suche nach allgemein gültigen Erklärungen dafür, warum sich Reumatische Erkrankungen im Herbst und Winter bei einer Mehrzahl an PatientInnen verstärken. In wissenschaftlichen Studien zum Einfluss des Wetters auf das Schmerzempfinden von Rheumatikern, beschreiben immerhin 63-87 % der Befragten das Wetter als wichtig für die Intensität ihrer Schmerzempfindungen. Und damit bestätigen die Forschungen lediglich die seit der Antike dokumentierte Überzeugung, dass das Wetter mit dem Schmerzempfinden bei rheumatischen Erkrankungen in enger Verbindung steht. Schon der griechische “Vater der Heilkunde” Hippokrates beschrieb 400 vor Christus den Einfluss von Wind und Regen auf chronische Erkrankungen. Und auch die 2.000 Jahre alte Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)  definiert die krankheitsauslösenden Faktoren Wind (feng), Feuchtigkeit (shi) und Kälte (han), die gemeinsam in Blutgefässe, Muskeln und Gelenke eindringen, Beschwerden verursachen und Abwehrkräfte schwächen.

ggG – gut geschmierte Gelenke

Ein Grund, warum sich die Schmerzen in der kalt-feuchten Jahreszeit stärker melden, ist laut Experten die schlechtere “Schmiere” der Gelenke: ist es kalt, bewegen wir uns nicht so entspannt und locker wie bei milden Temperaturen. Doch wenn wir in den winterlichen Energiesparmodus gehen, wird die Durchblutung verringert, dieMuskulatur verspannt sich, der Druck auf die Gelenke verstärkt sich und diesebeginnen dumpf zu schmerzen. Regelmäßige Bewegung dagegen sorgt für gute Durchblutung der Gelenke sprich für “gut geschmierte Gelenke”: Die zähflüssige Gelenkflüssigkeit auch Synovia oder Gelenksschmiere genannt erzeugt einenschützenden Gleitfilm, der Reibung reduziert, Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt und nebenbei auch noch für den Abtransport von Abbauprodukten zuständig ist. Sie ist quasi Securitydienst, Nahversorger und Müllabfuhr in Personalunion. Wer also auch in der kalten Jahreszeit genügend trinkt und sich regelmäßig bewegt, tut seinen Gelenken etwas Gutes. Auch wenn die Zusammenhänge wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt sind, herrscht Konsens darüber, dass Bewegung entzündliche Schübe reduzieren kann und rheumatischen Gelenkversteifungen aktiv entgegenwirkt.Und es gibt noch ein Argument für den täglichen Winterspaziergang:

Der Einfluss von Sonne und Vitamin-D

Wissenschaftliche Studien liefern Hinweise darauf, dass unser im Winter unvermeidlicher Vitamin-D Mangel ebenfalls ein Auslöser der jahreszeitlich bedingten Rheumabeschwerden sein könnte. Laut Studien liegt bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen häufig ein Vitamin-D-Mangel vor. Experten von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie raten auf Grund der vermehrten Hinweise auf die anti-entzündlichen Wirkung von Vitamin-D gegen entzündlich-rheumatische Erkrankungen dazu, besonders in den Wintermonaten den Mangel mithilfe von Vitamin-D Präparaten auszugleichen. Und bestenfalls zusätzlich die Wintersonne zu genießen!

4 TIPPS, wie Sie gut durch Herbst & Winter kommen:

  • Regelmäßige Bewegung – trotz Schmerz und Kälte: Bewegungsmangel ist vor allem in der kalten Jahreszeit Gift für die Gelenke. Ein täglicher Spaziergang sollte ein Fixpunkt sein – dabei kann auch gleich etwas Sonne getankt werden. Gymnastik oder schwimmen im Hallenbad sind gute Alternativen.
  • Warm einpacken – aber Schwitzen vermieden: Um Unterkühlungen zu vermeiden, sollten vor allem Kopf, Hände und Füße warm eingepackt werden. Knie- und Ellenbogenwärmer schützen zusätzlich schmerzende Gelenke, der vielschichtige “Zwiebellook” hält warm und trocken.
  • Ausprobieren, was gut tut – jede/r reagiert anders. Wärme und Kälte wirken sich unterschiedlich auf RheumapatientInnen aus. Manchmal tut Kälte auch gut z.B. in Form von Topfenwickel oder Cold Packs bei Gelenksentzündungen.
  • Auf’s Trinken nicht vergessen auch wenn unser Körper bei Kälte nicht danach schreit, immer ausreichend trinken.

Trotzen Sie der Kälte durch aktives Bewegen! Packen sie sich warm ein, damit sie gegen die Stürme gut gewappnet sind und raus ins Leben!

 

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Autorin: Dr. med. Iris Herscovici

Bildnachweis: Maridav